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Wiener Karlskirche

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Karlskirche in Wien

Die Karlskirche ist eine römisch-katholische Pfarrkirche im 4. Wiener Gemeindebezirk Wieden. Sie liegt an der Südseite des zentrumsnahen Karlsplatzes und ist einer der bedeutendsten barocken Kirchenbauten nördlich der Alpen und eines der Wahrzeichen Wiens. In Auftrag gegeben von Kaiser Karl VI., wurde sie von Johann Bernhard Fischer von Erlach als zentrale Verbindung zwischen Rom und Byzanz gestaltet. So lehnt sie sich an das Erscheinungsbild der Hagia Sophia an und imitiert die Trajanssäule.

Seit der Karlsplatz Ende der 1980er Jahre wieder als Ensemble hergestellt wurde, wirkt die Karlskirche nicht nur durch ihre Kuppel und die zwei flankierenden Reliefsäulen, sondern auch als architektonisches Gegengewicht zu den Gebäuden von Musikverein und Technischer Universität.

Die Kirche war von 1783 bis 1918 Patronatspfarrkirche des Kaisers und wird seit 1738 von den Kreuzherren mit dem Roten Stern aus Prag betreut. Nur nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer temporären Unterbrechung, wo 1989 bis 2000 die Verwaltung durch die Personalprälatur Opus Dei übernommen wurde. Seit längerem auch Pfarrkirche ist sie Sitz der katholischen Hochschulgemeinde der nahen TU Wien.

Entwurf und Bau

Karlskirche und Wienfluss, 1822
Karlskirche und Karlsplatz, 1908
Karlskirche bei Nacht

Am 22. Oktober 1713, während der letzten großen Wiener Pestepidemie, gelobte Kaiser Karl VI. im Stephansdom, eine Kirche für seinen Namenspatron Karl Borromäus zu bauen, der auch als Pestheiliger gilt. Durch das kaiserliche Versprechen sollte die Pest von der Stadt abgewendet werden.

Es wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, bei dem sich Johann Bernhard Fischer von Erlach unter anderem gegen Ferdinando Galli-Bibiena und Johann Lukas von Hildebrandt durchsetzen konnte. Der Bauplatz wurde am 11. November 1715 fixiert; im selben Jahr ergingen erste Steinmetzaufträge an die Meister Hans Georg Haresleben und Elias Hügel in Kaisersteinbruch und Andreas Steinböck in Eggenburg. Am 4. Februar 1716 erfolgte auf einer Anhöhe am rechten Ufer des kaum regulierten Wienflusses die Grundsteinlegung. Aufgrund des Todes von Haresleben im selben Jahr leitete Hügel alleine die Steinmetzarbeiten und wurde Mitarbeiter von Fischer von Erlach. Mit Hügel arbeiteten in Kameradschaft die Mitmeister Johann Baptist Kral, Simon Sasslaber und Johann Sebastian Hillebrand.

Kaiseroratorium

Zu beiden Seiten des Chores der Karlskirche und als Aufgänge zu den Oratorien sind ungewöhnlich großzügig dimensionierte Wendeltreppen angeordnet. Sie gehören zu den gewundenen Treppen mit Wangensäulen, einer speziellen Treppenart, die in Rom ihren Ursprung hat. Die erste dieser Treppen stammt von Donato Bramante und wurde für das Belvedere des Vatikans (1507–1514) geschaffen. Zahlreiche Architekten eiferten mit prinzipiell ähnlichen Wendelstiegen nach. Mit dem Einfluss italienisch geschulter Architekten in Wien war es folgerichtig, auch an die römische Treppenbaukunst anzuknüpfen. Die weiträumig gewundenen Treppen der Karlskirche sind eindrucksvolle Belege.[1]

Harter Kaiserstein fand Verwendung beim Hauptportal, für sämtliche Stiegen (Kaiseroratorium), Sockelplatten, Gesimse und die monumentalen Postamente der beiden Säulen. Beim Hochaltar gestaltete Elias Hügel die Mensa, Philipp Köchl das Tabernakel aus Laaser Marmor und der Linzer Johann Georg Röhrig Altarstufen aus schwarzem Nassauer-Marmor. Die Wiener Bauhütte war anfangs durch Johann Carl Trumler, nach dessen Tod durch Matthias Winkler vertreten, die beide Hofsteinmetz- und Dombaumeister von St. Stephan waren. Die großen, innen hohlen Säulen bestehen aus Zogelsdorfer Stein, eine Arbeit der Meister Andreas Steinböck und Franz Strickner. Die spiralförmigen Reliefs stammen von den Bildhauern Johann Baptist Mader, Johann Baptist Straub und Jakob Schletterer, der bekrönende Adler von Lorenzo Mattielli. Meister Georg Deprunner aus Loretto in Ungarn fertigte die Tamboursäulen der Kuppel. 16 Vasen an der Kuppel stammen von Ignaz Gunst.

