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Lichte
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
50.52611111111111.192777777778580 Koordinaten: 50° 32′ N, 11° 12′ O
| ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Saalfeld-Rudolstadt | |
Verwaltungs- gemeinschaft: |
Lichtetal am Rennsteig | |
Höhe: | 580 m ü. NN | |
Einwohner: |
1.515 (31. Dez. 2014)[1] | |
Postleitzahl: | 98739 | |
Vorwahl: | 036701 | |
Kfz-Kennzeichen: | … | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 73 049 | |
Gemeindegliederung: | 4 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Saalfelder Str. 4 98739 Lichte | |
Bürgermeister: | Holger Koch | |
Lage der Gemeinde Lichte im Saalfeld-Rudolstadt | ||
Lichte ist eine Gemeinde im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in Thüringen (Deutschland). Die Gemeinde gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Lichtetal am Rennsteig, die ihren Verwaltungssitz in Lichte hat. Der Ort wurde erstmals 1414 urkundlich erwähnt.[2]
Geografie
Lichte liegt im Thüringer Schiefergebirge nahe den Städten Coburg, Ilmenau, Saalfeld und Sonneberg. Der gesamte Ort und die umliegenden Berge sind Teil des Naturparks Thüringer Wald. Der Rennsteig und die ehemalige innerdeutsche Grenze verlaufen nur wenig südlich.
Lichte erstreckt sich weit in den Tälern der Lichte und der Piesau. Beide Flüsse und die Gebirgsbäche der umliegenden Täler speisen eine der größten Trinkwassertalsperren Deutschlands, die Talsperre Leibis-Lichte mit der Vorsperre Deesbach, gelegen unmittelbar am nördlichen Ortsausgang von Lichte (Geiersthal).
Piesau und Lichte formten in Jahrtausenden tief eingeschnittene Täler mit steil abfallenden Berghängen. Vor allem im Unterlauf der Lichte betragen die Unterschiede zwischen Talsohle und Höhenzug bis zu 200 Meter, was für Mittelgebirgsregionen als durchaus beachtlich gilt.
Die Gebirgsbäche in der Umgebung gelten als die goldreichsten Deutschlands.
Berge
Bezeichnung | Höhe NN | Richtung | Besonderheit |
---|---|---|---|
Spitzer Berg | 790,3 m | NNO (⊙50.5530211.1901) | Nadelwald |
Rauhhügel | 801,9 m | NO (⊙50.5434811.21724) | Aussichtsturm, Sendemast |
Mutzenberg | 770,0 m | NO (⊙50.540111.22028) | Nadelwald |
Petersberg | 646,0 m | NO (⊙50.5349211.19212) | mit Schutzhütte |
Kirchberg | 685,6 m | SO | Aufstieg Wallendorf, Kirchsteig |
Mittelberg | 803,6 m | SSO (⊙50.5116711.19231) | |
Apelsberg | 785,3 m | SW (⊙50.51302811.161167) | |
Rückersbiel | 755,6 m | W (⊙50.52513911.162694) | Nadelwald |
Hahnberg | 685,3 m | W (⊙50.532511.180194) | Weidefläche |
Sauhügel | 721,7 m | W (⊙50.53223911.1800025) | |
Geiersbachkopf | 717,6 m | W | Quellgebiet Geiersbach, Nebenfluss Lichte |
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Lichte besteht aus folgenden Ortsteilen:
- Oberlichte mit Ascherbach, Waschdorf und Hügel,
- Wallendorf mit Lamprecht,
- Geiersthal und
- Bock und Teich.
Geschichte
Bereits 1764 wurde in Lichte Porzellan hergestellt, die Wallendorfer Porzellanmanufaktur gehörte somit zu den ältesten Europas. Wallendorfer Porzellan erlangte schnell Zuspruch weit über die damaligen Landesgrenzen hinaus. So wurde bereits 1822 durch Johann Heinrich Leder in Lichte eine weitere Porzellanmanufaktur, die heutige Lichte Porzellan GmbH, gegründet. Obwohl das neue Unternehmen im Wettbewerb zu Wallendorf stand, gelang rasch die Erschließung eigener Märkte, die bis heute gehalten werden konnten, obwohl auch hier die beiden Weltkriege und die Abschottung zu DDR-Zeiten kaum förderlich waren.
Bis 1920 war der Ort entlang der Lichte geteilt: der Osten gehörte zum Sachsen-Meiningischen Kreis Saalfeld, während der Westen zum Schwarzburg-Rudolstädtischen Landratsamt Königsee (Schwarzburg-Rudolstädter Oberherrschaft) zählte. Die Gemeinde wurde 1952 aus mehreren zusammengewachsenen Taldörfern (von Süden nach Norden: Lichte, Wallendorf, Geiersthal und Bock und Teich) gegründet. Von 1922 bis 1952 gehörte die Gemeinde zum Landkreis Saalfeld, zwischen 1952 und 1994 zum Kreis Neuhaus und seitdem zum Landkreis Saalfeld-Rudolstadt.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten Arbeitskräfte aus Polen in Wallendorf Zwangsarbeit verrichten, woran vier Gräber auf dem dortigen Friedhof erinnern. An zwei Opfer des Todesmarsches von Häftlingen des KZ Buchenwald im April 1945, die im Finsteren Grund am Eisenbahnviadukt gefunden wurden, erinnert eine Gedenktafel auf dem Friedhof von Lichte.[3]
Am 1. Juli 1950 wurden die bis dahin eigenständigen Gemeinden Bock und Teich, Geiersthal und Wallendorf eingegliedert.
