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Richard Euringer

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Richard Euringer (geb. 4. April 1891 in Augsburg; gest. 29. August 1953 in Essen) war ein deutscher Schriftsteller, der sich dem Nationalsozialismus anschloss. Er schrieb ab 1950 auch unter dem Pseudonym Florian Ammer.

Leben

Nach dem Besuch der Benediktinerabtei St. Stephan in Augsburg und dem Abitur wurde Euringer Offiziersanwärter in der Bayerischen Armee. Im Ersten Weltkrieg meldete er sich zu den Fliegern und wurde in dieser Funktion an der Westfront und mit einem Expeditionskorps in Kleinasien sowie auf dem Sinai eingesetzt. Zudem wurde ihm die Leitung der Fliegerschule 4 in Augsburg übertragen. Ihm wurde das Eiserne Kreuz I. Klasse verliehen.

Nach dem Krieg begann er ein Studium der Kunstgeschichte und Volkswirtschaft in München, verlor aber aufgrund der Inflation sein Vermögen und musste daher das Studium abbrechen. Anschließend schlug er sich in mehreren Berufen, unter anderem als Arbeiter in einem Sägewerk und als Banklehrling, durch.

Im westfälischen Stadtlohn, dem Geburtsort seiner Frau, lebte Euringer seit Mitte der zwanziger Jahre. In dieser Zeit entstanden seine Hauptwerke. Unter dem Titel „Das ist er: der Führer“ hielt er im April 1933 in der dortigen Schützenhalle einen Vortrag. [1]

In den 1920er Jahren trat Euringer der NSDAP bei. Er war Mitbegründer des Nationalverbandes deutscher Schriftsteller und schrieb seit 1931 als kulturpolitischer Mitarbeiter für den Völkischen Beobachter. 1932/33 begann er eine Mitarbeit an Wilhelm Stapels Zeitschrift Deutsches Volkstum.[2]

1933 erschien sein Hörwerk Deutsche Passion 1933, das von Goebbels mit dem erstmals verliehenen Nationalpreis ausgezeichnet wurde. Es „vereint als politisches Propagandastück in sich beinahe alle Topoi nationalsozialistischer Dichtung“.[3] In demselben Jahr wurde der „bis dahin fast erfolglose Dichter“ ohne eine entsprechende berufliche Qualifikation „als Dank für seine damals schon Jahre währende treue Anhängerschaft“ zu seiner Partei zum Direktor der Städtischen Büchereien in Essen ernannt.[4] Hier sorgte er für die Aussonderung von 11.000 Bänden, die nicht der NS-Ideologie entsprachen und von denen ein Teil öffentlich verbrannt wurde. Euringer feuerte die Verbrennung an mit den Worten: „Dieses Geschreibsel wird heute in Flammen aufgehen. Das ist schön, symbolisch, bildhaft.“ Im Oktober 1933 gehörte er zu den 88 deutschen Schriftstellern, die das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterschrieben hatten.[5] 1934 wurde er Mitglied im Verwaltungsbeirat der Reichsschrifttums- und der Reichsrundfunkkammer. 1935 wurde er zum Reichskultursenator ernannt. Seit 1936 arbeitete er als freier Schriftsteller.

Im Zweiten Weltkrieg fand Euringer Verwendung als Major im Jagdgeschwader Richthofen und als Generalstabsoffizier in einer kriegsgeschichtlichen Abteilung. Die so zustande gekommenen Aufzeichnungen erschienen 1941 in Leipzig unter dem Titel Als Flieger in zwei Kriegen. Nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde er von der US-Militärregierung als NS-belastet festgenommen und interniert, worüber er in seinem Buch Die Sargbreite Leben (Hamm 1952) schrieb. Es handelte sich dabei um eine Anklage gegen die US-Militärregierung und um eine Rechtfertigungsschrift, in der er nicht nur seine, sondern auch die Handlungsweise seines „Führers“ legitimierte: „Hitler wollte den Millionen Arbeitslosen Arbeit, den Millionen Obdachlosen eine anständige Wohnung schaffen. Er wollte das Reich aus der Versailler Knechtschaft befreien. Durch Volksfleiß, durch Leistungen, Arbeit, Verhandlungen, Olympiaden, Bluff. Er hoffte auf die Vernunft der Völker. Er streckte eindeutig England die Hand hin...“[6]

Viele seiner Schriften wurden in der Sowjetischen Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[7]

In Bewertung seines Werks kam Jürgen Hillesheim 1995 zu der Feststellung, dass Euringer „einer der fanatischsten und rückhaltlosesten Hitler-Verehrer und somit einer der Hauptverantwortlichen für den Hitler-Kult auf literarischer Ebene“ gewesen sei. Seine Biografie sei „exemplarisch für den vieler NS-Dichter. Nicht nur die Betrachtung seiner Werke zeigt, daß sein literarischer Erfolg fast ausschließlich seinem politischen Engagement zu verdanken war; auch der Vergleich mit einer großen Zahl von nationalsozialistischen Schriftstellern, deren Leben in wesentlichen Punkten und Stationen sehr ähnlich verlief, verdeutlicht, daß es sich bei Euringer eher um eine Zeiterscheinung, einen Typus, handelt, als um eine Künstlerpersönlichkeit, die sich unter anderem durch Individualität und ein schöpferisches Talent auszeichnet.“[8]

