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Diskussion:Donald Kagan

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tachles-Newsletter 17. August 2021:

Donald Kagan verstorben

Der bedeutende Historiker für das antike Griechenland wurde 89 Jahre alt.

Wie sein Sohn Robert Kagan am Wochenende mitgeteilt hat, ist der Geschichtswissenschaftler Donald Kagan am 6. August an einem Seniorenheim in Washington verstorben. Kagan wurde in Litauen geboren und kam als Zweijähriger nach dem frühen Tod des Vaters 1934 nach New York, wo er in Brooklyn aufgewachsen ist. Dort besuchte er auch als erstes Mitglied der Familie eine höhere Lehranstalt, das Brooklyn College. Bereits dort stand die griechische Antike im Zentrum von Kagans Interesse. Er schlug eine akademische Laufbahn ein und wirkte nach einer kürzeren Zeit an der Cornell University an der Yale University. Dort legte er zwischen 1969 und 1987 eine massive, vierbändige Geschichte des Peloponnesischen Krieges (431-404 v.d.Z.) vor, die rasch als Standardwerk für diesen Konflikt anerkannt wurde. 2003 hat Kagan dieses von dem Kritiker George Steiner als «vorrangige Arbeit der Geschichtswissenschaft in Nordamerika während des 20. Jahrhunderts» gefeierte Studie für eine breitere Leserschaft als einbändige Fassung publiziert.

Er war seinerzeit längst auch ein prominente Persönlichkeit des öffentlichen Lebens und der amerikanischen Politik geworden. Kagan war zunächst linksliberal eingestellt gewesen, warf den Demokraten nach 1969 jedoch einen unverantwortlichen Linksrutsch vor, der die «mentale und intellektuelle Härte» untergrabe, die für die Konfrontation mit der Sowjetunion notwendig sei. In diesem Jahr erlebte Kagan an Cornell den Sturm militanter, afroamerikanischer Studenten auf Uni-Gebäude. Die Verhandlungen der Institutsleitung mit den Protestlern erschien ihm als schockierende Kapitulation vor Gewalt und Chaos. Anschliessend wechselte er zu Yale.

Wie seine Söhne Robert und Frederick Kagan wurde der Historiker ein führender Kopf im Lager der Neocons, die nach dem Kollaps der Sowjets noch deutlicher für militärische Stärke und ein expansives Auftreten Amerikas als Weltmacht eintraten. Donald Kagan blieb dabei jedoch stets eigenwillig und hat aus seiner Abneigung gegen Richard Nixon oder Donald Trump nie einen Hehl gemacht.

Seine Jahre an der elitären Lehranstalt Yale waren nicht unumstritten. Kollegen und Studenten machten aufgrund seiner politischen Haltung Ende der 1980er Jahre gegen seine Berufung als Dean (Rektor) am Yale College mobil, was ihn zu einem Rücktritt von diesem Posten bewegt hat. Bei Studenten blieb Kagan indes als lebhafter und kreativer Lehrer höchst beliebt, der seine Seminare etwa als Hopliten-Phalanx aufmarschieren liess. Daneben war der Sport eine lebenslange Passion dieses Gelehrten, der seine Wurzeln im Arbeiter- und Immigranten-Milieu nie vergessen, als Jugendlicher und Student Football gespielt und darüber auch Freundschaften mit Persönlichkeiten wie Henry Kissinger geknüpft hat.