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Bruno Jablonsky

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Bruno Jablonsky (um 1913)

Bruno Jablonsky, auch Jablonski, (geb. 27. August 1892 in Berlinchen[1]; gest. 21. April 1978[2]) war ein deutscher Luftfahrtpionier, Erfinder und britischer Unternehmer.

Bruno Jablonsky beschäftigte sich bereits als Schüler mit Entwürfen für den Flugzeugbau. Er lernte bei Orville Wright fliegen[3] und erwarb am 28. September 1910 mit einem Wright-Doppeldecker auf dem Flugplatz Johannisthal den deutschen Pilotenschein Nr. 30.[2] Mit gerade 18 Jahren war er nach Bruno Werntgen der zweitjüngste Pilot Deutschlands.[2][4] Jablonsky selbst bezeichnete sich später als „erster jüdischer Pilot in der Geschichte“.[2][5] Ebenfalls 1910 erhielt er sein erstes Patent für eine Tragflächenverstrebung bei Mehrdeckern.[6]

1911 war Jablonsky Direktor des Propellerproduzenten Garuda in Berlin-Neukölln.[7][8] In Großbritannien erhielt er vor dem Ersten Weltkrieg die Lizenz, Albatros-Doppeldecker in Großbritannien zu verkaufen. Während des Krieges wurde er dort als feindlicher Ausländer interniert – während seine Fabrik Luftschrauben für die deutsche Flugzeugindustrie produzierte. 1919 gründete er in Rotterdam die Avia-Flugzeugfabrik, die aber nur ein einziges Flugzeug fertigstellte. Später arbeitete er als Berater des niederländischen Generalstabs.[2]

1931 ging Jablonsky erneut nach Großbritannien. Dort gründete er in Croydon das später in Manchester ansässige Unternehmen Jablo Propellers Ltd.,[9][10] das Propeller und andere Formteile aus Holzlaminat produzierte, welches unter hohem Druck auf etwa die Hälfte des Ausgangsvolumens komprimiert wurde. Die dadurch erreichte hohe Festigkeit ermöglichte es, Propellerblätter herzustellen, die für wesentlich höhere Beanspruchungen ausgelegt waren als bisherige Propellerblätter aus Holz und Metall. Nach Firmenangaben waren diese Propeller dreimal bruchfester als Holzpropeller und leichter, kostengünstiger und haltbarer als Propeller aus Metall. Die mechanischen Eigenschaften, beispielsweise die Torsionsfestigkeit oder die von der Wurzel bis zur Spitze der Propellerblätter kontinuierlich abnehmende Dichte, konnten exakt eingestellt werden.[11] Weitere von ihm gegründete Firmen zur Vermarktung von Produkten aus Holzlaminat (Markenname: Jabroc) und faserverstärktem Kunstharz (Markenname: Jablin) waren Jablo Plastics Industries Ltd.[12] und Moulded Components (Jablo) Ltd.[13], die auch Presswerkzeuge und Spezialkleber herstellten.[2] Jablonsky erhielt im Laufe seines Lebens zahlreiche Patente, die meisten für Propeller und Herstellungsverfahren für Laminat- und Kunstharzmaterialien, aber auch für Fahrtrichtungsanzeiger, Scheibenwischer und Rettungsflöße.[14]

