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Olinde Rodrigues

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Benjamin Olinde Rodrigues (geb. 6. Oktober 1795 in Bordeaux; gest. 17. Dezember 1851 in Paris) war ein französischer Mathematiker, Bankier und Sozialreformer.

Rodrigues wurde als ältester von acht Kindern eines jüdischen (ursprünglich stammte die Familie wahrscheinlich aus Portugal) Buchhalters, Bankiers und Aktienhändlers in Bordeaux geboren, zog aber bald mit der Familie nach Paris. Dort besuchte er das Lycée Louis-le-Grand und studierte dann, nachdem er erster (vor seinem alten Klassenkameraden Michel Chasles) in den Aufnahmeprüfungen für die Eliteschulen École polytechnique und École normale supérieure wurde, an der neu gegründeten Universität Paris. Möglicherweise waren damals Juden schon nicht mehr an den beiden französischen Eliteschulen zugelassen. 1816 wurde er dort in Mathematik promoviert. In seiner Dissertation gab er die Rodrigues-Formel für Legendre-Polynome an (publiziert in Mémoire sur l'attraction des sphéroïdes.), 1835 von James Ivory und Carl Gustav Jacobi unabhängig wiederentdeckt (Charles Hermite und Heinrich Eduard Heine schrieben es wieder Rodrigues zu). Danach wurde er Bankier, und brachte es zu Reichtum unter anderem mit Finanzierungen zum französischen Eisenbahnsystem. Teilweise war das darin begründet, dass er mit der einsetzenden Reaktion als Jude keine Chance auf einen Mathematiklehrstuhl hatte. Rodrigues war aktiv in der sozialistischen Bewegung und unterstützte beispielsweise Henri de Saint-Simon, dem er 1823 nach einem Suizidversuch wieder auf die Beine half und finanziell unterstützte, und wurde nach dessen Tod einer der Führer der Saint-Simonisten, trennte sich aber 1832 von ihnen, als ihm einige Ideen zu radikal wurden.

Bekannt ist er heute vor allem für eine Arbeit aus dem Jahr 1840 (Annales de Gergonne), in der er Drehungen im dreidimensionalen Raum mit Hilfe von Quaternionen darstellte, die später (1843) von William Rowan Hamilton wiederentdeckt wurden. Rodrigues assoziierte auch korrekt den halben Winkel mit Quaternionen-Drehungen (im Gegensatz zu Hamilton), entsprechend der Darstellung einer zweifachen Überlagerung der Drehgruppe. Er untersuchte auch infinitesimale Drehungen und nahm dabei Ergebnisse aus der Theorie der Lie-Gruppen vorweg. Die Rodrigues-Formel aus diesem Themenbereich ist mit seinem Namen verbunden.

Gelegentlich wird sein Name auch in der Literatur falsch zitiert. Elie Cartan beispielsweise zitierte ihn als die Autoren Olinde und Rodrigues. Olinde ist im Übrigen ein Vorname, den er als Kind bei der Einbürgerung der Juden in Frankreich als „französischen Vornamen“ annahm.

Ein weiteres Resultat von Rodrigues zur Kombinatorik (eine erzeugende Funktion zur Zahl der Vertauschungen bei Permutationen von Objekten, Liouvilles Journal 1839) wurde durch Leonard Carlitz 1970 wiederentdeckt. Eine Rekursionsformel von Rodrigues für die Zerteilung eines Polygons in Dreiecke wurde von Eugen Netto in sein Lehrbuch der Kombinatorik aufgenommen.

Literatur

  • Simon Altmann, Eduardo Ortiz (Herausgeber): Mathematics and Social Utopias in France – Olinde Rodrigues and his Times. American Mathematical Society 2005 (Konferenz am Imperial College, London 2001).
  • S. Altmann: Hamilton, Rodrigues and the Quaternion Scandal. Mathematics Magazine Bd.62, 1989, Heft 5, S.291.
  • S. Altmann: Rotations, Quaternions and Double Groups. Oxford, Clarendon Press 1986, Dover 2005.
  • Jeremy Gray: Olinde Rodrigues' paper of 1840 on Transformation Groups. Archive for the History of Exact Sciences, Bd. 21, 1979/80, S.375.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Olinde Rodrigues aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.