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Joseph Gregor

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Joseph Gregor (geb. 26. Oktober 1888 in Czernowitz; gest. 12. Oktober 1960 in Wien) war ein österreichischer Theaterwissenschaftler und Schriftsteller. Er verfasste drei Operntexte für Richard Strauss.

Leben und Werk

Der im damals österreichischen Czernowitz geborene Gregor studierte an der Universität Wien Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie und wurde 1911 promoviert. Er arbeitete unter Max Reinhardt als Regieassistent und 1912–14 als Lektor für Musik an der Franz-Josephs-Universität Czernowitz. Ab 1918 war er an der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien angestellt. Dort begründete er 1922 die Theatersammlung, in die er ab 1929 auch den Kinofilm einbezog. Daneben lehrte er 1932–38 und 1943–45 am Max-Reinhardt-Seminar[1]. 1953 schied er aus dem Dienst der Nationalbibliothek aus und zog sich ins Privatleben zurück.

Gregor gilt als einer der führenden Theaterwissenschaftler seiner Zeit. Er verfasste mehrere Standardwerke, u. a. einen Schauspielführer, der später von Margret Dietrich und Wolfgang Greisenegger überarbeitet wurde. Darüber hinaus schrieb er seinerzeit hochgelobte Biographien über Alexander den Großen, William Shakespeare und Richard Strauss.

Umstritten ist er wegen seiner Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus. So betrieb er nicht nur die „Schenkung“ von Teilen der Autographensammlung von Stefan Zweig im Jahr 1937[2], sondern auch den Erwerb der Theatersammlung von Helene Richter (1861–1942) für die Österreichische Nationalbibliothek[3]. 1940 spielte er die entscheidende Rolle beim Raub der Bibliothek Heinrich Schnitzlers, mit dem er einst befreundet war[4]. Als Nutznießer und Apologet des NS-Regimes widmete er 1943 sein Buch Das Theater des Volkes in der Ostmark dem Wiener Gauleiter und Reichsstatthalter Baldur von Schirach.

Sein Grab befindet sich im Urnenhain der Feuerhalle Simmering.

Zusammenarbeit mit Richard Strauss

Ein Jahr nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten in Deutschland emigrierte Stefan Zweig nach London. Daher war Richard Strauss auf der Suche nach einem neuen Librettisten. Zweig schlug Joseph Gregor als seinen Nachfolger vor. Strauss, der die theoretischen Werke Gregors sehr schätzte, akzeptierte die Wahl und so kam es zu einer mehrjährigen, allerdings nie harmonischen Zusammenarbeit. Es entstanden die Opern Friedenstag (nach einem Szenarium von Stefan Zweig), Daphne und Die Liebe der Danae (nach einem Entwurf von Hugo von Hofmannsthal).

Nach Abschluss der Danae-Partitur plante Strauss 1940 – auf Anregung von Heinz Drewes und Hans Joachim Moser – gemeinsam mit Joseph Gregor eine Neubearbeitung der Oper Jessonda (Musik: Louis Spohr, Libretto: Eduard Heinrich Gehe). Als Gregor daraufhin anbot, auch zur Oper Die schweigsame Frau einen neuen Text zu erstellen, der den von Stefan Zweig ersetzen könnte, lehnte Strauss ab und ließ auch das Jessonda-Projekt fallen[5].

Werke

Theoretische Texte

  • Das amerikanische Theater und Kino. Zwei kulturgeschichtliche Abhandlungen. Amalthea-Verlag, Leipzig 1931 (zusammen mit René Fülöp Miller)
  • Weltgeschichte des Theaters. Phaidon-Verlag, Zürich 1933
  • Shakespeare. Phaidon-Verlag, Wien 1935
  • Perikles. Griechenlands Größe und Tragik. München 1938
  • Richard Strauss. Der Meister der Oper. Piper, München 1939
  • Alexander der Große. Die Weltherrschaft einer Idee. Piper, München 1940
  • Kulturgeschichte der Oper. Ihre Verbindung mit dem Leben, den Werken, des Geistes und der Politik. Gallus Verlag, Wien 1941
  • Das Theater des Volkes der Ostmark. Deutscher Verlag für Jugend und Volk, Wien 1943
  • Kulturgeschichte des Balletts. Seine Gestaltung und Wirksamkeit in der Geschichte und unter den Künsten. Gallus Verlag, Wien 1944
  • Weltgeschichte des Theaters. Band 1: Von den Ursprüngen bis zum Ausgang des Barocktheaters. Piper, München 1944 (mehr nicht erschienen)
  • Geschichte des österreichischen Theaters. Donau-Verlag, Wien 1948
  • Richard Wagner in unserer Zeit. Ansprache aus Anlaß der Neugründung des Richard-Wagner-Verbundes. Verlag Die Mitte, Saarbrücken 1958
  • Der Schauspielführer. ISSN 0342-4553

Libretti

Literatur

Joseph Gregor. Gelehrter - Dichter - Sammler (Hrsg. von Christiane Mühlegger-Henhapel) Verlag Peter Lang, Frankfurt 2005 (Schriftenreihe des österreichischen Theatermuseums 1) ISBN 978-3-631-54299-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peter Roessler, Günter Einbrodt, Susanne Gföller (Hg.) Die vergessenen Jahre. 75 Jahre Max Reinhardt Seminar. Wien 2004
  2. Peter Malina: Von Büchern und Menschen. Neue Veröffentlichungen zur NS-Geschichte des Bibliothekswesens. In: Mitteilungen der VÖB 60 (2007), Nr. 1, S. 56
  3. Christiane Hoffrath: Widmungsexemplare aus der Bibliothek von Elise und Helene Richter. In: Stefan Alker, Christina Köstner, Markus Stumpf (Hg.): Bibliotheken in der NS-Zeit. Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte. Göttingen 2008. S. 118
  4. Evelyn Adunka: Der Raub der Bücher. Über Verschwinden und Vernichten von Bibliotheken in der NS-Zeit und ihre Restitution nach 1945. Wien 2000. S. 196–111
  5. Kurt Wilhelm: „Fürs Wort brauche ich Hilfe“. Die Geburt der Oper „Capriccio. München 1988, S. 225
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Joseph Gregor aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.