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Hinde Bergner

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Hinde Bergner, eigentlich Hindsia Bergner, (geb. 10. Oktober 1870 in Redim/polnisch: Radymno; verst. vermutlich in der zweiten Hälfte des Jahres 1942 an unbekanntem Ort, möglicherweise in einem Vernichtungslager) war eine jiddische Schriftstellerin aus Galizien.

Biographie

Hinde Bergner (eigentlich: Hindsia Bergner) war die Tochter der Bluma und des Josef Rosenblatt in Redim, heute Radymno in Polen. Redim hatte zum damaligen Zeitpunkt ca. 4000 Einwohner, die Hälfte davon waren Juden. Sie war verheiratet mit Ephrajim Ben Selig Bergner, der am 23. Juli 1939 verstarb. Im Jahr 1939 wurde das Städtel Radymno von den Nationalsozialisten besetzt. Die Gegend um Radymno wurde zum Einzugsgebiet der Aktion Reinhard der NS.[1] Hinde Bergner gelang die Flucht auf die sowjetische Seite. Sie hielt sich in Rava-Ruska, in Przemyśl und zuletzt in Przemyslany auf. Noch im Jahr 1942 lebte Hinde Bergner, gemäß einer Nachricht des „Roten Kreuzes“ in Przemyslany bei Lemberg. Im August 1942 erreichte die Söhne eine letzte Nachricht ihrer Mutter, die über Verwandte aus der Schweiz übermittelt wurde. Danach verlor sich die Spur Hinde Bergners.

Hinde Bergner sprach drei Sprachen, Jiddisch, Polnisch und Deutsch. Die drei Söhne Hinde Bergners hatten im Jahr 1937 die Idee, dass die Mutter, die Radymno bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs kaum verlassen hatte, ihre Erinnerungen an das „Städtel“ , jiddisch „Schtetl“, niederschreiben sollte. Sie wussten durch die Briefe der Mutter von deren schriftstellerischem Talent. Im Verlauf von eineinhalb Jahren beschrieb Hinde Bergner Blätter und verschickte diese an ihre Söhne. So entstand das Buch In den langen Winternächten ... Familienerinerungen aus einem Städtel in Galizien (1870-1900), dessen jiddische Erstausgabe 1946 in Montreal erschien. Die drei Söhne Mosche Harari (1892–1921), Melech Rawitsch (1893–1976) und Herz Bergner (1907–1970) sorgten für diese Ausgabe. Im Jahr 1995 sorgte der Otto Müller Verlag Salzburg/Wien dafür, dass das Buch in deutscher Sprache herausgegeben wurde. Es eröffnete die Jiddische Bibliothek. Isaac Bashevis Singer schrieb das Vorwort für diese Ausgabe, das eine der wenigen Erinnerungen an das jüdische Leben in Galizien, aus weiblicher Sicht geschrieben, darstellt. Singer verwies in diesem Vorwort auf das reiche Jiddisch von Hinde Bergner und gab seinem großen Bedauern Ausdruck, dass es Hinde Bergner nicht vergönnt war, ihr Werk weiter zu führen. Das Nachwort des Büchleins (1995) stammt von Armin Eidherr.

Ein Enkel von Hinde Bergner ist der Maler Jossel Bergner, ein Freund Isaac Bashevis Singers.

Veröffentlichungen

  • Hinde Bergner: In den langen Winternächten ... Familienerinnerungen aus einem Städtel in Galizien (1870-1900). Mit einem Geleitwort von Isaac Bashevis Singer, Übersetzung und Nachwort von Armin Eidherr, Zeichnungen Jossel Bergner, Otto Müller Verlag Salzburg/Wien 1995 (Jiddische Bibliothek). ISBN 3-7013-0901-9. (Der Jiddische Titel der 1946 in Montreal erschienenen Erstausgabe lautet: In de lange vinternekht: mishpokhe zikhroynes fun a shtetl in Galitsye, 1870-1900.)

Literatur

  • Monika Rüthers: Frauenleben verändern sich, in: Heiko Haumann (Hrsg.): Luftmenschen und rebellische Töchter. Zum Wandel ostjüdischer Lebenswelten im 19. Jahrhundert, Lebenswelten osteuropäischer Juden Bd. 7, Böhlau Köln, Weimar, Wien 2003, S. 223–266, zu Hinde Bergner S. 226. ISBN 3-412-06699-0.

Einzelnachweise

  1. : Wolfgang U. Eckart: Medizin in der NS-Diktatur. Ideologie, Praxis, Folgen, Böhlau Verlag Wien, Köln, Weimar 2012, Kapitel 3: Biodiktatorische Praxis nach 1933, hier 3.3.6: Die »Aktion Reinhardt«, S. 145.

Weblinks

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