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Intersubjektivität (Psychoanalyse)

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Die Intersubjektivität in der Psychoanalyse gründet auf den Arbeiten von Robert D. Stolorow, B. Brandchaft und G. E. Atwood, die unter Einbeziehung der Selbstpsychologie von Heinz Kohut eine erlebensnah orientierte Form psychoanalytischer Theorie und Behandlungspraxis formulierten, die sich in wesentlichen Punkten von der klassischen Konzeption Sigmund Freuds unterscheidet. Nach Auffassung von Stolorow und anderen entsteht und ereignet sich Erleben im wechselseitigen Austausch von Subjektivitäten, z. B. der des Patienten und der des Analytikers. Die Beobachtungsposition liegt dabei stets innerhalb des gemeinsamen Kontextes, d. h. der Analytiker versucht den Patienten aus dessen Perspektive heraus zu verstehen (Empathie) und bezieht seinen eigenen biographischen Hintergrund in die Reflexion seiner Haltung dem Patienten gegenüber mit ein (Introspektion). Dies hat maßgebliche Konsequenzen für die psychoanalytische Theorie und Praxis, die an zentralen Begriffen der Psychoanalyse deutlich werden.

Analytische Haltung

Im Freudschen Sinne wird „analytische Haltung“ als eine Form von „Neutralität“ definiert und ist eng mit der Vorstellung von Abstinenz verknüpft: Der Analytiker darf dem Patienten möglichst keine Triebbefriedigung gewähren, um die Ausbildung einer Übertragungsneurose zu ermöglichen. „Triebbefriedigung“ meint in diesem Zusammenhang alles, was der Patient wünscht bzw. begehrt – in Freuds Konzeption handelt es sich bei den psychopathologischen Phänomenen, mit denen sich die Psychoanalyse auseinandersetzt, um die Produkte verdrängter Triebabkömmlinge. Triebbefriedigung würde die Bewusstwerdung verdrängter Triebwünsche erschweren und damit dem analytischen Prozess zuwiderlaufen. Nach intersubjektiver Auffassung wird eine solchermaßen abstinente Haltung des Analytikers, die eine bewusste Frustration der Bedürfnisse des Patienten darstellt, von diesem nicht als neutral erlebt. Der Analytiker läuft Gefahr, Konflikte zu provozieren, die ein durch die Haltung des Analytikers bedingtes Artefakt darstellen, nicht aber eine Manifestation der primären Psychopathologie des Patienten. Deshalb sollen die Interventionen (Deutungen) des Analytikers auf der Grundlage von Selbstbeobachtung und Empathie von einer kontinuierlichen Einschätzung dessen geleitet sein, was den Prozess der Entfaltung der subjektiven Welt des Patienten im Kontext der analytischen Beziehung erleichtern oder erschweren würde.

Widerstand

Aus intersubjektiver Sicht tritt Widerstand dann auf, wenn eine Reaktion des Analytikers dem Patienten die Gefahr einer Wiederholung schädigender Erfahrungen durch den Analytiker anzukündigen scheint – Widerstand gründet damit in einer Angst vor der Wiederholung erlittener Traumatisierung.

Literatur

  • Robert D.Stolorow/B. Brandchaft/G. E. Atwood: Psychoanalytische Behandlung. Ein intersubjektiver Ansatz. Frankfurt a.M.: Fischer 1996 [Original: Psychoanalytic Treatment. An Intersubjective Approach. Hillsdale/New Jersey: The Analytic Press 1987]
  • Martin Altmeyer, Helmut Thomä (Hrsg.): Die vernetzte Seele. Stuttgart: Klett-Cotta 2006
  • Chris Jaenicke: Das Risiko der Verbundenheit - Intersubjektivitätstheorie in der Praxis. Stuttgart: Klett-Cotta 2006
  • Jessica Benjamin: Die Fesseln der Liebe. Psychoanalyse, Feminismus und das Problem der Macht. (1988), Stroemfeld/Nexus 2004
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Intersubjektivität (Psychoanalyse) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.