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Steine der Erinnerung

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Steine der Erinnerung, Leopoldstadt 2007

Steine der Erinnerung an jüdische Opfer des Holocausts ist ein österreichischer Verein mit Sitz in Wien, der seine Arbeit dem Gedenken der jüdischen Opfer des Holocaust widmet und „die Erinnerung an das jüdische Leben und die jüdische Kultur vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten wach“ halten möchte. Der Verein besteht seit 2005 und ist vorrangig in den Wiener Gemeinde­bezirken Leopoldstadt, Brigittenau und Alsergrund tätig.

Aufgaben und Ziele

Die Initiativen für Wiener Gedenksteine der Opfer des NS-Regimes beruhen zwar auf dem Konzept der Stolpersteine von Gunter Demnig, lehnen aber unisono den Begriff Stolpersteine ab. In Wien haben sich vier Initiativen etabliert, die unterschiedliche Stadtteile mit Gedenksteinen ausstatten: In Wien-Landstraße ist die Initiative Steine des Gedenkens tätig, in Wien-Mariahilf die Initiative Erinnern für die Zukunft und in Wien-Josefstadt das Projekt Steine der Erinnerung Josefstadt, gegründet von der früheren Nationalratsabgeordneten Irmtraut Karlsson. Der Steine der Erinnerung ist als einzige Initiative in Wien überregional in mehreren Bezirken tätig und hat bislang in fünfzehn Wiener Gemeindebezirken Gedenksteine bzw. Gedenktafeln errichtet. Auf der Webpage des Vereins ist zu lesen: „Wir geben den Ermordeten wieder einen Platz in ihrem Heimatbezirk. So sind sie und ihr Schicksal nicht vergessen.“

Das Projekt beabsichtigte seit Anbeginn, den Angehörigen die Möglichkeit zu geben, ihrer ermordeten Großeltern, Eltern und Geschwister zu gedenken: „Das Trauma der Angehörigen, für deren Familie wir Steine setzen, ist so tief, dass wir auch mit dem besten Projekt diese Wunden nicht heilen können, aber unser großer Wunsch ist es, zur Linderung der Schmerzen beizutragen.“ Den Überlebenden helfe auch die konkrete Erfahrung, dass das große Leid ihrer Familien in Wien, dem Ort von Vertreibung und Deportation, „erkannt und anerkannt“ werde.

Die Führungsgremien des Vereins rekrutieren sich überwiegend aus der Familie Hindler und zwar: Elisabeth Ben David-Hindler, Karl Jindrich, Zahava Hindler, Vally Steiner, Ernst Fitzka, Daliah Hindler und Matthias Beier. Krankheitsbedingt werden im Jahr 2015 keine weiteren Gedenksteine gesetzt.[1]

Tätigkeitsbereich

Der Schwerpunkt der Vereinsaktivitäten liegt auf dem Verlegen von Steinen der Erinnerung in der Wiener Leopoldstadt, in der Brigittenau und am Alsergrund, das sind die Wiener Gemeindebezirke 2, 20 und 9. Weiters wurden eine Reihe von Steinen in Wien-Innere Stadt (1. Bezirk) und in Währing (18. Bezirk) verlegt. Einige Gedenksteine des Vereins finden sich auch in den Bezirken 4, 5, 10, 14 bis 17, 19 und 21.

Verankerung in der Bevölkerung

Die Projekte des Vereins in der lokalen Bevölkerung zu verankern ist ein zentrales Anliegen des Vereins. Dies erfolgt zum Teil durch Patenschaften, Bausteine und Spenden, „aber mindestens genau so wichtig ist uns, dass viele Menschen an unseren Projekten mitbauen und sie mittragen.“ Einer der wichtigen Unterstützer des Projekts ist Herr Sommer, der Eigentümer des Cafe Sperlhof in der Großen Sperlgasse in der Leopoldstadt. Der Verein auf seiner Website: „Diese Form der Wiener Vergangenheitsbewältigung soll eine gemeinsame Sache sein. Je mehr Menschen daran beteiligt, sind, desto stärker ist auch die Verankerung. Und die Wirkung. Wobei wir uns nicht in erster Linie an jüdische Kreise wenden.“

Weiters übernehmen Anrainer das regelmäßige Putzen der Steine und die regionale Bevölkerung ist in vielen Formen ehrenamtlich im Verein aktiv und initiativ: „So schreiben wir gemeinsam Geschichte von unten. Wir erzeugen Bewusstsein über Verdrängtes und Unbekanntes bei den Menschen, die vorübergehen. Wir leisten einen nachhaltigen Beitrag zur Wiener Vergangenheitsbewältigung.“

