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Exterieur (Pferd)

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Als Exterieur bezeichnet man das äußere Erscheinungsbild und den Körperbau eines Pferdes. Exterieur und Interieur bestimmen über die Verwendbarkeit des einzelnen Tieres, und über sie wird in der Rassebeschreibung auch der Verwendungszweck der Rasse festgelegt.

Allgemeines

Der Begriff trocken im Bereich Kopf und Beine wird beim Pferd synonym zu gut konturiert als Gegensatz zu schwammig verwendet. Auf den Körper verwendet deutet er auf ein durchtrainiertes Pferd mit nur sehr dünner Fettschicht hin. Vollblüter zum Beispiel haben eine Veranlagung zum trockenen Körperbau, während Kaltblüter eher die Veranlagung zum schwammigen Körperbau haben, dabei aber durchaus einen trockenen Kopf aufweisen können.

Als Rahmen eines Pferdes wird das Verhältnis von Schulter- und Kruppenlänge zum Stockmaß und zur Körperlänge bezeichnet. Ein Pferd mit großem Rahmen hat also in Relation zu seiner Größe lange Schultern und eine lange Kruppe. Ein großer Rahmen deutet auf eine gute Beweglichkeit hin und ist daher für Sportpferde erwünscht.

Der Begriff Adel, beziehungsweise edel, wird mehrdeutig verwendet:

  1. Für dem Vollblut sehr nahestehende Pferde: in diesem Fall sind insbesondere Araber und Englische Vollblüter per Definition edel. In dieser Bedeutung wird der Begriff vor allem bei Warmblütern verwendet. Steht eine Rasse sehr nah am Vollblut, wie zum Beispiel der Trakehner, so wird nicht nur das Individuum, sondern die gesamte Rasse als edel bezeichnet. In diesem Sinn wird auch der Begriff Veredelung bei der Einkreuzung von Vollblütern oder diesen sehr nahestehenden Rassen in Warmblutrassen verwendet.
  2. Für ein in seinem gesamten Exterieur besonders nah am Zuchtziel der jeweiligen Rasse liegendes Individuum. In diesem Sinne kann der Begriff Adel für Individuen jeder Pferderasse verwendet werden.
  3. Im Zusammenhang mit Vollblütern wird der Begriff als Synonym für trocken und leichtkalibrig verwendet.

Als Kaliber bezeichnet man beim Pferd das Verhältnis von Gewicht zu Stockmaß.

Kopf

Im Wesentlichen werden fünf Kopfformen unterschieden:

  • Gerader Kopf: er entspricht dem heutigen Schönheitsideal am ehesten, Ober- und Unterlinie haben nur einen geringen Winkel
  • Keilkopf: Ober- und Unterlinie bilden einen größeren Winkel, der Kopf wirkt daher von der Seite betrachtet keilförmig
  • Ramsnase: aufgewölbte Nasenpartie, Stirn gerade
  • Ramskopf: aufgewölbte Oberlinie, häufig bei Barockpferden
  • Hechtkopf: abwärts gewölbte Oberlinie, vor allem beim europäischen Araber-Showpferd anzutreffen

Die Leistungsfähigkeit oder Eignung des Pferdes wird durch dieses Merkmal nicht beeinflusst. Nur ein zu stark herausgezüchteter Hechtkopf bietet dem Gebiss nicht mehr genügend Platz, weshalb in diesem Fall die Ernährung angepasst werden muss. Der Abrieb der Zähne bei normaler Fütterung würde hier zu einem vorzeitigen Verschleiß der Zähne führen. Daher ist diese Kopfform in ihrer extremen Form auch nur bei Showpferden, nicht aber bei Rennpferden anzutreffen.

Ganaschen

Ganaschen nennt man den halbrunden hinteren Bereich des Unterkiefers. Eine zu enge Stellung der Ganaschen macht es dem Pferd schwer bis unmöglich, die bei der Dressur geforderte Haltung anzunehmen. Daher ist die Ganaschenweite mitentscheidend für die Eignung zum Reitsport.

Hals

Fürs Reiten ist ein Hals gefragt, der sich leicht aufwölbt und in Anlehnung an den Zügel seinen höchsten Punkt im Genick hat. Weiterhin soll die Oberlinie des Halses gut bemuskelt sein (Trainingsfrage) und der Hals eine hinreichende Länge aufweisen. Ist der Hals zu lang und stark gewölbt, kann es dazu kommen, dass der höchste Punkt hinter dem Genick liegt. Dies wird als Schwanenhals bezeichnet und ist fürs Reiten nicht erwünscht, da das Pferd sich hierdurch leicht dem Zügel entzieht. Ebenso ist ein zu tief angesetzter steiler Hals (Hirschhals) unerwünscht, da er dem Pferd auf Grund falscher Bemuskelung (Unter- statt Oberlinie des Halses) die korrekte Haltung sehr erschwert oder sogar unmöglich macht.

