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Urinal

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Dieser Artikel beschreibt das Sanitärprodukt; zum medizinischen Artikel bei Harninkontinenz siehe Kondomurinal, zum Probegefäß der Urologie siehe Uringlas.
Datei:Sensor-operated-urinals1377p.jpg
Typische Urinale für Männer auf einer öffentlichen Toilette
Datei:Urinal sketch.svg
Urinale können für beide Geschlechter zum Einsatz kommen:
(1) für Frauen
(2) Unisex (für beide Geschlechter)
(3) für Männer

Ein Urinal, umgangssprachlich auch Pinkelbecken genannt, ist eine Vorrichtung zum Urinieren im Stehen. Es findet sich in unterschiedlichen Ausführungen meist auf öffentlichen Toiletten, aber auch im öffentlichen Raum oder im Privatbereich. Urinale sind meist für die Benutzung durch männliche Personen vorgesehen, es existieren jedoch auch Modelle speziell für Frauen beziehungsweise für die Benutzung durch beide Geschlechter.

Geschichte

Anfänge des Urinals im 19. Jahrhundert

Im Frühjahr 1830 beschloss die Pariser Stadtverwaltung, auf den großen Boulevards die ersten öffentlichen Urinale einzurichten. Diese Strukturen dienten sowohl als Urinale als auch als Träger für Plakate und Werbung. Sie wurden im Sommer eingesetzt, aber im Juli wurden sie zu einem völlig anderen Zweck entfremdet, nämlich als Material für Straßenbarrikaden während der Französischen Revolution von 1830.

Sie wurden 1841 von Claude-Philibert Barthelot de Rambuteau, dem Préfet des ehemaligen Département Seine, in anderer Form in Paris wieder eingeführt. Ursprünglich hatten sie eine einfache zylindrische Form und wurden auch „Colonnes Rambuteau“ genannt. Im Jahre 1877 wurden sie durch mehrteilige Strukturen ersetzt, die vespasiennes genannt wurden, in Anlehnung an den römischen Kaiser Titus Flavius Vespasianus aus dem 1. Jahrhundert, der eine Steuer auf Urin aus öffentlichen Toiletten zur Verwendung beim Gerben setzte.

Datei:Berlin Germany.jpg
Die sogenannten „Cafe Achteck“ wurde in Berlin ab 1879 errichtet

In Berlin wurden 1863 die ersten Pissoirs errichtet. Um sie von denen anderer Städte zu unterscheiden, wurden 1847,1865 und 1877 mehrere Architekturwettbewerbe veranstaltet. Einer der erfolgreichsten Typen war ein achteckiger Bau mit sieben Ständen, der ab 1879 erbaut wurde, das sogenannte Cafe Achteck. Ihre Zahl stieg bis 1920 auf 142.

Das Urinalbecken in seiner heutigen Form wurde zuerst in den Vereinigten Staaten, unmittelbar nach dem Bürgerkrieg erfunden, als Andrew Rankin 1866 einen aufrechten Spülapparat einführte, im Jahr 1882 wurde das Urinal von Francis Baldwin patentiert.[1] Das Gerät erfreute sich in den nördlichen Großstädten der USA großer Beliebtheit, von denen viele nach dem Ende des Bürgerkrieges und dem anschließenden Antebellum im amerikanischen Süden eine weitreichende Einwanderung erlebten. Städte wie New York und Chicago erlebten gewaltige Bevölkerungsexplosionen, die eine Überholung ihrer öffentlichen Kanalisationssysteme erforderten; New York musste Wasser aus der Ferne in die Catskill Mountains bringen.

Datei:Rothesay Victorian Toilets - men's urinals.jpg
Urinal auf einer öffentlichen Toilette in Rothesay (Schottland) aus dem Jahr 1899

Die Raumaufteilung innerhalb von Fabriken und anderen Unternehmen und schließlich die Art der öffentlichen Architektur erfuhr in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit besseren Bautechniken einen Wandel. Obwohl die Neuinszenierung der öffentlichen Architektur in dieser Zeit mehr mit Fragen des populären Designs und der Bautechnik zu tun hatte, spielte das Urinal eine Rolle bei der Neuverhandlung der Raumnutzung. Die sanitäre Grundversorgung im Zeitalter der europäischen Fabrik war nicht optimal, da die Arbeiter oft im selben Fluss urinierten, der sowohl Strom für die Fabrik als auch Trinkwasser für die Anwohner bereitstellte.

