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Balenciaga (Unternehmen)

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Balenciaga S.A.
Logo
Rechtsform Société Anonyme (Frankreich)
Gründung 1937
Sitz Paris, Frankreich
Leitung Cédric Charbit, CEO
Branche Textilien, Lederwaren, Parfüm
Website www.balenciaga.fr

Balenciaga bzw. die Balenciaga S.A. ist ein 1937 von dem spanischen Modeschöpfer Cristóbal Balenciaga in Paris gegründetes, weltweit bekanntes Modeunternehmen.

Mode von Balenciaga galt besonders zwischen den 1940er und 1960er Jahren international als Inbegriff der hochpreisigen französischen Haute Couture und setzte wegweisende Trends für die gesamte Modewelt. Nachdem Cristóbal Balenciaga, der in der Modewelt mit eleganter Haute Couture Mode Kultstatus erlangt hatte und bis heute als Meister der gehobenen Damenmode verehrt wird, 1972 starb, wechselte das Unternehmen mehrmals den Besitzer und konzentrierte sich bis Anfang der 1990er Jahre hauptsächlich auf die eigene Parfümsparte. Erst ab 1997 stieg Balenciaga mit einem neuen Designer und ab 2001 mit einem neuen finanzstarken Eigentümer durch gefragte Prêt-à-porter-Modekollektionen für Damen und seit 2002 auch für Herren sowie Accessoires im oberen Preissegment wieder in die Riege der führenden Pariser Modekonzerne auf.[1][2][3][4] Seit 2004 gehört die Balenciaga S.A. zu der heutigen Kering S.A. (ehemals PPR).

Unternehmensgeschichte

Historische Balenciaga-Modelle im Museum

Cristóbal Balenciaga

Der 1936 aus Spanien nach Frankreich ausgewanderte Cristóbal Balenciaga (1885–1972) – ein ausgebildeter Schneider, der sich in Spanien ab 1915 mit eigenen Boutiquen in San Sebastián, Madrid and Barcelona mit gehobener Damenmode bereits einen Namen gemacht hatte[5] – präsentierte im Sommer 1937 in Paris seine erste Haute Couture Kollektion, gründete das nach seinem Nachnamen benannte Unternehmen als SARL und öffnete im August 1938 in der eleganten Nr. 10, Avenue George V im Pariser Modeviertel einen Modesalon für Haute Couture im obersten Preissegment, wo sich bis heute der Balenciaga-Flagshipstore befindet. 1948 wurde im Erdgeschoss eine Balenciaga-Boutique eröffnet. Balenciaga avancierte durch ständige Mode-Innovationen in kurzer Zeit zu einem Kult-Modehaus, dessen hochpreisige Kreationen richtungsweisend für die gesamte Modeindustrie wurden. Bereits 1938 führten britische und amerikanische Department Stores wie Harrods, Bloomingdale’s, oder Saks Fifth Avenue Balenciaga-Mode. Zu den prominenten Balenciaga-Kundinnen dieser Zeit zählten unter anderem Carole Lombard, Greta Garbo, Ava Gardner, Marlene Dietrich oder Ginger Rogers. Nach dem spanischen Bürgerkrieg öffnete Cristóbal Balenciaga, der seine spanischen Boutiquen alle geschlossen hatte, wieder Geschäfte in Madrid.

1947 wurde das erste Balenciaga-Parfüm für Damen, Le Dix (benannt nach der Hausnummer 10), auf den Markt gebracht. Weitere Düfte folgten. Cristóbal Balenciaga selbst erschien in den 1950er Jahren in Werbeanzeigen für die Düfte seines Hauses. 1955 wurde die SARL in eine S.A. umgewandelt und Balenciaga bot ab dieser Zeit erstmals Schmuck an. Ab 1956 präsentierte das Haus Balenciaga seine Kreationen den geladenen Privatkunden und Einkäufern einen Monat vor den Defilees für die Presse, um Nachahmern der Balenciaga-Entwürfe die Arbeit zu erschweren. Durch eine persönliche Freundschaft zu dem jüngeren Modeschöpfer Hubert de Givenchy kam es immer wieder zu Zusammenarbeiten zwischen den Häusern Balenciaga und Givenchy. Unter anderem zeigten die beiden Unternehmen ihre Kreationen in New York City. Das sogenannte "Hemd"- bzw. Sack-Kleid (frz. robe chemise) von 1956 geht auf die beiden Designer zurück. Andere bekannte Designer wie Emanuel Ungaro, André Courrèges oder Oscar de la Renta arbeiteten über die Jahre als Assistenten bei Balenciaga.

