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Metronom

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Dieser Artikel behandelt das Metronom als musikalisches Taktgebegerät. Zu anderen Bedeutungen siehe Metronom (Begriffsklärung).
Mechanisches Metronom

Datei:Sound Classic Metronome 96.ogg Ein Metronom ist ein mechanisches oder elektronisches Gerät, das durch akustische Impulse in gleichmäßigen Zeitintervallen ein konstantes Tempo vorgibt. Die Metronomfunktion kann auch in elektronische Musikinstrumente (z. B. Keyboards, E-Pianos) integriert sein oder durch Software (insbesondere Mobile Apps) simuliert werden.

Die Zahl, die auf dem Metronom eingestellt wird, gibt die Schläge pro Minute an, also in der MaßeinheitBeats per minute“ (bpm). In der klassischen Musik wird dies mit M. M. (= Mälzels Metronom) abgekürzt. Stellt man also das Metronom auf 60, so dauert das Zeitintervall (beispielsweise einer halben Note) von einem bis zum nächsten Schlag genau eine Sekunde.

Geschichte

Chronomètre des Étienne Loulié 1696

Das früheste bekannte Gerät, das dem Zweck einer gleichmäßigen Tempovorgabe diente, stammt von dem andalusischen Erfinder Abbas ibn Firnas (810–887).[1] Zur Einhaltung eines gleichmäßigen Tempos wurde erstmals von Thomas Mace im Jahr 1676 ein Fadenpendel vorgeschlagen. Vermutlich aufgrund dieser Anregung veröffentlichte 1696 Étienne Loulié die Beschreibung eines Fadenpendel-Metronoms mit einer am Faden befestigten Bleikugel.[2]

In der Zeit von 1800 bis 1820 wurden eine Reihe unterschiedlicher Zeitmesser erfunden.[3] Größere Bedeutung erlangte das Metronom jedoch erst nach 1815 in der vom Instrumentenbauer und Konstrukteur von mechanischen Automaten Johann Nepomuk Mälzel in Paris gebauten Form. Die Aufforderung, eine derartige Maschine zu bauen, stammte von mehreren bekannten Musikern. Auch Ludwig van Beethoven wünschte sich, wie er später schreibt, eine präzisere Tempodefinition, als die bisherigen (Adagio, Allegro, Presto etc.) angaben. Ein Musik Chronometer wurde 1814 von dem in Amsterdam lebenden deutschen Mechaniker und Orgelbauer Dietrich Nikolaus Winkel angefertigt, nachdem Johann Nepomuk Mälzel bei diesem Rat gesucht hatte. Mälzels Patent für ein Metronom datiert vom 5. Dezember 1815.[4] Erst nachdem die Fertigung in größeren Stückzahlen angelaufen war, erfuhr Dietrich Nikolaus Winkel davon und reklamierte die Erfindung für sich. Im Jahre 1820 wurde die eigentliche Erfindung des Metronoms in einem Rechtsstreit schließlich Dietrich Nikolaus Winkel zuerkannt; viele Zeitgenossen vertraten aber auch danach den Standpunkt, dass Mälzel der rechtmäßige Erfinder des Metronoms sei.[5] Dietrich Nikolaus Winkel hat für Mälzel nach dessen Vorstellung das erste Metronom konstruiert, Mälzel hat dieses Metronom um eine Skala erweitert und es schließlich in großen Stückzahlen in eigenen Fabriken in Paris und London gefertigt und bis nach Amerika verkauft.[6][7][8] Das in Wien von Leonhard Mälzel gefertigte Metronom wird stark abweichend beschrieben.[9]

Bei dem in London[10] und Paris gefertigten mechanischen Metronom wird eine Feder aufgezogen, die über eine rückfallende Hemmung ein Pendel in Schwung hält, ähnlich dem Mechanismus in einer Uhr. Durch ein verschiebbares Gewicht am Pendel kann die Frequenz des Metronoms anhand einer Skala eingestellt werden. Bei manchen Metronomen kann zusätzlich noch ein Glöckchen aktiviert werden, das jeweils auf der ersten Taktzeit klingelt, einstellbar für zwei-, drei-, vier- oder sechszählige Takte. Beim elektronischen Metronom wird das Taktsignal elektronisch erzeugt. Seine Größe kann von der eines mechanischen Metronoms bis zum Scheckkartenformat reichen. Ein Vergleich der Tempobezeichnungen auf den Skalen der abgebildeten Metronome offenbart zum Teil erhebliche Unterschiede und belegt, dass derartige Angaben nicht immer verlässlich sind.

Metronomzahlen und Interpretation

Vom Komponisten selbst mit Bezug auf einen bestimmten Notenwert wie „Halbe“, „Viertel“ oder „Achtel“ angegebene Metronomzahlen sind für den Interpreten wertvoll als Richtschnur für das von ihm zu wählende Tempo. Metronomangaben von Herausgebern oder von anonymer Herkunft hingegen können höchstens als Richtschnur ohne authentischen Anspruch auf Richtigkeit dienen. Die Tempoangaben auf der Skala des Mälzel-Metronoms (wie „Andante – gehend 76–108“) beziehen sich nicht auf bestimmte Notenwerte. In der Tempowahl muss die vorliegende Taktart berücksichtigt werden: Ein „Andante 38“ ist in der Musik der Klassik z. B. schneller als ein „Andante 34“, und dieses wiederum schneller als ein „Andante 44“. Ebenso ist es mit den Taktarten 22, 24 und 28.