Widerstand der Hausbesitzer

Eine Reihe von Hauseigentümer lehnt das Anbringen von Gedenktafeln an der Fassade des Hauses ab. „Es ist nach wie vor so, dass die meisten Hausbesitzer die Tafeln nicht wollen“, betonte die Vereinssprecherin Elisabeth Ben David-Hindler. Zum Großteil bekomme der Verein für das Anbringen von Tafeln an der Fassade keine Erlaubnis, bei mehreren Eigentümern, reiche schon das Nein einer Partei. Daher ist der Verein überwiegend auf Gedenksteine im Gehsteig vor dem jeweiligen Haus angewiesen.[2]

Wartung und Reinigung

Die Gedenksteine des Vereins werden regelmäßig gesäubert und gewartet, im Regelfall einmal monatlich. Das reicht jedoch in den Wintermonaten nicht aus, weshalb der Verein eine Reihe ehrenamtlicher Mitarbeiter gesucht hat, die in der Nähe einer Station wohnen und die sie einmal in der Woche warten. Eine Lehrerin berichtete: „Wir haben "unseren" Stein schon gereinigt, es war sehr berührend, wir sind mit der ganzen Schule hinmarschiert, zwei Kinder haben den Stein geschrubbt, dann haben wir noch eine Gedenkminute eingelegt und ich hab ein bisschen was über die Steine und die Erinnerungsarbeit im Allgemeinen erzählt - wir waren ein richtiges Aufsehen!“

Weg der Erinnerung, Straße der Erinnerung

Ein Weg der Erinnerung durch die Leopoldstadt erinnert heute an die weitgehend vertriebene bzw. ermordete jüdische Bevölkerung der Leopoldstadt, an ihren Lebensraum im Bezirk, ihre Wohnhäuser, Synagogen, Schulen, Theater, Kaffeehäusern, aber auch an die Sammellager, in welche sie vor Deportation und Tod im Konzentrationslager gebracht wurden. Erklärungstafeln an Gebäuden, "Steine der Erinnerung" und Gedenktafeln an einzelne Personen, sowie Wegmarkierungen geleiten durch insgesamt 102 Stationen. „Auf diese Weise wollen wir – Stein für Stein - symbolisch den von hier vertriebenen und ermordeten jüdischen EinwohnerInnen wieder einen Platz in ihrem Heimatbezirk geben; und den Angehörigen die Chance, ihre Eltern, Großeltern und Geschwister zu verewigen.“ Das Projekt durch durch den damaligen Bezirksvorsteher Gerhard Kubik und den Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny unterstützt.[3][4]

Teil des Projekts ist die Straße der Erinnerung am Volkertplatz, die aus 84 „Steinen der Erinnerung“ besteht, „viele Menschen bewegt und breites mediales Echo gefunden“ hat.[5] Die Straße der Erinnerung soll an die 1.585 Opfer aus diesem Teil der Stadt erinnern. Der Verein bietet auch Führungen zu den Erinnerungsorten an.

Zitate

„Was ich an diesem Projekt so besonders finde: Ich lerne die Geschichte besser kennen und gleichzeitig kann ich etwas Positives dazu beitragen. Ich kann aktiv sein, das ist für mich eine Erleichterung, also tue ich auch mir etwas Gutes damit. Ich habe das sehr faszinierend gefunden, dass man eine Patenschaft übernehmen kann. Man kann jetzt für einen Menschen, der Opfer dieses Systems wurde und keine Angehörigen mehr hat, im Nachhinein das Gedenken übernehmen.“

Interview mit einem Paten

„Tot sind jene, an die sich niemand mehr erinnert, sagt ein jüdisches Sprichwort.“

Elisabeth Ben David-Hindler

„Es ist für mich so, als hätten meine Großeltern nun endlich einen Grabstein bekommen.“

Barbara Zeisl: Anlässlich der Verlegung eines Steines der Erinnerung für ihre Großeltern (ihren Eltern gelang 1938 die Flucht in die USA, die Großeltern wurden jedoch verschleppt und im Konzentrationslager ermordet)

Kritik

Das Projekt der Stolper- bzw. Gedenksteine wird generell durchaus kontrovers betrachtet. Beispielsweise kritisierte die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, es sei unerträglich, dass die Namen der Opfer in Steinen am Boden eingelassen wurden.

Eine Kontroverse ergab sich auch, als Gunter Demnig, der Initiator der Stolpersteine, die Wiener Steine der Erinnerung als Plagiat seiner Initiative empfand.[6]

Auszeichnung

Siehe auch

Weblink

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Steine der Erinnerung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.