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Grabstein des Jakob haBachur

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Die Steinchen auf Jakob haBachurs Grabstein wurden von Besuchern dort abgelegt.

Der Grabstein des Jakob haBachur, gest. 1076/1077, befindet sich auf dem Friedhof Heiliger Sand in Worms. Er galt lange als der älteste in situ erhaltene jüdische Grabstein in Europa.

Beschreibung

Es handelt sich um eine (noch) 90 cm hohe, 50 cm breite und 20 cm tiefe Stele aus Sandstein, die am Fuß eine Auskragung von 30 cm besitzt. Sie steht auf dem Friedhofsgelände am Eingang zum Rabbinertal. Die Form des Steins ist charakteristisch für das 11. und 12. Jahrhundert.

Die fünfzeilige Inschrift ist von geritzten Linien umrahmt und lautet in Übersetzung:

Dies ist der Leichenstein des Jakob
haBachur, welcher verschied
im Jahre [4]837
nach der Zeitrechnung. Seine Seele ruhe
im Bündel des Lebens.

Das Jahr [4]837 nach jüdischer Zeitrechnung entspricht den Jahren 1076/1077 christlicher Zählung. Jakob haBachur war also ein Zeitgenosse von Rabbi Schlomo Jitzchaki (Raschi), der sich 1060 als Talmudstudent in Worms aufhielt. Deshalb sind auf seinem Grabstein Spuren der Verehrung zu erkennen.

Der Namenszusatz haBachur kann unterschiedlich übersetzt werden:

  1. hebräisch: „der junge Mann.“ Es könnte sich um einen ledigen Talmudstudenten handeln, oder um Jakob „junior“, zur.Unterscheidung von einem älteren Jakob.
  2. hebräisch: „der edle, vornehme.“ Da zwei weitere Wormser Steine aus dem 11. Jahrhundert diesen Zusatz tragen, könnte (nach Michael Brocke) Bachur auch ein Familienname sein.[1] (Zu vergleichen wäre der Namensgebrauch bei dem Humanisten und Grammatiker Elija Levita Bachur (1469–1549) aus dem mittelfränkischen Ipsheim.)

Der Schlusssatz enthält schon die auf jüdischen Grabsteinen späterer Zeit standardmäßig verwendete Segensformel: „seine/ihre Seele sei eingebunden ins Bündel des Lebens.“ (תהיה נפשו/נפשה צרורה בצרור החיים, abgekürzt: ת׳נ׳צ׳ב׳ה׳). Es handelt sich dabei um ein Zitat aus der Bibel (1 Sam 25,29 ELB).

Weblinks

Literatur

  • Historisches Museum der Pfalz Speyer (Hrsg.): Europas Juden im Mittelalter. (Katalog), 2004, S. 154.
  • Michael Brocke: Der mittelalterliche Friedhof von Worms – Vom Reichtum und den Nöten einer heiligen Stätte, in: Raschi und sein Erbe. Internationale Tagung der Hochschule für Jüdische Studien mit der Stadt Worms, ed. Daniel Krochmalnik, Hanna Liss, Ronen Reichman. Heidelberg: Winter 2007 (Schriften der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg 10), S. 199–226.
  • Susanne Härtel: Jüdische Friedhöfe im mittelalterlichen Reich (Europa im Mittelalter Bd. 27), de Gruyter 2017, ISBN 978-3-11-053636-2

Einzelnachweise

  1. Ulrike Schäfer: Wormser Altertumsverein präsentiert neuen Kalender zum jüdischen Friedhof „Heiliger Sand“. 12. September 2015, abgerufen am 4. Januar 2018.
49.6291478.355372
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Grabstein des Jakob haBachur aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.