Lustreise

Eine Lustreise war dem ursprünglichen Sprachgebrauch nach eine Reise zum Vergnügen.

Geschichtliches

Sie dient - ähnlich wie der Lustwandel (seit dem 17. Jahrhundert üblicher Terminus für Spaziergang) - der Zerstreuung und Erbauung. Der Begriff Lustreise grenzt eine Reise von anderen Reisen ab, die zu einem bestimmten Zweck (Beruf, Kultur, Kunst, Bildung), der Auswanderung oder Forschungsreise (auch Entdeckungsreise oder Expedition genannt) diente(n).

Der Begriff Lustreise hatte ursprünglich keine sexuelle Korrelation, das hat sich im ausgehenden 20. Jahrhunderts aber geändert, bezeichnet eine Lustreise nun auch eine Reise zu sexuellen Zwecken (siehe Sextourismus). Um die Konnotation zu 'Lust = sexuelles Vergnügen' zu vermeiden, hat sich mittlerweile der unverfänglichere Begriff der Vergnügungsreise durchgesetzt.

Lustreise in der Literatur

• 1830 veröffentlichte Peter Samuel Schilling (1773 - 1852, Insektenkundler) ein Buch mit dem Titel Lustreise in die Grafschaft Glatz.

• 1839 veröffentlichte Titus Tobler (1806 - 1877, ein Schweizer Arzt und Palästinaforscher) seine Reiseerlebnisse. 1839 erschienen zwei Bände unter dem Titel Lustreise ins Morgenland; sie fanden große Beachtung (wie auch Reisebücher, die er nach seinen darauffolgenden Reisen veröffentlichte).

Beispiele für Lustreise im aktuellen Sprachgebrauch

• Im Sommer 2005 wurde öffentlich bekannt, dass hohe VW-Manager VW-Betriebsräte mit teuren Fernreisen bedacht hatten. Zugleich wurde der Vorwurf bekannt, selbige hätten sich auf VW-Kosten mit Prostituierten. Diese Reisen wurden in Medien und Öffentlichkeit häufig als 'Lustreisen' bezeichnet. Der Ex-Betriebsratschef von VW Klaus Volkert wurde zu einer Haftstrafe (2 Jahre und 9 Monate) verurteilt und musste diese auch antreten, nachdem der Bundesgerichtshof die Revision des Urteils (die er und auch die Staatsanwaltschaft betrieben hatten) abgelehnt hatte.

• Im Mai 2011 wurde bekannt, dass im Rahmen einer dreitägigen Incentive-Reise für die 70 bis 100 erfolgreichsten HMI-Vertriebs-Mitarbeiter im Juni 2007 in Budapest eine Nacht in der Gellért-Therme gefeiert wurde, bei der auch mindestens 20 Prostituierte anwesend waren. Auch diese Reise wurde häufig als 'Lustreise' bezeichnet.

• Die jahrelange Praxis von großen Energiekonzernen bzw. -Gebietsmonopolisten wie RWE und E.ON, Lokalpolitiker auf aufwändige Reisen oder Ausflüge einzuladen, wurde ab etwa 2005 zunehmend öffentlich kritisiert. Von Mitte 2005 bis etwa 2007 ermittelte die Staatsanwaltschaft Köln wegen des Verdachts, dass die Eon und RWE jahrelang Aufsichtsräte kommunaler Energieunternehmen zu luxuriösen Lustreisen eingeladen haben. Als Motiv für die Großzügigkeit der Energieversorger vermuteten die Ermittler ,,politische Landschaftspflege. 2007 ermittelte sie bundesweit gegen etwa 700 Kommunalpolitiker und leitende Rathausbeamte, die im Verdacht der Vorteilsannahme standen. Hinzu kamen Strafverfahren gegen Manager von Eon und RWE wegen Vorteilsgewährung. Dass elf Aufsichtsräte eines kommunalen Versorgers auf Kosten der Eon-Tochter Ruhrgas zu einer Energie-Fachtagung - mit ihren Partnerinnen - nach Rom reisten, bezeichnete die Staatsanwaltschaft Köln als eine eindeutige Lustreise.

Siehe auch

• Zur Erholungsreise: Erholungsurlaub
• Geschäftsreise
• Kulturtourismus
• Bildungsreise