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Zlatko Hasanbegović

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Zlatko Hasanbegović (2016)

Zlatko Hasanbegović (geboren 1973) ist ein Historiker, Aktivist und Politiker, der oft dem nationalistisch-rechtsextremen Lager zugerechnet wird, unter anderem aufgrund seines Eintretens und seiner Bewunderung für die historische Person wie auch radikalen Antisemiten Husein Đozo[1]. Zur Zeit ist er Kulturminister Kroatiens[2] und Präsidiumsmitglied der HDZ[3].

Biografie

Zlatko Hasanbegović ist der Enkel von Sabrija Prohić[4], einem Großhändler aus Bosnien, der sich 1942 in Zagreb niederlassen und dort zahlreiche Immobilien in verschiedenen Stadtteilen erworben hatte, vor allem in Stadtteilen, welche einen hohen Anteil an jüdischer Bevölkerung aufwiesen. Historisch erwiesen ist auch, dass praktisch alle Juden, die bis 1941 in Zagreb lebten, durch Anweisung des pro-nazi Diktators Ante Pavelić enteignet und deportiert wurden. Nach der Niederlage der Achsenmächte und dem Niedergang des Ustascha-Regimes (NDH) wurde Prohić durch das darauffolgende kommunistische Regime zum Klassenfeind proklamiert. Über die genauen Umstände des Todes von Prohić gibt es widersprüchliche Behauptungen[5].

Beruflich ist Zlatko Hasanbegović Historiker. Er arbeitet am Ivo-Pilar-Institut der Sozialwissenschaften in Zagreb. Daneben ist er auch Publizist und Verleger. 2007 wurde seine Monographie mit dem Titel Muslimane in Zagreb 1878-1945 veröffentlicht. Im gleichen Jahr verteidigte er seine Doktorarbeit Die jugoslawische muslimanische Organisation im politischen Leben des Königtums Jugoslawiens 1929-1941[6]. Er promovierte 2009 in Zagreb zum Dr. sc.[7]

Sein politisches Engagement begann er als Student, zuerst in der von Ante Pavelić im Exil gegründeten Kroatischen Befreiungsbewegung (HOP)[8][9][10]. Später wurde er Jugendvorsitzender der neo-ustascha Kroatischen Reinen Rechtspartei (HČSP)[11][12].

Revisionistischer Aktivismus

Unter anderem setzt sich Hasanbegović öffentlich sehr für die Rehabilitierung von Vertretern der Ustascha-Ideologie, des Antisemitismus bzw. des Revisionismus ein. Als Belege dafür können beispielsweise folgende Auftritte und Texte Hasanbegović angeführt werden:

  • Lobende Worte für die „Ustascha-Helden und Märtyrer“ und für ein „vereingtes Vaterland von der Mur, der Drau und der Drina bis zum Adriatischen Meer“[13].
  • Verfassung eines Kapitels im Buch Krunoslav Stjepan Dragović. Priester, Historiker und Patriot[14]. Dragović ist öffentlich bekannt aufgrund seiner Hilfe für die Flucht von Ante Pavelić, Klaus Barbie und viele Nazis sowie seiner angeblichen Geschäften mit dem enteigneten/geraubten Gut von NDH-Opfern[15].
  • Aktive Propagierung des Waffen-SS-Sturmbannführers Husein Đozo, den er als „einen der markantesten und interessantesten Bosniaken“ bezeichnet[16] „Falls Husein ef. Đozo aus der nationalen und islamischen identitären Grundlage (...) wegen im Rahmen seines ganzes Lebens und Wirkens unbedeutender Episoden amputiert würde, hieße das, die moderne bosniakische Identität und das moderne islamische Denken in ein Torso ohne seine zuverlässigsten Wegweiser zu verwandeln. (...) Đozos islamisches Denken der Erneuerung stellt noch immer einen festen Bestandteil der muslimischen Bosniaken in intellektueller Hinsicht dar“[17]. Mit dieser Argumentation verteidigte er die Benennung einer Schule in Goražde (Bosnien und Herzegowina)[18] und meinte, dass darüber hinaus noch viel mehr Schulen und Straßen Đozos Namen tragen müssten.
  • Verächtlichmachung der internationalen Gedenkfeiern im Mai 2015 anlässlich der Niederlage der Achsenmächte 1945[19] und Bezeichnung der Niedergangs des NDH als „die größte Tragödie der kroatischen Nation“[20].
  • Kritik der jährlich abgehaltenen offiziellen Gedenkzeremonien, welche den Opfern des KZ Jasenovac gewidmet sind.