Nach Bürgerbefragungen in Lichte und der Nachbargemeinde Piesau zur Gebietsreform in Thüringen stimmte die Mehrheit der Bevölkerung für eine Eingliederung in die Stadt Neuhaus am Rennweg und damit in den Landkreis Sonneberg. Die Bürgermeister beider Orte unterschrieben am 23. März 2018 den Eingliederungsvertrag mit Neuhaus, der nach Zustimmung der Landesregierung zum 1. Januar 2019 rechtswirksam werden soll.
Politik
Verwaltungsgemeinschaft
Lichte (Ortsteil Wallendorf) ist der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Lichtetal am Rennsteig mit den Orten Lichte, Piesau, Reichmannsdorf und Schmiedefeld.
Gemeinderat
Der Rat der Gemeinde Lichte besteht aus zwölf Ratsfrauen und -herren einschließlich des Bürgermeisters.
Wahljahr | CDU | Bürgerinitiative (BI) | Summe |
---|---|---|---|
2009 | 5 | 7 | 12 Mandate |
2014[4] | 7 | 5 | 12 Mandate |
Landtagswahl 2014
Lichte fiel durch die landesweit geringste Wahlbeteiligung aller Thüringer Gemeinden auf. Von 1369 Wahlberechtigten gingen 392 (28,6 %) zur Wahl. Sie gaben 379 gültige Zweitstimmen ab. Bemerkenswert war der hohe Stimmenanteil der AfD mit 24,4 %.
Wappen
Beschreibung: „In Grün mit goldenem Winkelschildfuß ein silberner Leuchter mit goldener Flamme und ständerförmig angeordneten Strahlen im Schildhaupt, beseitet von vier silbernen Ahornblättern.“
Das Wappen von Lichte[5] greift ein älteres Siegelmotiv auf, führt damit eine örtliche Darstellungstradition fort und steht für die jahrhundertelange Tradition der Porzellanherstellung im Tal der Piesau und Lichte. Die Ahornblätter symbolisieren die vier Ortsteile und eine für die Gemeindefluren charakteristische Baumart. Sie verweisen gemeinsam mit der Schildfarbe Grün auf die Lage der Gemeinde im Thüringer Wald, dem „grünen Herzen Deutschlands“.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Heimatmuseum Lichte (Ortsteil Geiersthal)
- Kirche zu Wallendorf – erbaut 1733 im Stil des Bauernbarocks
- Eisenbahn-Viadukt im Bereich der Hammerwiesen zu Lichte, zehn Gewölbebögen, L = 258 m, H = 34 m – überspannt das Tal, die Bundesstraße 281 und die Piesau im Bereich der Hammerwiesen am ehemaligen Lipfertshammer
- Finstergrund-Viadukt[6] über die Kleine Lichte, Ortsausgang Lichte (Waschdorf)
- Zeichen- und Modellierschule, Gründung 1862 (Ortsteil Geiersthal in der Ferienanlage Lichte-Geiersthal neben dem Waldhotel Feldbachtal)
- Schwimmbad in Geiersthal
→ Siehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Lichte[7]
Denkmale der Gefallenen der Weltkriege
- in Lichte (Ascherbach/Waschdorf)
- in Lichte (Bock-und-Teich), B 281 Saalfelder Str., Einmündung Piesauer Str.
