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Siegfried Berliner (Physiker)

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Grabstein von Anna und Sigfrid Berliner auf dem Jüdischen Friedhof An der Strangriede in Hannover

Siegfried Berliner[1] (auch: Sigfrid oder Sigfried Berliner;[2] geboren 15. Februar 1884; gestorben 16. Oktober 1961)[3] war ein deutscher Physiker, Dozent und Hochschullehrer.[1]

Leben

Siegfried Berliner wurde in der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs als Sohn des jüdischen Handelsschuldirektors Manfred Berliner (1853–1931) geboren. Er war ein Bruder von Cora Berliner (1890–1942) und ein Neffe der Gründer der Deutschen Grammophon Emil Berliner (1851–1929) und Joseph Berliner (1858–1938).[1]

Nach seinem Abitur am damaligen Realgymnasium, der heutigen Tellkampfschule in Hannover, studierte Berliner Mathematik, Physik und Nationalökonomie in Leipzig an der dortigen Universität, in Göttingen an der Georg-August-Universität sowie in den USA. 1905 promovierte er als 21-Jähriger bei Eduard Riecke zum Thema Über das Verhalten des Gusseisens bei langsamen Belastungswechseln.[1]

In den Jahren 1906 und 1907 leistete Siegfried Berliner in Hannover seinen einjährigen Militärdienst 1906/1907 im Hannoverschen Infanterie-Regiment Nr. 74 ab.[4]

Am 25. September 1910 heiratete Berliner seine in Halberstadt geborene Ehefrau Anna, geborene Meyer (1888–1977).[5]

Nach Tätigkeiten als Lehrer an verschiedenen Handelshochschulen wurde Siegfried Berliner 1912 zum Professor für Betriebswirtschaftslehre nach Tokio, die Hauptstadt von Japan, an die dortige Universität berufen.[1]

Nach Bekanntwerden des Beginns des Ersten Weltkrieges reiste Siegried Berliner gemeinsam mit 118 anderen Reservisten und Kriegsfreiwilligen von Japan nach Tsingtao in die deutsche Kolonie Kiautschou in China als Vizefeldwebel der Landwehr I in der 7. Kompanie des III. Seebatallons in Tsingtau und Führer eines Scheinwerfers beim Infanterie-Werk II. Nach drei Monaten geriet er dort in Kriegsgefangenenschaft durch die Japaner und wurde in das Lager in Marugame auf der Insel Shikoku verbracht.[4]

Zeitweilig arbeitete Siegfried Berliner als Lehrbeauftragter an der Handelshochschule Leipzig. Er war Gründer der Deutschen Lloyd Lebensversicherung und leitete diese als Direktor bis 1937. Unterdessen war er im Jahr der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 seines Lehrauftrages an der Hochschule in Leipzig entbunden worden.[1]

Im Jahr der Reichspogromnacht konnte Siegfried Berliner 1938 in die USA emigrieren. Seine jüngste Schwester Cora wurde jedoch eines von Millionen Opfern des Holocaust.[1]

Siegfried Berliner wurde in einem Familiengrab auf dem Jüdischen Friedhof an der Strangriede in Hannover beigesetzt.[1]

Wiederverleihung des Doktortitels

Durch einstimmigen Beschluss des Senates der Universität Göttingen vom 27. Oktober 2004 wurde Siegfried Berliner - ebenso wie anderen - der während der NS-Zeit aberkannte Doktortitel wieder zuerkannt.[6]

Schriften (Auswahl)

Siegfried Berliner veröffentlichte zahlreiche Artikel für verschiedene Zeitschriften, darunter in der Zeitschrift für Betriebswirtschaft, die Zeitschrift für Handelswissenschaft und Handelspraxis sowie die Zeitschrift für Handelswissenschaftliche Forschung, außerdem für das Weltwirtschaftliche Archiv, das Handwörterbuch der Betriebswirtschaft sowie für zahlreiche japanische Zeitschriften.[4] Außerdem publizierte er

  • Siegfried Berliner: Renten und Anleihen, Leipzig: C. E. Poeschel Verlag, 1912
  • Politische Arithmetik - Versicherungsrechnung für Nicht-Mathematiker, C.E. Poeschel Verlag, Leipzig 1912
  • in der Reihe Weltwirtschaftliche Abhandlungen, anfangs von der Hahnschen Buchhandlung herausgegeben, von 1925 bis 1933 durch den C. E. Poeschel Verlag:
    • Bd. 1: Organisation und Betrieb des japanischen Importhandels, von Dr. S. Berliner, vor dem Kriege Professor der Handelstechnik an der Kaiserlichen Universität zu Tokyo, Hannover: Hahnsche Buchhandlung (sowie C. E. Poeschel Verlag), 1920
    • Bd. 2.: Organisation und Betrieb des Importgeschäftes in China (1920)
    • Bd. 3: Siegfried Berliner, Kurt Meißner: Die Entwicklung der japanischen Eisenbahnindustrie während des Krieges (1920)
    • Bd. 4: Organisation und Betrieb des Exportgeschäftes in China (1920)
    • Bd. 6: Organisation des Indigohandels im Lande Awa (1924)
    • Bd. 8: Der Erdnusshandel in Shantung (1926)
  • Sigfrid Berliner: Das Geld als Kapital. Tomosaburo Kishimoto, japanisches Bankwesen (Reprint der Ausgabe aus Stuttgart, Poeschel, 1924), Heft 1, Zürich: Danowski, [circa 1998], ISBN 83-7218-328-7
  • Tomosaburo Kushimoto, S. Berliner: Japanisches Bankwesen. Das Geld als Kapital, 1. Auflage, Zürich: Literatur-Agentur Danowski, 2007

Weblinks

 Commons: Siegfried Berliner (Professor) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 o.V.: Berliner, Siegfried in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 19. November 2010, zuletzt abgerufen am 7. März 2017
  2. Vergleiche die Angaben unter der GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
  3. Vergleiche die Inschriften auf dem Grabstein von Anna und Sigfrid Berliner
  4. 4,0 4,1 4,2 Hans K. Rode: Berliner, Siegfried & Anna ベルリナー・シグフリドとアンア(1884–1961)、Hochschullehrer 大学教授 auf der Seite das-japanische-gedaechtnis.de, zuletzt abgerufen am 7. März 2017
  5. Detlef Kantowsky: „Der Teekult in Japan“. Eine Erinnerung an das grundlegende Werk von Anna Berliner (PDF-Dokument). In: Internationales Asienforum, Vol. 40 (2009), No. 1–2, pp. 159–168
  6. Senatsbeschluß zur Entziehung von Doktortiteln während der NS-Zeit / 27. Oktober 2004 (einstimmig) auf der Seite uni-goettingen.de, zuletzt abgerufen am 7. März 2017
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Siegfried Berliner (Physiker) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.