Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Massaker von Reʿim

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
31.39777777777834.471666666667
Massaker von Reʿim (Israel)
Red pog.svg
Ort des Festivals zwischen Reʿim und Be’eri

Das Massaker bei Reʿim am 7. Oktober 2023 war ein Terrorakt der radikalislamistischen Hamas im Rahmen ihres Terrorangriffs auf Israel, bei dem 364 Menschen am Gelände des Psytrance-Festivals Supernova Sukkot Gathering in der Nähe des Kibbuz Reʿim im Gebiet der Regionalverwaltung Eschkol ermordet wurden. Viele weitere wurden verletzt und 40 als Geiseln in den Gazastreifen entführt.

Vorgeschichte

Am 6. Oktober 2023 gegen 22 Uhr begann in der westlichen Negev-Wüste, etwa 5 km von der Sperranlage um den Gazastreifen entfernt, das Open-Air-Festival Supernova Sukkot Gathering, das am Ende des jährlichen Laubhüttenfestes (Sukkot) abgehalten wurde.[1][2] Es wurde laut Ankündigung des Veranstalters Tribe of Nova als erste israelische Ausgabe des vor 20 Jahren in Brasilien gegründeten Universo Paralello veranstaltet, das als eines der größten alternativen Kulturfestivals Südamerikas gilt.[3] Der Rave mit einem bis zum Nachmittag des 7. Oktober angesetzten Programm war als Feier von „Freunden, Liebe und unendlicher Freiheit“ beworben worden[4] und sah Auftritte von namhaften internationalen Szenekünstlern wie Astral Projection und Man With No Name vor.[5]

Das Festival wurde zwei Tage vor Beginn auf das Areal nördlich von Re'im an der Straße nach Be’eri verlegt, nachdem das ursprüngliche Gelände im Süden Israels ausgefallen war,[3] der neue Standort wurde den Teilnehmern erst Stunden vor Veranstaltungsbeginn mitgeteilt.[6] Auf dem Festivalgelände gab es drei Bühnen, eine Campingzone und einen Bereich mit Bar und Verpflegung.[2] Teilnehmer berichteten, dass das Publikum hauptsächlich aus Israelis im Alter von 20 bis 40 Jahren aus dem ganzen Land bestand.[7] Laut Polizeibericht vom November 2023 hatte das Festival etwa 4000 Besucher.[8]

Verlauf

Zurückgelassene Fahrzeuge der Festivalbesucher (12. Oktober 2023)

Datei:(Explicit Violent Content) Footage of bodycam of Israeli elite unit clearing the Nova music festival area on 7th October.webm Am Morgen des 7. Oktober 2023 startete die Hamas einen Überraschungsangriff auf Israel, weshalb es gegen 6:30 Uhr Raketenalarm gab; ein Vorgang, der in Israel nicht selten ist und daher auch auf dem Festival keine große Beunruhigung auslöste.[2][9] Das änderte sich kurze Zeit später, als Raketen einschlugen und die Anweisung gegeben wurde, das Gelände zu verlassen.[1] Ein Zeuge gab an, dass gegen 7 Uhr der elektrische Strom ausfiel und Pick-ups mit etwa 50 bewaffneten Hamas-Mitgliedern in Militäruniformen eintrafen.[2] Weitere drangen mit Motorrädern, Quads[1] und motorisierten Gleitschirmen in das Gelände ein.[10] Die Sicherheitskräfte waren in der Unterzahl und nicht darauf eingerichtet, einen militärischen Angriff abzuwehren.[11]

Die in Panik zu Fuß und in Fahrzeugen fliehenden Festivalbesucher wurden von den Hamas-Milizionären beschossen.[2] Eine Flucht über die von den Angreifern kontrollierte Straße war nicht mehr möglich. Von den auf dem Festivalgelände Verbliebenen überlebte fast niemand.[12] Angrenzende Büsche und Plantagen wurden von den Terroristen durchkämmt und darin versteckte Besucher erschossen.[2] Gegen Mittag kamen Zivilisten aus Gaza auf das Gelände und durchsuchten Leichen und Autos nach Wertvollem.[11] Das israelische Militär traf erst nach einigen Stunden auf dem Festivalgelände ein.[2] Die spätere Untersuchung ergab, dass die Hamas nicht im Voraus von dem Event gewusst hatte.[8]

Opfer

Am 17. November 2023 gab die israelische Polizei an, dass 364 Menschen getötet worden seien, darunter 17 Polizisten. Eine bisher unbekannte Zahl weiterer Menschen wurde verletzt.[8] Etliche Frauen wurden vergewaltigt und getötet, andere als Geiseln nach Gaza verschleppt und in Videos vorgeführt.[13] Insgesamt sollen 40 Menschen vom Festivalgelände in den Gazastreifen verschleppt worden sein.[8]