Balenciaga verband in seinen bisweilen architektonisch detaillierten Entwürfen Pariser Chic mit spanischem Stolz und präsentierte unter anderem Modelle, die mit Flamenco-Rüschen oder Schleifen verziert waren, elegante Bolero-Jacken (1946) oder die durch das Velázquez-Gemälde Die Infantin Margarita in Blau aus dem Jahr 1659 beeinflusste Infanta-Abendrobe im pompösen Stil (1939). Moderne Konzepte umfassten knielange Stiefel zu kurzen, gerade geschnittenen Kleidern (die sogenannte "I"-Linie), von Kimonos inspirierte Ärmel (1946), Pagenkappen (pillbox hat, 1951), das Tunika-Kleid (1955), überdimensional große Proportionen (1957), die Babydoll-Silhouette (1958), ballonartige Kleider und Mäntel (1960) oder Ensembles mit unterschiedlicher Vorder- und Rückansicht. [6][7]

Ende der 1950er Jahre wurden die Umsätze des Hauses auf damals sagenhafte 1,5 Millionen US-Dollar geschätzt, und Cristóbal Balenciaga galt als Top-Verdiener unter den Pariser Couturiers. Die Marke Balenciaga war mit Kundinnen wie Grace Kelly oder Königin Fabiola von Belgien spätestens in den 1950er Jahren dermaßen etabliert[8] und Cristóbal Balenciagas Position als Stardesigner gefestigt, dass er es sich herausnehmen konnte, nie dem einflussreichen Pariser Modeverband Chambre Syndicale de la Haute Couture Parisienne beizutreten.[9] Da allein der Verband über die Verwendung des in Frankreich geschützten Begriffes "Haute Couture" bestimmt und nur seine Mitglieder berechtigt sind, ihre Kreationen als Haute Couture zu bezeichnen, war Balenciaga-Mode, zumindest offiziell, niemals Haute Couture. Das heutige Haus Balenciaga ist Mitglied der Prêt-à-porter-Sparte des Modeverbands. 1958 wurde die Parfums Balenciaga S.A. als Tochtergesellschaft der Balenciaga S.A. für die wachsende Parfümsparte des Hauses gegründet. 1961 kamen Strumpfwaren zum Balenciaga-Portfolio hinzu, die später mit besonderen Mustern bedruckt wurden. 1962 wurde der erste Herren-Duft, Eau de Balenciaga, lanciert. 1968 wurde das fliegende Personal von Air France mit Balenciaga-Uniformen ausgestattet.

1968 beendete Cristóbal Balenciaga, zur Überraschung für die gesamte Modewelt, im Alter von 77 Jahren seine Tätigkeiten und schloss seine Boutiquen.[10] Mit der damals verstärkt aufkommenden Prêt-à-porter-Mode und dem beginnenden Rückgang der Haute Couture tat er sich schwer. Lediglich das Balenciaga-Parfümgeschäft wurde fortgeführt.

Nachfolge mit Parfümgeschäft

Nach Cristóbal Balenciagas Tod wurde die Parfums Balenciaga S.A. in die Balenciaga S.A. integriert. Cristóbal Balenciaga hatte sein Unternehmen seinen Nichten und Neffen vermacht, die es 1978 an das deutsche Pharmaunternehmen Hoechst verkauften. Hoechst baute in den Folgejahren das Parfümgeschäft von Balenciaga aus.

1986 übernahm das französische Mode- und Kosmetikunternehmen Jacques Bogart S.A. Balenciaga von Hoechst.[11] 1987 wurde unter der Leitung des Designers Michel Goma die Modesparte von Balenciaga mit Prêt-à-porter neu gestartet. In dieser Zeit gab es die Le Dix Luxus-Kollektion und die Diffusion-Zweitinie für Damen. Für Großkunden wie Fluggesellschaften, Banken, Hotels oder die französische Post, die allesamt mit Balenciaga-Uniformen ausgestattet werden, wurde im gleichen Jahr eine eigene Abteilung, Uniformes Balenciaga, im Unternehmen eingerichtet.[12] In den USA und Japan wurden Lizenzen für den Markennamen Balenciaga vergeben. In Tokio öffnete eine Balenciaga-Boutique. Ab 1992 entwarf der belgische Designer Josephus Melchior Thimister (* 1962) die Balenciaga-Kollektionen. Thimister beendete seine Tätigkeit 1997 mit dem Vorwurf an die Jacques Bogart S.A., Balenciaga "nicht professionell zu vermarkten".[13]

