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Start-up-Unternehmen
Ein Startup, auch Startup-Unternehmen oder Start-up-Unternehmen (von englisch to start up = „gründen, in Gang setzen“) ist eine Unternehmensgründung mit einer innovativen Geschäftsidee und hohem Wachstumspotenzial.[1][2] Der Begriff ist wirtschaftsgeschichtlich recht neu.
Die Finanzierung wird dabei häufig wegen der hohen Risiken nicht über klassische Banken organisiert, sondern über Förderbanken und innovative Finanzierungsformen wie Wagniskapital und Crowdfunding.
Oft haben die Startups es dabei mit einem jungen oder noch nicht existierenden Markt zu tun und müssen erst ein funktionierendes, skalierbares Geschäftsmodell finden. Haben sie dieses gefunden und etabliert, gelten sie allgemein nicht mehr als Startup. Ehemalige Startups bewahren sich mitunter die erfolgreichen Ansätze von Startups (wie Innovationsfähigkeit, Flexibilität, Modernität, flache Hierarchien), fördern sie durch Inkubatoren, gründen bzw. gliedern eigene Sparten als Startups aus (sogenannte Spinoffs), oder übernehmen Startups durch Zukäufe.
Begriff
Nicht jedes neu gegründete Unternehmen wird als Startup bezeichnet. Zum Beispiel starten Handwerksbetriebe wie Tischler und Friseure oder Freiberufler wie Architekten und Rechtsanwälte im Regelfall weder mit einer innovativen Geschäftsidee noch haben sie das vorrangige Ziel, schnell zu wachsen. Sie bedienen einen existierenden und bewährten Markt und gelten häufig als Existenzgründer. Beim Franchising ist der Franchisenehmer ebenfalls kein Startup, der Franchisegeber kann es hingegen durchaus sein. Copycat-Unternehmen im Tech-Bereich werden mitunter als Startups bezeichnet, erfüllen aber meist nur bedingt das Kriterium der Innovation, vielmehr führen sie diese häufig auf einem anderen Markt ein als das kopierte Unternehmen.
Obwohl als Startup im Prinzip Unternehmen aller Branchen bezeichnet werden können, welche die Kriterien Innovation und Skalierbarkeit erfüllen, sind in der Praxis die meisten Startups im Technologie- und Internetsektor tätig. Typische Branchen sind der Elektronische Handel, Anwendungssoftware, Finanztechnologie, Biotechnologie, Nanotechnologie, neue Fertigungsverfahren, Industrie 4.0 oder Luft- und Raumfahrttechnik. Mitunter verändern Startups ganze Geschäftszweige und -modelle, was auch als Disruption bezeichnet wird.
Oft haben die Gründer und Investoren eines Startups die Absicht, das Unternehmen nach wenigen Jahren auf dem freien Markt anzubieten, entweder einem etablierten Unternehmen durch Beteiligung oder Übernahme, oder vielen Aktionären durch einen Börsengang. Häufig soll dadurch die Tragfähigkeit bzw. das Potenzial des Unternehmens dargestellt werden oder neue Ideen verwirklicht werden. Eine fruchtbare Gründerszene entsteht demzufolge häufig durch die Dynamik von Talenten und Finanzmitteln, die durch Verkäufe und regionale Netzwerke mit wachsendem Know-how angeregt wird.[3] Die Ballung bestimmter Branchen oder insgesamt vieler Startups heißt Startup-Cluster.[4] Für die Startup-Gründer sind politische Stabilität und Rechtssicherheit wichtige Faktoren bei der Standortwahl.[5][6] Neben der entscheidenden Register- und Vertragssicherheit bzw. kompetenten Rechtsprechung und internationalen Rechtssicherheit ist Schnelligkeit bei der Registereintragung wichtig, wobei das staatliche Gesellschaftsregister möglichst elektronisch geführt sein soll.[7] Die erfolgreiche Startup-Szene im Silicon Valley legt im Rahmen der Gründung besonderen Wert auf analoge Arbeitskultur. Persönliche Anwesenheit und analoge Verträge sind Pflicht; virtuelle Kommunikation oder Gründungsverfahren sind streng verpönt.[8]
Beispiele
Weltweit
Das Silicon Valley in Kalifornien (USA) gilt weltweit als vorbildlicher Startup-Standort, der durch seine Spitzenforschung etwa an der Stanford University, zahlreiche Gründerzentren, viele Kapitalgeber sowie innovatives, mutiges und gut vernetztes Unternehmertum erfolgreich ist. Zu den weltweit renommiertesten Beispielen von Unternehmen, die als Startup gegründet wurden, gehören online-basierte Dienste aus dem Silicon Valley wie Google, Facebook, Twitter, eBay, PayPal, Airbnb, GitHub, Salesforce und Uber, die Online-Universität Udacity, der Versandhändler Amazon sowie Technologieunternehmen wie Tesla Motors und SpaceX.
