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Else Freistadt Herzka

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Else Freistadt Herzka

Dr. phil. Else Freistadt Herzka (geb. 1899 in Wien; gest. 1953), Psychologin, Schülerin, Mitarbeiterin und für kurze Zeit nahe Freundin von Alfred Adler, Dozentin an der Volkshochschule Wien, Mitglied im Verein für Individualpsychologie, verfolgt, ihrer Heimat und Existenzgrundlage beraubt und durch die Nazis in die Emigration getrieben.

Geboren als zweites von sieben Kindern. Ihr Vater war leitender Beamter der Wiener Jüdischen Gemeinde, ihre Mutter die Tochter eines Talmudlehrers und Kantors in Bratislava. Ihre Mentoren waren der Wiener Religionsphilosoph Oskar Ewald und der Schweizer Arbeiterpfarrer Leonhard Ragaz. Studium der Literatur, Philosophie und Psychologie, wurde 1925/26 die Mitarbeiterin des grossen Individualpsychologen Alfred Adler. Arbeit in Bildungseinrichtungen des frühsozialistischen Wien. Emigration in die Schweiz, wo sie während des 2. Weltkrieges besonders unter dem für alle Emigranten geltenden Arbeitsverbot litt. Sie starb 1953 als Psychotherapeutin, Autorin und Kursdozentin in Amden SG.

In ihrem Leben spiegelt sich die europäische Geschichte der ersten Hälfte jenes Jahrhunderts. Ihr Schicksal und ihre engen Beziehungen zu wichtigen Persönlichkeiten des Geisteslebens wie Karl und Charlotte Bühler, dem Religionsphilosophen Oskar Ewald, Erwin Wexberg, Viktor Frankl und später im Exil Leonhard Ragaz, C.G.Jung und seinem Kreis dokumentieren eine Nahtstelle zwischen rein Persönlichem und Kulturgeschichte.

Berufliches Weiterkommen bedeutete für Else Freistadt immer auch emotionales Involviertsein und Abhängigkeit von männlichen Autoritäten. Ihr Leben verdeutlicht, wie die Mitarbeit von Frauen allzuoft im Schatten einer herausragenden männlichen Gestalt vonstatten ging.

Sie verfasste u. a. Gugelhupf & Sabbatsegen: In kaisertreuer, jüdischer Bürgertradition erzogen, zählte Else Freistadt Herzka zur ersten Generation jener Frauen, die ein überliefertes Rollenmuster überwanden. Als Lehrerin, Psychotherapeutin, Erwachsenenbildnerin und Publizistin war sie mit ausgeprägt sozialem Engagement und in einer spirituellen Grundhaltung tätig. Ihre kleinen autobiografischen Erzählungen vermitteln einen faszinierenden Einblick in eine Kindheit im kaiserlichen Wien vor 100 Jahren. Sie öffnen den Blick indessen nicht nur für die Beschaulichkeit jener Tage, sondern lassen, inhaltlich genau und mit leichter Hand in klarer Sprache geschrieben, grundlegende Erfahrungen einer Kindheit mit Heiterkeit Revue passieren.