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Diabetes insipidus

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Klassifikation nach ICD-10
E23.2 Hypophysärer Diabetes insipidus
N25.1 Renaler Diabetes insipidus
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Der Diabetes insipidus (Syn.: Diabetes spurius; Wasserharnruhr) (Griechisch διαβαίνειν diabainein ‚hindurch passieren‘ und Latein insipidus ‚ohne Geschmack‘) ist eine angeborene oder erworbene Krankheit, die durch eine vermehrte Urinausscheidung (Polyurie) und ein gesteigertes Durstgefühl mit vermehrtem Trinken (Polydipsie) charakterisiert ist.

Formen des Diabetes insipidus

Diabetes insipidus centralis

Beim zentralen Diabetes insipidus (Syn. Diabetes insipidus neurohormonalis) ist die Ursache ein Fehlen oder eine unzureichende Produktion des antidiuretischen Hormons ADH (Syn.: Vasopressin) im Hypothalamus, ein fehlender Transport des ADH vom Hypothalamus über den Hypophysenstiel in die Hypophysenhinterlappen oder ein Fehlen der Speicherung oder eine ausbleibende Sekretion des ADH im Hypophysenhinterlappen. Das ADH wirkt an den Sammelrohren antidiuretisch – es wirkt also der Harnausscheidung entgegen – und führt zur Bildung eines konzentrierteren Urins. Für den ADH-Mangel können ein Schädel-Hirn-Trauma mit Abriss des Hypophysenstiels, eine Zyste, eine Operation, eine Entzündung, eine infiltrative Erkrankung, eine Blutung, ein Infarkt oder ein Tumor im Hypothalamus oder in der Hypophyse verantwortlich sein. Seltener können auch eine Granulomatose, z.B. eine Histiozytosis X, eine Sarkoidose oder eine Wegenersche Granulomatose einen zentralen Diabetes insipidus auslösen. Aber auch ein familiärer Diabetes insipidus mit einem congenitalen, autosomal-dominant vererbten Erbfehler ist möglich als Ursache. Bei einem Drittel aller Diabetes-insipidus-Fälle ist die Ursache nicht bekannt und es wird eine Autoimmunerkrankung mit Autoantikörpern gegen die vasopressinproduzierenden Zellen vermutet.

Diabetes insipidus renalis

Bei der seltenen Form des renalen (auch: nephrogenen) Diabetes insipidus (Syn. ADH- bzw. Vasopressin-resistenter Diabetes insipidus) liegt der Defekt in der Niere, die trotz Anwesenheit des Hormons ADH keinen normal konzentrierten Harn bilden kann, da der für die Rückresorption des Wassers aus dem Primärharn nötige Aquaporinkanal AQP2 defekt ist bzw. fehlt oder da die Nierentubuli durch chronische Nierenerkrankungen oder Medikamente (z. B. Lithium) zu stark geschädigt sind. Man spricht hier auch von nephrogenem Diabetes insipidus (NDI) (nephrogen, von der Niere ausgehend‘).[1]

Bei beiden Formen scheidet die Niere vermehrt Wasser aus. Wenn Wasser nicht genügend durch Trinken ersetzt wird, kommt es zu einer Konzentrierung von Natrium im Blut (Hypernatriämie), einer sogenannten hypertonen Dehydratation.

