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Springreiten

Aus Jewiki
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Wassergraben
Verweigerung

Springreiten ist eine Disziplin des Pferdesports, bei dem Pferd und Reiter einen aus mehreren Hindernissen bestehenden Parcours in einer festgelegten Reihenfolge überwinden. Bei den Hindernissen kann es sich um Steilsprünge, Hochweitsprünge, Geländehindernisse (Gräben, Wassergräben, Wälle, Billiards) handeln. Hindernisse können einzeln, als Distanzen oder als offene/geschlossene Kombinationen mehrerer Einzelhindernisse auftreten.

Ausbildung

Phasen des Sprungs (Zeichnung)

Zur ausgewogenen Grundausbildung eines Pferdes gehört auch eine grundlegende Springausbildung. Auch heute noch gibt es Dressurprüfungen mit Gehorsamssprung. In der Springausbildung werden unter anderem Stangenarbeit, Cavalettiarbeit, Trabsprünge, Freispringen und Gymnastikreihen zur Schulung von Rhythmus und Koordination eingesetzt. Über dem Sprung soll das Pferd den Rücken aufwölben. Das Aufwölben des Rückens wird als Bascule bezeichnet. Springgymnastik ist als Ausgleich auch bei der Gymnastizierung von Dressur- und Freizeitpferden sinnvoll. Insbesondere Takt- und Rückenprobleme können mit Springgymnastik verbessert werden. Das Gymnastikspringen ist auch für fertig ausgebildete Springpferde wertvoll, da die Technik verbessert wird, ohne die Pferde allzu sehr zu belasten. Es gibt erfolgreiche Turnierreiter und Ausbilder, wie beispielsweise Ingrid Klimke[1] oder Franke Sloothaak,[2] die sich in Training und Ausbildung weitgehend auf Dressur und Springgymnastik beschränken und die hohen Sprünge vorwiegend auf Turnieren zeigen.

„Bei der praktischen Durchführung sind Hindernishöhen von 60–100 cm vollständig ausreichend und schützen die Beine vor übermässiger Beanspruchung. Kleine Sprünge - große Wirkung!“

Ingrid Klimke: Cavaletti Dressur und Springen

Junge Pferde springen nach ersten Überzeugungen meist vertrauensvoll und willig über kleinere Hindernisse. Durch eine falsche Reittechnik können sie jedoch sehr schnell springunfreudig gemacht werden, man sagt dann, diese Pferde seien „sauer“. Es ist sehr schwierig das Vertrauen eines sauren Pferdes wieder zu gewinnen.

Phasen des Sprungs beim Springreiten (Bascule nicht ideal)

Vorlage:Panorama/Wartung/Para4

Geschichte des Springreitens als Turniersport

Caprilli, 1868–1907
Springreiten in der US Army 1941

Springturniere, die mit den heutigen vergleichbar sind, kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Den modernen Springsitz setzte der italienische Rittmeister Federico Caprilli durch.

Springkonkurrenzen, an denen nur Reiterinnen teilnehmen dürfen, werden traditionell als Amazonenspringen bezeichnet. Seit 1975 gibt es jedoch bei Welt- und Europameisterschaften keine gesonderten Amazonenchampionate mehr, beide Geschlechter starten in der gleichen Kategorie. Seitdem hat die Zahl der Amazonenspringen abgenommen. Bei den deutschen Meisterschaften gibt es noch eine gesonderte Damenkonkurrenz, bei den Schweizer Meisterschaften dagegen nicht.

