Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Zigeunerzwangslager in Ravensburg

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ravensburg, Mahnmal zum Gedenken an die 29 in Auschwitz ermordeten Sinti aus Ravensburg vor der Kirche der Gemeinde Sankt Jodok, deren Mitglieder die Deportieren waren.

Das Zigeunerzwangslager in Ravensburg war in der Zeit des Nationalsozialismus ein unter Polizeikontrolle stehendes Lager für Sinti.[1] Solche Lager wurden reichsweit in Städten ab Mai 1935 eingerichet, mit Kriegsbeginn wurden sie dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA) unterstellt. Kennzeichen dieser Lager waren unter anderem Zwangsarbeit, Freiheitsverlust und die Androhung von KZ-Haft bei Verstößen gegen die Lagerordnung.[2] Die Bewohner dieses Lagers wurden im März 1943 ins „Zigeunerlager Auschwitz“ deportiert; nur wenige überlebten.

Lager

Das Lager bestand aus eilig errichteten Baracken, am der Stadt gegenüberliegenden Ufer des Flüsschens Schussen. Es war von einem zwei Meter hohen Stacheldrahtzaun umgeben, der von Hundeführern kontrolliert wurde. Die nächtliche Ausgangssperre, das Verbot Haustiere zu halten, Arbeitszwang und die permanente Kontrolle sollten dem Zweck „der Zigeunerplage Herr zu werden“ dienen. Weiterhin wurden für Bewohner des Lagers Sterilisationsverfügungen erlassen.[3]

Adolf Würth von der Rassenhygienischen Forschungsstelle untersuchte im April 1937 40 Personen und im Juli 1938 35 Personen in Ravensburg.[4]

Deportation 1943

Aus dem Lager wurden am 13. März 1943 36 Kinder, Männer und Frauen abgeholt und am 15. März 1943 vom Güterbahnhof Stuttgart in das neu eingerichtete „Zigeunerlager Auschwitz“ deportiert.[5] Hildegard Franz aus Ravensburg berichtet von der Deportation:

„Sie brachten viele, viele Menschen von überall her, es waren einige Hundert Menschen. Die Polizei und die Gestapo sind mit schußbereiten Gewehren auf und ab marschiert. Es kann sich niemand vorstellen, was sich dort abspielte. Noch am gleichen Tag ging unser Transport von Stuttgart nach Auschwitz, jetzt aber in Viehwaggons. Ich weiß nicht mehr, wie lange die Fahrt gedauert hat. Zwei oder drei Nächte waren es. Wir sind spät abends oder nachts, es war schon dunkel, in Auschwitz-Birkenau angekommen. Nach dem Öffnen der Waggons sah man überall die Scheinwerfer, die alles beleuchteten.“

Hildegard Franz[6]

Am 26. April 1943 teilte das Finanzamt Weingarten mit, dass die Versteigerung von „Hausrat der nach Auschwitz verschubten Zigeuner“ beantragt ist und die Räume ab nächster Woche zur weiteren Benutzung frei sind.[7]

Nach 1945

Sechs Überlebende, darunter Martha Guttenberger, kamen 1945 zu Fuß aus den befreiten Konzentrationslagern in ihre Heimat Ravensburg zurück.

Am 27. Januar 1999 wurde ein Denkmal für die 29 Ravensburger Sinti, die am 13. März 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert und in den Jahren 1943 und 1944 ermordet wurden, eingeweiht. Der 27. Januar 1945 ist der Tag der Befreiung von Auschwitz.[8]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Benz / Barbara Distel: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager S.10; Paul Sauer: Württemberg im Nationalsozialismus. In: Hansmartin Schwarzmaier/Gerhard Taddey (Hrsg.): Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Band 4, Die Länder seit 1918, Stuttgart 2004, S. 231–319, hier: S. 263.
  2. Benz/ Distel, S.10
  3. Florian Lindemann: Die Sinti aus dem Ummenwinkel. Ein sozialer Brennpunkt erholt sich., Weinheim 1991, S.37
  4. Bundesarchiv Bestand R 165/38 Arbeitsliste Würths
  5. Kinder und Jugendliche - Mit der Reichsbahn in den Tod
  6. Daniel Strauß (Hrsg): … weggekommen. Berichte und Zeugnisse von Sinti, die die NS-Verfolgung überlebt haben. Berlin 2000. nach:[1]
  7. Florian Lindemann: Die Sinti aus dem Ummenwinkel. Ein sozialer Brennpunkt erholt sich., Weinheim 1991, S. 38
  8. Siehe Gedenkorte
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Zigeunerzwangslager in Ravensburg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.