Rumpf

Man unterscheidet zwischen Quadrat-, Längsrechteck- und Hochrechteckpferden. Gemessen wird dabei jeweils das Verhältnis von Widerristhöhe (Stockmaß) zu Rumpflänge (Bug bis Sitzbeinhöcker). Als Arbeitsreitpferde, die den ganzen Tag eingesetzt werden sollen, werden dabei eher Quadratpferde – Widerristhöhe gleich Rumpflänge – bevorzugt, weshalb diese auch meist beim Westernreiten anzutreffen sind. Der Grund hierfür ist die höhere Belastung des Rückens durch das Reitergewicht, die es dem Längsrechteckpferd schwer macht, den Reiter über lange Zeiträume ohne Pausen zu tragen. In der Dressur wird auf Grund der besseren Rückenfreiheit (Beweglichkeit) das Längsrechteckpferd – Rumpflänge größer als Widerristhöhe – bevorzugt.

Widerrist

Der Widerrist des Pferdes entscheidet wesentlich über die Lage des Sattels und ist daher von großer Bedeutung für Reitpferde. Ein zu flacher Widerrist macht die Lage des Sattels unstabil. Früher war es üblich, ihn mit einem Schweifriemen am Vorwärtsrutschen zu hindern, von dieser Methode sollte man mittlerweile jedoch Abstand nehmen im Sinne des Pferdes. Ein zu hoher Widerrist birgt die Gefahr in sich, dass der Sattel zu weit nach hinten rutscht. Er muss in diesem Falle mittels Vorderzeug fixiert werden.

Rücken

Der Rücken soll kräftig sein und frei schwingen können, um das Gewicht des Reiters gut aufnehmen zu können. Ein zu kurzer Rücken kann das Pferd leicht fest machen, was es für die Dressur unbrauchbar macht. Ein zu langer Rücken erschwert es dem Pferd, hinreichend weit unterzutreten, um das Gewicht auf die Hinterhand zu bekommen. In der Dressur ist ein nicht zu langes Rechteckpferd gewünscht, das einerseits die nötige Freiheit im Rücken hat, andererseits nicht zu lang ist. Fehler im Rücken sind der Senkrücken, ein nach unten gewölbter Rücken und der Karpfenrücken, eine Aufwölbung des Rückens, die dem Pferd die notwendige Flexibilität nimmt und es damit ebenfalls fürs Reiten unbrauchbar macht. Auch vor der Kutsche sind Senk- und Karpfenrücken nicht brauchbar, da der nach hinten gerichtete Druck des Geschirrs hier nicht korrekt auf die Hinterhand übertragen werden kann. Bei allen Reitpferden sind gleich hoher Widerrist und Kruppe gewünscht. Bei Rennpferden ist eine überbaute (höhere) Kruppe von Vorteil, die eine größere Sprunglänge erlaubt, bei Zugpferden kann eine etwas tiefere Kruppe vorteilhaft sein.

Kruppe

Auch die Kruppe (entspricht dem Gesäß) ist ein entscheidendes Merkmal für die Verwendbarkeit eines Pferdes. Eine sehr gerade flache Kruppe, wie sie häufig bei Rennpferden anzutreffen ist, ist für einen flachen schnellen Galopp zwar zuträglich, ist gleichzeitig aber hinderlich für eine hohe Tragfähigkeit und kann auch ein gutes Untertreten in der Versammlung behindern. Eine steil abfallende Kruppe ist dagegen gut für die Tragfähigkeit und für schwere Kaltblüter auch durchaus gewünscht, aber hinderlich für Dressur- und Springsport. In Dressur- und Springsport ist die schräge gut gerundete Kruppe erwünscht, die bei guter Tragfähigkeit auch einen optimalen Bewegungsspielraum bietet. Bei Kaltblütern ist eine gespaltene Kruppe erwünscht – die Kruppe wirkt durch starken Muskelaufbau, als sei sie gespalten.

