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Rudolf Augstein

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Rudolf Augstein beim FDP-Bundesparteitag 1980

Rudolf Karl Augstein (geb. 5. November 1923 in Hannover; gest. 7. November 2002 in Hamburg; Pseudonyme unter anderem Moritz Pfeil und Jens Daniel) war ein deutscher Journalist, Verleger, Publizist und der Gründer des Nachrichtenmagazins Der Spiegel.

Leben

Augstein wurde in Hannover geboren. Seine Mutter war Gertrude Maria Augstein und sein Vater Friedrich Augstein, ein ehemaliger Kamerafabrikant und Fotokaufmann („Photo Augstein”). Rudolf wuchs in einer bürgerlichen katholischen Familie auf und war das jüngste von sieben Kindern (fünf Schwestern, ein Bruder – Josef Augstein, später Rechtsanwalt in Hannover). Als Neunjähriger erlebte er die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Seine Eltern sandten ihn 1933 zunächst quer durch die Stadt auf das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium (die heutige Helene-Lange-Schule) in den Arbeiterstadtteil Linden, da diese als wenig nationalsozialistisch beeinflusst galt.[1] Als diese 1939 zur Mädchenschule wurde, wechselte er zum Ratsgymnasium Hannover, das er 1941 mit dem Abitur verließ. Anschließend absolvierte er ein Volontariat beim Hannoverschen Anzeiger, der späteren Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ). Ab 1942 war Rudolf Augstein im Kriegsdienst als Funker. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er als Artilleriebeobachter zum Leutnant der Reserve befördert. Er wurde während seiner Dienstzeit mit dem Eisernen Kreuz und dem silbernen Verwundetenabzeichen ausgezeichnet.[2]

Gründer und Macher des Spiegel

Augstein mit Willy Brandt 1970
Augstein 1985 in Hamburg anlässlich eines Simultankampfes des Schachweltmeisters Garry Kasparov.[3]

Nach Ende des Krieges war Augstein zunächst Redakteur des Hannoverschen Nachrichtenblatts. 1946 wurde er von den britischen Presseoffizieren John Seymour Chaloner, Harry Bohrer und Henry Ormond als Redakteur für ihre Wochenzeitschrift Diese Woche rekrutiert, die sich als Lizenzzeitung am Vorbild der britischen News Review und des amerikanischen Time-Magazins orientieren sollte. Nach nur sechs Ausgaben ordnete das britische Foreign Office aber wegen der Kritik, die im Magazin auch an den Besatzungsmächten geübt wurde, die sofortige Einstellung an. Chaloner erlangte zumindest die Erlaubnis, die Zeitschrift in deutsche Hände zu übergeben. So erwarb Augstein gemeinsam mit dem Fotografen Roman Stempka und dem Redakteur Gerhard R. Barsch in Hannover die Verlegerlizenz. Augstein wurde Chefredakteur und Herausgeber und brachte am 4. Januar 1947 die Erstausgabe des Nachrichtenmagazins unter dem neuen Titel DER SPIEGEL im Verlagshaus des Anzeiger-Hochhauses in Hannover heraus.

Im Januar 1949 wurde Augstein erstmals vor Gericht bestellt, als er im Spiegel geschrieben hatte, dass bei einer Hausdurchsuchung beim Kieler Ex-Agrarminister Erich Arp Fleischbüchsen gefunden worden waren. Augstein wurde freigesprochen. Als der Spiegel unter dem Titel „Bedingt abwehrbereit“ einen Artikel veröffentlichte, der gestützt auf vertrauliche Berichte zum NATO-Manöver Fallex 62 das Verteidigungskonzept der Bundeswehr in Frage stellte, ließ Verteidigungsminister Franz Josef Strauß im Oktober 1962 Augstein und sieben andere Mitarbeiter unter Verdacht des Landesverrats festnehmen (siehe Spiegel-Affäre). Die Festnahmen lösten eine Welle der Empörung aus. Nach 103 Tagen Untersuchungshaft wurde Augstein im Februar 1963 entlassen, Strauß zog sich daraufhin zeitweise in die bayerische Landespolitik zurück. Man sprach bereits vom „Anfang des Endes” der Ära Adenauers, der auch im selben Jahr zurücktrat. Kurz vor seinem Tod empfing Adenauer noch Augstein für ein Gespräch. 2007 wurde bekannt, dass Augstein in den 1950ern den Juristen Carl Schmitt um Beistand ersuchte und später für einige Zeit eine briefliche Korrespondenz mit ihm unterhielt. Schmitt war einer der prominentesten Juristen im Nationalsozialismus gewesen.[4]

In den 1960er Jahren gründete Augstein die Rudolf Augstein Stiftung, die seinen Nachlass verwalten und unter anderem für mildtätige Zwecke einsetzen soll.