Seit 1997 gibt es die Sportart Offroad-Kjöring, bei der, ähnlich wie beim Skijöring, ein Inline Skater mit speziellen Offroad-Rollerblades von einem Springpferd gezogen wird. Es wird ein Parcours überwunden, der aus verschiedenen Hindernistypen besteht. Es gibt Steil- und Hochweitsprünge für Reiter und Skater, mit jeweils seitlich angebrachten Rampen für den Skater, Sprünge, die entweder nur der Skater, oder nur der Reiter springt, sowie Slalom Hindernisse speziell für den Skater.[3] Es werden Schweizer Meisterschaften ausgetragen.[4]

Prüfungen im Springreiten

Es werden folgende Arten von Prüfungen im Springreiten unterschieden:[5]

Springprüfung
Eine Springprüfung kann nach verschiedenen Richtverfahren ausgetragen werden. Hierbei richtet sich das Ergebnis je nach Richtverfahren nach Fehlern, Zeit oder einer Kombination aus beidem. Mehr Informationen hierzu sind im Artikel Springprüfung zu finden.
Stilspringen
Beim Stilspringen wird der Reiter mit einer Wertnote von 0 bis 10 beurteilt. Für Hindernisfehler (Abwürfe) gibt es 0,5 Punkte Abzug, Verweigerungen oder sonstiger Ungehorsam führen beim ersten Mal zu 0,5 Punkten, beim zweiten Mal zu 1,0 Punkten Abzug, sollte die zweite Verweigerung am gleichen Hindernis stattfinden sogar 2,0 Punkte. Eine dritte Verweigerung führt zum Ausschluss. Ein Sturz des Reiters und ein Sturz des Pferdes führt aus Gründen der Sicherheit zum sofortigen Ausschluss. Beim Stilspringen wird auf den Sitz des Reiters geachtet. Auf langen Strecken soll der Reiter im leichten Sitz und das Pferd im Innengalopp sein.
Springpferdeprüfung
Im Rahmen einer Springpferdeprüfung wird die Ausbildung und Eignung eines jungen Pferdes (bis 7 Jahre) für den späteren Einsatz in Springprüfungen beurteilt. Die Pferde/Reiter bekommen Noten von 0 bis 10.

Hindernisabmessungen

Die Abmessungen der Hindernisse betragen bei Turnieren normalerweise bis zu 1,60 m in der Höhe und 2 m in der Tiefe. Wassergräben dürfen maximal 4,50 m weit sein. In Einzelfällen können diese Abmessungen deutlich überschritten werden (Derby, Mächtigkeitspringen, Barrierenspringen). Bei Turnieren sind je nach Klasse verschiedene Mindest- und Höchstmaße zugelassen (nach LPO 2008):

Klasse Höhe in cm Breite in cm Hinderniszahl (Halle/mindestens) Hinderniszahl (im Freien/mindestens)
E(Einfach) 80-90 75-105 6 7
A*(Anfänger) 90–100 85–115 6 7
A** 100–110 95–125 6 7
L(Leicht) 110–120 105–135 7 8
M*(Mittelschwer) 120–130 115–145 8 9
M** 130–140 125–155 9 10
S*(Schwer) 135–145 beliebig 9 10
S** 140–150 beliebig 9 10
S*** 145–155 beliebig 10 11
S**** 150–160 beliebig 10 11

Olympische Geschichte

Olympisch ist Springreiten (Einzel) seit Paris 1900[6], für Mannschaften seit Antwerpen 1920. In Paris gab es einmalig Hoch- und Weitsprünge zu Pferde, in Antwerpen 1920 Kunstreiten.

Bis zu den Spielen in Mexiko-Stadt 1968 bestand eine Mannschaft aus nur drei Reitern, die alle gewertet wurden. Schied einer aus, war die Mannschaft aus dem Rennen. Deshalb gab es in Los Angeles 1932 keine Mannschaftsmedaillen, da kein komplettes Team durchkam. Seit München 1972 besteht die Mannschaft aus vier Reitern.