In den 2010er Jahren hat sich für Startups mit einer Marktbewertung von über eine Milliarde US-Dollar die Bezeichnung „Einhorn“ (englisch unicorn) etabliert.[9][10] Das Magazin Fortune listet im Juni 2016 insgesamt 174 Einhorn-Startups, darunter auch einige europäische und deutsche Unternehmen.[11]
Europa
Bekannte europäische Startup-Unternehmen mit einem hohen Marktwert sind Skype, Spotify, Yandex, Asos, SimilarWeb, Adyen, Markit und Criteo.[12]
Deutschland
Zu den renommiertesten Startups in Deutschland gehören die sozialen Netzwerke Xing, ResearchGate und StepStone, die Internethändler Zalando, Home24 und Westwing, der Mobile-Payment-Anbieter payleven, das Biotech-Unternehmen CureVac sowie die Webdienst-Anbieter Eventim, GetYourGuide, Trivago, tape.tv, Here, TeamViewer, Jimdo, Lieferheld, HelloFresh, Statista, Babbel, Wunderlist und SoundCloud. Besonders in der Nische der Online-Spiele wurden deutsche Anbieter mit innovativen Geschäftsmodellen weltweit führend, dazu gehören Wooga, Bigpoint, Gameforge und Goodgame.[13][14] Als globale Pioniere gelten deutsche Startups im Bereich individuelle Fertigung, wie etwa Spreadshirt und Mymuesli, im Bereich Online-Dating, und im Bereich Shared Economy der Mietmarktplatz Erento und die Privatkreditmarktplätze auxmoney und smava.[15] Im dynamischen Wachstumsmarkt Mobilität etablierte sich neben Ausgründungen deutscher Automobilhersteller wie die kürzlich fusionierten Carsharing-Anbieter Car2go und DriveNow[16] und der Mitfahrzentrale flinc vor allem das Münchner Startup FlixMobility (FlixBus, Flixtrain), das nach Deutschland und Europa aktuell als Vorreiter in die USA expandiert.[17] Eine Vielzahl der Startups ist in regionalen Netzwerken oder Organisationen wie dem Bundesverband Deutsche Startups miteinander verbunden.[18]
Erfolgsfaktoren
Viele der global erfolgreichen Startup-Unternehmen haben sich unter anderem durch innovative Ansätze zur Problemlösung, durch Regionalisierung und Globalisierung, durch Skalierbarkeit (Steigerungsfähigkeit) ihrer Technik und ihrer Geschäftsmodelle, dank funktionierender Gründungsförderung und Unternehmensfinanzierung aus ihrem Umfeld, sowie durch intelligentes (Entrepreneurial) Marketing innerhalb relativ kurzer Zeit die Position des Weltmarktführers in ihrem Bereich erarbeitet, oder haben sogar einen vollkommen neuen Markt erschaffen. Auch Erfolgsmethoden (best practice) zur Unternehmensstrukturierung spielen bei vielen erfolgreichen Startups eine Rolle. Eine der wesentlichen Faktoren zur Gründung und zum Erfolg der neuen Unternehmen ist die Verbindung der Gründer und Mitarbeiter mit lokalen Forschungseinrichtungen, wie etwa die Beispiele der Stanford University mit dem Stanford Linear Accelerator Center im Silicon Valley, das International Centre for Theoretical Physics in Triest oder der Wissenschaftscluster WISTA in Berlin-Adlershof zeigen.[19]