Mit dem Wachstum der Städte Ende des 19. Jahrhunderts und den damit verbundenen Ängsten hinsichtlich der Krankheitsausbrüche, die eine solche Überbevölkerung potenziell begünstigen könnte, wurde die sanitäre Grundversorgung verbessert, wobei größere und umfangreichere Kanalnetze eingeführt wurden, um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden. Das Urinal reduzierte den Platzbedarf für eine Toilette drastisch, da mehrere Urinale die gleiche quadratische Fläche eines einzelnen Toilettenbodens im Sitzen belegen konnten. Außerdem verbrachten die Arbeiter in der Regel weniger Zeit damit, ein Urinal zu benutzen als eine herkömmliche Sitztoilette. Während des ausgehenden 19. Jahrhunderts waren Theorien über die Produktivität der Arbeiter reichlich vorhanden, die häufigste davon war der Taylorismus. Diese Bewegung und andere wissenschaftlich fundierte Theorien der industriellen Leistung unterstrichen die Notwendigkeit, die Effizienz zu maximieren, indem sie Arbeitsmethoden und -praktiken standardisieren und gleichzeitig Unterbrechungen minimieren. Die Entscheidung, die Toiletten näher an die Fabrik heranzuführen und Platz für das einfach zu bedienende Urinal zu schaffen, griff auf diese Theorien zurück. Seitdem ist die Integration von Indoor-Toiletten ein gemeinsames Merkmal der Unternehmensarchitektur, das die ergonomische Erfahrung des Arbeitnehmers nachhaltig positiv verändert.

Verbreitung und Weiterentwicklung im 20. Jahrhundert

Da sich immer mehr Menschen an immer dichtere Lebensbedingungen gewöhnt haben, wurden die Erwartungen an die Privatsphäre etwas verändert. Das Nebengebäude war in der Regel Vergangenheit, und was für viele als Einzelattraktion galt, war nun notwendigerweise eine teilweise gemeinsame Erfahrung, wenn man eine Toilette außerhalb der Privatsphäre seines Hauses besuchte.

Der Wert der Privatsphäre wurde jedoch durch das Urinal nicht vollständig untergraben, da bestimmte Aspekte des Designs darauf ausgerichtet waren, den persönlichen Komfort durch die Minimierung der Exposition zu wahren. So wurde beispielsweise das Modell in Einzelbauweise auf Kosten des kollektiveren Rinnenmodells (auch Pinkelrinne) populär und ist auch heute noch die dominierende Form in westlichen Staaten. So sind Rinnenmodelle im Westen, auch wenn sie durch den Einsatz einer einzelnen Drainage kostengünstiger sind, bei den Nutzern noch nie sonderlich beliebt gewesen. Diese Tendenz ist vielleicht auf kulturelle Ängste vor Verachtung zurückzuführen, die psychologische Theorie, wonach Körperflüssigkeiten, in die wir einen Großteil unserer Vorstellungen von Privatsphäre und persönlicher Identität investieren, sich gründlich und öffentlich mit denen anderer mischen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg rückte die Gleichstellung der Geschlechter zunehmend in den Vordergrund. Als Frauen begannen, zunehmend in die amerikanische Arbeiterschaft zu drängen, wurde das Objekt zum Symbol der Glasdecke, die durchbrochen werden sollte. Das Urinal war ein Ort, zu dem Frauen keinen Zutritt hatten und wurde somit zum Symbol männlichen Privilegs und weiblicher Ausgrenzung. In den USA wurden von verschiedenen Herstellern Urinale für Frauen entworfen und teilweise zur Marktreife gebracht. Allerdings konnten diese sich aufgrund kultureller Gewohnheiten und unzureichendem Marketing nur in wenigen Nischen und nicht flächendeckend durchsetzen.

