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Diskussion:Ralph Lauren

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tachles Newsletter vom 11. Oktober 2019:


Seit einem halben Jahrhundert zeigt der US-Designer Ralph Lauren, Gründer des gleichnamigen Labels, der Welt, was amerikanisch-nobler Geschmack heisst.

Das vielleicht schönste Geschenk hat der Jubilar, der dieser Tage seinen 80. Geburtstag feiert, bereits vor ein paar Monaten erhalten: Ralph Lauren, der seit 1967 die Essenz des angloamerikanischen Stils definiert und den modernen Begriff von Klasse prägt, dessen Entwürfe schon immer an die britische Kultur angelehnt waren, wurde von der Queen zum Ritter ernannt, in Anerkennung für ein halbes Jahrhundert im Dienste der – und seine Verdienste um die – Mode. Mitte Juni 2019 verlieh der britische Thronfolger Prinz Charles ihm die Auszeichnung Honorary Knight Commander of the Most Excellent Order of the British Empire während einer privaten Zeremonie im Buckingham-Palast, hiess es. Der jüdische Unternehmer ist der erste amerikanische Modedesigner, der diese Auszeichnung, eine der höchsten Grossbritanniens, erhielt. Lauren hatte 1981 sein erstes ausserhalb der USA gelegenes Geschäft in der New Bond Street in London eröffnet und war damit der erste amerikanische Modemacher mit Niederlassung in Europa. Lauren werde geehrt, weil er im kulturellen und wirtschaftlichen Bereich massgeblich dazu beigetragen habe, die transatlantischen Beziehungen zu schmieden, hiess es in einer Mitteilung des britischen Generalkonsuls in New York. Ausserdem habe er durch Grossspenden für die Krebsforschung das Gesundheitssystem beider Länder massgeblich unterstützt. Als weltweit erfolgreicher Designer und Fashion-Unternehmer brachte Ralph Lauren Amerika und Europa auf vielerlei Weise einander näher, eine spezielle Beziehung besteht auch zur Schweiz: Vor ein paar Jahren machte das in New York lebende Schweizer Topmodel Ronja Furrer aus Solothurn als Gesicht für eine internationale Kampagne von Ralph Lauren Furore.

Verkörperung des American Dream Die Ralph Lauren Corporation ist eines der global führenden Mode- und Lifestyle-Unternehmen, das um die 25 000 Mitarbeiter beschäftigen soll und sein Sortiment über Kaufhäuser, Fachhändler und firmeneigene Flagship-Stores vertreibt, die mit ihrem noblen British-Country-Stil ihrerseits wahre Tempel des Geschmacks sind und den «Gentlemen Look» inszenieren, für den das Label berühmt ist. Ralph Lauren hat die Modewelt nicht nur mit Fashion-Kollektionen für Männer, Frauen und Kinder sowie mit Accessoires geprägt wie kaum ein anderer, sondern erschuf mit zahllosen Premium-Lifestyleprodukten bis hin zu Häusern und Hotels eine ganze Ralph-Lauren-Welt, die in ihrer edlen Tweed-und-Kaschmir-Ästhetik unverkennbar ist. Sein Markenzeichen: der Polospieler. Sportswear, die Cowboy-Weiten Amerikas, der elitäre Chic New Yorks, die Noblesse der Ivy-League-Universitäten, klassische Hollywood-Filme, Oldtimer, Stilikonen wie Frank Sinatra und Cary Grant sind seine Inspiration. Sein spektakulärer Lebenserfolg macht den als Ralph Lifshitz geborenen Selfmademan zum Inbegriff des American Dream. Als kreativer und visionärer Kopf des Labels Ralph Lauren und Verkaufsgenie wurde Lauren aus dem Nichts zum Global Player. Und Grossspender. Nicht nur die Medizin, auch die Kultur fördert der Milliardär auf vielen Ebenen: 2014 gab Ralph Lauren bekannt, die Restaurierung der Pariser Kunsthochschule mit zu unterstützen. Ein Grund für sein Engagement: Das historische Gebäude mit prächtigen Wandmalereien erinnere ihn an seine Herkunft als Sohn eines Malers und Anstreichers.