Fotos des Geländes zeigen Dutzende teils ausgebrannte Autos;[14][15] auf mindestens einem Foto ist bei einem verbrannten Leichnam zu erkennen, dass er zuvor mit Kabelbindern gefesselt wurde.[16] Unter den Todesopfern befinden sich der ehemalige Profifußballer Lior Asulin,[17][18] der israelische Meister im Kraftdreikampf Niv Tel Tzur[19] sowie Osher Vaknin, einer der Organisatoren des Festivals.[20] Mediale Aufmerksamkeit erhielt die Deutsch-Israelin Shani Louk, deren Leichnam am 7. Oktober 2023 in einem Propagandavideo der Hamas zu sehen war.[21]

Klage

42 Überlebende des Hamas-Terrorangriffs auf das Supernova-Musik-Festival reichten am 1. Januar 2024 eine Schadensersatzklage gegen den israelischen Inlandsgeheimdienst Schin Bet, die Armee, die Polizei und das israelische Verteidigungsministerium ein. Die Kläger fordern am Bezirksgericht Tel Aviv Schadensersatz in Höhe von umgerechnet 50 Millionen Euro. Sie werfen den staatlichen Sicherheitsorganen Fahrlässigkeit und grobe Versäumnisse vor dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober vor. Ein einziger Anruf der Armee bei dem für das Festival zuständigen Kommandanten, das Festival wegen der drohenden Gefahr aufzulösen, „hätte Leben gerettet und die körperlichen und seelischen Verletzungen von Hunderten von Partybesuchern, darunter auch der Kläger, verhindert“.[22]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Ralf Niemczyk: Universo Paralello Festival: Festivalmanager berichtet vom Rave-Massaker in Israel. In: RolllingStone. 9. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Israeli music festival: 260 bodies recovered from site where people fled in hail of bullets. In: BBC News. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023.
  3. 3,0 3,1 Katie Bain: Artist Manager Describes Israeli Rave Massacre: ‘It Turned Into a Nightmare’. In: Billboard. 9. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023 (en-US).
  4. Nina Kugler: Israel: Entführung bei Festival – Deutsche Shani Louk (22) wohl von Hamas verschleppt. In: Morgenpost. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023.
  5. At Least 260 People Dead After Attack At Israeli Electronic Music Festival. In: Billboard. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023 (english).
  6. Krieg in Israel: Wie eine Feier zum Massaker wurde. In: Frankfurter Rundschau. 9. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023.
  7. ToI Staff: Thousands flee rocket and gunfire at all-night desert ‘Nature Party’; dozens missing. In: The Times of Israel. Abgerufen am 9. Oktober 2023 (en-US).
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 TV: Police probe of Re’im massacre shows terrorists didn’t know about party in advance. In: The Times of Israel. 17. November 2023, abgerufen am 17. November 2023 (english).
  9. Paul P. Murphy, Allegra Goodwin, Benjamin Brown, Sharif Paget: Desert horror: Music festival goers heard rockets, then Gaza militants fired on them and took hostages. In: CNN. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023 (english).
  10. Colin Freeman, Nataliya Vasilyeva: How a sunrise desert rave was shattered by paragliding Hamas gunmen. In: The Telegraph. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023.
  11. 11,0 11,1 Julian Röpcke und Filipp Piatov: „Sie vergewaltigten Frauen neben den Leichen ihrer Freunde“. In: bild.de. 10. September 2023, abgerufen am 1. Dezember 2023.
  12. Filipp Piatov: „Ich wusste, sie würden mich vergewaltigen“. In: bild.de. 19. November 2023, abgerufen am 1. Dezember 2023.
  13. Liel Leibovitz: Eyewitness Account of the Rave Massacre. In: Tablet. Abgerufen am 9. Oktober 2023.
  14. Israeli forces still pursuing militants in southern Israel. In: Washington Post. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023 (english).
  15. Hamas-Angriff: Drohnenaufnahmen zeigen das Ausmaß eines Massakers mit 260 Toten. In: WELT. 9. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023.
  16. Music festival organizers help Israeli authorities search for missing attendees after brutal attack. In: CNN. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023 (english).
  17. Israelischer Ex-Fußballstar Lior Asulin von Hamas ermordet – DW – 09.10.2023. Abgerufen am 9. Oktober 2023.
  18. Ex-soccer star Lior Asulin among those killed at nature party. In: The Times of Israel. Abgerufen am 9. Oktober 2023 (en-US).
  19. Israel's Dead: Civilians, Soldiers, Emergency Services Personnel Killed in War With Hamas. In: Haaretz. Abgerufen am 19. Oktober 2023 (en-US).
  20. Twins helped organize a rave in southern Israel. Neither has been seen alive since. In: The Times of Israel. Abgerufen am 19. Oktober 2023 (en-US).
  21. Deutsche Hamas-Geisel Shani Louk ist tot. In: Der Spiegel. 30. Oktober 2023, abgerufen am 30. Oktober 2023.
  22. AFP-Meldung 2. Januar 2024
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Massaker von Reʿim aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.