Nach Fischers Tod 1723 wurde der Bau von seinem Sohn Joseph Emanuel bis 1737 fertiggestellt, der die Pläne teilweise änderte. Die Kirche war ursprünglich direkt auf die Hofburg ausgerichtet und bis 1918 auch kaiserliche Patronatspfarrkirche.

Als Autor einer Historischen Architektur vereinte Fischer die unterschiedlichsten Elemente. Die Fassade in der Mitte, die zur Vorhalle führt, entspricht einem römischen Tempelportikus. Die beiden Säulen daneben haben die Trajanssäule in Rom zum Vorbild. Daneben erstrecken sich die beiden, vom römischen Barock (Bernini und Borromini) beeinflussten Turmpavillons. Über dem Kirchensaal erhebt sich eine Kuppel mit 25 m Durchmesser und hohem Tambour, der vom jüngeren Fischer verkürzt und teilweise verändert wurde. Der Grundriss der Kuppel ist nicht kreisrund, sondern hat die Form eines Ellipsoids

Die Baukosten betrugen offiziell 304.045 Gulden und 22¼ Kreuzer und wurden von sämtlichen Kronländern, aber auch Spanien, dem Herzogtum Mailand und den Niederlanden getragen.[2] Außerdem wurden Strafgelder verwendet, die die Stadt Hamburg erstatten musste, da „der dortige Pöbel die Kapelle der österreichischen Gesandtschaft demoliert hatte“.[3] 1727 haben Marcus und Mayr Hirschl zum Zweck der Erneuerung ihrer jüdischen Aufenthaltsprivilegien in Wien „zu der Caroli Boromaei-Kirchen und Bibliotecgebäu (Wiener Hofbibliothek) 150.000 fl. [Gulden] anticipirt“. Die Rede ist von weiteren 100.000 Gulden, die von den Brüdern Hirschl in Raten zu bestimmten Zeiten nachgezahlt werden sollten.[4]

Ikonografie

Details (Säulen, Giebelrelief)
Karl Borromäus auf dem Kuppelfresko von Johann Michael Rottmayr
Hochaltar

Das ikonografische Programm der Großkirche stammt vom Hofbeamten Carl Gustav Heraeus und verbindet den heiligen Karl Borromäus mit seinem kaiserlichen Stifter. Das Relief auf dem Giebel über dem Eingang verweist auf den Stiftungsanlass: Es zeigt, wie die von der Pest schwer heimgesuchte Stadt durch die Fürbitte des heiligen Karl Borromäus schließlich gerettet wird. Auf der Attika hinter dem Giebel befinden sich die allegorischen Figuren von Religion, Barmherzigkeit, Bußfertigkeit und Gebetseifer. Die Attika ist auch eines der Elemente, die vom jüngeren Fischer eingefügt wurden. Die Säulen zeigen in einem Spiralrelief Motive aus dem Leben Karl Borromäus', sollen aber auch an die Säulen des Herakles erinnern und fungieren als Symbole kaiserlicher Macht. Flankiert wird der Eingang von zwei Engeln. Der eine zeigt die Erhöhung der ehernen Schlange als Symbol des Alten Testaments, der andere das Kreuz Christi stellvertretend für das Neue Testament.

Das Programm des Portals setzt sich auch im Inneren fort, vor allem im Kuppelfresko von Johann Michael Rottmayr aus Salzburg und Gaetano Fanti (Scheinarchitekturen), das eine Fürbitte Karl Borromäus' darstellt, die von Maria unterstützt wird. Flankiert wird diese Szene von den drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe. Die Fresken in einigen Seitenkapellen werden Daniel Gran zugeschrieben.

Das Bild am Hochaltar, die Aufnahme des heiligen Karl Borromäus in den Himmel darstellend, ist vom älteren Fischer konzipiert und von Ferdinand Maximilian Brokoff ausgeführt worden. Die Altarbilder in den Seitenkapellen sind von verschiedenen Künstlern, unter anderem Daniel Gran, Sebastiano Ricci, Martino Altomonte und Jacob van Schuppen. Auf den seitlichen Voluten zweier Seitenaltäre stehen allegorische Figuren des venezianischen Bildhauers Antonio Corradini.

Von der Lichtregie und der architektonischen Gliederung, insbesondere den hohen Arkadenöffnungen in der Hauptachse, geht eine starke Wirkung aus. Die Farbigkeit wird vom Marmor bestimmt, Goldausstattung wird bewusst sparsam eingesetzt. Das große runde Glasfenster hoch über dem Hauptaltar mit dem hebräischen JHWH-Tetragramm symbolisiert Gottes Allmacht und durch seinen warmen Gelbton gleichzeitig Gottes Liebe.

Die Karlskirche gilt, neben den in dieser Form nur mehr fragmentarisch erhaltenen Bauten in Schönbrunn, als das Hauptwerk Fischers.