Gegenwart

Datei:Urilift, Göteborg, Kungsportsplatsen - portrait.gif Datei:Amsterdam Koningsdag 2014 - 10.jpg
UriLift-Urinale in den Niederlanden: Öffentliche Urinale in der Altstadt von Amsterdam bzw. Göteborg (im Boden versenkbar, werden bei Bedarf „ausgefahren“)

Die Sanitäranbieter reagieren auf eine Vielzahl gesellschaftlicher und kultureller Veränderungen. An öffentlichen Orten werden zunehmend Urinale eingerichtet, da diese in Anschaffung und Gebrauch kostengünstiger und auch umweltfreundlicher sind.

Gesellschaftliche Trends

Die zunehmende Tendenz der Kinder, ihre Eltern zu verschiedenen Orten des öffentlichen Lebens (Restaurants, Theater usw.) zu begleiten, machte die Herstellung kleinerer Urinale für Kinder erforderlich. Größere Urinale als normale Urinale wurden später für größere Menschen geschaffen; in sehr großen öffentlichen Toiletten auf Flughäfen und anderen Gebieten mit einem hohen täglichen Gebrauchsvolumen ist es nicht ungewöhnlich, Urinale in drei verschiedenen Höhen zu sehen. Nachdem der kurzzeitige Trend der Frauenurinale in den USA Mitte des 20. Jahrhunderts wieder verebbte und diese wieder vom Markt verschwanden, gibt es mit Beginn des 21. Jahrhunderts wieder zunehmend Ansätze zur Entwicklung neuer Modelle und Konzepte. Mit der Entwicklung hin zur Unisex-Toilette zeigt sich die Notwendigkeit, für Männer und Frauen gleichberechtigte Lösungen anzubieten. Zusammengefasst zeigt sich die Tendenz, im Sinne der Gleichberechtigung Urinalmodelle zu entwickeln, die von beiden Geschlechtern sowie Kindern und Erwachsenen ähnlich komfortabel genutzt werden können.

Technische Lösungen

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Bildschirme über Urinalen

Das berührungslose Urinal, das einen Infrarot-Bewegungsmelder zur Aktivierung des Spülmechanismus verwendet, kommt dem Wunsch entgegen, möglichst wenig Kontakt zwischen Körper und Sanitäreinrichtung zu schaffen. Eine weitere technische Entwicklung der letzten Jahre ist das Trockenurinal, welches komplett ohne Spülung auskommt.

Von einem niederländischen Hersteller wurden Urinale für den Außeneinsatz entwickelt, welche in stark frequentierten Innenstadtbereichen fest im Boden versenkt sind und bei Bedarf elektrisch ausgefahren werden können.

Ein Firma in London hat begonnen, Videospielkonsolen über Urinalen an 18 Standorten in ganz Europa zu installieren. Das System arbeitet, indem über einen Infrarotsensor der gerichtete Fluss des Urinstrahls eines Benutzers ermittelt wird. Dieser kann damit auf dem Bilderschirm verschieden Videospiele steuern.

Vorteile gegenüber herkömmlichen Toiletten

Datei:Purpose of public toilet usage.jpg
Öffentliche Toiletten werden überwiegend zum Zweck der Miktion aufgesucht[2]

Zu zirka 90 % werden öffentliche Toiletten zur Miktion aufgesucht (im Gegensatz zur Defäkation). Während eine herkömmliche Toilette zwar für beide Auscheidungsprozesse vorgesehen ist, sind Urinale für die Miktion optimiert und decken somit den Großteil des Nutzungsbedarfs einer öffentlichen Toiletteneinrichtung ab.