Entscheidend für den Erfolg von Startups insgesamt sei laut einer RKW-Studie von November 2015 ein „fruchtbares regionales Gründer-Ökosystem“ und gründerfreundliches Klima, welches durch das Zusammenspiel von Talenten, erfolgreichen Unternehmern, Finanzierungsmöglichkeiten, Bildungseinrichtungen, bürokratiearmer Politik und Verwaltung, potenziellen Kunden, leistungsfähiger Infrastruktur (vor allem digitaler) und Anbindung an den öffentlichen Verkehr, die Offenheit für Innovationen, Kreativität und eine hohe Lebensqualität entstehe. Dies sei mit guter Koordinierung auch außerhalb großer Städte möglich, etwa mit einem proaktiven, qualitätsvollen Regionalmanagement und durch die Vernetzung regionaler Gründer-Initiativen.[3]
Einer stadtökonomischen Untersuchung Berlins von März 2014 zufolge sei im urbanen Umfeld eine hohe Einwohnerdichte und ein lebendiges Ausgeh- und Kulturleben für die Startup-Gründerszene wichtig, die Arbeit und Leben nah beieinander zusammenbringt. So prägt zum Beispiel Silicon Valley auch einen extremen Kult der Nähe – persönliche Anwesenheit ist Pflicht, virtuelle Kommunikation ist verpönt; wer wegfährt, verliert den Anschluss und wer dort ist, bekommt Kontakte.[20] Büroviertel, Technologieparks und Gründerzentren auf der Grünen Wiese seien demzufolge höchst unattraktiv für die meisten Gründer, auch bei guter Verkehrsanbindung.[21]
Gründer
Da die Produkte von Startups häufig auf neuen Technologien basieren, stammen die Gründer von Startups oft aus den Ingenieurwissenschaften und der Informatik, wo sie im Rahmen ihres Studiums auf ihre Geschäftsideen gestoßen sind. So waren beispielsweise die beiden Gründer von Google, Larry Page und Sergey Brin, Doktoranden der Informatik, und ihre Suchmaschine beruhte auf dem PageRank-Algorithmus, den die beiden im Rahmen ihrer Forschung an der Universität entwickelt hatten.
Die Gründer von Startups sind – bezogen auf die Verantwortung, die damit verbunden ist – oft verhältnismäßig jung. Page und Brin waren beide 25 Jahre alt, als sie ihre Firma gegründet haben, und Mark Zuckerberg war nur 20, als er zusammen mit drei Mitstudenten Facebook gründete.
Es gibt eine Reihe typischer Beweggründe, die Startup-Gründer motivieren. Zu den wichtigsten gehören der Wunsch nach Autonomie und nach finanzieller Unabhängigkeit und das Bedürfnis, etwas Neues, Eigenes aufzubauen.
Die Gründung und Führung eines Startups ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Dementsprechend hoch sind die Anforderungen an einen Gründer:[22]
- Bereitschaft, viel zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen,
- Optimismus und Glaube an die Möglichkeit des eigenen Erfolges,
- hohes Selbstvertrauen,
- Risikobereitschaft und Bereitschaft, sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen,
- hochgradige Motivation und Begeisterungsfähigkeit,
- schnelle Auffassungsgabe und Fähigkeit, aus den eigenen Fehlern zu lernen.
Einer Studie zufolge führte die Persönlichkeit von Gründern als dritthäufigste Ursache zum Scheitern von Startups.[23]
Finanzierung
Erfolgreiche Startups durchlaufen mehrere Stufen der Unternehmensfinanzierung mit immer höheren Beträgen.