Diagnostik

  • Anamnese
  • Laboruntersuchung von Serum- und Urinosmolarität
  • ADH-Gabe mit Anstieg der Urinosmolarität beim zentralen Diabetes insipidus und fehlendem Anstieg beim renalen Diabetes insipidus
  • Beim Durstversuch wird nach einer nächtlichen Durstperiode die ADH-Konzentration (Antidiuretisches Hormon, Vasopressin) im Blutplasma oder im Urin gemessen; bei vorliegendem Diabetes insipidus centralis bleibt ein Anstieg des ADH aus. Ein weiterer Test besteht darin, während des Durstens periodisch Messungen in Bezug auf Volumen, spezifisches Gewicht und Osmolarität des gesammelten Harns vorzunehmen. Ein konstantes Harnvolumen und niedrige Osmolarität sind für einen Diabetes insipidus symptomatisch. Beim Gesunden steigen Uringewicht und Osmolarität physiologischerweise an. Statt ADH wird mittlerweile Copeptin gemessen, da es leichter messbar ist als ADH.
  • Suche nach der Grunderkrankung
Differentialdiagnose der Harnkonzentrierungsstörungen[2]
Bartter-Syndrom Schwartz-Bartter-Syndrom Diabetes insipidus centralis Diabetes insipidus renalis
Pathophysiologie Kanaldefekt in der Niere
(Na+/K+/2Cl--Symporter, ROMK oder CLCKB)
unangemessen hohe ADH-Sekretion
Aquaporineinbau
unzureichende ADH-Sekretion
Aquaporineinbau
ADH-Typ 2-Rezeptordefekt
Aquaporineinbau ↓ oder Aquaporindefekt
Ätiologie erblich (autosomal-rezessiv)
  1. paraneoplastisch (kleinzelliges Bronchialkarzinom)
  2. sekundär bei Infektionen oder ZNS-Störungen
  1. idiopathisch (ca. 1/3 der Fälle)
  2. sekundär bei Tumoren, nach Trauma, bei Infektionen
  1. erblich (X-chromosomal- oder autosomal-rezessiv)
  2. erworben bei Nierenerkrankung
Klinik Salzappetit, Muskelschwäche und -schmerzen, Krämpfe ZNS-Symptomatik, Muskelschwäche und -schmerzen, Krämpfe erhöhte Urinmenge, erhöhte Trinkmenge erhöhte Urinmenge, erhöhte Trinkmenge
Labor Serum: Na+ ↓, K+ ↓, Osmolalität ↓, pH-Wert Serum: ADH ↑, Na+ ↓, K+ ↓, Osmolalität ↓, pH-Wert Serum: ADH ↓, Na+ ↑, Osmolalität Serum: ADH ↔, Na+ ↑, Osmolalität
Urin: Na+ ↑, K+ ↑, Osmolalität Urin: Na+ ↑, Osmolalität Urin: Na+ ↓, Osmolalität Urin: Na+ ↓, Osmolalität
Weitere Diagnostik Nachweis eines sekundären Hyperaldosteronismus
  1. Durstversuch: ADH
  2. Desmopressin-Test: Urin-Osmolalität
  1. Durstversuch: ADH
  2. Desmopressin-Test: Urin-Osmolalität

Therapie

Therapeutische Ansätze sind die Korrektur und Vermeidung eines etwaigen Wasserdefizits sowie eine Reduktion der Urinverluste. Bei wachen Patienten mit intaktem Durstgefühl sind Polyurie und Polydipsie oft einschränkend im Alltag und deshalb zu beheben. Bei komatösen Patienten besteht dagegen die Gefahr der Dehydrierung und Hypernatriämie.[3]

Bei ADH-Mangel wird synthetisches ADH (Desmopressin) täglich als Nasenspray, Tablette oder subkutane Injektion verabreicht. Das ADH gelangt ins Blut und mit dem Blut zu den Nieren. Beim renalen Diabetes insipidus ist die Therapie schwieriger. Erhöhte Flüssigkeitszufuhr ist hier obligat. Außerdem können Thiazid-Diuretika hilfreich sein, da sie eine vermehrte Natriumausscheidung und konzentrierteren Urin bewirken. Insbesondere bei Vorliegen eines zentralen Diabetes insipidus muss nach behandelbaren Grunderkrankungen, wie beispielsweise Tumoren des Zwischenhirns, gesucht werden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Diabetes insipidus renalis (NDI)
  2. Gerd Herold: Innere Medizin. Köln 2007, S. 564-565,712-713.
  3. Sandrina Balanescua, Jonas Rutishauser: Diabetes insipidus: Differentialdiagnostik und Therapie, Schweiz. Med. Forum 2010
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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Diabetes insipidus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.