Junge aus der Bronx Wenn Ralphs Vater Frank Lifshitz abends von der Arbeit nach Hause kommend die Kossuth Avenue in der New Yorker Bronx entlangging, haftete ihm der Geruch von Wandfarbe und Terpentin an. Einst, in Pinsk in Weissrussland, waren die Nachbarn fast ausnahmslos ­aschkenasische Juden gewesen, in New York lebte das Ehepaar Lifshitz inmitten einer Gegend mit jüdischen, irischen und italienischen Einwanderern. Nichts wies 1939, als Ralph Lauren als jüngstes von vier Kindern von Frank und Fraydl Lifshitz geboren wurde, darauf hin, dass der Kleine wenige Jahrzehnte später den arrivierten Kreisen, nicht nur der noblen Ostküste, zeigen würde, wie man sich anzieht, wie man lebt. Seine Eltern schickten ihn auf die Salanter Academy Jewish Day School und die Marsha Stern Talmudical Academy. 1957 machte er an der DeWitt Clinton Highschool seinen Abschluss, schon als Schüler jobbte der Sportbegeisterte, um sich Designerkleidung kaufen zu können, und legte sich den weltläufig klingenden Nachnamen Lauren zu. Mit 19 arbeitete er in einer Importfirma und besuchte abends das College. Er studierte am Baruch College der City University in New York Wirtschaftswissenschaft – auf einer Modeschule war Ralph Lauren nie. Später arbeitete er als Verkäufer beim Herrenausstatter Brooks Brothers, liess sich seine eigenen Anzüge aber massschneidern. So ausstaffiert, bat er darum, ein paar eigene Krawatten entwerfen zu dürfen. Die Modelle, breit und ein wenig verwegen im Stil der Dandys aus den Filmen der 1930er Jahre, fanden allerdings wenig Anklang. Lauren entdeckte dann den Krawattenhersteller Beau Brummell, dessen Chef dem 28-Jährigen ermöglichte, in einem winzigen Büro im Empire State Building an Designs zu arbeiten. «Ich erinnere mich noch an ein Thanksgiving, an dem ich mit Ricky und ihren Eltern in einem Lagerhaus sass und Etiketten einnähte. Auf denen stand Polo.» Er lieferte sie persönlich in die Läden aus. Schon bald folgte eine Kollektion für Herren – und aus der Krawatte wurde ein Konzern.

Liebe zum Film, Hommage an «Friends» Seit 1964 ist Ralph Lauren mit seiner Frau Ricky Low-Beer verheiratet, die ihn dazu inspirierte, auch Damenmode zu entwerfen, und deren Typ viele der Kampagnen-Models sehr ähneln. Sie arbeitete nach der Schule in einer Arztpraxis, wo er die damals 19-Jährige kennenlernte. Ihre Eltern stammten aus Wien, sie war «sehr europäisch», was ihn sehr beeindruckte, schrieb er in seinem 2007 erschienenen Buch «Ralph Lauren». Das Paar bekam drei Kinder. Tochter Dylan wurde als Gründerin eines Candy-Shops der Superlative bekannt, Sohn David ist als Vizepräsident ins Ralph-Lauren-Business eingebunden und mit Lauren Bush, Nichte des ehemaligen US-Präsidenten Bush, verheiratet. Sohn Andrew ist Filmproduzent. Eine enge Beziehung verbindet auch Ralph Lauren selbst mit der Filmwelt. Er hat 1974 Robert Redford im «Grossen Gatsby» ausgestattet, 1977 Diane Keaton und Woody Allen im «Stadtneurotiker». Zu seinen persönlichen Ikonen gehörten die Filmstars Audrey Hepburn und Grace Kelly, die spätere Fürstin von Monaco. Im Oktober 2013 lud Ralph Lauren zu einer Gala ins Museum of Modern Art, um die New Yorker Princess Grace Foundation zu unterstützen, die im Namen der verstorbenen Fürstin Stipendien unter anderem an angehende Schauspieler vergibt. Und Audrey Hepburn war es, die am 2. Februar 1992 in New York die Laudatio auf Ralph Lauren hielt, als er vom Council of Fashion Designers of America’s für sein Lebenswerk mit dem Lifetime Achievement Award ausgezeichnet wurde. Hepburn erzählte, dass die Redewendung «very Ralph Lauren» längst zum Synonym für Qualität und Stil geworden sei. Und sie dankte dem De­signer dafür, dass er «unserem Leben Schönheit, Freude und Träume geschenkt hat».