- in Lichte (Geiersthal) am Dürrer Berg
- in Lichte (Wallendorf) am Kirchweg
Denkmale Zweiter Weltkrieg
- Friedhof zu Lichte (Wallendorf): Einzelgräber zur Erinnerung an vier polnische Zwangsarbeiter
- Friedhof zu Lichte (Dorst): Gedenktafel an zwei Opfer des Todesmarsches im April 1945 aus dem KZ Buchenwald (Fundort Finstern Grund unter dem Eisenbahnviadukt).[3]
Wiederkehrende Veranstaltungen
- Porzellanmarkt, am letzten Wochenende im Juli mit Krönung der Porzellanprinzessin
- Porzellanweihnacht am 1. Advent
- Lichtner Kirmes – geht auf eine Genehmigung des Landesfürsten (1825) zurück, vor Michaeli (29. September) Jahrmärkte halten zu dürfen (Thür.St.Archiv Rudolstadt: A/XVII,C.1.Nr.49; F/LXXII, Nr.21)
Verdienstvolle Bürger
- Albert Brödel (1897–1944), Lehrer, Heimatdichter und Chronist
- Gotthelf Greiner (1737–1797) Miterfinder des Porzellans, Mitbegründer der Porzellanmanufaktur zu Wallendorf (1764)
- Johann Wolfgang Hammann (1713–1785), Mitbegründer der Porzellanmanufaktur in Wallendorf
- Heinrich Heinz, Begründer der Perlenfabrikation in Lichte (Geiersthal)
- Peter Hohmann (1663–1732), Edler von Hohenthal 1709 Besitzer Rittergut zu Lichte (Wallendorf)
- C.M. Hutschenreuther (1794–1845)[8] Begründer der C.M. Hutschenreuther AG Hohenberg, später Hutschenreuther AG Selb
- Johann Heinrich Leder, Begründer der Porzellanmanufaktur zu Lichte (1822)
- Scherf, Gebr. Louis (1870–1955) & Albert (1876–1953) Porzellanplattenmaler, Goldmedaille auf Weltausstellung 1904 in St. Louis[9]
- Heinz Schaubach (1886–1970), Inhaber der Wallendorfer Porzellanmanufaktur und Schaubach Kunst Unterweißbach
- Wilhelm Ulbrich (1846–1922), Modelleur, Maler, Journalist und Heimatdichter
- Alexander Hermann von Wartensleben (1650–1734), Generalfeldmarschall, 1704 Besitzer Rittergut zu Lichte (Wallendorf)
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Wirtschaft Lichtes ist (typisch für das Thüringer Schiefergebirge) von Tourismus, Glas-, Porzellan- und Holzindustrie geprägt.
Verkehr
Der Ort liegt an der B 281 (Saalfeld/Saale–Eisfeld), deren Anstieg auf den Rennsteig (850 m ü. NHN) hier beginnt. Weitere Straßen führen nach Oberweißbach und Gräfenthal. 1899 erhielt der Ort einen Eisenbahnanschluss zur Frankenwaldbahn bei Probstzella und 1913 nach Neuhaus am Rennweg. Die Bahnstrecke Probstzella-Ernstthal ist seit 1998 außer Betrieb und wurde im Juni 2006 endgültig stillgelegt. Im Ort liegen die Bahnhöfe Lichte (Ost) und Lichte (Thür.). Die größten Bauwerke der Eisenbahnstrecke durch das Lichtetal sind das Viadukt Hammerwiesen in Lichte (Wallendorf) und das Viadukt Finsterer Grund am Ortsausgang Lichte (Waschdorf) Richtung Ernstthal.
Ansässige Unternehmen
- Wallendorfer Porzellanmanufaktur, gegründet 1764 eine der ältesten Manufakturen des Thüringer Porzellans.
- Lichte Porzellan (GmbH), gegründet 1822
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu). (Hilfe dazu)
- ↑ Paul Lattermann: Lichte in Thüringen. Wallendorf, Bock und Teich, Lichte, Geiersthal. Entstehung und Entwicklung. Verwaltungsgemeinschaft Lichtetal am Rennsteig, Lichte 1996, S. 27.
- ↑ 3,0 3,1 Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. Band 8: Thüringen. VAS – Verlag für Akademische Schriften, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 237.
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik: Gemeinderatswahl 2014 in Thüringen – Lichte
- ↑ Das Wappen wurde am 15. Juli 1995 durch das Thüringer Landesverwaltungsamt genehmigt.
- ↑ 6,0 6,1 Hans-Joachim Kirsche: Eisenbahndirektion Erfurt 1882–1993. VBN Verlag B. Neddermeyer, Berlin 2006, ISBN 3-933254-76-0, S. 64.
- ↑ Gemäß Denkmalliste des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt (PDF; 629 kB).
- ↑ Wilhelm Vershofen: Tat und Vorbild. 125 Jahre C. M. Hutschenreuther, Hohenberg. 1814–1939. Meisenbach, Bamberg 1939. – Thomas Herzing: 150 Jahre C. M. Hutschenreuther. C. M. Hutschenreuther Porzellan AG, Hohenberg an der Eger 1964. – Wilhelm Siemen (Hrsg.): 175 Jahre Hutschenreuther. Ein Beitrag zum Firmenjubiläum 1814–1989. Ausstellung zur Form und Dekorgeschichte am Beispiel der Service-Entwicklung (= Schriften und Kataloge des Museums der Deutschen Porzellanindustrie. 17, ZDB-ID 1190017-9). Museum der Deutschen Porzellanindustrie, Hohenberg an der Eger 1989.
- ↑ Heiko Haine (Hrsg.): Alte Meister en miniature – Thüringer Porzellanplattenmalerei (= Schriften und Kataloge des Museums Otto Ludwig Eisfeld. 1, ZDB-ID 2635991-1). Museum Otto Ludwig, Eisfeld 2011.
Literatur
- Markus Schade: Gold in Thüringen. Thüringer Wald, Schiefergebirge, Frankenwald. Herkunft – Entstehung – Fundorte. Thüringer Landesanstalt für Geologie, Weimar 2001, ISBN 3-9806811-3-0.
Weblinks
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