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Steine des Gedenkens

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Einer der Steine des Gedenkens in Wien-Landstrasse

Steine des Gedenkens für die Opfer der Shoa ist ein österreichischer Verein mit Sitz in Wien, der im dritten Wiener Gemeinde­bezirk, Landstraße, Gedenksteine verlegt. Der Verein besteht seit 2007.

Hintergrund

Der dritte Wiener Gemeindebezirk – besonders das Weißgerberviertel – war ein bedeutendes jüdisches Wohngebiet. Zum Zeitpunkt der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten lebten dort mehr als 13.000 Menschen, die in der Folge vom NS-Regime als Jüdinnen und Juden. Im Weißgerberviertel war der jüdische Bevölkerungsanteil mit 4.800 besonders hoch, da man von dort aus zu Fuß den Leopoldstädter Tempel erreichen konnte. Wissenschaftliche Erhebungen ergaben, dass zumindest 3.200 der Landstrasser Bewohner jüdischer Konfession oder Herkunft von den Nationalsozialisten ermorden wurden.

Nach Vertreibung und Shoa lebten laut einer Statistik der Israelitischen Kultusgemeinde Wien nur noch 3.955 Juden in ganz Österrreich. Rund 65.000 österreichische Juden und Jüdinnen waren während der NS-Zeit ermordet worden, rund 120.000 mussten aus Österreich flüchten oder waren vertrieben worden. Die vom NS-Regime propagierte Ausgrenzung der Juden aus der Gesellschaft als Fremde oder Andere, die mit der übrigen Bevölkerung nichts gemein hätten, lebte nach Ende des Regimes durch Antisemitismus und Ignoranz gegenüber den Verbrechen fort.[1]

Aufgaben und Ziele

Der Verein setzt Steine der Erinnerung an ausgewählten Orten im 3. Wiener Gemeindebezirk, an denen vor der NS-Herrschaft jüdische Menschen wohnten oder an denen sich ihre kulturellen und religiösen Einrichtungen befanden. „Die in die Gehsteige verlegten Schrifttafeln werden einen Gedenkweg bilden, der die Beraubung, Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung nach 1938 sichtbar macht. Den Vertriebenen und Ermordeten wird durch das Gedenken symbolisch wieder ein Platz in ihrem Heimatbezirk gegeben.“

Die Gedenksteine werden jeweils in feierlichen Zeremonien übergeben, es singen Mitglieder des Jüdischen Chores und es wird das Kaddisch gesprochen. Danach gibt es einen besinnlichen Ausklang mit koscherem Buffet.

Die Initiativen für Wiener Gedenksteine der Opfer des NS-Regimes beruhen zwar auf dem Konzept der Stolpersteine von Gunter Demnig, lehnen aber unisono den Begriff Stolpersteine ab. In Wien haben sich fünf Initiativen etabliert, die unterschiedliche Stadtteile mit Gedenksteinen und zum Teil auch mit Gedenktafeln ausstatten. Neben dem Verein Steine des Gedenkens sind dies folgende Projekte und Vereine:

Zitat

„Dann kam die Nacht vom 9. auf 10. November [1938], die man heute als Reichskristallnacht bezeichnet. Es war schrecklich! Das Brüllen der Nazis drang durch die geschlossenen Fenster hinein, und alle fürchteten sich, dass jetzt oder jetzt an die Türe gehämmert würde. Bis es dann schließlich so weit war … Draußen standen vier SA-Männer die meinen Vater zu Seite stießen und schrien: Feuchtwarm, Austein, fertig machen. Ihr kommt mit! Niemand getraute sich nur ein Wort zu sagen. Mein Vater schlüpfte eilend in die Schuhe und den Mantel, während der Uniformierte schrie: Rascher, rascher, ihr Saujuden! Nun waren Frau Austein, meine Mutter und wir Kinder allein.“

Lotte W.: Tonbandprotokoll, wiedergegeben in der Bezirkszeitung 22/2008

Kritik

Das Projekt der Stolper- bzw. Gedenksteine wird generell durchaus kontrovers betrachtet. Beispielsweise kritisierte die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, es sei unerträglich, dass die Namen der Opfer in Steinen am Boden eingelassen wurden.

Eine Kontroverse ergab sich auch, als Gunter Demnig, der Initiator der Stolpersteine, die Wiener Gedenksteinprojekte als Plagiate seiner Initiative empfand.[2]

Weblink

Einzelnachweise

  1. Österr. Historikerkommission Bd.14: "Arisierung" und Rückstellung von Wohnungen in Wien. R. Oldenburg Vlg. Wien 2004. ISBN 3-7029-0519-7. Seite 153 dort ausführl. Quellenangaben. / Wr. Städt. Büchereien Katalog-Nr. 692768
  2. Stadtbekannt: Steine der Erinnerung, 28. Dezember 2010
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Steine des Gedenkens aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.