Neubeginn ab 1997

Seit 1997 war der französische Designer Nicolas Ghesquière als Chefdesigner bei Balenciaga tätig. Ghesquière war von 1990 bis 1992 Assistent des französischen Modeschöpfers Jean-Paul Gaultier und wurde 1995 von dem japanischen Lizenznehmer von Balenciaga für den Entwurf von "Bestattungsgarderobe und Uniformen" angeheuert.[14] 1997 setzte die Leitung von Jacques Bogart, die sich zunächst den Österreicher Helmut Lang als Kreativdirektor für Balenciaga gewünscht hatte, ihn als Chefdesigner in Paris ein.[15] Ghesquière präsentierte in den folgenden Saisons bisweilen futuristische und immer ausdrucksstarke Balenciaga-Mode für selbstbewusste Frauen, wurde dafür von der Fachwelt hoch gelobt und von der Presse zum "Messias der Mode" erkoren.[16] Wie Cristóbal Balenciaga experimentierte auch Ghesquière mit teils ungewöhnlichen Stoff-Materialien und ließ sich dabei von den Entwürfen des Unternehmensgründers inspirieren. Unter Ghesquière wurden Balenciaga-Modenschauen, zu der nur eine begrenzte Anzahl an Zuschauern zugelassen waren, zu begehrten Veranstaltungen. Ghesquière führte 2000 die Balenciaga-Handtaschen First und City sowie 2001 das Modell Lariat ein, die sich allesamt zu It-Bags entwickelten, für die zum Teil aufgrund der hohen Nachfrage Wartelisten eingerichtet werden mussten. 2002 wurde unter Ghesquière erstmals Herrenmode von Balenciaga eingeführt. Seit Ghesquière "das angestaubte Modehaus zurück auf die Weltbühne" geholt hatte[17], gilt Balenciaga heutzutage besonders auch bei der jüngeren Zielgruppe wieder als begehrte Modemarke sowohl in der hochpreisigen Damen- als auch der Herrenmode. Mit Bestsellern wie Balenciaga-Cargohosen, goldfarbenen Leggings (2006) oder mehrfarbigen Sportiletto-Pumps (2008) festigte Ghesquière zudem seinen Status als würdiger Nachfolger Cristóbal Balenciagas.

2001 hatte die italienische Gucci-Group, die seither zu dem französischen Luxusgüter-Konzern Pinault-Printemps-Redoute (PPR; seit 2013: Kering) unter der Leitung von Konzernchef François-Henri Pinault gehört, die Marke Balenciaga zu 91 % (die übrigen 9 % gingen an Nicolas Ghesquière) übernommen.[18] Unter der Führung von PPR stiegen die Umsatzzahlen und der Gewinn von Balenciaga in den Folgejahren. Im Jahr 2000 hatte der Balenciaga-Umsatz lediglich umgerechnet 17,3 Millionen US-Dollar betragen, bei einem Gewinn von 1,07 Millionen US-Dollar.[19] PPR veröffentlicht für seine Marken keine Einzeldaten.

2003 öffnete eine Balenciaga-Boutique in New York City ihre Türen und das Unternehmen führte eine Croisière-Urlaubskollektion für Damen mit Sommermode zur Winterzeit ein. 2004 debütierte die Balenciaga Edition Kollektion mit neu geschaffenen Modellen aus den Balenciaga-Archiven von 1937 bis 1968. 2005 kam der Standort Hong Kong zum Netzwerk der Balenciaga-Geschäfte hinzu; 2007 Mailand; London und Los Angeles 2008; eine Herrenboutique in Paris 2010. Anfang 2012 gab es weltweit 54 Balenciaga-Boutiquen, wovon 12 allein im Jahr 2011 eröffnet worden waren. Eine Sonnenbrillen-Kollektion gibt es seit 2007. 2008 öffnete das Unternehmen auf der eigenen Webseite einen Onlineshop, kaufte die japanische Lizenz zurück und vergab die Parfüm-Lizenz an Coty, Inc. Mit der Neuvergabe der Parfümlizenz wurden alle bis dahin von Bogart vertriebenen Balenciaga-Düfte eingestellt.[20][21] 2010 wurde von Coty der erste Damenduft Balenciaga Paris lanciert, weitere folgten. Seither bietet Balenciaga ausschließlich Damenparfüm an.

