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Autonomous Sensory Meridian Response

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Datei:ASMR video - 100 trigger in 4 minutes challenge - Chiara ASMR.webm Autonomous Sensory Meridian Response (abgekürzt ASMR) bezeichnet die Erfahrung eines kribbelnden, angenehm empfundenen Gefühls auf der Haut (sogenannte Tingles); oft ähnlich erlebt wie sanfte elektrostatische Entladungen. Es beginnt typischerweise auf der Kopfhaut des Hinterkopfs und bewegt sich entlang des Nackens und der oberen Wirbelsäule bis in den Schulterbereich. Dieses Gefühl ist für die meisten Personen mit Entspannung, Beruhigung und Wohlbefinden verbunden. Vielen Menschen hilft ASMR beim Einschlafen.[1]

Auslöser

ASMR wird häufig durch akustische, visuelle und taktile Sinnesreize (sogenannte Trigger, deutsch „Auslöser“) ausgelöst, seltener auch durch bloße persönliche Aufmerksamkeit und Zuwendung durch eine andere Person. Typische Auslöser dabei sind:

  • bestimmte Geräusche (z. B. das Reiben von Händen oder Lippengeräusche),
  • ruhige Stimmen und sanftes Flüstern,
  • beruhigende Handbewegungen oder
  • leichte Berührungen am Kopf (z. B. beim Haarewaschen oder beim Haarekämmen).

Das Phänomen ist noch kaum wissenschaftlich erforscht worden,[2] wurde jedoch mit Ton-Berührung-Synästhesie verglichen.[3][4]

Verbreitung

Der Begriff „Autonomous Sensory Meridian Response“ breitete sich seit dem Jahr 2010 im anglo-amerikanischen Raum aus, um dieses Kopfkribbeln zu beschreiben. Auf YouTube entstand ein Trend mit Videoclips, die ASMR auslösen sollten. Die bekanntesten Clips wurden teilweise millionenfach angesehen. Im Frühjahr 2014 gab es mehr als zwei Millionen Videoclips zu diesem Phänomen. Der Trend breitet sich seit einiger Zeit auch im deutschsprachigen Raum aus. Im Jahr 2012 erschienen die ersten deutschsprachigen Medienberichte über diese Bewegung.[5][6] Zu den am häufigsten aufgerufenen ASMR-Kanälen auf YouTube gehört Gentle Whispering ASMR der Webvideoproduzentin Maria Viktorovna.

Wissenschaftliche Erforschung und Einschätzung

Der Neurologe Steve Novella von der Yale University School of Medicine hält es für plausibel, dass nur manche Menschen ASMR aufweisen, da sich die Menschen neurologisch unterscheiden. Er schlägt vor, neurowissenschaftlich zu untersuchen, wie sich die Gehirne zwischen den Personen, die ASMR kennen, und einer typischen Kontrollgruppe unterscheiden.[7]

Tom Staford von der University of Sheffield betrachtet es als schwierig, ASMR wissenschaftlich zu erforschen, da es sich um Empfindungen handelt, die nicht von allen Personen erlebt werden. Er vergleicht ASMR mit der Synästhesie, die lange für einen Mythos gehalten wurde. Forscher fanden in den 1990er Jahren Methoden, um die Synästhesie wissenschaftlich zu messen.[8]

David Huron (Professor an der School of Music der Ohio State University) unterscheidet zwischen musikalischen Chills und ASMR. Er meint, dass ASMR mit der Wahrnehmung von Gefahrenlosigkeit und altruistischer Aufmerksamkeit zusammenhänge. Er glaubt, dass der ASMR-Effekt deutliche Ähnlichkeiten mit dem Grooming der Primaten aufweist. Bei dieser Form der sozialen Körperpflege erfahren die Tiere „einen an Euphorie grenzenden Lustgewinn aus der gegenseitigen Fellpflege“,[9] welcher aufgrund der geringeren Wahrscheinlichkeit parasitären Befalls sowie allen mit starker sozialer Bindung einhergehenden positiven Effekten wohl einen selektiven Vorteil bietet.

Eine Studie vom Juni 2018 zeigte, dass ASMR die Herzfrequenz senkt und gleichzeitig die Hautleitfähigkeit erhöht. Dies dient als Zeichen von Erregung (nicht sexueller Art). Jedoch zeigte sich, dass Menschen, die weder vor noch während der Studie ASMR verspüren, keine signifikanten körperlichen Reaktionen haben. Die Studie zeigt ebenfalls, dass ASMR kein sexuelles Gefühl ist, da zu keinem Zeitpunkt sexuelle Erregung bei den Teilnehmern zu erkennen war oder von diesen genannt wurde. ASMR wird, ebenso wie Nostalgie, als eine komplexe Emotion oder Wahrnehmung beschrieben, da auf den ersten Blick gegenteilig erscheinende Reaktionen auftreten: Entspannung und erhöhte Hautleitfähigkeit (vergleichbar zu Nostalgie: Glück und Traurigkeit).[10]

Abgrenzung zum „Gänsehaut-Effekt“

ASMR wird von physikalisch induzierten Gänsehautgefühlen (den „Chills“) dadurch abgegrenzt, dass ASMR-Empfindungen recht lange anhalten können (so lange wie der Auslöser), während physikalische Chills nur wenige Sekunden lang andauern. Als ein weiterer Unterschied zwischen ASMR und physikalischen Chills wird beschrieben, dass ASMR im Gegensatz zu physikalischen Chills nicht von einem aufregenden Gefühl begleitet sei, sondern stattdessen entspannend wirke.[9]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Emma Barratt, Nick Davis: Autonomous Sensory Meridian Response (ASMR): a flow-like mental state. In: PeerJ. 3, 2015 S. e851, doi:10.7717/peerj.851.
  2. Search results "autonomous sensory meridian response". In: National Center for Biotechnology Information. Abgerufen am 6. November 2017.
  3. Synaesthesia: the prevalence of atypical cross-modal experiences. In: Perception. 35, Nr. 8, 2006, S. 1024–1033. doi:10.1068/p5469. PMID 17076063. Abgerufen am 25. November 2016.
  4. Synesthesia: an introduction. In: Frontiers in Psychology. 5, Nr. 1414, 15. Dezember 2014. doi:10.3389/fpsyg.2014.01414. Abgerufen am 25. November 2016.
  5. V Wacker: Viral, ansteckend, angenehm: Kribbel-Videos auf Youtube. In: Schweizer Radio und Fernsehen. 9. August 2013. Abgerufen am 26. Mai 2014.
  6. P Denner: ASMR – das unbekannte Gefühl. In: Studentenfutter Universität Tübingen. 14. Februar 2013. Abgerufen am 26. Mai 2014.
  7. Steven Novella: ASMR. In: NeuroLogica. New England Skeptical Society. 12. März 2012. Abgerufen am 26. Mai 2014.
  8. Marsden, Rhodri: 'Maria spends 20 minutes folding towels': Why millions are mesmerised by ASMR videos. In: The Independent, 21. Juli 2012. Abgerufen am 28. November 2012. 
  9. 9,0 9,1 Sean T Collins: Why Music Gives You The Chills. In: BuzzFeed. 10. September 2012. Abgerufen am 26. Mai 2014.
  10. Giulia Lara Poerio, Emma Blakey, Thomas J. Hostler, Theresa Veltri: More than a feeling: Autonomous sensory meridian response (ASMR) is characterized by reliable changes in affect and physiology. In: PLOS ONE. 13, Nr. 6, 2018-06-20 ISSN 1932-6203, S. e0196645, doi:10.1371/journal.pone.0196645, PMID 29924796 (https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0196645).
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