Nach 1933 wurde Jablonsky vom nationalsozialistischen Deutschland ausgebürgert und nahm die britische Staatsbürgerschaft an. Während Jablo Propellers vor dem Krieg noch komplette Propeller angeboten hatte, spezialisierte sich das Unternehmen während des Zweiten Weltkriegs auf die Herstellung von Propellerblättern aus Laminat, die zur Standardausrüstung der meisten britischen Kampfflugzeuge wie Spitfire, Hurricane, Mosquito, Bristol Beaufighter und anderen gehörten, und lieferte nach Angaben Jablonskys mehr als 400.000 Luftschrauben aus.[3] Für seine kriegswichtige Erfindung des Hochleistungspropellerflügels aus laminiertem Holz erhielt er im Mai 1953 eine Prämie in Höhe von 15.000 Pfund Sterling (nach heutiger Kaufkraft etwa Fehler £) von der Royal Commission on Awards to Inventors.[2][15] Im Zuge der Umstellung auf zivile Produktion nach Kriegsende brachte er unter dem Markennamen Jablite Leichtbauelemente für den Innenausbau von Flugzeugen auf den Markt. Im November 1954 trat Jablonsky als Zeuge vor der Cohen-Kommission zur Untersuchung der De Havilland Comet-Abstürze auf, wo er die (irrige) Auffassung vertrat, nicht Materialermüdung, sondern ein Versagen von Klebstoffnähten infolge schneller Temperaturänderungen habe die Katastrophen verursacht.[16] Seine letzten Lebensjahre verbrachte Jablonsky mit seiner Frau Anne in Lugano.[17]

Jablonsky war Fellow der Royal Aeronautical Society, der Royal Geographical Society und des Plastics Institute.[2]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Flugsport, Heft 8, 1911, S. 265–268
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 William D. Rubinstein: The Palgrave Dictionary of Anglo-Jewish History. Palgrave Macmillan, 2011, ISBN 978-1-4039-3910-4, S. 463 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  3. 3,0 3,1 Comet Inquiry: The Fourth Week. In: Flight. 19. November 1954, S. 740, abgerufen am 1. November 2016 (english).
  4. Standard: Alte Adler – Deutsche Flugzeugführer vor Kriegsausbruch 1914. In: frontflieger.de. 1. August 1914, abgerufen am 6. Juli 2016.
  5. Möglicherweise war allerdings der Zauberkünstler Harry Houdini dieser erste jüdische Pilot, da er schon im März 1910 in Australien einen Flug absolvierte.
  6. Oskar Ursinus: Zeitschrift Flugsport – Jahrgang 1910. Redaktion und Verlag Flugsport, Frankfurt am Main, 1910, S. 278 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  7. Kondor Flugzeugwerke GmbH (1). In: Gelsenkirchener Geschichten. Abgerufen am 9. Oktober 2016.
  8. Cecil A. Ross: Bibliography of Aeronautics. Part 27 – Aircraft Propellers. New York 1937, S. 135 (http://www.aviation-library.org/database/part-27-aircraft-propellers.pdf).
  9. Jablo Propellers. In: gracesguide.co.uk. 22. Januar 2016, abgerufen am 1. November 2016 (english).
  10. Jablo Propeller. Abgerufen am 1. November 2016 (Anzeigen für Jablo-Propeller aus den Jahren 1937–1958 bei aviationancestry.co.uk).
  11. 1939 Suppliers to the Aircraft Industry, J. In: gracesguide.co.uk. 30. Juni 2016, abgerufen am 1. November 2016 (english, Quelle: The Aeroplane, 15. Dezember 1939).
  12. Jablo Plastics Industries. In: gracesguide.co.uk. 14. Januar 2013, abgerufen am 1. November 2016 (english).
  13. Moulded_Components_(Jablo). In: gracesguide.co.uk. 11. Mai 2016, abgerufen am 1. November 2016 (english).
  14. B. Jablonsky: Patente bei Google Patents. Abgerufen am 1. November 2016.
  15. £ 15000 For Inventor. In: The Sunday Herald. Sydney 1953-05-24, S. 5 (http://trove.nla.gov.au/newspaper/article/18509789).
  16. Bericht über die Kommissionssitzungen in Flight, 19. November 1954, S. 740, 741, S. 732.
  17. Laura Selo: Bruno Jablonsky – 'One of ours'. In: AJR Journal. 8, Nr. 4, Stanmore 2008-04, S. 10 (http://www.ajr.org.uk/journalpdf/2008_april.pdf).
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