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Simone Veil

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Politikerin Simone Veil. Für die Philosophin siehe Simone Weil.
Simone Veil (2008)

Simone Veil [Aussprache si.mɔn vɛj] (geborene Jacob; geb. 13. Juli 1927 in Nizza; gest. 30. Juni 2017 in Paris) war eine französische Politikerin und Holocaust-Überlebende. Von 1979 bis 1982 war sie Präsidentin des Europäischen Parlamentes. Seit dem 20. November 2008 war Simone Veil Mitglied der Académie française.

Leben

Simone Veil war die Tochter des Architekten André Jacob, der im Ersten Weltkrieg mehrere Jahre in Kriegsgefangenschaft verbrachte. Ihre Mutter Yvonne Steinmetz war Atheistin und gab ihr Chemiestudium auf Bitten ihres Mannes auf, um sich der Familie zu widmen. Die Familie war jüdisch und aus kulturellen Gründen stolz auf das Judentum, jedoch nicht religiös, sondern säkular, republikanisch und patriotisch eingestellt.

1944 wurden Veil und ihre Familie von der Gestapo verhaftet. Sie wurde im Gestapo-Hauptquartier, dem Hotel „Excelsior“, verhört. Ihr Vater und ihr Bruder Jean wurden nach Litauen deportiert und kamen dort um. Ihre Schwester Denise war bei der Résistance, wurde ins KZ Ravensbrück verschleppt, konnte jedoch überleben. Simone, ihre Mutter und ihre andere Schwester Madeleine, genannt Milou, wurden ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Die Selektion bei der Ankunft in Auschwitz überlebte sie, weil sie vortäuschte, bereits 18 Jahre alt zu sein; sie erhielt die Häftlingsnummer 78651. Sie überlebten acht Monate im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Im Januar 1945 machten sie zusammen den Todesmarsch von Auschwitz zum KZ Bergen-Belsen durch. Ihre Mutter Yvonne Jacob starb am 15. März 1945 in Bergen-Belsen an der Typhusepidemie, die dort grassierte. Kurz danach, am 15. April 1945, wurden Simone und ihre Schwester Milou in Bergen-Belsen von den britischen Streitkräften befreit.[1]

Simone Veil studierte am Institut d’études politiques de Paris. Die ausgebildete Juristin Veil gehörte von 1974 bis 1979 den Kabinetten Jacques Chiracs und Raymond Barres als Gesundheitsministerin an. Sie war nach Germaine Poinso-Chapuis die zweite Frau auf einem Ministerposten in Frankreich. In ihrer Funktion als Gesundheitsministerin sorgte sie für einen erleichterten Zugang zu Verhütungsmitteln – der Verkauf von Verhütungsmitteln wie der Pille war in Frankreich erst 1967 legalisiert worden. Mit ihrem Namen am meisten verbunden ist jedoch ihr harter Kampf für die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in Frankreich. Ein Gesetz zur Fristenregelung wurde am 17. Januar 1975 durch das französische Parlament angenommen und ist als Loi Veil („Veil-Gesetz“) bekannt.

Veil 1979 im Europaparlament

Nach ihrem ersten Ausscheiden aus der Regierung kandidierte sie für die UDF als Spitzenkandidatin bei den ersten Europawahlen 1979. Das Europäische Parlament wählte Veil zur Präsidentin. Sie war die erste Frau, die dieses Amt innehatte. Aufgrund einer interfraktionellen Absprache legte sie dieses Amt in der Mitte der fünfjährigen Legislaturperiode Anfang 1982 nieder. (Die Präsidentschaft im Europäischen Parlament dauert bis heute jeweils 2 ½ Jahre.) Nachfolger wurde der niederländische Sozialist Piet Dankert.

Unter Premierminister Édouard Balladur war sie zwischen 1993 und 1995 französische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Stadtwesen im Range einer Staatsministerin. Von 1998 bis 2007 war Veil Mitglied des Verfassungsrats.

2004 sprach Simone Veil anlässlich der Gedenkstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus vor dem Deutschen Bundestag.

Ehrungen

2008 wurde Veil zum Mitglied der Académie française gewählt, die sich der Pflege der französischen Sprache widmet. Ihr Sitz dort war Fauteuil 13, auf dem auch schon der Dichter Racine saß; sie übernahm diesen Sitz am 18. März 2010.[2]

Im Jahr 1981 wurde Simone Veil mit dem Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen „für ein demokratisches Europa“ ausgezeichnet. 2005 erhielt sie den Prinz-von-Asturien-Preis, 2008 den Europapreis Karl V. der Europäischen Akademie von Yuste in Spanien und ist Trägerin der Auszeichnung: Mérite Européen.

In Wiesbaden wurde Mitte der neunziger Jahre im Europaviertel (einem ehemaligen US-Militärgelände) eine Straße nach Simone Veil benannt.

2010 wurden ihr der Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf sowie der Europäische Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma verliehen, 2011 der Schillerpreis der Stadt Marbach am Neckar.

Simone Veil wird im Panthéon, der nationalen Ruhmeshalle Frankreichs, beigesetzt werden.[3]

Privates

Simone Veil war mit Antoine Veil verheiratet, mit dem sie drei Söhne bekam. Ihr erstes Kind bekam sie mit 19 Jahren. In den 50er Jahren lebte sie mit ihrem Mann, der im Konsulat in Wiesbaden tätig war, eine Zeit lang in Deutschland.

Biographien

  • Simone Veil. Une femme exceptionnelle. Reihe Au micro. Heft 12. Langenscheidt, Berlin 1983, ISBN 3-468-45575-5.
  • Simone Veil: Une vie. Autobiographie. Stock, Paris 2007, ISBN 978-2-234-05817-0.[4]
  • Simone Veil: Und dennoch leben. Die Autobiographie der großen Europäerin. Aus dem Französischen von Nathalie Mälzer-Semlinger. Aufbau-Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-351-02677-6.

Reden

Weblinks

 Commons: Simone Veil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Simone Veil, déportée à Birkenau, Bobrek et Bergen-Belsen. Mémorial de la Shoah, 1997. Auf YouTube am 15. September 2016 veröffentlicht, abgerufen am 30. Juni 2017 (Video 2:51 Stunden; französisch).
  2. Simone Veil immortelle. LExpress.fr, 20. November 2008, abgerufen am 30. Juni 2017 (français).
  3. Simone Veil wird in Pariser Panthéon beigesetzt. deutschlandfunkkultur.de, 5. Juli 2017, abgerufen am 5. Juli 2017.
  4. Auszüge: Simone Veil: Auschwitz und das Überleben in der Hölle. Übersetzt von Antonia von Schöning. In: Welt Online, 25. Januar 2008, abgerufen am 30. Juni 2017.
    Rezension: Joseph Jurt: Simone Veils Lebensrückblick: Von der KZ-Erfahrung zur Europapolitik. In: Neue Zürcher Zeitung, 1. Februar 2008, abgerufen am 30. Juni 2017.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Simone Veil aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.