Am Anfang finanzieren die Gründer ihre Idee aus der eigenen Tasche. In der zweiten Stufe erhalten sie Unterstützung von Familienmitgliedern oder Bekannten. Die Beträge hier liegen – je nach persönlichem Vermögen – im fünfstelligen Euro-Bereich. In dieser Phase müssen kaum mehr als die Lebenshaltungskosten der Gründer finanziert werden.
Die erste formale Finanzierungsphase wird Seed-Runde genannt. Hier investieren private Geldgeber (meistens Business Angels) in das Startup. Dafür erhalten sie einen gewissen Anteil am Unternehmen. Seed-Investitionen gehen bis in den sechsstelligen Euro-Bereich, bei ein bis drei Mitarbeitern benötigen sie im Schnitt rund 700.000 Euro.[24] Diese Mittel werden zum Beispiel dafür genutzt, um Prototypen zu erstellen oder Marktanalysen durchzuführen.
War das Startup bis dahin erfolgreich, braucht es weitere Mittel – zunächst, um das Produkt bis zur Marktreife zu entwickeln und dann, um den Marktauftritt und das Wachstum zu finanzieren. Hierfür können sieben- oder sogar achtstellige Beträge erforderlich sein. Solche Investitionen werden von Venture Capital-Gesellschaften wie die Berliner Earlybird getätigt und sorgen wegen ihrer Höhe oft für Schlagzeilen. Im Gegenzug müssen die Gründer meist weitere Unternehmensanteile abgeben.
Schließlich kommt – typischerweise nach wenigen Jahren – der Exit, bei dem das Unternehmen auf dem Markt angeboten wird. Dies kann durch einen Börsengang oder durch den Verkauf an ein anderes Unternehmen erfolgen. Dadurch machen die ersten Investoren ihren Gewinn, und die Gründer werden oft über Nacht zu Multimillionären und können weitere Startups gründen oder finanziell unterstützen.
Risiken
Startups sind mehreren Risiken ausgesetzt: Die Gründer sind oft jung und haben höchstens geringe unternehmerische Erfahrung. Häufig ist anfangs unklar, ob ihr Produkt in ausreichender Qualität entwickelt werden kann. Ebenso ist es meist ungewiss, ob der Markt das Produkt annehmen wird. Aus diesen Gründen ist die Erfolgsquote von Startups eher gering: Von zehn Startups scheitern durchschnittlich sieben oder acht, ein bis zwei Unternehmen erzielen einen beständigen Umsatz, jedoch ohne das erwartete Wachstum, und höchstens einem von zehn gelingt der erhoffte Erfolg. Diese Erfolgsquote von nur 10 Prozent erklärt die sehr hohen Renditeerwartungen von Investoren: Um ihr eingesetztes Kapital zurückzubekommen, muss im Mittel jedes erfolgreiche Unternehmen in ihrem Portfolio die Verluste von neun anderen Unternehmen auffangen.
Eine Studie von 101 gescheiterten Startups[25] hat gezeigt, dass die drei wichtigsten Gründe für den Misserfolg vermeidbar gewesen wären:
- Ein Produkt wurde entwickelt, das niemand kaufen wollte. (42 Prozent)
- Das Budget war aufgebraucht, ehe hinreichende Umsätze erzielt werden konnten. (29 Prozent)
- Das Gründer-Team passte psychologisch nicht zusammen. (23 Prozent)
Erst an vierter Stelle steht eine externe Ursache: Ein Wettbewerber war stärker. Besonders um das erste Problem zu vermeiden, wurde das Lean Startup-Konzept eingeführt, das diese und andere Fehlentscheidungen frühzeitig vermeiden soll.
Förderung
Wegen ihrer großen wirtschaftlichen Bedeutung gibt es eine Reihe verschiedener Fördermaßnahmen für Startups – sowohl aus dem öffentlichen als auch aus dem privaten Sektor.
