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Diskussion:Roger Cahn

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tachles Newsletter 17. August 2018:


Kulturagent, Journalist und langjähriger Chefredaktor der «Züri-Woche», Roger Cahn, ist im Alter von 70 Jahren verstorben. Roger Cahn hinterlässt eine unfassbare Lücke. Diese verspüren auch Freundinnen und ehemalige Kollegen. Wie muss es erst für seine Familie sein? Für seine Frau, seine Kinder, seine Enkelkinder?

Journalisten bei der Zeitschrift «Musik und Theater» erlebten Roger Cahn als den grosszügigsten Chefredaktor, den man sich denken kann. Offen für Vorschläge und Ideen, warmherzig im Umgang, tröstend, wenn etwas misslang. Er und seine Frau Irene waren oft bei kulturellen Anlässen anzutreffen, so in den letzten Jahren auch beim Festival in Verbier, wo er wichtige Kunden einer Bank betreute und vor allem mit spannenden und lehrreichen Vorträgen auf die musikalischen Darbietungen vorbereitete. Sein Wissen war immens, seine Vorträge dennoch locker, wie aus dem Handgelenk, was seinem Wesen entsprach.

Er kannte keine Berührungsängste. Einem breiten Publikum war er bekannt als beliebter Juror bei «Tell-Star», einer einst überaus populären Unterhaltungssendung des Schweizer Fernsehens. Kulturreisen zu berühmten Musikfestivals für Swiss in die weite Welt machten ihm ebenso viel Spass wie solche zu Produzenten von köstlichem Wein in Nachbarländern. Diese beiden nur als Beispiele von unzähligen Unternehmungen.

Auf Augenhöhe Als promovierter Romanist – mit einer Doktorarbeit zu André Gide – war er in frühen Jahren Lehrer im eigentlichen Sinne gewesen. Lehrer im übertragenen Sinn war er mit seinen vielen Einführungen, den Vorlesungen an der Volkshochschule, den Vorträgen.

Wenn man ihn bei Begegnungen, etwa in Pausen im Zürcher Opernhaus, nach momentanen Beschäftigungen fragte (was immer spannende Antworten versprach), erzählte er meist nicht von einem Projekt, sondern hatte gleich einen ganzen Strauss von umgesetzten Ideen in Arbeit. Ein Arbeitsumfang, der immer wieder zum Staunen brachte. Soviel bekannt, machte er alles allein – ohne Mitarbeiter. Trotzdem war er immer stressfrei, erzählte locker von seinen interessanten beruflichen Unternehmungen. Dass er am gleichen Abend noch seine Opernkritik durchtelefonieren musste, schien kaum der Erwähnung wert. Absolut nie hatte man das Gefühl, dass er, der mit vielen wichtigen Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Industrie engen Kontakt auf Augenhöhe pflegte, sich selber irgendwie wichtig nahm. Er war ein Familienmensch durch und durch, widmete seinen Enkeln viel Zeit. Auf seine drei Söhne war er überaus stolz. Besonders auch auf Aviel, der längst und höchst erfolgreich und mit demselben Ideenreichtum wie sein Vater als Operndirektor in Antwerpen und ab nächstem Jahr in Genf in dessen kulturelle Fussstapfen trat.

Jüdisches Engagement Ebenso wichtig war Roger Cahn jedoch sein Engagement für jüdische Belange. Immer mit vollem Einsatz engagierte er sich über die Jahre in der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich, im Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund. Und mit der Verbindlichkeit, die ihn bei allem auszeichnete, setzte er sich, zuletzt als interimistischer Präsident, im Stiftungsrat des Zürcher Instituts für interreligiösen Dialog für diese Anliegen ein. Wissen so zu übermitteln, dass es für alle verständlich ist, Menschen aus verschiedenen Welten ein Miteinander zu ermöglichen, begabten jungen Musikern zu einer Karriere zu verhelfen, jüdische junge Menschen als Führungspersönlichkeiten auszubilden – all das waren ihm Herzensanliegen. Im Herzen trug er seine Religion. Nicht als Fanal nach aussen. Aber tief im Innern hatte seine Jüdischkeit ihren festen, gut verankerten Platz.

Ruth Werfel