Orgel

Auf der Orgelempore mit ihrem Säulenvorbau befindet sich eine Barockorgel, deren Erbauer unbekannt ist. Das mittlere Gehäuse stammt aus der Zeit um 1739. Das Instrument wurde jedoch 1847 von Joseph Seyberth grundlegend modifiziert und mit einem freistehenden Spieltisch ausgestattet. Beide Seitenflügel stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Die Orgel wurde 1989 vom Orgelbaumeister Gerhard Hradetzky grundlegend renoviert. Dabei wurde die Physharmonica rekonstruiert. Die Klaviaturen wurden ebenfalls erneuert und die gebrochene Oktave chromatisch ausgebaut. Die Tasten Cis und Dis betätigen die Töne cis° und dis°.[5]

I Hauptwerk C–c3
1. Bordun 16′
2. Princip: 8′
3. Coppel 8′
4. Hohlflöt: 8′
5. Quintatön 8′
6. Gamb-Viol 8′
7. Oktav 4′
8. Spitzflöte 4′
9. Flöte 4′
10. Quint 22/3
11. Oktav 2′
12. Mixtur Maior II-III 3'
13. Mixtur Minor II-III 2'
II Oberwerk C–c3
14. Coppel 8′
15. Gamba 8′
16. Flöte 4′
17. Gedeckt 4′
18. Oktav 2′
19. Mixtur III
20. Physharmonica[Anm. 1] 8'
Pedal C–a0[Anm. 2]
21. Princip: Baß 16′
22. Sub Baß 16′
23. Oktav Baß 8′
24. Gedeckt Baß 8′
25. Violon Baß 8′
26. Cello 8′
27. Quint Baß 51/3
28. Oktav Baß 4′
29. Cornett Baß IV 4'
30. Posaun Baß 16′
31. Posaun Baß 8′
  • Koppeln: Manualschiebekoppel, Pedalkoppel
  • Spielhilfen: Sperrventil für die Pedalzungen, Metallhebel für die Einschaltung der Physharmonica
  • Anmerkung
  1. Im Spieltisch angelegt.
  2. Kurze Oktave; Tonumfang des Pfeifenwerks:C-H.

Panoramalift

„Panoramalift“ im Innern der Kirche

Derzeit sind die Fresken in der Kuppel der Karlskirche über einen Panoramaaufzug zugänglich, der die Besucher rund 32 Meter über Bodenniveau befördert; von dort aus ist auch der Zugang zur Laterne möglich.[6]

Der Kirchenaufzug wurde im Jahr 2002 zum Zwecke der Kuppelfresken-Renovierung aufgestellt. Damals kündigten die Kirchenverantwortlichen an, dass er Ende 2005 wieder abgebaut würde. Bis dahin sollten Touristen und sonstige Kirchenbesucher den Aufzug benutzen und auch den Restauratoren bei der Arbeit zuschauen dürfen. Weil der Lift auch nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten noch jahrelang (bis heute) als reine Einnahmequelle aufgebaut blieb, schwanken die Besucher der Karlskirche diesbezüglich zwischen Euphorie und Ablehnung: Zum einen wird nämlich damit die einzigartige Möglichkeit geboten, die Kuppelfresken aus der Nähe in Augenschein zu nehmen, zum anderen wird durch die aufwendig gestaltete Aufzugskonstruktion der Gesamteindruck des Kircheninnenraums extrem beeinträchtigt.[7]

Einzelnachweise

  1. Peter Tölzer: Scalalogia Schriften zur internationalen Treppenforschung, Treppen in Wien, 1990. S 148
  2. Bau der Karlskirche. In: 18. Jahrhundert – Interdisziplinäre Forschung und Lehre in Österreich. Wolfgang Schmale, Tanja Buzek, Lehrverbund österreichischer Universitäten zum 18. Jahrhundert für das Studienjahr 2004/2005, Institut für Geschichte, Universität Wien, abgerufen am 21. April 2009.
  3. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 3, S. 458
  4. Vortrag der Finanzkonferenz an den Kaiser am 17. März 1727. Nach: A. F. Pribram (hrsg. und eingeleitet): Urkunden und Akten zur Geschichte der Juden in Wien. Erste Abteilung, allgemeiner Teil 1526 – 1847 (1849) 1. Bd., Wien, Leipzig 1918, S. 277 (17. März 1727). (= Historische Kommission der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien (Hg.): Quellen und Forschungen zur Geschichte der Juden in Deutsch-Österreich, Bd. VIII)
  5. Lade, Günter: Orgeln in Wien, Wien 1990
  6. karlskirche.at - Website des Vereins der Freunde und Gönner der Wiener Karlskirche
  7. Das Stahlungetüm in der Wiener Karlskirche Artikel von Johann Werfring in der „Wiener Zeitung“ vom 14. Februar 2013, Beilage „ProgrammPunkte“, S. 7.

Literatur

Weblinks

 Commons: Karlskirche Wien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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