2007 wurde Hasanbegović Aufsichtsratsvorsitzender der NGO Počasni bleiburški vod (PBV), die der Opfer der Massaker von Bleiburg im Jahre 1945 gedenkt[21]. Anlässlich der offiziellen Jasenovac-Gedenkzeremonie 2009 hielt der PBV eine Pressekonferenz ab, im Rahmen derer Vice Vukojević das ehemalige KZ Jasenovac so bezeichnete: „Das Lager Jasenovac wurde von Juden verwaltet. Der Staat hat nur Sicherheit gewährleistet. Es existiert einen Vertrag zwischen der NDH-Regierung und der Jüdischen Gemeinde von Zagreb betreffend die Finanzierung des Vorstands des Lagers"[22][23]. Diese Worte wurden vom damaligen Premier und HDZ-Vorsitzenden Ivo Sanader denunziert[24]. Später überließ Hasanbegović den PBV-Aufsichtsratsvorsitz an Vukojević; er selbst blieb bis Anfang 2016 stellvertretender Vorsitzender[25][26]. Im März 2015 bekundete Hasanbegović ein weiteres Mal seine Unterstützung und Bewunderung für Vukojević, indem er selbst dessen Buch der Öffentlichkeit präsentierte; unter den Besuchern dieser Präsentation waren u.a. auch HDZ-Funktionäre wie Milijan Brkić und Miro Kovač[27][28][29][30][31].

Als Verleger hat Hasanbegović zum Beispiel Die Neue Europäische Rechte von Tomislav Sunić veröffentlicht [32]. Sunić bezeichnet sich als anti-christlich[33] und ist öffentlich neben rechtsextremen Aktivisten wie Horst Mahler und David Duke aufgetreten[34]. Ein anderes von Hasanbegović verlegtes Werk ist Der intellektuelle Terrorismus von Jure Vujić, einem aufgeklärten Gegner der westlichen Zivilisation[35] ; weiters Die Holocaust-Industrie von Norman Finkelstein[36].

HDZ-Politiker

Am 30. Juni 2015 wurde Hasanbegović in die Kroatischen Demokratischen Union (HDZ) kooptiert, im Beisein von HDZ-Schlüsselfiguren wie deren Vorsitzenden Tomislav Karamarko, deren Generalsekretär Milijan Brkić und deren Sprecher für internationale Angelegenheiten Miro Kovač[37]. Die HDZ ist Teil der Europäischen Volkspartei[38].

Am 21. Januar 2016 wurde er vom designierten Premier Tihomir Orešković zum Kulturminister ernannt[39]. Diese Entscheidung löste sofort heftige Proteste aus, insbesondere in akademischen und kulturellen Kreisen sowie in der Zivilgesellschaft[40]. Am Morgen des 22. Januar, vor der Wahl durch die Abgeordneten, versammelten sich Demonstranten vor dem Parlamentsgebäude, dabei wurde Hasanbegović sogar mit NS-Propagandaminister Joseph Goebbels verglichen[41][42]. Schließlich wurde die neue Regierung einschließlich Hasanbegović am Abend des 22. Januar von der konservativen Mehrheit der Abgeordneten bestätigt. Proteste gingen weiter[43]. Seine Ernennung sorgte auch für internationale Kritik (u.a. seitens des Simon-Wiesenthal-Zentrums[44] und des European Grassroots Antiracist Movement [45]) und für negative Presse[46].

Im April 2016 lobte er den hochkontroversen Film Jasenovac – Die Wahrheit des Regisseurs Jakov Sedlar und des Drechbuchautors Hrvoje Hitrec[47]. Der anerkannte Historiker Slavko Goldstein, das Simon-Wiesenthal-Zentrum und die israelische Botschafterin in Kroatien bezeichneten hingegen diesen Film als revisionistische Propaganda bzw. Benutzung von Fälschungen[48][49][50].

Anfang Februar wurde eine Unterstützungserklärung von 143 kroatischen Historikern und Wissenschaftlern, darunter Ivo Banac, veröffentlicht[51]. Auf der anderen Seite wurde ein Appell für seinen Rücktritt von über 4000 Personen aus dem Bereich der Kultur und der Wissenschaften unterschrieben[52]. Am 24. Mai 2016 erschien sogar ein internationaler Appell für seinen Rücktritt, welcher von Persönlichkeiten unterschiedlicher Meinungen aus 35 Nationen unterschrieben wurde; Unterzeichner sind u.a. Beate und Serge Klarsfeld, Miguel Ánguel Moratinos und Alain Finkielkraut sowie anerkannte Historiker der Geschichte des Zweiten Weltkriegs[53].