Inkubatoren
Inkubatoren bzw. Gründerzentren sind Einrichtungen zur Unterstützung von Startups, die verschiedene Dienstleistungen zur Verfügung stellen. Sie werden aus öffentlichen Mitteln als Teil der Wirtschaftsförderung oder von privaten Investoren oder in Kooperation öffentlicher und privater Geldgeber finanziert. Zu den typischen Angeboten eines Inkubators gehören:
- Büros und technische Infrastruktur für Jungunternehmen
- Wirtschafts- und Rechtsberatung
- Kontakte zu Investoren
- Coaching, Training und Seminare zu betriebswirtschaftlichen Themen
- Beispiele
Diverse Hochschulen stellen für ihre Studenten und Mitarbeiter Inkubatoren zur Verfügung. Beispiele dafür sind das Zentrum für Entrepreneurship an der Universität Rostock[26] und das Centre for Entrepreneurship an der Technischen Universität Berlin.[27]
Ein bekanntes Beispiel für einen privatwirtschaftlichen Inkubator in Deutschland ist die Factory[28] in Berlin. Die Inkubator-Unternehmen EFounders (Paris/Brüssel), Makeshift (London) sowie Rocket Internet, HitFox[29][30] und Team Europe[31] (alle Berlin) gelten als „Startup-Studios“ oder auch „Startup-Fabriken“, die ihre Tätigkeit auf die Entwicklung besonders effizienter und wiederholbarer Modelle zur Etablierung von Startups richten.[32]
Coworking-Angebote wie betahaus, Tapetenwerk und Metalab können ebenfalls durch Angebote für Gründungsbegleitung als Inkubatoren wirken. Die öffentlichen und privaten deutschen Technologiezentren dienen ebenfalls dem Zweck der Begleitung von innovativen Unternehmensgründungen.
Accelerator
Accelerator (wörtlich Beschleuniger) haben eine ähnliche Funktion wie Inkubatoren, allerdings mit einem zeitlich gestrafften Programm. Sie richten sich an Startups, die sich ganz am Anfang befinden und oft nur eine Geschäftsidee haben. Meist wird ein Startup dabei über einen Zeitraum von einem Quartal oder maximal einem halben Jahr betreut und ko-finanziert. Accelerator werden gewerblich betrieben, und der Accelerator nimmt als Entlohnung für seine Förderung meist einen Anteil am Startup-Unternehmen. Ein Gegenbeispiel dafür ist der Berlin Hardware Accelerator.[33] Binnen weniger Monate bauen die Startups einen ersten Prototypen und erstellen für ihre Idee ein Geschäftsmodell. Am Ende des Aufenthaltes werden Investoren eingeladen und erhalten die Möglichkeit, in die Startups zu investieren. Damit erhöht sich ihre Erfolgswahrscheinlichkeit und somit auch das finanzielle Ergebnis für den Accelerator.
Gerade global agierende etablierte Unternehmen wollen die Beweglichkeit von Startups nutzen, um Innovationen für sich zu befördern und nachhaltig zu nutzen. Auch Venture-Capital-Gesellschaften und bereits erfolgreiche Startup-Gründer engagieren sich vielfältig in der Gründer- und Startup-Förderung. Sie sind die verbreitetsten Betreiber von Accelerator-Programmen.[34] Die Programme können hinsichtlich ihrer Leistungen wie der Art des Mentorings, der gebotenen Räumlichkeiten und Bedingungen für Investitionen stark variieren und grundverschiedene Geschäftsbereiche und Gründertypen ansprechen.[35]
- Beispiele
Einer der bekanntesten und erfolgreichsten Accelerators ist der Y Combinator mit Sitz in Mountain View, Kalifornien, USA – er wurde 2005 gegründet und gilt damit als erster „Seed Accelerator“. Er hat hunderte Startups in unterschiedlichen Marktsegmenten bei der Gründung unterstützt, darunter bekannte Namen wie reddit, Airbnb, Dropbox und Disqus.[36][37] Der Gesamtwert der durch Y Combinator geförderten Unternehmen wird auf 7,8 Milliarden US-Dollar geschätzt, was einem Durchschnittswert von 45,2 Millionen US-Dollar pro Firma entspricht.[38]
Auf den Pionier-Accelerator Y Combinator folgten weitere bedeutende Programme wie TechStars (seit 2006) und mehrere Ableger von SOSV, sowie die beiden europäischen Programme Seedcamp (2007) und Startupbootcamp (2010), die regelmäßig in Europa (u. a. in Berlin, Amsterdam, London, Istanbul und Paris) und weiteren Erdteilen angeboten werden.[39]
