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Mäßigung

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Allegorie der Mäßigung von Giotto in der Cappella degli Scrovegni von Padua
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Die Mäßigung oder das Maß, die Mäßigkeit (gr. σωφροσύνη, lat. temperantia) ist eine der vier platonischen Kardinaltugenden.

Terminologie

Der von Platon in die Tugendethik eingeführte griechische Ausdruck σωφροσύνη (sophrosyne) wurde im Lateinischen mit temperantia (und auch moderatio) übersetzt.

Im Deutschen hat sich keine einheitliche Übersetzung von σωφροσύνη bzw. temperantia herausgebildet, so dass sich verschiedene Namen mit unterschiedlichen Bedeutungen und Konnotationen finden. Die deutsche Sprache hat kein geeignetes Wort, um „auch nur einigermaßen den Kern und den Umfang des Begriffes temperantia widerzuspiegeln“[1].

σωφροσύνη wird im Deutschen direkt unter anderem[2] mit ‚Besonnenheit‘[3], ‚Mäßigkeit‘ [4] oder ‚Beherrschung‘[5] übersetzt. temperantia als Übersetzung von σωφροσύνη kommt von temperare, dessen erster Sinn sein soll, „aus verschiedenartigen Teilen ein einiges geordnetes Ganzes fügen“[6].

Dies betont Josef Pieper, um den bejahenden und ganzheitlichen Sinn der Tugend herauszustellen.

Im Deutschen konkurrieren die Ausdrücke ‚Besonnenheit‘ (Olof Gigon), ‚Beherrschung‘ (Nicolai Hartmann), ‚Selbstbeherrschung‘ (Hügli), ‚Maß‘ bzw. ‚Tugend des Maßes‘, ‚Maßhaltung‘ (Arthur F. Utz), ‚Mäßigkeit‘, Mäßigung, ‚Zucht und Maß‘ (Josef Pieper) bzw. ‚Tugend von Zucht und Maß‘. Nicolai Hartmann hält die Tugend der σωφροσύνη durch die Übersetzung mit Besonnenheit "ins falsche Licht gerückt"[7] und zieht den Ausdruck ‚Beherrschung‘ vor. Dieser hat sich aber nicht durchgesetzt. Josef Pieper hält der Übersetzung mit Mäßigung entgegen, dass dieser Ausdruck in einer zu großen Nähe zum Zorn (Mäßigung des Zorns) als bloßer Teilaspekt, eine „fatale […] Nachbarschaft mit der Angst vor jeglichem Überschwang“ und einen „verneinenden Klang“ und Assoziationen wie „Einschränkung, [...], Zurückdämmung, [...], Zügelung“ mit sich führe[8]. Pieper schlägt stattdessen ‚Zucht und Maß‘ vor, hat sich damit aber kaum durchgesetzt.

Positionen

Platon

Platon postulierte drei Seelenteile (Vernunft, Mut, Begierde) und ordnete jedem Seelenteil eine bestimmte Tugend zu (Vernunft - Weisheit; Mut - Tapferkeit; Begierde (Begehren) - σωφροσύνη). Diesen drei Tugenden war bei Platon die Gerechtigkeit übergeordnet[9].

Für Platon war die σωφροσύνη "das harmonische Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Ebenen der Seele, genauer zwischen Begierde, Mut und Vernunft".[10]

Aristoteles

Bei Aristoteles ist die σωφροσύνη (Besonnenheit/Mäßigung) die Mitte (Mesotes) - ein Optimum - hinsichtlich der Lust: sie steht zwischen Empfindungslosigkeit (Stumpfheit) und Zügellosigkeit (Zuchtlosigkeit). Das Mitte-Halten ist hier, genau wie in Bezug auf den Mut in der Tapferkeit, das Ziel ethischen Verhaltens.

Wichtigkeit

In der Antike galt und in der christlichen Tugendethik gilt die Mäßigung als eine grundlegende menschliche Tugend. Die genaue Bedeutung hängt von dem zugrundegelegten Menschenbild ab. Sie gilt einerseits als bloße "Mindestanforderung", die dem Charakter eine "moralische[.] Grundlage" verleihe. Fehle sie, bestehe im Ethos eines Menschen aber eine "eine Lücke"[11].

Im Mittelalter sieht Hildegard von Bingen im rechten Maß (lateinisch: discretio) die „Mutter aller Tugenden“.[12]

Anderenorts wird betont, dass "Zucht" nicht mit der Sittlichkeit überhaupt gleichgesetzt werden dürfe[13].