Längst hat auch Ralph Lauren Einzug in die amerikanische Filmgeschichte gehalten, so mit seinem Cameo-Auftritt in der legendären US-Kultserie «Friends». Die von ­Jennifer ­Aniston gespielte Rachel Green, eine der Figuren in der bis 2004 gelaufenen Sitcom, arbeitet für das Label und eines Tages trifft sie ihren berühmten Chef – der reale Ralph Lauren spielt sich selbst – im Fahrstuhl. Zum 25. Jubiläum der 1994 gestarteten Serie «Friends» huldigt Ralph Lauren nun seiner fiktiven Mitarbeiterin, indem er als Hommage an die einstige Trendsetterin ein paar vom Rachel-Style inspirierte Stücke als Capsule Collection «Ralph Lauren + Friends» in seine Herbst-Winter-Kollektion 2019/20 integriert. Rollkragenpullis, schwarze Anzüge, Lederhosen – all das ging damals wie heute. Die Sachen werden unter anderem bei Bloomingdale’s verkauft, auch dort hat die Serien-Rachel gearbeitet. Im New Yorker Bloomingdale Flagship-Store wurden Ende September eigens Rachels Büro und der legendäre Coffeeshop aus der Serie nachgebaut, wo jetzt Ralph-Lauren-Kunden auf einen Kaffee eingeladen werden und für Instagram und andere Social-Media-Kanäle taugliche Selfies machen können. In diesem Herbst kommt zudem ein Dokumentarfilm über Ralph Lauren selbst heraus. Die Regisseurin Susan Lacy («Spielberg», «Jane Fonda») hat diese erste grosse Dokumentation über den Modegiganten gedreht, der von sich sagte: «Ich wäre so gern ein Filmstar gewesen. Ich fand das wahnsinnig cool …» Anlass für die Doku war das 50. Firmenjubiläum sowie der runde Geburtstag Ralph Laurens. Der Film mit dem Titel «Very Ralph», in dem auch Kollegen des Designers wie der verstorbene Karl Lagerfeld zu Wort kommen, soll am 12. November 2019 auf HBO ausgestrahlt werden. Ricky Lauren erzählt darin von den bescheidenen Anfängen in den 1960er Jahren, als das Paar auf dem Fussboden auf Matratzen geschlafen habe. Und Naomi Campbell betont, dass Lauren als einer der ersten Modemacher seine weltweiten Kampagnen mit farbigen Models besetzte. Vor allem entführt der Film in den ästhetischen Kosmos Ralph Laurens und zeigt, wie er arbeitet, dass er sich, seinem Geschmack und Anspruch stets treu geblieben ist – und das im flatterhaften Modebusiness –, umweht vom Zeitgeist, in dem Bilder und Likes mittlerweile mehr über Verkaufserfolge entscheiden als die Qualität eines Kleidungsstücks. Ralph Lauren steht für eine andere, glamourösere Ära, deren Codes er mit kleinen Regelbrüchen perfekt ins Heute übersetzt und damit zu etwas Überzeitlichem macht. «Ich liebe Zeitlosigkeit», sagte er einmal. «Ich mochte immer Dinge, die mit dem Alter besser werden.» Very Ralph Lauren.


Katja Behling