Beispiele für deutsche Accelerator sind die unternehmensinternen Gesellschaften T-Venture und hub:raum der Deutschen Telekom, CoLaborator und Grants4Apps der Bayer AG, der Commerzbank Main Incubator, You Is Now der Scout24 Holding, der Siemens Technology Accelerator, Plug and Play der Axel Springer SE, der ProSiebenSat.1 Accelerator[40] sowie die Startup-Autobahn Stuttgart. Globale Beispiele sind der Microsoft Ventures Accelerator, Google for Entrepreneurs und Wayra des Telekommunikationskonzerns Telefónica. Anbieter wie Startupbootcamp und Seedcamp haben auch Standorte in Deutschland, vor allem in Berlin, wo auch die Berlin Startup Academy ansässig ist. Ein Sonderfall ist der German Silicon Valley Accelerator, der Startups mit Unterstützung der deutschen Bundesregierung einen dreimonatigen Aufenthalt im Umfeld der großen Technologiekonzerne im Westen der USA ermöglicht.[33] Das Modell des Organic Accelerator wird in der Factory Berlin[41] verfolgt, wo die gesamte nötige Infrastruktur und profilierte Technologie-Unternehmen (wie Soundcloud und Twitter) Gründer unterstützen, wobei die Factory im Gegensatz zu anderen Programmen große Freiheit gewährt und keine Unternehmensanteile verlangt oder Vorgaben zur Struktur macht.[42] In Italien bilden die Kooperationen des AREA Science Park mit der Stadt Triest und Microsoft ein international bedeutendes Acceleratormodell.
Förderprogramme
Viele Länder haben sowohl auf regionaler als auch auf nationaler Ebene Förderprogramme, um Menschen zur Gründung eines Startups zu motivieren. In Deutschland ist das EXIST-Programm[43] des Bundes ein bekanntes Beispiel, das Gründungen aus der Wissenschaft fördern will, indem es sich an Studenten und Absolventen von Hochschulen richtet.
Als ein Problem der öffentlichen Förderprogramme und vor allem der Verwaltungsstellen in Deutschland wird genannt, dass dort häufig nur Deutsch als Amtssprache gesprochen werde, während insbesondere im Bereich der Startup-Unternehmen die englische Sprache zwischen den Gründern aus aller Welt vorherrsche, und daher Verständigungsschwierigkeiten mit den Ämtern bestünden. Neben weiteren Gründen wird auch deshalb die Etablierung von Englisch als zusätzlicher Amtssprache vorgeschlagen.[44]
Lean Startup
Als Folge der vielen teilweise spektakulär gescheiterten Startups nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 hat der amerikanische Investor Steve Blank eine neue Vorgehensweise eingeführt, die viele der damaligen Fehler vermeiden sollte. Dieser Ansatz wird von seinem ehemaligen Studenten und heutigen Geschäftspartner Eric Ries in Anlehnung an die Lean Production unter dem Namen Lean Startup popularisiert (lean im Sinne von schlank).[45][46]
Grundprinzip
Das Grundprinzip von Lean Startup ist, dass jede Idee für die Unternehmensgründung als unbewiesene Hypothese betrachtet werden muss, die erst als sicher gilt, wenn sie empirisch validiert worden ist. Hypothesen, die widerlegt wurden, müssen durch neue ersetzt werden. Erst wenn alle erfolgskritischen Hypothesen validiert worden sind, kann das Startup in die nächste Phase übergehen. Dabei soll die Überprüfung möglichst schnell und kostengünstig erfolgen. Auf diese Weise soll vermieden werden, dass ein Startup Geld und Zeit mit irrelevanten Aktivitäten verschwendet oder auf Grund einer falschen Annahme scheitert.[22]
Auf die Erstellung aufwändiger Geschäftspläne (Businesspläne) wird dabei meist verzichtet. Stattdessen werden möglichen Geschäftspartnern wie Geldgebern und Kunden Prototypen vorgestellt, die schrittweise zu einem marktfähigen Endprodukt führen. Diese Methode wird im 21. Jahrhundert auch von großen Konzernen immer häufiger angewandt.[47]
Vorteile
Als Hauptvorteil des Lean Startup wird von Befürwortern dieses Ansatzes hervorgehoben, dass das Unternehmen den Fehler vermeidet, ein Produkt zu entwickeln und zu vermarkten, das am Markt keinen Absatz findet. Dies war eine häufige Ursache für das Scheitern von Startups.