Die klassische Musik vor Beethoven kannte und brauchte noch kein Metronom. Sie benutzte ein Tempo-System aus den „natürlichen Tempi der Taktarten“, welche sich beispielsweise aus Tänzen herleiten, deren Tradition den Musikern bekannt war; Andante etwa orientiert sich an der Bewegung des Gehens, das individuelle Abstufungen kennt. Auch regionale Unterschiede waren möglich, auch waren die Musiker fähig, das Tempo in der erforderlichen Weise nach der Größe des Aufführungsraums (Kirche, Saal, Zimmer), der aktuellen Besetzungsstärke etc. zu variieren. Ferner galt die Regel, sich an den kleinsten vorkommenden Notenwerten zu orientieren: der Schlag eines Stückes (Metronoms) wurde z. B. langsamer genommen, wenn es Zweiunddreißigstel enthielt, als wenn es überwiegend nur aus Sechzehnteln oder gar Achteln bestand. Die italienischen Tempoangaben halfen dann als zusätzliche Hinweise. Trotz seiner Begeisterung über das durch Mälzel endlich praktisch verwendbar gewordene Metronom hat Beethoven von seinen über 400 Werken nur 25 „metronomisiert“, d. h. mit Tempoangaben nach der Mälzel-Skala versehen.

Trivia

1840 ließ das britische Militär ein großes Metronom bauen, um die Marschgeschwindigkeit seiner Truppen zu messen bzw. vorzugeben. Der „Army Preceptor“ hatte ein dreistufige Skala: slow (langsam; 75 bpm.); quick (zügig; 110 bpm.) und double-quick (Laufschritt; 150 bpm.).[11] Selten findet das Metronom auch Einsatz als Instrument: Ravels Die spanische Stunde beginnt mit einem von Metronomen simulierten Uhrwerk. In der Popmusik wird das Metronom gelegentlich statt Perkussion benutzt und ergibt damit einen besonderen Effekt. So werden Gitarre und Gesang im Song Stranger things have happened der Foo Fighters nur durch ein Metronom begleitet. Auch Paul McCartney setzte in Distractions das Metronom als eigenständiges perkussives Element ein.[12] György Ligeti schrieb mit Poème symphonique gar ein ganzes Stück, das von 100 Metronomen gespielt wird.[13]

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Lynn Townsend White: Eilmer of Malmesbury, an Eleventh Century Aviator: A Case Study of Technological Innovation, Its Context and Tradition. In: Technology and Culture 2, 1961, S. 97–111
  2. Helmut K. H. Lange: So spiele und lehre ich Chopin. Analysen und Interpretationen. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-515-05772-2, S. 50 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  3. Gottfried Weber: Art. Chronometer. In: Johann Samuel Ersch, J. G. Gruber (Hrsg.): Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Folge. 21. Theil. Gleditsch, Leipzig 1830, S. 204–209, hier S. 208 (Digitalisat in der Google Buchsuche).
  4. Specification of the Patent granted to John Maelzel. In: The Repertory of patent inventions: and other discoveries and improvements in arts, manufactures, and agriculture ..., Band 33, Seir 2. Wyatt, London 1818, S. 7–13 (Digitalisat in der Google Buchsuche)
  5. Wilhelm Binder (Hrsg.): Allgemeine Realencyclopädie oder Conversationslexicon für das katholische Deutschland. Band 9. Georg Joseph Manz, Regensburg 1848, S. 1059 f. (Digitalisat in der Google Buchsuche).
  6. Mälzels Metronom. In: Allgemeine musikalische Zeitung, Band 19, 1817, Sp. 417–422 (Digitalisat in der Google Buchsuche).
  7. Vgl. Oesterreichisches Musiklexikon
  8. Gottfried Wilhelm Fink: Der musikalische Hauslehrer: oder Theoretisch-praktische Anleitung für Alle, die sich selbst in der Tonkunst, namentlich im Pianofortespiele, im Gesange und in der Harmonielehre ausbilden wollen. Haendel, Leipzig 1847, S. 56 (Digitalisat in der Google Buchsuche)
  9. „Es besteht aus einem senkrecht stehenden Stabe oder Pfahle, von dessen oberm Ende ein kleiner wagerechrer Arm galgenähnlich vorsteht. Von dem Ende dieses Arms hängt […] eine Kugel an einer Schnur […], das hintere Ende der Schnur läuft wieder am Pfahle herab, so daß, je tiefer man dieses Ende herabziebt, desto höher die am andern Ende hängende Kugel aufgezogen, und desto kürzer folglich das Pendel wird. Am Pfahle ist eine Scala angebracht, welche anzeigt, wie viele Schwingungen das Pendel binnen einer Minute macht, […] Es wird in Wien von Leonhard Mälzel, […] gefertigt.“ Stephan von Keess (Hrsg.): Darstellung des Fabriks- und Gewerbswesens in seinem gegenwärtigen Zustande: vorzüglich in technischer, mercantilischer und statistischer Beziehung. Zweiter Band. Mörschner und Wiesner, Wien 1824, S. 176–181 (Digitalisat in der Google Buchsuche).
  10. The New Monthly Magazine, Band 9, 1818, S. 521 (Digitalisat in der Google Buchsuche).
  11. Von praktisch bis äusserst skurril – Ausstellung über das Metronom in Basel
  12. Metronome – Trivia (Memento vom 13. März 2017 im Internet Archive)
  13. György Ligeti: Poème symphonique, for 100 metronomes, 10 performers & 1 conductor bei Allmusic (englisch)

Weblinks

 Commons: Metronom – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Metronom – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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