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Diskussion:Edgar Miles Bronfman senior

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Newsletter tachles vom 23.12.2013 zum Tode E. Bronfmans:

Edgar M. Bronfman verstorben 23. Dezember 2013 Wie am gestrigen Sonntag bekannt wurde, ist Edgar M. Bronfman am Samstag in Manhattan verstorben. Der Milliardär hat als Chef des Seagram-Konzerns und Präsident des Jüdischen Weltkongresses Geschichte geschrieben.

Edgar Miles Bronfman wurde am 20. Juni 1929 im kanadischen Montreal geboren. Sein Vater Sam hatte den Spirituosenhersteller Seagram während der Prohibition in den benachbarten USA zu einem Grossunternehmen aufgebaut, das bis in die 1950er Jahre den gesamten nordamerikanischen Markt dominierte. Edgar Bronfman trat nach seinem Studium bereits als 21-jähriger in den Familienkonzern ein und zog 1955 nach New York um, wo er die Enkelin des Finanziers Carl Loeb heiratete und amerikanischer Staatsbürger wurde. Das Unternehmen bezog bald darauf das von Mies van der Rohe entworfene «Seagram Building» an der Park Avenue, das als Klassiker der architektonischen Moderne gilt. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1971 geriet Bronfman in eine persönliche Krise und trennte sich von seiner Frau Ann. Zwei weitere Ehen scheiterten in rascher Folge, ehe er die Künstlerin Jan Aronson heiratete, die ihn überlebt. Bronfman hinterlässt zudem sieben Kinder, sowie 26 Enkel und Urenkel. Doch während sein Privatleben turbulent verlief, legte Bronfman die Fundamente für die Expansion und Umwandlung von Seagram. Anfang der 1980er Jahre erwarb er ein Viertel der Anteile des Chemie-Riesen Du Pont, was sich als ausserordentlich kluge Investition erwies. Gleichzeitig wandte er sich jüdischen Anliegen zu. Dabei spielte seine Bekanntschaft mit Israel Singer eine Schlüsselrolle, der seit 1972 an der Seite des alternden Gründers Nachum Goldmann beim Jüdischen Weltkongress (WJC) tätig war. 1981 überzeugte Singer den Unternehmer, die Nachfolge Goldmanns an der Spitze des WJC zu übernehmen. Wie Bronfman in seiner Autobiographie «The Making of a Jew» beschrieb, hatte er sich in seiner Jugend aus Protest gegen den gläubigen und strengen Vater von seiner Religion abgewandt. So hat er den Senior einmal am jüdischen Feiertag Yom Kippur durch den Verzehr von Schinken provoziert. Der als Rabbiner ausgebildete Singer habe ihn dann zur Religion zurückgeführt und ihm klargemacht, dass er als schwerreicher Unternehmer auch die Verpflichtung habe, nicht nur Spenden-Schecks zu verteilen, sondern auch aktiv «für die jüdische Sache einzutreten». Strategisch erwies sich das als Glücksgriff für beide: Bronfman konnte seine wirtschaftliche Position als Repräsentant jüdischer Interessen in politischen Einfluss umsetzen, und Singer gewann einen Finanzier, der als erste Amtshandlung die Schulden der Organisation tilgte. Mit Bronfman im Rücken konnte Singer als Generalsekretär dem WJC dann auch neue Bedeutung auf internationaler Ebene verschaffen. Dafür sorgte zunächst die Kampagne gegen den damaligen österreichischen Präsidenten Kurt Waldheim über dessen Rolle als Wehrmachts-Offizier in Griechenland 1942-43. Mitte der 1990er Jahre begann der WJC den Kampf gegen Schweizer Banken wegen der von diesen angeblich unterschlagenen «nachrichtenlosen Konten» jüdischer NS-Opfer und der Rolle der Schweiz als Umschlagplatz für «Nazi-Gold». Anschliessend spielte der WJC eine Schlüsselrolle in den Forderungen gegen deutsche, österreichische und französischen Unternehmen, die von Zwangsarbeit und der Raubpolitik der Nazis profitiert hatten. Dabei erwirkten jüdische Organisationen und Anwälte insgesamt rund zehn Milliarden Dollar an Entschädigungszahlungen. Während Singer sich in diesen Konflikten als kühner und kreativer Taktiker erwies, warf Bronfman seinen politischen Einfluss als persönlicher Freund, sowie als wichtiger Wahlspender von Bill und Hillary Clinton in die Waagschale. Bronfman und Singer haben fast 30 Jahre lang eng zusammengearbeitet, und dabei hat zumindest der Unternehmer dem WJC-Generalsekretär rückhaltlos vertraut. Umso grösser war Bronfmans Schock, als Singer im Jahr 2006 die Unterschlagung von Millionensummen von WJC-Konten in Israel und – ausgerechnet – der Schweiz nachgewiesen wurde. Bronfman schrieb damals in einem Brief an den WJC-Vorstand: «Singer hat mein Cash gestohlen» und kündigte ihm fristlos und ohne Absprache mit den Gremien der Organisation. Die Affäre hat das Ansehen des WJC schwer beschädigt und löste in der jüdischen Welt eine lebhafte Diskussion über die Macht von Mäzenen und den Mangel an demokratischen und institutionellen Kontrollmechanismen in jüdischen Verbänden aus. Bronfman erhob anschliessend Klage gegen Singer, liess diese jedoch bald wieder fallen. Im Mai 2007 trat Bronfman dann als Präsident des Jüdischen Weltkongresses zurück. Zuvor hatte ihn Bill Clinton mit der prestigereichen «Presidential Medal of Freedom» ausgezeichnet. Bronfman zog sich danach aus der Öffentlichkeit zurück, unterstützte jedoch als Philantrop kulturelle und erzieherische Anliegen des Judentums. Am Samstag ist Edgar M. Bronfman 84-jährig in Manhattan verstorben. [AM]