Am 28. Mai 2016 wurde Hasanbegović ins Präsidium der HDZ gewählt. Im Rahmen dieser Wahl gehörte er zu jenen Kandidaten, welche von den Delegierten die meisten Stimmen erhielten[54][55].

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Z. Hasanbegović, Gespräch mit Oslobođenje, 2.11.2013, zitiert von Novi list 14.2.2016, www.novilist.hr/Vijesti/Hrvatska/Prilozi-za-biografiju-Hasanbegovic-pozivao-da-skole-nose-ime-deklariranog-antisemita
  2. Offizielle Webseite des Kulturministeriums der Republik Kroatien
  3. Offizielle Webseite der HDZ
  4. Jutarnji list, 29.1.2016
  5. Gračanički glasnik, November 2004
  6. Jutarnji list, 23.1.2016
  7. Ivo-Pilar-Institut
  8. Novi list, 22.1.2016
  9. Novosti, 10.2.2016
  10. Telegram
  11. HČSP
  12. Jutarnji list, 12.2.2016
  13. Z. Hasanbegović, „Mi ne zaboravljamo“, Nezavisna Država Hrvatska, März 1996. Zitiert von Novosti, 13.2.2016, und von Jutarnji list, 12.2.2016.
  14. Croatian Scientific Bibliography
  15. Jutarnji list, 30.12.2009
  16. Frankfurter Rundschau
  17. Z. Hasanbegović, Gespräch mit Oslobođenje, 2.11.2013, zitiert von Novi list, 14.2.2016
  18. Offizielle Webseite der "Husein ef. Đozo" Grundschule
  19. Z. Hasanbegović, Gespräch beim Fernsehmagazin Bujica, zitiert von Novosti 13.2.2016
  20. Z. Hasanbegović, Rede von August 2012, zitiert am 23.2.2016 von Nacional, 24Sata, Index.hr
  21. 7Dnevno, 29.5.2013
  22. Slobodna dalmacija, 22.4.2009
  23. Nacional, 22.4.2009
  24. Večernji list, 27.4.2009
  25. Tportal, 8.2.2016
  26. Tportal, 4.5.2016
  27. Direktno, 4.5.2015
  28. Direktno, 5.5.2015
  29. Hrvatsko kulturno vijeće, 6.5.2015
  30. Maxportal, 23.3.2015
  31. ShowBizz, 6.5.2015
  32. [1]
  33. T. Sunić, "Rasse und Gestalt: unsere Identität", Rede anlässlich eines Lesertreffens der Zeitschrift Volk in Bewegung, 14.9.2013, Europäische Aktion
  34. Southern Poverty Law Center
  35. J. Vujić, "Une barbarie peut en cacher une autre", Polemia, 23.11.2015
  36. [2]
  37. Offizielle Webseite der HDZ: [3] und [4]
  38. Offizielle Webseite der Europäischen Volkspartei
  39. Der Standard, 21.1.2016
  40. Die Tageszeitung
  41. N1-Fernsehen, 22.1.2016
  42. Večernji list, 23.1.2016
  43. Der Standard, 26.1.2016
  44. Simon-Wiesenthal-Zentrum, 6.2.2016
  45. European Grassroots Antiracist Movement, 25.1.2016
  46. Süddeutsche Zeitung 9.2.2016, Neue Zürcher Zeitung 9.2.2016, Frankfurter Rundschau 12.2.2016, Der Standard 26.2.2016, Deutschlandradio Kultur 9.3.2016, Balkan Stories
  47. Večernji list 4.4.2016, Der Standard 20.4.2016
  48. Tportal 5.4.2016
  49. Jutarnji list 6.4.2016
  50. Tportal 7.4.2016, N1-Fernsehen 7.4.2016
  51. Dnevno 3.2.2016
  52. Kulturnjaci 2016
  53. Den Appell veröffentlichten gleichzeitig European Grassroots Antiracist Movement, Neues Deutschland und Libération
  54. Večernji list, 29.5.2016
  55. Total Croatia News, 29.5.2016
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