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Forró

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Dieser Artikel beschreibt den brasilianischen Tanz Forró. Für die gleichnamige ungarische Gemeinde siehe Forró (Ungarn), für die rumänische Gemeinde mit dem gleichen ungarischen Namen siehe Fărău.
Valdir Santos (links) und seine Musiker spielen Forró auf Gitarre, Zabumba, Akkordeon und Triangel
Statuen von Forró-Musikern

Forró ist ein brasilianischer Musik- und Tanzstil aus dem Nordosten des Landes. Er ist mittlerweile in ganz Brasilien bekannt und populär; in den Städten des Nordostens wie Fortaleza, Recife oder Natal gibt es häufige Forró-Feste, die die ganze Nacht dauern. Das Wort Forró wird sowohl als Bezeichnung für einen bestimmten Rhythmus als auch als Oberbegriff für eine ganze Stilrichtung verwendet. Auch die Tanzfeste, bei denen diese Musik gespielt wird, werden als Forró bezeichnet.

Charakteristika

Die im traditionellen Forró pé-de-serra typischerweise dominierenden Instrumente sind Zabumba, Sanfona und der Triangel. Ende der 90er Jahren entwickelte sich in São Paulo der forró universitário der den traditionellen Forró wiederbelebte und durch Instrumente wie Geige und Kontrabass ergänzte. Eine weitere Stilrichtung die sich Anfang der 1990er Jahre entwickelte ist der forró eletrônico.

Fünf Rhythmen werden unter dem Begriff Forró zusammengefasst: Forró selbst, Baião, Xaxado, der schnelle Arrasta-pé und der mit leichten shuffle-feel gespielte Xote (von schottisch). Interessant ist, dass man deutlich osteuropäischen Einfluss heraushören kann; so besteht enge Verwandtschaft zur Polka und auch Ähnlichkeit mit Sinti- und Roma-Musik.

Forró wird auf sehr sinnliche Art getanzt, der eigene Körper und jener des Tanzpartners haben praktisch vollflächige Berührung. Man bewegt sich synchron zueinander im charakteristischen Rhythmus der Musik. Der Ende der 1980er Jahre in Europa kurzzeitig populäre Lambada hat seine Tanzbewegung vom Forró geerbt.

Herkunft und Verbreitung

Laut dem brasilianischen Filologen Evanildo Bechara ist Forró eine Verkürzung des Begriffs forrobodó, der eine Abwandlung des galizisch-portugiesischen Wortes forbodó, beziehungsweise des französischen Wortes faux-bourdon.

Die Volksetymologie erzählt, dass der Forró eine Verballhornung des englischen For all sei; er soll beim Bau der Great-Western-Eisenbahn durch eine englische Firma entstanden sein, die Tanzveranstaltungen zur Unterhaltung der Arbeiter organisierte, die dann eben For all, für alle, offen waren. Die des Englischen nicht mächtigen Arbeiter haben das dann zu Forró gemacht. Diese Volksetymologie wird aber durch die Tatsache widerlegt, dass das 1912 aufgeführte Theaterstück "Forrobodó", das von Carlos Bettencourt (1890-1941) und Luís Peixoto (1889-1973) geschrieben wurde, schon fünf Jahre vor der Eröffnung der Militärbasis und der damit einhergehenden Konstruktion der Eisenbahn das Wort "forró" schon in die Musikgeschichte mit dem Stück “Forró na roça” von Manuel Queirós und Xerém eingegangen war.

Obwohl Forró ursprünglich ein regionaler Musikstil der música nordestina ist und in den anderen Staaten Brasiliens eher von oben herab betrachtet wurde, hat er sich mittlerweile auf ganz Brasilien ausgebreitet, dies vor allem durch Migranten, die den armen Nordosten verlassen und in den Süden ziehen. In den großen Städten des Südens nach und nach Lokale eröffnet, wo die Migranten aus dem Nordosten ihre Kultur praktizieren konnten.

Das größte Fest des Nordostens, São João (Sankt Johannis), wird zur brasilianischen Wintersonnenwende am 24. Juni gefeiert. So wie zum Karneval in Rio der Samba gehört, gehören zum São João die Trios de Forró. Besonders präsent ist Forró in Campina Grande, Caruaru, Mossoró und Juazeiro do Norte, wo auch die größten Feste des São João stattfinden. In den Städten Aracaju, Fortaleza, João Pessoa, Natal, Maceió, Recife, und Teresina, spielen viele Forró Bands bei privaten Festen, die vor allem bei Jugendlichen beliebt sind.

Auf die Música Popular Brasileira hat der Forró insofern Einfluss gehabt, als viele Stars der MPB auf Forró-Musikmaterial zurückgriffen und diese in ihr Repertoire aufnahmen. Ein Beispiel dafür ist Gilberto Gil, der mit Forró-Stücken schon einige Hits gelandet hat. Häufig werden dabei verschiedene Stile der música nordestina vermischt - neben dem Forró sind dies vor allem Maracatu, Frevo und Côco, aber auch Ciranda und Embolada. Dabei entstanden auch neue Stile und Ausprägungen wie Mangue Beat und Funkeado.

In Portugal ist Forró aufgrund der Kolonialvergangenheit und den späteren Migrationsbewegungen schon lange bekannt. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts breitet sich Forró auch in anderen Teilen Europas aus. In zahlreichen europäischen Großstädten von Barcelona, über Stuttgart bis St. Petersburg finden regelmäßig Tanzfestivals statt, bei denen in der Regel auch Forró Bands auftreten.

Musiker

Der bekannteste Forró-Musiker ist wohl Luiz Gonzaga (1912-1989) aus Exu, im Bundesstaat Pernambuco. Er wird noch immer als O Rei do Baião bezeichnet. Weitere bekannter Musiker dieser Generation waren Jackson do Pandeiro und Dominguinhos. Inzwischen gibt es neben dem traditionell im Trio gespielten Forró auch eine Pop-Version dieser Musik, den forró universitário, wie z.B. von Elba Ramalho oder der Gruppe Falamansa. Andere bekannte Forró-Künstler sind oder waren Sivuca, Alceu Valença, Miltinho Edilberto oder Zé Ramalho.

Weblinks

 Commons: Forró – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Forró aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.