Olympiasieger

Siehe auch: Liste der Olympiasieger im Reitsport

Olympiasieger
Jahr Land Athlet Pferd Sportart
1900 Belgien Aimé Haegemann Benton II Jagdspringen
1900 Frankreich Dominique Gardères Canéla Hochspringen
1900 Italien Giangiorgio Trissino Oreste Hochspringen
1900 Belgien Constant van Langhendonck Extra Dry Weitspringen
1912 Frankreich Jean Cariou Mignon Jagdspringen
1920 Italien Tommaso Lequio di Assaba Trebecco Jagdspringen
1924 Schweiz Alphonse Gemuseus Lucette Jagdspringen
1928 Tschechoslowakei František Ventura Eliot Jagdspringen
1932 Japan Takeichi Nishi Uranus Jagdspringen
1936 Deutschland Kurt Hasse Tora Jagdspringen
1948 Mexiko Humberto Mariles Cortés Arete Jagdspringen
1952 Frankreich Pierre Jonquères d’Oriola Ali Baba Jagdspringen
1956 BR Deutschland Hans Günter Winkler Halla Jagdspringen
1960 Italien Raimondo D’Inzeo Posillipo Jagdspringen
1964 Frankreich Pierre Jonquères d’Oriola Lutteur B Jagdspringen
1968 USA William Steinkraus Snowbound Jagdspringen
1972 Italien Graziano Mancinelli Ambassador Jagdspringen
1976 BR Deutschland Alwin Schockemöhle Warwick Rex Jagdspringen
1980 Polen Jan Kowalczyk Artemor Jagdspringen
1984 USA Joe Fargis Touch of Class Jagdspringen
1988 Frankreich Pierre Durand Jappeloup de Luze Jagdspringen
1992 Deutschland Ludger Beerbaum Classic Touch Jagdspringen
1996 Deutschland Ulrich Kirchhoff Jus de Pomme Jagdspringen
2000 Niederlande Jeroen Dubbeldam De Sjiem Jagdspringen
2004 Brasilien Rodrigo Pessoa Baloubet du Rouet Jagdspringen
2008 Kanada Eric Lamaze Hickstead Jagdspringen
2012 Schweiz Steve Guerdat Nino des Buissonnets
2016 Großbritannien Nick Skelton Big Star

Debatte über das Springreiten

Eadweard Muybridge, Reiter im 19. Jahrhundert. Das Pferd springt mit wenig Bascule.
Gute Bascule am Sprung, das Pferd springt auf einer bogenförmigen Linie und wölbt den Rücken auf.

Kontra Springreiten

  • Tierschützer weisen regelmäßig auf Auswüchse beim Springreiten hin, vor allem auf das Barren und das Blistern mit chemischen Substanzen.
  • Der Wildbiologe und Fernsehmoderator Antal Festetics merkt an: „Das Pferd ist völlig ungeeignet zum Springen. Anders als etwa der Löwe hat es von Haus aus eine steife Wirbelsäule, und damit muss es bei einem Springturnier völlig artwidrig sein Eigengewicht und noch den Reiter über die Hürde bringen.“
  • Wenn ein Pferd mit wenig Bascule springt, ist das für den Rücken des Pferdes nicht förderlich. Solche Technik sieht man häufiger in den unteren Klassen. Siehe Animation.

Pro Springreiten

  • Festetics Aussage, Pferde hätten eine steife Wirbelsäule, ist umstritten, da sowohl beim Springreiten (Bascule) als auch bei der Dressurreiterei die frei schwingende Wirbelsäule (Losgelassenheit) zu den Ausbildungszielen zählt.
  • Jüngere Untersuchungen einer Arbeitsgruppe von Holger Preuschoft, emeritierter Professor für Anatomie von der Ruhr-Universität Bochum, kommen zu der Schlussfolgerung: „Es erweist sich, dass der Durchmesser der Wirbelsäule … an jeder Stelle genau den höchsten Kräften proportional ist, die wir für springende Pferde errechnet haben. (…) Aus diesem Befund kann man übrigens die Folgerung ableiten, dass Pferde durchaus für das Springen geschaffen sind.“

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Springreiten – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Springreiten aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.