Der zweite wichtige Vorteil ist, dass das Startup sehr effizient die Informationen sammelt, die es braucht, um ein erfolgreiches Produkt zu entwickeln und zu vermarkten. Große Ausgaben werden erst dann getätigt, wenn die wichtigsten Hypothesen bestätigt sind.[48]
Siehe auch
- Blue-Ocean-Strategie (Nutzeninnovation)
Quellen
- ↑ Ann-Kristin Achleitner: Start-up-Unternehmen. In: Gabler Wirtschaftslexikon. Springer Gabler Verlag, abgerufen am 13. März 2018.
- ↑ Startup. In: gruenderszene.de. Abgerufen am 13. März 2018.
- ↑ 3,0 3,1 Neues RKW Magazin zum Treffpunkt: Gründerökosystem, RKW, abgerufen am 20. November 2015
- ↑ Startup-Ökosystem: Warum Tech-Cluster wichtig sind – Berlin als Startup- und Tech-Cluster. In: foerderland.de, 20. August 2011.
- ↑ dazu Christoph Ludewig, Dirk Buschmann, Nicolai Herbrand: Silicon Valley - Made in Germany, 2000, S. 275
- ↑ Wolfgang Rössler, Margarete Childs: Wien als Sprungbrett für Südosteuropa. In: Die Presse, 20. September 2014.
- ↑ vgl. dazu Christoph Keese: Silicon Germany (2016), S. 291ff.
- ↑ siehe dazu u. a. Christoph Keese: Silicon Valley (2014), S. 37ff.
- ↑ Lee, Aileen. Welcome To The Unicorn Club: Learning From Billion-Dollar Startups. In: TechCrunch, 2. November 2013 (englisch).
- ↑ Oliver Foß: Unicorns: Die Angst vor dem Einhornsterben. In: Wirtschaftswoche. 25. Dezember 2015. Abgerufen am 16. Juni 2016: „Als >Unicorns< bezeichnete sie [Aileen Lee] Unternehmen, die mit einer Milliarde Dollar und mehr bewertet werden, denn so wie Einhörner seien solche Start-ups extrem rar und strahlten eine besondere Magie aus, erklärte die Gründerin des Wagniskapitalgebers Cowboy Ventures.“
- ↑ The Unicorn List (en) In: Fortune. 6. Juni 2016. Abgerufen am 6. Juni 2016.
- ↑ Europe creates 30 $1bn-plus tech firms since 2000. In: The Guardian, 15. Juni 2014 (englisch).
- ↑ Auf Facebook, Handys und im Browser: Die neue Deutsche Spiele-Welle. In: Bild Online, 12. Mai 2011, abgerufen am 3. Dezember 2014.
- ↑ Startups des Jahrzehnts: Bigpoint, Jimdo, Wooga und Tape.tv gewinnen Startup-Preise / Oliver Samwer und Michael Urban bekommen Gründerpreise. In: gruenderszene.de, 20. September 2011, abgerufen am 3. Dezember 2014.
- ↑ Wo deutsche Startups internationale Trends setzen. In: Handelsblatt Online, 2. Juni 2010, abgerufen am 3. Dezember 2014.
