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Möbelhaus Bierstorfer (Heilbronn)

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Das Gebäude Möbelhaus Bierstorfer stand in der früheren Judengasse und gehörte zu den schönsten Häusern im Stil der Heimatschutzarchitektur Heilbronns. Dass Heilbronn im Stil der Heimatschutzarchitektur wiederaufgebaut wurde, dafür hatte sich der damalige Oberbürgermeister Emil Beutinger sehr eingesetzt. Beutinger hatte viel für die Juden in Heilbronn gebaut, darunter den Ergänzungsbau für das israelitische Altersheim in Sontheim, mit der neuesten Synagoge Heilbronns oder diverse Wohn- und Warenhäuser für die Heilbronn jüdischen Familien Gumbel (Bankiers) und Grünwald (Kaufleute), die alle von ihren eigenen deutschen Mitbürgern enteignet und vergast wurden. Am gleichen Platz hatte in der Vorkriegszeit eines der aufwändigsten Fachwerkhäuser der mittelalterlichen Altstadt gestanden. Unterirdisch verliefen verschiedene Tunnel und Gänge zu den unterirdischen Tauchbädern und Totenstätten.

Ansicht um 1900

Geschichte

Mittelalter bis Vorkriegszeit

An der Ecke Lohtorstraße / Ecke Lammgasse in Heilbronn war ein um 1600 erbautes Fachwerkhaus, in dem früher ein sogenanntes Judenbad untergebracht war. Die Lohtorstraße und Kieselmarkt waren im Mittelalter die Judengasse bzw. Zwerckjudengasse. Das Fachwerkhaus wurde das Haus Sihler genannt. Das Erdgeschoss war gemauert. Die fünf oberen Stockwerke waren in fränkischer Fachwerkbauweise errichtet. Seit 1938 befand sich in dem Haus die Schuhmacherei Paul Schädel.[1][2]

Nachkriegszeit

Ehemaliges Bierstorfer-Gebäude an der Ecke Lohtorstraße/Lammgasse in Heilbronn

Nach dem Krieg konnte das zweite Möbelhaus Bierstorfer an der Ecke Lohtorstraße/Lammgasse nach Plänen des Architekten Julius Hoffmann[3] gebaut und am 15. Dezember 1950 [4] eingeweiht werden. So heißt es in einem Artikel des "Neckar-Echo" mit dem Titel Möbel-Bierstorfer. Heilbronn Lohtorstrasse 37 Telefon 3322 [5]

Die Firma Möbelhaus Bierstorfer wurde im Jahre 1926 gegründet und von den Geschäftsinhabern in der Erhardgasse 12 geführt. Als während des zweiten Weltkrieges der Seniorchef einberufen wurde, mußte das Geschäft im Jahre 1940 geschlossen werden. Bei der Zerstörung Heilbronns am 4.Dezember 1944 fiel auch der Betrieb Bierstorfer dem Bombenangriff zum Opfer. Nur unter den größten Schwierigkeiten konnte der Wiederaufbau des Geschäftes begonnen werden. Schließlich gelang es nach Kriegsende, im Hinterhaus der Villa Knorr in der Bismarckstr. 50a die Firma wieder zu eröffnen. Der tatkräftige Mitarbeit der Firmeninhaber ist es zu verdanken, daß sich der Geschäftsgang wieder gut entwickelte [...] Nach sorgfältiger Überlegung und Beratung wurde der Entschluß gefaßt, ein eigenes Geschäftshaus in der Stadtmitte zu errichten. Dieser Plan wurde dann verwirklicht, und am 15. Dezember 1950 konnte die Firma in das neue, dreistöckige Geschäfthaus übersiedeln. Bald wurden auch diese Räume zu klein, und es mußte im November 1952 eine Erweiterung angebaut werden. Die Firma kann heute auf ein fast dreißigjähriges Bestehen zurückblicken, ist weit über den Stadtkreis hinaus bekannt und gilt als eines der leistungsfähigsten Möbelgeschäft des württembergischen Unterlandes.

Fekete führt das Möbelhaus Bierstorfer der 50er-Jahre [6] neben der Dresdner Bank als Beispiel für Architektur an, die der Tradition verpflichtet ist.

Weiterhin nennt Dr. Julius Fekete in der Denkmaltopographie das ehemalige Möbelhaus Bierstorfer in der Lammgasse 2 und das Dresdner Bankgebäude als Beispiele für "traditionelle Bauweise" [7]:

Die Bautätigkeit in Heilbronn in der Nachkriegszeit war keineswegs nur der modernen Architektur verpflichtet. Dies zeigen beispielsweise das Möbelhaus Bierstorfer (Lammgasse 2), 1949 nach den Entwürfen von Julius Hoffmann in tradtioneller Bauweise ausgeführt, und die Dresdner Bank aus dem Jahr 1952 [...]

