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Diskussion:Philip Guston

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tachles-Newsletter 23.12.2020:

KKK-Debatte treibt Preise für Philip Guston

Im September haben vier Museen eine Retrospektive des Künstlers Philip Guston auf 2022 verschoben. Motiv waren Bilder zum Ku Klux Klan. Der Entschluss provoziert Furore.

Ende Jahr zeigt die bedeutende Galerie Hauser&Wirth unter dem Titel «Transformation» vierzehn Arbeiten von Philip Guston (1913-1980). Die Schau (Link) wird in der Szene als Beleg für ein neues Interesse an Guston gewertet, dessen Arbeiten immerhin einen Spitzenpreis von 25 Millionen Dollar erzielt haben. Anstoss für die neue Aufmerksamkeit ist die leidenschaftliche Kontroverse um eine von der National Gallery of Art in Washington; dem Museum of Fine Arts, Boston; dem Museum of Fine Arts, Houston und der Londoner Tate Modern ausgerichtete Retrospektive, die im Herbst in Washington starten sollte.

Mitte September hatten die Museen jedoch gemeinsam die Vertagung der Retrospektive auf 2022 beschlossen. Anlass gaben Bilder und Zeichnungen Gustons, die den Ku Klux Klan thematisieren: Diese bedürften angesichts der Unruhen und Proteste gegen Polizei-Gewalt und Rassismus in den USA seit dem Mai einer ausführlicheren Erklärung und könnten ansonsten «missverstanden» werden (Link).

Der Entschluss wird von Künstler und Kritikern als Bevormundung der Öffentlichkeit verurteil und hat breite Proteste ausgelöst, darunter einen von über 2000 Leuten aus der Szene unterzeichneten, offenen Brief.

1913 als Sohn russisch-jüdischer Immigranten aus Odessa in Toronto unter dem Namen Phillip Goldstein geboren, wuchs Guston in Los Angeles auf. Dort wurden er und seine Familie Anfang der 1920er Jahre mit der rassistischen Gewalt des damals neu formierten Ku Klux Klan konfrontiert. Der KKK gewann Millionen Mitglieder und dominierte die Öffentlichkeit mit Aufmärschen in Kutten, der Verbrennung von Kreuzen und Terror gegen Schwarze, der in Südstaaten häufig die Form von Lynch-Morden annahm. Daneben galt der Hass des Klans Juden und Katholiken. Früh künstlerisch interessiert, hat sich Guston bereits als Teenager in einem Fresco für eine kommunistische Jugendorganisation mit dem KKK-Terror auseinandergesetzt. International bekannt wurde er in den 1950er Jahren als Vertreter des Abstrakten Expressionismus.

Mitte der 1960er Jahre wandte sich Guston jedoch als Reaktion auf den Vietnamkrieg und die Bürgerrechts-Bewegung einer gegenständlicheren und politischeren Malerei zu. Dabei thematisierte er wiederholt die Kutten-Figuren des KKK. Die Botschaft war jedoch komplex. Statt sich bequem von Rassismus zu distanzieren, liess Guston Kutten-Figuren auch in seinem Studio auftreten: Hass und Vorurteile können näher sein, als Viele wünschen mögen.

Besonders merkwürdig an der Guston-Debatte wirkt, dass die Museen ihre Entscheidungen anscheinend ohne Rücksprache etwa mit Black Lives Matter-Aktivisten oder Bürgerrechts-Organisationen wie der NAACP getroffen haben.