Das Urinal bietet sowohl für Benutzer als auch für Betreiber einige Vorteile gegenüber einer herkömmlichen Toilette:

  • Diese sind einerseits ökonomischer Art; so ist ein Urinal bezüglich der Anschaffung und der laufenden Kosten in Form des Wasserverbrauchs gegenüber einer Toilette günstiger (statt bis zu sechs Liter pro Spülung einer Toilette benötigt ein Urinal nur zwei Liter Wasser).
  • Ein Urinal nimmt weniger Raum ein, so dass die vorgeschriebene Mindestanzahl an Bedürfnisstätten mit geringerem Platzbedarf realisiert werden kann.
  • Da beim Urinieren der Körper keinen Kontakt mit dem Urinal hat, ist es in dieser Hinsicht hygienisch. Allerdings ist ein Urinal nicht so spritzarm wie eine - im Sitzen verwendete - Toilette.

Bauweise und Formen

Als Weiterentwicklung der Pinkelrinne entstanden, sind die heutigen Urinale meist aus Porzellan, seltener aus Edelstahl oder Kunststoff gefertigt und so ausgeformt, dass der Urin möglichst spritzarm aufgenommen wird.

Hauptsächlich findet man Urinale in öffentlichen Herrentoiletten. In einigen Städten existieren permanent freistehende öffentliche Urinale auf der Straße. Diese können von jedermann unentgeltlich benutzt werden. Urinale haben meist eine Wasserspülung, die von Hand mit einem Spülventil oder über automatische Sensoren betätigt wird. Bei manchen Urinalen wird in regelmäßigen Zeitabständen automatisch gespült. Es gibt seit einigen Jahren auch wasserfreie Urinale (Trockenurinale), die

Zwischen Urinalen sind gelegentlich Sicht- bzw. Spritzschutzwände, sogenannte Schamwände, vorhanden. Weiterhin werden zur einfacheren Reinigung im Urinal WC-Steine und ein Auffanggitter für Zigarettenstummel verwendet. Manchmal ist auch ein Urinal in etwas niedrigerer Höhe angebracht, um Kindern und kleineren Personen die Nutzung zu ermöglichen.

Wasserloses Urinal

Ein Trockenurinal (auch Wasserloses Urinal) ist ein Urinal, das ohne Wasserspülung, aber dennoch mit einem Ablauf betrieben wird. Herkömmliche Urinale benötigen pro Spülung mindestens drei Liter Wasser, wasserlose Urinale hingegen funktionieren ganz ohne Wasser und Spülvorrichtung. Da Trockenurinale keine Spülung benötigen und somit überhaupt kein Wasser verbrauchen, sind sie noch umweltfreundlicher und günstiger zu betreiben als herkömmliche Urinale.

Verschiedene Formen des wasserlosen Urinals existieren: mit umweltfreundlicher Dichtung aus pflanzlicher Sperrflüssigkeit sowie der sogenannte „Urimat“ oder „CULU“, die den Urin durch Ausnutzung des Flüssigkeitsdrucks absaugen und kein Wasser oder Chemikalien verwenden.[3]

Mobiles Urinal

Ähnlich den mobilen Toilettenkabinen gibt es auch mobile Pissoirs zur Verwendung im Freien. Der am weitesten verbreitete Typ besteht aus einem kreuzförmigen Plastikaufbau mit vier Öffnungen zum Urinieren. Diese kommen meist auf Großveranstaltungen wie etwa Konzerten, Festivals, oder Sportveranstaltungen zum Einsatz. Sie sind zur unentgeltlichen öffentlichen Benutzung vorgesehen.

Rinnenurinal

Hauptartikel: Pinkelrinne

Eine Sonderform des Urinals stellt die Pinkelrinne dar. Sie unterscheidet sich vom klassischen Urinal dadurch, dass sie aus einem großen Auffangbecken besteht, welches durch mehrere Personen gleichzeitig genutzt wird. Pinkelrinnen sind in der Regel aus Edelstahl gefertigt und kommen meist an stark frequentierten Orten zum Einsatz. Pinkelrinnen sind billiger in der Anschaffung, haben jedoch einen weit höheren Wasserverbrauch und sind weniger benutzerfreundlich.