Julius Hoffmann galt dabei als Vertreter der Stuttgarter Schule von Paul Schmitthenner. Das belegt ein Artikel in der Heilbronner Stimme [8]

Heilbronner Architekten Julius Hoffmann [...] ist ein typisches Merkmal der Frühphase des Nachkriegswiederaufbaus in Württemberg gewesen, begründet durch die Stuttgarter Schule Paul Schmitthenners.

Es stellt neben der ehemaligen Handels- und Gewerbebank (Karlstraße 72)[9], der heutigen BW-Bank (Allee 11) [10] und dem Autohaus Assenheimer (Stuttgarter Straße 2) [11] das Wirken des Julius Hoffmann dar.

Einzelnachweise

  1. Hans Franke: Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn. Vom Mittelalter bis zur Zeit der nationalsozialistischen Verfolgungen (1050–1945). Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1963, ISBN 3-928990-04-7 (PDF, 1,2 MB), Seite 19.
  2. Heilbronn - Ein verlorenes Stadtbild. Uwe Jacobi Heilbronner Stimme, Wartberg Verlag. S. 54
  3. Julius Fekete, Simon Haag, Adelheid Hanke, Daniela Naumann mit Beiträgen von Gerhard Bauer, Martina Berner-vom Feld, Jörg Biel, Ulrich Frey, Wolfgang Hansch, Joachim Hennze, Markus Numberger, Ulrike Plate, Christhard Schrenk: Denkmaltopographie Baden-Württemberg Band I.5 Stadtkreis Heilbronn. Edition Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1988-3 S. 58
  4. Neckar-Echo, 4/5 Dezember 1954
  5. Artikel im Neckar Echo vom 4/5 Dezember 1954 Nr.283 1926 Möbel-Bierstorfer. Heilbronn Lohtorstrasse 37 Telefon 3322
  6. Julius Fekete, Simon Haag, Adelheid Hanke, Daniela Naumann mit Beiträgen von Gerhard Bauer, Martina Berner-vom Feld, Jörg Biel, Ulrich Frey, Wolfgang Hansch, Joachim Hennze, Markus Numberger, Ulrike Plate, Christhard Schrenk: Denkmaltopographie Baden-Württemberg Band I.5 Stadtkreis Heilbronn. Edition Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1988-3 S. 58
  7. Julius Fekete et al.: Denkmaltopographie Baden-Württemberg Band I.5 Stadtkreis Heilbronn. Edition Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1988-3 , S. 58
  8. Artikel in der Heilbronner Stimme vom 03. September 1998 von (hoef): Verstecktes Kleinod. Wüba-Gebäude als Kulturdenkmal eingestuft
  9. Julius Fekete, Simon Haag, Adelheid Hanke, Daniela Naumann mit Beiträgen von Gerhard Bauer, Martina Berner-vom Feld, Jörg Biel, Ulrich Frey, Wolfgang Hansch, Joachim Hennze, Markus Numberger, Ulrike Plate, Christhard Schrenk: Denkmaltopographie Baden-Württemberg Band I.5 Stadtkreis Heilbronn. Edition Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1988-3 S. 109
  10. Bernhard Lattner mit Texten von Joachim J. Hennze: Stille Zeitzeugen. 500 Jahre Heilbronner Architektur. Edition Lattner, Heilbronn 2005, ISBN 3-9807729-6-9. S. 77
  11. Julius Fekete, Simon Haag, Adelheid Hanke, Daniela Naumann mit Beiträgen von Gerhard Bauer, Martina Berner-vom Feld, Jörg Biel, Ulrich Frey, Wolfgang Hansch, Joachim Hennze, Markus Numberger, Ulrike Plate, Christhard Schrenk: Denkmaltopographie Baden-Württemberg Band I.5 Stadtkreis Heilbronn. Edition Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1988-3 S. 127



Literatur

  • Hans Franke: Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn. Vom Mittelalter bis zur Zeit der nationalsozialistischen Verfolgungen (1050–1945). Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1963, ISBN 3-928990-04-7 (PDF, 1,2 MB), Seite 19.
  • Heilbronn - Ein verlorenes Stadtbild. Uwe Jacobi Heilbronner Stimme, Wartberg Verlag. S. 54