Siehe auch

Literatur

  • Aristoteles: Die Nikomachische Ethik. III. Buch, 13-15 - 117b - 119b (, z.B. übersetzt von Olog Gigon. Artemis & Winkler, Düsseldorf, Zürich 2001, S. 131-139 (σωφροσύνη mit "Besonnenheit" übersetzend))
  • Thomas von Aquin: Summa Theologica II-II q. 141-170. [1] (Lateinisch/Englisch) ("temperantia" und ihre Gegensätze - in Anlehnung an Aristoteles)
  • Nicolai Hartmann: Ethik. - 3. Auflage. - Walter de Gruyter, Berlin 1949, S. 435-439, 443 (in Auseinandersetzung mit Aristoteles)
  • Otto Friedrich Bollnow: Wesen und Wandel der Tugenden. Ullstein, Frankfurt, 1958, S. 89-98 (den Ausdruck "Besonnenheit" bevorzugend)
  • Josef Pieper: Zucht und Maß: Über die vierte Kardinaltugend. 9. Aufl. Kösel, München 1964 = auch in: Josef Pieper: Werke. Bd. 4: Schriften zur Philosophischen Anthropologie und Ethik: Das Menschenbild der Tugendlehre. Meiner, Hamburg 1996, ISBN 3-7873-1224-2, S. 137-197 (Ausführungen in Anlehnung an Thomas von Aquin)
  • Josef Pieper: Das Viergespann – Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß. München 1998, ISBN 3-466-40171-2 (Kurzfassung der Tugenden-Tetralogie, d. h. auch Kurzfassung von Zucht und Maß)

Weblinks

Zitat

 Commons: Mäßigung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Die Mäßigung ist jene sittliche Tugend, welche die Neigung zu verschiedenen Vergnügungen zügelt und im Gebrauch geschaffener Güter das rechte Maß einhalten läßt. (Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1809.)
  • Eher alltagssprachlich weise: „Das Maß halten“, statt zu zerreden etc.

Einzelnachweise

  1. Josef Pieper: Zucht und Maß., in: Josef Pieper: Werke. Bd. 4: Schriften zur Philosophischen Anthropologie und Ethik: Das Menschenbild der Tugendlehre. Meiner, Hamburg 1996, ISBN 3-7873-1224-2, S. 137 (138)
  2. Einzelheiten siehe unter Besonnenheit
  3. Olog Gigon in seiner Übersetzung von Aristoteles: Die Nikomachische Ethik. III. Buch, 13, 117b, Artemis & Winkler, Düsseldorf, Zürich 2001, S. 131; ebd., S. 141 auch mit ‚Mäßigkeit‘ übersetzend
  4. Alfred Dunshirn: Griechisch für das Philosophiestudium. - Wien: Facultas.wuv, 2008, S. 131
  5. So Nicolai Hartmann: Ethik. - 3. Auflage. - Walter de Gruyter, Berlin 1949, S. 436
  6. Josef Pieper: Zucht und Maß., in: Josef Pieper: Werke. Bd. 4: Schriften zur Philosophischen Anthropologie und Ethik: Das Menschenbild der Tugendlehre. Meiner, Hamburg 1996, ISBN 3-7873-1224-2, S. 137 (138)
  7. So Nicolai Hartmann: Ethik. - 3. Auflage. - Walter de Gruyter, Berlin 1949, S. 436
  8. Josef Pieper: Zucht und Maß., in: Josef Pieper: Werke. Bd. 4: Schriften zur Philosophischen Anthropologie und Ethik: Das Menschenbild der Tugendlehre. Meiner, Hamburg 1996, ISBN 3-7873-1224-2, S. 137 (139)
  9. Vgl. P. Kunzmann; F.-P. Burkard; F. Wiedemann: dtv-Atlas Philosophie München, dtv, 13. Aufl. 2007, S. 43
  10. Hügli, Anton; Poul Lübcke (Hrsg.): Philosophielexikon. - 5. Auflage. - Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003: sophrosyne.
  11. Nicolai Hartmann: Ethik. - 3. Auflage. - Walter de Gruyter, Berlin 1949, S. 436
  12. Vgl. G. Gresser, Medizinische Ethik bei Hildegard von Bingen (Beitrag der Schweizerischen Akademie für Medizin und Ethik)
  13. Nicolai Hartmann: Ethik. - 3. Auflage. - Walter de Gruyter, Berlin 1949, S. 438
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