Geschlechtsspezifität

Urinale für beide Geschlechter

Datei:Urinals Women.jpg
Urinale in Unisex-Bauweise

Nur noch sehr selten sind in Japan öffentliche Toiletten als Unisex-Toiletten ausgelegt, das heißt, sie können von Männern und Frauen gleichermaßen benutzt werden. Manchmal sollen dort auch Urinale vorhanden sein, die von Männern wie auch Frauen benutzt werden.[4] Urinale für Frauen haben in Japan eine lange Tradition. So wurden schon während der Meiji-Zeit im 19. Jahrhundert in Japan Damenurinale gebaut, lange bevor diese im Westen aufkamen.

Urinale für Männer

In der wohl häufigsten Form ist das Urinal speziell für Männer konzipiert. Es ist in seiner Bauform auf den männlichen Körper hin gestaltet. Auf Toiletten mit einer Geschlechtertrennung finden sich meist nur auf den Herrentoiletten Urinale.

Urinale für Frauen

Hauptartikel: Frauenurinal
Datei:Femaleurinal.jpg
„Lady Loo“-Frauenurinale von GBH, in Reihenanordnung mit Trennwänden

Das Frauenurinal ist an die anatomischen Voraussetzungen vom Frauen angepasst. Damenurinale eignen sich besonders für den Einsatz in öffentlichen Toiletten, die zu Stoßzeiten hoch frequentiert sind und mit einem großen Andrang rechnen müssen, also primär in Einrichtungen wie Diskotheken, Clubs, Veranstaltungsorten und dergleichen.

Zubehör

Gadgets und Nudges

Datei:Fußballtor im Urinal.jpg
Fußballtor im Urinal

In vielen öffentlichen Toiletten findet man über den Urinalen angebrachte visuelle Medien wie beispielsweise Titelblätter von Tageszeitungen oder Werbung. Gelegentlich sind auch Bildschirme mit Fernsehprogrammen auf Augenhöhe angebracht.

Darüber hinaus bieten verschiedene Firmen unterschiedliche Gimmicks an, die zur Unterhaltung, als Spaßfaktor oder als „Nudge“ auch zur besseren Sauberhaltung von Urinalen dienen sollen: Größte Verbreitung hat dabei der „Pinkelkicker“ erreicht, bestehend aus einem Plastik-„Rasen“, einem kleinen Tor sowie einem darin aufgehängten Ball,[5] besteht die Aufgabe darin, den Ball mit einem Urinstrahl ins Tor zu treffen. Eine Variante davon besteht in einem wärmeempfindlichen Aufkleber, auch hier muss über gezieltes Treffen ein Ball im Tor zum Verschwinden gebracht werden.[6] Diese Kleber sind auch mit anderen Motiven erhältlich wie zum Beispiel einem Smiley, der zuerst traurig ist und dann in Kontakt mit Urin lacht. Eine Fliege im Urinal soll die Benutzer animieren, darauf zu zielen, um so weniger fehlgeleitete Spritzer zu produzieren.

Ein amerikanischer Hersteller vertreibt kleine Geräte, die im Urinal angebracht, den Urinstrahl analysieren und bei erhöhtem Alkoholpegel den Nutzer warnen: Es ertönt eine Stimme, die davon abrät, in diesem Zustand noch Auto zu fahren.[7]

Im Münchener Ratskeller war einige Zeit lang (2005) an einem Urinal ein Messgerät installiert, mit dem Zucker im Urin gemessen werden konnte.

Eine weitere Erfindung aus Amerika wurde 2004 zum Patent angemeldet: Dabei handelt es sich um eine Art Kopfstütze, die es dem Benutzer ermöglicht, sich bequem beim Urinieren an die Wand zu lehnen. Die Umsetzung dieser Innovation steht noch aus.[8]

Sowohl in Japan als auch in angelsächsischen Raum wurden Urinal Gaming Systeme entwickelt, eine Mischung aus Urinal und Videospiel, bei der einfache Computerspiele auf einem Monitor in Augenhöhe des Urinalnutzers oberhalb des Urinals mittels der Harnstrahls des Nutzers gesteuert werden. Das Sega Toylet wird seit 2011 ausschließlich in Japan von Sega vertrieben, die britische Captive Media vertreibt seine ähnlichen, jedoch werbefinanzierten Systeme weltweit.[9]

