Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Shlomo Graber

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Shlomo Graber (ca. 2020)
Shlomo-graber.jpg

Shlomo Graber (geb. 1926), Schweizer Künstler

Leben

  • tachles, 8.5.2023:

Görlitz ehrt Shlomo Graber

Der Oberbürgermeister der sächsischen Stadt reiste nach Basel, um dem Holocaust-Überlebenden die Ehrenbürger-Würde zu überreichen.

Shlomo Graber lebt seit 1989 in Basel, wurde aber 1926 in Majdan (Russische Karpaten) geboren und wuchs im ungarischen Nyirbtor auf. 1941 wurde er mit der Familie als Staatenloser nach Polen deportiert und im Mai nach Auschwitz verbracht. Ausser ihm und dem Vater ermordeten die Nazis schliesslich alle Familienangehörigen. Graber musste während des Zweiten Weltkriegs im Konzentrationslager Görlitz-Biesnitzer Grund Zwangsarbeit leisten und hat kurz vor Kriegsende einen Todesmarsch überlebt.

Wie die «Sächsische Zeitung» berichtet, hat ihn der eigens aus der heute direkt an der polnischen Grenze liegenden Stadt Görlitz angereiste Oberbürgermeister Octavian Ursu nun in Basel zum Ehrenbürger ernannt. An dem Anlass sagte Graber über die Verfrachtung der Familie nach Auschwitz: «Noch heute sehe ich, wie sich meine Familie binnen Sekunden von mir entfernt. Dass ich mich nicht von ihnen verabschieden konnte, quält mich bis heute».

Graber gelang nach dem Krieg der Aufbau einer neuen Existenz in Ungarn, dann in Israel und schliesslich in Basel. Dort lebt er mit seiner Frau Myrtha Hunziker, die eine Galerie in der Spalenvorstadt betreibt. Graber ist seit den 1990er-Jahren als Kunstmaler tätig. Besondere Freude bereiten dem 97-Jährigen die 16 Urenkel: «Als mein erstes Kind geboren wurde, schrie ich vor Freude. Das war meine Rache an Hitler.»

Erst in Basel fand Graber die Kraft und die Ruhe, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. 2001 publizierte er die Memoiren «Dreimal dem Tod entkommen» . Graber verschrieb sich dem Ziel, ein glückliches Leben zu führen und tritt im In- und Ausland als Zeitzeuge auf, diskutiert aber auch die Gefahren von Extremismus, Faschismus und Nationalismus: «Ich fühle mich verpflichtet, meine Geschichte weiterzugeben, vor allem an junge Menschen.»

Aus dieser Haltung heraus kehrte Graber 1990 zum ersten Mal nach Görlitz zurück: «Die Stadt lud mich ein, und das berührte mich», sagt er. Weitere Besuche etwa in der ehemaligen Synagoge folgten. Er schrieb in das Goldene Buch der Stadt: «Ich bin begeistert, wie man mich in Görlitz behandelt. Man bemüht sich dort extrem um mich».

Oberbürgermeister Ursu erklärte in Basel: «Görlitz hat sich in den letzten Jahren intensiv mit dem jüdischen Leben und der jüdischen Geschichte der Stadt auseinandergesetzt». Die Idee der Ehrenbürgerschaft sei auch vor diesem Hintergrund entstanden und wird als Beitrag zur Aussöhnung angesehen. Dass Graber die Ehrung annehme, sei nicht selbstverständlich, so Ursu: «Die Verschleppung ins KZ und der berüchtigte Todesmarsch, von dem von 1 500 Menschen nur 500 lebend zurückkamen: Shlomo Graber hat das schlimmste Jahr seines Lebens in Görlitz erlebt». Die Besonnenheit, mit der Graber bewusst in die Stadt zurückgekommen sei, um Geschichtsaufklärung zu machen, sei deshalb besonders ehrenwert.

Ursu traf Graber zwei Tage vor dem Jahrestag von dessen Befreiung aus dem KZ. Als er noch in Israel lebte, feierte Graber diesen jeweils mit rund hundert weiteren Befreiten. Heute ist er der Letzte dieser Gruppe, vermutlich der letzte Überlebende des KZ Görlitz überhaupt.

Dieser Artikel wurde in Jewiki verfasst und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. Die an diesem Artikel beteiligten Autoren sind in der Autorenliste einsehbar.