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Diskussion:Mike Freer

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Wegen Morddrohungen

Pro-israelischer britischer Politiker tritt zurück Er ist pro-israelisch eingestellt und vertritt eine große jüdische Gemeinschaft im britischen Unterhaus. Mehrmals haben radikale Islamisten deswegen sein Leben bedroht. Nun tritt der britische Abgeordnete Mike Freer zurück. Von Jörn Schumacher

6. Februar 2024

Mike Freer ist konservativer Politiker aus dem britischen Unterhaus. Der 63-Jährige vertrat seit 2010 den Londoner Wahlbezirk Finchley und Golders Green. Dort lebt die größte jüdische Bevölkerung Großbritanniens. Freer unterstützt Israel öffentlich und setzt sich vielfach für die Interessen von Juden ein. Deswegen wurde er jahrelang von Islamisten bedroht. Nun zieht sich der Tory wegen der anhaltenden Bedrohung aus der Politik zurück.

Freer. der mit einem Mann verheiratet ist, war früher für eine Bank tätig, seit 1990 ist er als Politiker aktiv. Er ist Mitglied der „Konservativen Freunde Israels“ (CFI). Obwohl er kein Jude ist, wählte ihn die jüdische Zeitung „The Jewish Chronicle“ 2008 auf Platz 99 der Liste mit den 100 Personen, die den größten Einfluss auf die jüdische Gemeinschaft in Großbritannien haben.

Im Jahr 2014 gab Freer sein Amt als Parlamentarischer Privatsekretär des Wirtschaftsministers Nick Boles auf, als im Unterhaus für die Anerkennung „Palästinas“ als Staat gestimmt werden sollte. Minister und Parlamentarische Privatsekretäre sind protokollarisch verpflichtet, sich bei Hinterbänklerabstimmungen der Stimme zu enthalten. Deswegen gab Freer seinen Posten auf, um zu den zwölf Parlamentariern zu gehören, die den „Staat Palästina“ ablehnten.

Dem Magazin „Jewish News“ sagte Freer damals: „Es wäre leicht gewesen, sich hinter dem Protokoll zu verstecken, aber die Zwei-Staaten-Lösung, die alle sehen wollen, sollte das Ende und nicht der Anfang des Prozesses sein.“ Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) als Staat anzuerkennen, würde seiner Meinung nach dazu führen, die Hamas glauben zu lassen, „dass sie ohne Verhandlungen bekommen kann, was sie will“. Von Islamisten beschimpft

Im Oktober 2011 wurde Freer von einer wütenden Schar von Islamisten angegriffen. Er war zu Besuch in der Moschee von North Finchley im Norden Londons, als etwa ein Dutzend Menschen in das Zimmer stürmten und den Politiker bedrohten und ihn „ein jüdisches, homosexuelles Schwein“ nannten. Angestellte der Moschee konnten Freer in einen sicheren Raum retten.

2019 nahm Freer im Stadtteil Finchley an einer Zeremonie zum Gedenken an die 1,5 Millionen im Holocaust ermordeten Kinder teil. Eine Gedenkplakette wurde enthüllt und 1.500 Krokusse angepflanzt. Freer hatte die Zeremonie mit geplant und finanziell unterstützt. Knapp einem Anschlag entgangen

Der Politiker sagte gegenüber dem Sender BBC, sein Büro sei von einem Anhänger der Terror-Organisation Islamischer Staat observiert worden, der 2021 den konservativen Abgeordneten David Amess erstochen hatte. Der Täter, Ali Harbi Ali, wurde im April 2022 wegen Mordes verurteilt.

Freer teilte mit, er sei von der Polizei darüber informiert worden sei, dass Ali am 17. September 2021 auch sein Wahlkreisbüro besucht hatte. Der Politiker wäre normalerweise wie immer zu diesem Zeitpunkt in seinem Büro gewesen, doch kurzfristig habe er zu einer Sitzung gehen müssen.

„Wenn ich das nicht getan hätte, wäre ich wie fast immer aus meinem Wahlkreisbüro gegangen, um mir einen Kaffee im italienischen Laden um die Ecke zu holen“, sagte Freer gegenüber dem „Jewish Chronicle“. „Und wenn ich es getan hätte, hätte Ali Harbi Ali dort auf mich gewartet, bewaffnet mit einem langen, scharfen Messer.“ Die Ermordung von David Amess erfolgte nur vier Wochen später. Freer verstärke danach seine Sicherheitsvorkehrungen.

An Heiligabend 2023 wurde auf das Büro Freers ein Brandanschlag verübt. Die Täter konnten bislang nicht gefasst werden. Gefahr stets im Hinterkopf

Am 1. Februar teilte Freer mit, er werde bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten. Er könne seine Familie nicht länger mit der Sorge um seine Sicherheit belasten. In einem Interview sagte er, die Abgeordneten hätten im Allgemeinen versucht, Drohungen „auf die leichte Schulter zu nehmen“. Aber er habe stets im Hinterkopf, dass er hätte getötet werden können.

Der britische Premierminister Rishi Sunak teilte mit, er sei „äußerst traurig“ über die Entscheidung Freers. „Kein gewählter Vertreter hat es verdient, misshandelt oder eingeschüchtert zu werden, und die Angriffe, denen Freer ausgesetzt war, sind zutiefst beunruhigend.“ Sie seien nicht nur ein Angriff auf ihn, sondern ein Angriff auf die britische Demokratie. Mehr zum Thema