„Pinkelhilfen“ zur Urinalbenutzung für Frauen

Hauptartikel: Urinella

Datei:Urinella.jpg
Benutzung der Urinella in einem öffentlichen Urinal

Für Frauen wurde der Whiz entwickelt, ein kleiner Einweg-Plastiktrichter, der die Benutzung normaler (Herren)urinale ermöglicht. Er wird speziell auf Festivals vertrieben und zum Teil kostenlos verteilt. Frauen sind damit in der Lage, vorwärts und aufrecht stehend die verfügbaren Urinale zu benutzen. Es wird damit dem Problem begegnet, dass insbesondere auf Festivals nicht genügend Bedürfnisstätten verfügbar sind. Neben dem Hauptzweck, den Komfort für Frauen auf Festivals zu erhöhen, kann außerdem das öffentliche Urinieren beschränkt werden.

Die Idee wurde erstmals 2004 auf dem Glastonbury Festival und dem Isle of Wight Festival umgesetzt und fand großen Zuspruch, inzwischen wurde der Whiz auch auf etlichen weiteren Festivals vertrieben. Teilweise wurden rosafarbene Urinale aufgestellt, um die Frauen zur Benutzung zu ermutigen. Neben dem Erfolg von Whiz wurden auch von anderen Herstellern ähnliche Produkte unter Namen wie MyLaFemme oder Shewee auf den Markt gebracht.[10]

Das Urinal als Kunstobjekt

Marcel Duchamps Fountain

Furore machte in der Kunstgeschichte 1917 ein als „Fountain“ bezeichnetes Urinal im Rahmen der von Marcel Duchamp erfundenen Ready-mades – einer Kunstform, bei der vorgefundene, meist von der Industrie als Massenprodukt hergestellte Alltagsgegenstände zu Kunstobjekten erklärt wurden.

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Replik von Duchamps Fountain in Musée Maillol, Paris

Marcel Duchamp war einer der Mitbegründer der 1916 entstandenen Society of Independent Artists Inc. (S.I.A.) und einer der einundzwanzig Direktoren. Für eine Gebühr von sechs Dollar durften Mitglieder maximal zwei Kunstwerke in einer Jahresausstellung zeigen, wobei nach dem Vorbild der französischen Société des Indépendants keine Zensur und keine Vorauswahl durch eine Jury stattfinden sollten. Unter diesen Bedingungen entschloss sich Duchamp zu einem Experiment mit einem Ready-made. Er besorgte sich bei dem New Yorker Sanitäreinrichtungshersteller J. L. Mott Iron Works ein Urinal, wie es in öffentlichen Bedürfnisanstalten für Männer Verwendung fand.

Dieses Urinal wurde 1917 unter dem Titel „Fountain“ als Kunstwerk eingereicht, die Gesellschaft weigerte sich jedoch es auszustellen. Das englische, dem Französischen entlehnte Wort „Fountain“ meint (Frisch)-Wasserbehälter, -becken sowie auch Quelle oder Springbrunnen. Im übertragenen Sinne steht das Wort für Wurzel und Ursprung. Duchamp verwendete auf dem Becken die Signatur „R. Mutt“. Der nicht ausgeschriebene Vorname des Pseudonyms ist durch unmittelbare Quellen als „Richard“ bekannt (The Blind Man No. 2). Das heute verlorene Objekt ist durch eine Fotografie in der zweiten Ausgabe von The Blind Man (New York, Mai 1917) auf Seite 4 überliefert. Fountain wurde zum Medienereignis und seine „Nicht-Ausstellung“ führte zu einer Kontroverse über den Kunstbegriff.