- ↑ Christian Frahm: Car2Go und DriveNow: Was man zur Carsharing-Fusion wissen muss. In: Spiegel Online. 2018-03-29 (http://www.spiegel.de/auto/aktuell/carsharing-daimler-und-bww-legen-car2go-und-drive-now-zusammen-a-1200573.html).
- ↑ Jagd auf den Greyhound: Flixbus greift auf dem US-Markt an. Abgerufen am 17. Juni 2018.
- ↑ Mitglieder im Bundesverband Deutsche Startups e. V..
- ↑ vgl. dazu ausführlich: Christoph Keese: Silicon Valley, 2014, S. 54ff.
- ↑ Christoph Keese: Silicon Valley, 2014, S. 37ff.
- ↑ Culturally Clustered or in the Cloud? Location of Internet Start-ups in Berlin (Englisch), Kristoffer Moeller (TU Darmstadt), Studie für das Spatial Economics Research Centre (PDF-Datei; 3,8 MB), Zusammenfassung auf deutsch bei gruenderszene.de
- ↑ 22,0 22,1 22,2 Was ist ein Startup? (PDF) Innovationslabor der Universität Magdeburg
- ↑ Ursachen für das Scheitern junger Unternehmen in den ersten fünf Jahren (PDF) Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), 23. August 2010.
- ↑ Im Schnitt fehlen Start-ups 2,2 Millionen Euro Kapital. In: bitkom.org. Abgerufen am 15. August 2017.
- ↑ The Top 20 Reasons Startups Fail, CB Insights
- ↑ Zentrum für Entrepreneurship an der Universität Rostock (ZfE), abgerufen am 9. November 2015
- ↑ Centre for Entrepreneurship an der TU Berlin, abgerufen am 9. November 2015
- ↑ Factory Berlin Startup Campus
- ↑ HitFox Group, Internationale Startup-Fabrik mit Sitz in Berlin
- ↑ HitFox: Berliner Spiele-Vertreiber wandelt sich zum Inkubator. In: welt.de, 29. Mai 2013, abgerufen am 4. September 2015
- ↑ Team Europe, Internet-Startup-Accelerator aus Leipzig/Berlin
- ↑ Lapowsky, Issie: The next big thing you missed: tech superstars build ‚startup factories‘ (Englisch). In: Wired. 25. November 2014.
- ↑ 33,0 33,1 Ab ins Aufzuchtbecken: 10 deutsche Startup-Accelerator im Überblick. In: t3n.de, 10. Mai 2014, abgerufen am 3. Dezember 2014
- ↑ Zukunft der Industrie: Die Jagd nach der Milliardenidee – Deutsche Konzerne versuchen mit klangvollen Startup-Brutkästen, den großen Coup zu landen, Wirtschaftswoche, 1. Juni 2014, abgerufen am 3. Dezember 2014
- ↑ Welcher Accelerator passt zu mir? In: gruenderszene.de, abgerufen am 3. Dezember 2014
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- ↑ Berlin’s Startup Innovators Create A Factory To Call Their Own. TechCrunch.com. 25. April 2012. Abgerufen am 10. Juni 2015.
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- ↑ The Lean Startup | Methodology. Abgerufen am 19. Juni 2018.
- ↑ Ries, Eric.: Lean Startup : schnell, risikolos und erfolgreich Unternehmen gründen. REDLINE, München 2012, ISBN 3868813330.
- ↑ Schneller gründen mit der Lean-Startup-Methode. In: Harvard Business Manager, Ausgabe Juli 2013
- ↑ Was kennzeichnet ein Lean Startup? In: heise.de, 8. März 2013
Literatur
- Steve Blank & Bob Dorf: Das Handbuch für Startups. O’Reilly Verlag, 2014, ISBN 978-3-95561-812-4.
- Eric Ries: Lean Startup: Schnell, risikolos und erfolgreich Unternehmen gründen. Redline Verlag, 2014, ISBN 978-3-86881-567-2.
Weblinks
- Sprechen Sie Startup? Wörterbuch der Startup-Begriffe im Tagesspiegel, Hendrik Lehmann, Oliver Voss, 28. September 2017
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