Beine

Vorderbeine

Wesentliches Merkmal beim Vorderbein ist die korrekte Stellung. Wenn man ein Lot vom Ellbogengelenk aus fällt, sollte dieses von der Seite gesehen durch das Vorderfußwurzelgelenk und durch das Fesselgelenk verlaufen. Von vorne gesehen sollen die Gelenke ebenfalls genau übereinander stehen. Folgende Fehlstellungen können dabei auftreten:

  • bodenweit: von vorne gesehen verläuft die Linie durch die Gelenke nicht senkrecht nach unten, sondern nach außen
  • zehenweit: von vorne gesehen verläuft die Line durch die Karpalgelenke noch senkrecht, ab den Fesselgelenken nach außen
  • bodeneng: von vorne gesehen verläuft die Linie durch die Gelenke nicht senkrecht nach unten, sondern nach innen
  • zeheneng: von vorne gesehen verläuft die Line durch die Karpalgelenke noch senkrecht, ab den Fesselgelenken nach innen
  • vorbiegig: von der Seite gesehen verläuft das Lot durchs Ellbogengelenk hinter dem Vorderfußwurzelgelenk
  • rückbiegig: von der Seite gesehen verläuft das Lot durchs Ellbogengelenk vor dem Vorderfußwurzelgelenk
  • vorständig: das Bein ist zwar in sich gerade, aber insgesamt nach vorne versetzt
  • unterständig: das Bein ist in sich gerade, aber nach hinten (unter das Pferd) versetzt

Alle Fehlstellungen führen zu einer Mehrbelastung der Gelenke und sollten daher, wenn sie vorhanden sind, möglichst gering sein.

Röhrbein

Die Stärke des Röhrbeins (dritter Vordermittelfuß- bzw. Hintermittelfußknochen) wird gern als Indikator für die Springtauglichkeit verwendet, da ein zu schwaches Röhrbein den starken Belastungen der Landung nicht lange gewachsen ist. Allgemein wird sie auch für die Belastbarkeit des Pferdes durch das Gewicht des Reiters herangezogen.

Hinterbeine

Wesentliches Merkmal beim Hinterbein ist, wie beim Vorderbein, die korrekte Stellung. Wenn man ein Lot vom Hüftgelenk aus fällt, sollte dieses von der Seite gesehen durch das Sprunggelenk und durch das Fesselgelenk verlaufen. Von hinten gesehen sollen auch hier die Gelenke genau übereinander stehen. Folgende Fehlstellungen können dabei auftreten:

  • Fassbeinig: von hinten gesehen verläuft die Linie durch die Gelenke nicht senkrecht nach unten, sondern, meist o-förmig, nach innen.
  • Kuhhessig: von hinten gesehen verläuft die Linie durch die Gelenke nicht senkrecht nach unten, sondern, meist x-förmig, nach außen.
  • Vorständig: von der Seite gesehen verläuft das Lot durchs Hüftgelenk hinter Sprung- und Fesselgelenk.
  • Rückständig: von der Seite gesehen verläuft das Lot durchs Hüftgelenk vor Sprung und Fesselgelenk.
  • Säbelbeinig: von der Seite gesehen verläuft das Lot durchs Hüftgelenk vor dem Sprunggelenk und durchs Fesselgelenk.

Alle Fehlstellungen führen zu einer Mehrbelastung der Gelenke und sollten daher, wenn sie vorhanden sind, möglichst gering sein. Eine leicht säbelbeinige Haltung kommt bei vielen Gebirgspferden vor und wird hier auf Grund der höheren Trittsicherheit in unsicherem Gelände toleriert und sogar in die Rassebeschreibung mit aufgenommen.

Hufstellung

Die korrekte Hufstellung hat entscheidenden Anteil an der Belastung der Beugesehne in der Bewegung, weshalb ihr in jedem Fall eine hohe Bedeutung zukommt. Als Maß für die Hufstellung wird der Winkel zwischen Fessel und Röhrbein verwendet, statt von Hufstellung wird daher auch oft von Fesselstellung gesprochen. Normalerweise sollte der Winkel etwa 45 Grad betragen. Ist er geringer, spricht man von einer weichen, ist er größer, von einer harten Fesselung. Da das Fesselgelenk für das Pferd eine Art Stoßdämpfer ist, ist das Pferd für den Reiter entsprechend der Fesselung weicher oder härter zu sitzen. Eine weiche Fesselung ist anfälliger für Sehnenverletzungen und Durchtrittigkeit. Ist die gedachte Linie durch Fesselgelenk, Krongelenk und Huf im Fesselgelenk gebrochen, spricht man von einer bärentatzigen Hufstellung, die ein Pferd für jede Belastung untauglich macht, da hier die Beugesehne erheblich überstrapaziert wird.

Fell

Farben und Abzeichen

Die Fellfarben der Pferde (siehe auch Genetik der Pferdefarben) und ihre Abzeichen sind nur für Farbzuchten interessant.

Langhaar

Wie die Pferdefarbe, ist auch das Langhaar kein Merkmal für Leistungsfähigkeit, allerdings wird in einigen Zuchten, wie Friese und Andalusier, großer Wert auf volles Langhaar gelegt, da solche Rassen auch als Showpferde eingesetzt werden.

Weblinks

 Commons: Exterieur (Pferd) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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