Von Duchamp autorisierte Repliken in unterschiedlichen Ausführungen befinden sich weltweit in den Sammlungen verschiedener Museen.[11]

Kontroverse um Kisses!-Urinal

Das Urinal Kisses! der holländischen Designerin Meike van Schijndel, welches unter anderem an Flughäfen in Clublounges von Virgin Atlantic zum Einsatz kam, löste eine heftige Kampagne der feministischen National Organization for Women aus. Diese beanstandete das Urinal, das einen offenen Mund mit knallroten Lippen darstellt, als frauenfeindlich und sexistisch.

Von Seiten der Fluggesellschaft sowie der Designerin wurde der humoristische und eher harmlose Charakter dieser Urinale betont, allerdings ohne bei der Gegenseite auf Verständnis zu stoßen.

Der Protest wurde von der feministischen Organisation als Erfolg verbucht, die Urinale mussten aus dem Verkehr gezogen werden.[12]

Zu einer vergleichbaren Debatte führten die Kisses!-Urinale in Wien. Hier wurden sie in der Opernpassage betrieben, was im Jahr 2006 zu starken Protesten von Feministinnen führte, welche darin einen „Ort demonstrativer Frauenverachtung“ sahen. Unter Führung der „Aktion Unabhängiger Frauen (AUF)“, der sich später auch die grüne Stadträtin Monika Vana anschloss, wurde der Wirt unter Druck gesetzt. Auch hier wurde schließlich eingelenkt und die Urinale entfernt.[13]

In Lüchow kam es ebenfalls 2012 zu Protesten von Frauen gegen die dort in der Herrentoilette des neu eröffneten Stones-Fan-Museums angebrachten Kisses!-Urinale. Museumsbesitzer Ulrich Schröder hatte die mundförmigen Becken in Anlehnung an das Logo der mit dem Museum gewürdigten Rockband The Rolling Stones angebracht und lehnte es ab, diese abzumontieren.[14][15]

Literatur

  • Bettina Möllring: Toiletten und Urinale für Frauen und Männer: die Gestaltung von Sanitärobjekten und ihre Verwendung in öffentlichen und privaten Bereichen. (Dissertation Universität der Künste Berlin 2003/2004. (Volltext online), PDF, kostenfrei, 176 Seiten, 3,5 MB).

Weblinks

 Commons: Urinal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Urinal – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Jens Lubbadeh: Pissoirs: Wichtige Fakten über das stille Örtchen. In: Der Spiegel, 12. Dezember 2012.
  2. Kyriakou, D., & Jackson, J. (2011): We Know Squat About Female Urinals. Plumbing Connection, (Autumn 2011), 54 (PDF)
  3. Urinal ohne Wasserspülung (urimat), Urinal ohne Wasserspülung (culu)
  4. Japanese Toilets. In: richard-seaman.com. (englisch)
  5. Badische-zeitung.de, Bildung & Wissen, 12. Mai 2016, Bettina Kalmbach: „Nudging“: Wie Bürger gelenkt werden sollen (14. Mai 2016)
  6. gastronomie-report.de: Pissball: sportliche Aufkleber fürs Urinal (Memento vom 4. Dezember 2010 im Internet Archive)
  7. abqtrib.com: Urinals speak out against DWI (Memento vom 21. November 2011 im Internet Archive)
  8. Forehead support apparatus (US6681419) In: Google Patente.
  9. Dougal Shaw: Toilet gaming technology targets urinal boredom. BBC News vom 28. November 2011 (abgerufen 1. April 2014).
  10. (Link nicht mehr abrufbar)
  11. Heinz Herbert Mann: Marcel Duchamp: 1917. Silke Schreiber, München 1999, ISBN 3-88960-043-3.
  12. Tell Virgin Atlantic: There's Nothing 'Fun' About Exploiting Women (Memento vom 29. April 2013 im Internet Archive), National Organization for Women
  13. Wolfgang Koch: Orte demonstrativer Frauenverachtung. In: taz.de, 16. Oktober 2006.
  14. Björn Vogt: Rolling-Stones-Museum im Wendland. Sturm im Pinkelbecken In: stern.de, 9. Februar 2012.
  15. dpa: Musik: Ärger mit Stones-Toiletten in Lüchow In: focus.de, 29. Januar 2012.
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