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Die Sendung Moses
Die Sendung Moses ist ein Aufsatz von Friedrich Schiller, der erstmals 1790 erschien und in dem er die Entstehung des jüdischen Glaubens beschreibt. Das Werk steht im Kontext eines europaweiten Antisemitismusdiskurses, in den Schiller hiermit Anteil nimmt. Trotz der Kritik hieran, muss allerdings konstatiert werden, dass es sich hierbei um das einzige handelt, in dem das Judentum eine nennenswerte Rolle spielt, sodass man ihn selbst nicht als Antisemitien bezeichnen kann.
Inhalt
Schiller stellt in diesem Text seine eigene Interpretation der biblischen Geschichte des Auszugs aus Ägypten dar und beginnt seine Schilderung bei der Gefangennahme der „Hebräer“. Diese werden zunächst zu Arbeit gezwungen und vom Pharao ausgenutzt, werden aber trotzdem immer mehr und mehr. Um einer Revolte zu entgehen, zwingt sie der Pharao schließlich in die Isolation von den Ägyptern. In dieser Isolation breitet sich unter den Hebräern die Krankheit Aussatz aus, die zum einen dazu führte, dass die Ägyptern von ihnen abgestoßen waren und zum anderen zu einem sittlichen und intellektuellen Verfall der Israeliten führte.
Mose schließlich kommt die Rolle zu, sein Volk zu retten: Er wird von seiner Mutter durch einen Trick in die Obhut der Tochter des Pharaos gegeben und am Hof erzogen, später geht er in die Schule bei den Priestern und lernt die „Mysterien der Isis“ kennen, die nur einem eingeweihten kleinen Kreis von Priestern bekannt war. In diesen Mysterien wird die Lehre von der einen allmächtigen Gottheit und der Unsterblichkeit der Seele seit Jahrhundert bewahrt. Da dieses Geheimnis den Menschen durch den Verfall der Werte so fremd ist, hat nur ein kleiner Kreis Zugang zu ihnen.
Trotzdem sieht Mose, dass sein Volk leidet und töten schließlich einen Aufseher, sodass er in die Wüste fliehen muss. In dieser Wüster denkt er sich einen Plan aus, um sein Volk aus der Gefangenschaft zu führen: Zunächst erfindet er auf Basis der Gottheit aus den Mysterien einen neuen Gott, Jehova, der zwar der einzige Gott sein soll aber dessen Geschichte allerlei „Aberglauben“ enthält. Von diesem Gott erzählt Mose seinem Volk und gibt ihnen damit genügend Mut, aus dem Land zu fliehen. Auch die alttestamentliche Gesetzgebung ist demnach mit diesem erfundenen Gott begründet, aber eigentlich nur eine Wiedergabe der Vernunftgesetze aus den Mysterien.
Rezeption
Dieter Just sieht in dem Werk einen antisemitischen „Abgrund“, der allerdings bisher kaum beleuchtet ist.[1] Er sieht Schiller im Zusammenhang mit einer Debatte innerhalb der deutschen Intellektuellen und im Besonderen im Zusammenhang mit einem Streit zwischen Immanuel Kant und William Warburton um die Frage, inwiefern das Alte Testament als Ausgangspunkt für eine grundsätzliche Kritik am Judentum herhalten kann und ob es sich bei den Juden um „Das roheste, das bösartigste, das verworfenste Volk der Erde“[2] handele.
Der wahre Gott der Vernunft sei demgemäß bei Schiller der Gott der Deisten und dieser Gott hätte daher an die „Dummheit und Bösartigkeit“ der Hebräer angepasst werden müssen.[3] Trotzdem sei bemerkenswert, dass Mose trotz dieses Antisemitismus als der „Vater der modernen Aufklärung“ gesehen wurde[4], wodurch er gleichzeitig Kritik an den vorhandenen Religionen geübt habe: Der von Mose in den Mysterien gefundene Gott sei sogar älter als der Gott der Bibel und damit auch älter als der Gott, der zur Zeit Schillers in den Kirchen angebetet wird.[5] Um eine direkte Kritik an den Kirchen zu vermeiden und insbesondere den Blasphemiegesetzen zu entgehen, habe Schiller eben die Kritik direkt auf das Judentum bezogen.
Die Tradition, in der er sich damit befand, ist demnach die kantische Kritik an dem Judentum, das demnach nicht einmal eine Religion sei, weil es keinen Jenseitsglauben gebe.[6]
Weblinks
Der Text beim Projekt Guttenberg
Einzelnachweise
- ↑ Dieter Just, Der Antisemitismus der „Vernunft“, Pfälzisches Pfarrerblatt
- ↑ Schiller, Die Sendung Mose, 1790
- ↑ Dieter Just, Der Antisemitismus der „Vernunft“, Pfälzisches Pfarrerblatt
- ↑ Dieter Just, Der Antisemitismus der „Vernunft“, Pfälzisches Pfarrerblatt
- ↑ Dieter Just, Der Antisemitismus der „Vernunft“, Pfälzisches Pfarrerblatt
- ↑ Dieter Just, Der Antisemitismus der „Vernunft“, Pfälzisches Pfarrerblatt
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