Ehrung

  • 1934 Nationaler Buchpreis (auch Stefan-George-Preis genannt)

Schriften (Auswahl)

  • Der neue Midas, 1920
  • Tummelpack. Ein ganzes Buch Geschichten, 1920
  • Im Graben blühte Löwenzahn, 1920
  • Mata, 1920
  • Das Kreuz im Kreise, 1921
  • Pinkepottel und die Seinen. Einzig beglaubigter Bericht über die internationale Expedition zum Nordpol 1921/22, 1922
  • Vagel Bunt, das ist 50 herzhafte Schwänke, 1923
  • Gleichnis der Zeit. Besinnliche Geschichten, 1923
  • Pan und die Fliege. Kribblige Geschichten, 1923
  • Die Arbeitslosen. Roman aus der Gegenwart, Langen Müller, München 1930; neu herausgegeben als Metallarbeiter Vonholt. Der Tag eines Arbeitswilligen. Roman, Deutsche Hausbücherei, Bd. 4, Hamburg 1932
  • Der deutsche Görres, 1932
  • Fliegerschule 4. Buch der Mannschaft, 1929
  • Die Jobsiade. Ein Luder-, Lust- u. Laienspiel nach des unsterblichen Dr. Kortum komischem Heldengedicht für den völkischen Funk erneuert, 1933
  • Deutsche Passion 1933. Hörwerk in 6 Sätzen, 1933
  • Drei alte deutsche Reichsstädte. Rothenburg, Dinkelsbühl, Nördlingen, 1933
  • Schlachtruf der Jugend, 1934
  • Ludwigslegende aus hundert Jahren Anarchie, 1935
  • Die Fürsten fallen. Roman aus 200 Jahren Anarchie, 1935
  • Dietrich Eckart. Leben eines deutschen Dichters 1935
  • Fahrten und Fernen. Landschaften, 1936
  • Chronik einer deutschen Wandlung. 1925–1935, 1936
  • Öhme Örgelkösters Kindheit. Neun Kapitel einer Erzählung, 1936
  • Vortrupp „Pascha“. Roman der ersten Expedition deutscher Flieger in die Wüste, 1937
  • Der Zug durch die Wüste. Roman der ersten Expedition deutscher Flieger durch die Wüste, 1938
  • Reise zu den Demokraten. Ein Graubündner Tagebuch, 1937
  • Die letzte Mühle. Westfälische Geschichten, 1939
  • Der Serasker. Envers Ende. Irrfahrt und Kampf eines kühnen Türken. Roman, 1942
  • Aphorismen, 1943
  • (als Florian Ammer): Durch Himmel und Hölle. Die göttlichen Abenteuer des jungen Dante, Herder, Freiburg 1950 & 1951 (2 Bände)
  • Die Verliebten. Nur eine Liebesgeschichte, 1951
  • (Florian Ammer): Die Nachtwachen des Don Pedro Calderón de la Barca. Ein Vermächtnis, Herder, Freiburg 1952, 2. Aufl. 1954
  • Die Sargbreite Leben. Wir sind Internierte, Hamm 1952
  • Die Weltreise des Marco Polo, Stuttgart 1953
  • Der Soldat und der Friede. Besinnung und Anruf, Bielefeld/Bad Godesberg 1954

Literatur

  • Jürgen Hillesheim: „Heil dir Führer! Führ uns an!“ … Der Augsburger Dichter Richard Euringer. Königshausen u. Neumann, Würzburg 1995, ISBN 3-88479-859-6.
  • Johannes M. Reichl: Das Thingspiel. Über den Versuch eines nationalsozialistischen Lehrstück-Theaters (Euringer - Heynicke - Möller). Mit einem Anhang über Bert Brecht. Mißlbeck, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-926086-20-3.
  • Klaus Wisotzky: Richard Euringer. NS-Literat und Leiter des Essener Stadtbücherei. In: Essener Beiträge. 112 (2000). S. 128-151.
  • Klaus Wisotzky: Im Dienste der NS-Ideologie – Die Stadtbücherei in den Jahren 1933 bis 1945. In: Der Schlüssel zur Welt. 100 Jahre Stadtbibliothek Essen. Hrsg. v. Reinhard Brenner u. Klaus Wisotzky. Klartext, Essen 2002 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Essen; 5). ISBN 3-89861-105-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thorsten Ohm: Ernst Dertmann forscht zu Euringer. In: Münsterlandzeitung. 30. Oktober 2009.
  2. Lexikon westfälischer Autorinnen und Autoren, Artikel Richard Euringer, siehe: [1].
  3. Jürgen Hillesheim: „Heil dir Führer! Führ uns an!“ … Der Augsburger Dichter Richard Euringer. Würzburg 1995, zit. nach: Lexikon westfälischer Autorinnen und Autoren, Artikel Richard Euringer, siehe: [2].
  4. Lexikon westfälischer Autorinnen und Autoren, Artikel Richard Euringer, siehe: [3].
  5. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 143.
  6. Kriegsgeschichte: Eine Sargbreite Leben. In: Der Spiegel. 4. Februar 1953, S. 33.
  7. siehe [4], [5], [6].
  8. Jürgen Hillesheim: „Heil dir Führer! Führ uns an!“ … Der Augsburger Dichter Richard Euringer. Würzburg 1995, zit. nach: Lexikon westfälischer Autorinnen und Autoren, Artikel Richard Euringer, siehe: [7].
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