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Fuchsprellen

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Ein Fuchsprellen im frühen 18. Jahrhundert, Abbildung in Der Vollkommene Teutsche Jäger von Johann Friedrich von Flemming, Leipzig 1719
Fuchsprellen im Dresdner Schloss, 1678, Abbildung in Die durchlauchtigste Zusammenkunfft von Gabriel Tzschimmer, Nürnberg 1680

Das Fuchsprellen war vom 16. bis 18. Jahrhundert ein Jagdvergnügen an den Höfen Europas. Es bestand darin, den Fuchs durch ruckartiges Ziehen an den Enden eines etwa 30 cm breiten und 6 bis 8 Meter langen Prelltuches emporschnellen zu lassen, sobald er darüber hinweglief.

Ein Fuchsprellen galt im höfischen Leben als Bestandteil der Festkultur. Es verursachte größere Kosten und bedurfte eines besonderen Anlasses. Teilnehmer waren Angehörige und Gäste des Hofes beiderlei Geschlechts. Die Veranstaltung fand vor Publikum an abgezäunter Stelle im Freien, oft auf den Höfen von Schlössern oder eigens dazu angelegten oder vorübergehend abgetrennten Plätzen in den Städten statt. Auf gepflasterten Böden wurde eine dicke Schicht Sand gestreut, in die mitunter kleine Bäume gesteckt wurden.

Nach dem von Jagdmusik umrahmten Einzug der Jägerei, die besonders kostümiert war, folgte das Aufstellen der jagdlich in Grün gekleideten Spielteilnehmer. Es waren meistens verheiratete oder unverheiratete Paare, die sich, die Schlaufen des Prelltuchs haltend, gegenüberstanden. Sie bildeten mehrere Gassen, in die die vorher gefangenen und in Kästen vorgehaltenen Tiere einzeln hineinlaufen sollten. Gelegentlich wurden zum „figurierten Jagen“ auch die Opfer kostümiert, zum Beispiel als Harlekin.

Die Spielerpaare schleuderten das Tier, es konnte zur Abwechslung auch ein Hase, ein Otter, ein Marder, ein Dachs oder eine Wildkatze sein, solange möglichst hoch und oft in die Höhe, bis es betäubt war oder sich bei einem Aufprall auf den Boden die Knochen gebrochen hatte. Aufgabe der Jäger war es dann, das verletzte Tier zu töten. Die Belustigung erforderte Kraft und Geschicklichkeit und die Teilnehmer kamen mehr oder weniger ungewollt durcheinander, gerieten außer Atem oder stürzten. Zur besonderen Überraschung entliefen dem Käfig zuweilen „schwache Sauen“. Man registrierte als humoristische Einlage, wenn diese verhältnismäßig kräftigen Tiere „bey den Dames unter den Reifröcken einen solchen Rumor machen, daß nicht zu beschreiben“.[1]

In der Zeit der Empfindsamkeit und des Rokoko ersetzten in der vornehmen Gesellschaft Spiele wie Federball das nun als Grausamkeit gesehene Fuchsprellen als Gelegenheit des zwanglosen Näherkommens der Unverheirateten.[2]

Literatur

  • Ilse Haseder, Gerhard Stinglwagner: Knaurs Großes Jagdlexikon, Augsburg 2000, S. 266, ISBN 3-8289-1579-5
  • Franz von Kobell: Wildanger. Skizzen aus dem Gebiete der Jagd und ihrer Geschichte mit besonderer Rücksicht auf Bayern. Bavarica Reprint im Süddeutschen Verlag, München 1977 (Faksimiledruck der Ausgabe von 1859, Cotta'scher Verlag, Stuttgart. Mit einem Nachwort von Wilhelm Nerl), S. 286–289
  • Fritz Röhrig: Das Weidwerk (=zweiter Teil von Richard B. Hilf, Fritz Röhrig: Wald und Weidwerk in Geschichte und Gegenwart), Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Potsdam o.J. (1938), S. 171 f.
  • Herbert Wotte: Jagd im Zwielicht. Von Jagdherren, Jägern und Wilderern. Neues Leben, Berlin 1983, ISBN 3-355-00722-6, S. 90–92

Weblinks

 Commons: Fuchsprellen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Fuchsprellen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.