Buchautor und Maueröffnung

Augsteins Grab auf dem Friedhof Keitum (Sylt)

In den darauffolgenden Jahren veröffentlichte Augstein mehrere Bücher. 1972 und 1973 saß er für die FDP, der er seit 1957 angehörte, im Bundestag. 1974 schenkte Augstein 50 Prozent des Unternehmens den Mitarbeitern des Spiegels. 1988 führte er mit dem damaligen Parteichef der KPdSU, Michail Gorbatschow, ein Gespräch über dessen Politik der Perestroika.

Kurz vor der Maueröffnung am 9. November 1989 schrieb der Spiegel-Chefredakteur Erich Böhme einen Kommentar, „warum ich nicht wiedervereinigt werden möchte”. Wenig später distanzierte sich Augstein von Böhmes Position. Obwohl er jahrelang die CDU-Politiker attackiert hatte, schrieb Augstein am 23. Juli 1990 im Spiegel-Kommentar: „Glückwunsch Kanzler”[5]. 1998 kündigte Augstein an, dass er sich 2003 komplett aus dem Spiegel zurückziehen wolle. Am 26. August 2002 schrieb er seinen letzten Spiegel-Kommentar über die Irak-Politik der USA.

Rudolf Augstein starb am 7. November 2002, zwei Tage nach seinem 79. Geburtstag, in Hamburg an den Folgen einer Lungenentzündung. Die Beisetzung auf dem Friedhof der Severin-Kirche in Keitum, Sylt erfolgte am 19. November 2002. Am 25. November fand für den 1968 nach dem Tode seiner Mutter aus der katholischen Kirche ausgetretenen Ehrenbürger von Hamburg eine Trauerfeier im Hamburger Michel statt, die von Verbänden der Konfessionslosen und Atheisten scharf kritisiert wurde.[6]

Familie

Augstein war fünfmal verheiratet und viermal geschieden, aus den fünf Ehen gingen vier Kinder hervor:[7]

Rudolf Augstein heiratete am 13. Oktober 2000 seine 5. Ehefrau, Anna Maria Hürtgen,[11] eine ehemalige Galeristin (Fine Arts).[12]

Schon in den 1960er Jahren hatte Rudolf Augstein die Idee, sein Vermögen in eine Stiftung einzubringen. So wurde die Rudolf Augstein Stiftung[13] gegründet, die sich für die Themen Menschen in Not, Journalismus und Kunst engagiert. Es handelt sich um eine Familienstiftung, deren Vorstand ausschließlich Mitglieder der Familie Augstein bilden.[7]

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke

  • Deutschland ein Rheinbund? (Unter Pseudonym: Jens Daniel) Leske Verlag, Darmstadt 1953.
  • Spiegelungen. 1964.
  • Preußens Friedrich und die Deutschen. 1968.
  • Jesus Menschensohn. 1972.
  • Überlebensgroß Herr Strauß. Ein Spiegelbild. (Herausgeber) 1980.

Literatur

Weblinks

 Commons: Rudolf Augstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bärbel Hilbig: Helene statt Kaiserin Auguste, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 9. September 2009, Seite 17
  2. Der Spiegel 43/2002, online, abgerufen am 4. April 2013
  3. Der Spiegel, Nr. 24/1985, Seite 108: Bericht zum Simultan-Kampf von Garry Kasparov gegen 31 Gegner.
  4. Lutz Hachmeister und Stefan Krings: Spektakulärer Briefwechsel. Rudolf Augstein rief Carl Schmitt zu Hilfe. In: FAZ, 23. August 2007.
  5. Der Spiegel: Kein Bismarck, Kein Ribbentrop, 23. Juli 1990
  6. welt Online 20. November 2002 Augstein-Trauerfeier: Flaggen auf halbmast
  7. 7,0 7,1 Der „Spiegel“ der Gesellschaft: „Wem gehört eigentlich das Magazin „Der Spiegel”, das sich gerade intensiv mit der Geschlechterverteilung im Job beschäftigt? Wer der Sache auf den Grund geht, entdeckt: eine magere Frauenquote und vier Halb-Geschwister.“ In: Media Tribune, 4. Februar 2011. Abgerufen am 2. Juni 2011.
  8. Ausstellung „Der intime Blick“ Maria Sabine Augstein 13.03.-25.04. Berlin. Presseinformation (PDF) vom 14. März 2008 zur Buchvorstellung und Ausstellung in der Galerie Anna Augstein Fine Arts. Abgerufen am 2. Juni 2011.
  9. http://www.mediatribune.de/besitzstaende/der-spiegel-der-gesellschaft
  10. http://www.mediatribune.de/besitzstaende/der-spiegel-der-gesellschaft
  11. http://www.abendblatt.de/hamburg/article355474/Eine-Liebe-ueber-den-Tod-hinaus.html
  12. http://www.welt.de/print-welt/article538448/Spiegel-Gruender-Rudolf-Augstein-76-heiratet-zum-fuenften-Mal.html
  13. http://www.mediatribune.de/besitzstaende/der-spiegel-der-gesellschaft
  14. Ehrensenatorinnen und Ehrensenatoren der Universität Hamburg
  15. Laudatio des IPI: Rudolf Augstein
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Rudolf Augstein aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.