Ghesquière, der von Pinault 2001 als Balenciaga-Designer beibehalten worden war und dem Pinault ein "unvergleichlich kreatives Talent" bescheinigte, verließ Balenciaga im Dezember 2012.[22] Als Nachfolger wurde der US-amerikanische Designer Alexander Wang (* 1983) von PPR ernannt, der seit 2007 seine nach ihm benannte Modemarke führt.[23] Wang leitete das Unternehmen als Chefdesigner bis August 2015.[24] Im Oktober 2015 benannte Kering den Deutsch-Georgen Demna Gvasalia, der seine eigene Modemarke Vetements besitzt, zum Kreativdirektor von Balenciaga.[25][26] Bei der Paris Fashion Week für Herrenmode im Juni 2016 zeigt Balenciaga unter Gvasalia die Herrenkollektion erstmals in einer Modenschau statt wie bisher lediglich in einer Präsentation.[27]

Sonstiges

Neben dem Pariser Balenciaga-Flagshipstore öffnete 1951 in der 12, Rue George V das gehobene Varietétheater Crazy Horse, das sich dort bis heute befindet.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Im Hundeschlitten zum Altar: Geht das? , faz.net, 6. Juni 2001
  2. Die perfekte Notlösung, spiegel.de, 27. Januar 2003
  3. Salut, Superboy – Nicolas Ghesquière verlässt das Label Balenciaga, sueddeutsche.de, 7. November 2012
  4. Nicolas Ghesquière verlässt Balenciaga, zeit,de, 6. November 2012
  5. Zeitlose Eleganz - Cristóbal Balenciaga, arte.tv, 8. Februar 2012
  6. Auferstehung des Altmeisters, stern.de, 28. August 2006
  7. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg: Cocktailkleid (Cristóbal Balenciaga, um 1954)
  8. Mode als Kunst: Ein Museum für Balenciaga, schwaebische.de, 7. Juni 2011
  9. When Haute Couture is not Haute Couture, powerhousemuseum.com, 11. Dezember 2009
  10. Nicolas Ghesquière verlässt Balenciaga, amica.de, 6. November 2012
  11. Zurück zur Couture, zeit.de, 19. September 2007
  12. Company Report - I.T.C. Uniformes Balenciaga S.A. International Textile Creation, abc-d.fr, abgerufen: 22. Dezember 2012
  13. Down-COUTURE, focus.de, 19. Oktober 1998
  14. Designer Nicolas Ghesquière: Ein Held in seiner Welt (Memento vom 17. Februar 2013 im Webarchiv archive.is), ftd.de, 12. März 2010
  15. Designer Nicolas Ghesquière: Ein Held in seiner Welt (Memento vom 17. Februar 2013 im Webarchiv archive.is), ftd.de, 12. März 2010
  16. Lifestyle, Trendkost 2006: Welche Begriffe und Trends das heurige Jahr prägen werden, profil.at, 7. Januar 2006
  17. Neuer Balenciaga-Modechef – Der smarte Mr. Wang, spiegel.de, 4. Dezember 2012
  18. Gucci übernimmt Balenciaga, handelsblatt.com, 6. Juli 2001
  19. Gucci Gets Europe's Hottest New Designer, nytimes.com, 7. Juli 2001
  20. Balenciaga enters the fragrance market, ft.com, 6. März 2010
  21. L'américain Coty commercialisera des parfums Balenciaga, figaro.fr, 13. Oktober 2008
  22. Salut, Superboy – Nicolas Ghesquière verlässt das Label Balenciaga, sueddeutsche.de, 7. November 2012
  23. Alexander Wang wird Chefdesigner bei Balenciaga, zeit.de, 3. Dezember 2012
  24. Vogue:Designerwechsel, Alexander Wang verläßt Balenciaga
  25. Demna Gvasalia wird Kreativdirektor von Balenciaga, vogue.de, 7. Oktober 2015
  26. Demna Gvasalia: Der Neue, zeit.de, 18. Februar 2016
  27. Balenciaga zeigt erste Menswear-Show, vogue.de, 22. April 2016
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