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Niederdeutsche Sprache

Aus Jewiki
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Dieser Artikel behandelt die umgangssprachlich als Plattdeutsch bezeichnete Sprache. Zu anderen Bedeutungen des Wortes niederdeutsch siehe Niederdeutsch (Begriffsklärung).
Niederdeutsch

Gesprochen in

Deutschland, Niederlande, Dänemark,[1] Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Kanada, USA, Mexiko, Belize, Brasilien, Bolivien und Paraguay
Sprecher ca. 10 Millionen mindestens Passivsprecher, von diesen ca. 1–2 Millionen Muttersprachler bzw. gute Kenntnisse
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von DeutschlandDeutschland Deutschland[2]
Anerkannte Minderheitensprache in: DeutschlandDeutschland Deutschland

NiederlandeNiederlande Niederlande

Sprachcodes
ISO 639-1:

ISO 639-2:

nds

ISO 639-3:

nds

Niederdeutsche Dialekte in Deutschland seit 1945 (Auszug aus: Deutsche Dialekte)

Als Niederdeutsch oder Plattdeutsch wird die im Norden und im Nordwesten Deutschlands sowie im Osten der Niederlande verbreitete westgermanische Sprache bezeichnet, die eine Vielzahl unterschiedlicher Dialektformen besitzt und sich aus dem Altsächsischen entwickelt hat. Auch die niederfränkischen Mundarten am Niederrhein und in den Niederlanden wurden ursprünglich als Niederdeutsch bezeichnet. Auch sie bezeichnen die verschiedenen Mundarten ihrer Sprache als Platt.[3]

Diese Dialekte gehören zusammen mit den hochdeutschen und niederländischen Dialekten zum Dialektkontinuum der kontinental-westgermanischen Sprachen. Die niederdeutschen Dialekte weisen noch heute Ähnlichkeiten mit dem Englischen und dem Friesischen auf, die auf einer gemeinsamen Herkunft dieser Sprachen beruhen.

So wie das Mittel- und Hochdeutsch lässt sich auch der Begriff Niederdeutsch geographisch herleiten. Folglich handelt es sich beim Niederdeutsch um einen Dialekt, der in den niederen, d.h. nördlicheren, deutschen Sprachregionen praktiziert wurde bzw. wird.

Name und Status

Eigenbezeichnungen, Schreibungen und Aussprachen

Die übliche moderne Eigenbezeichnung ist Plattdü(ü)tsch, Plattdütsk, Plautdietsch und ähnlich, also „Plattdeutsch“.

Die Schreibung Plattdüütsch[4] nach Saß, der eine Rechtschreibung mit Blick auf Konventionen und Dialekte Niedersachsens und Schleswig-Holsteins formulierte, ist heute am weitesten verbreitet, weil diese Gebiete die größte Einwohner- und damit Sprecherzahl aufweisen. Im Ostniederdeutschen, das – möglicherweise durch die fehlende geographische Nähe zum Niederländischen – kaum Vokalverdopplung in der Schrift zeigt, ist die Schreibung Plattdütsch mit derselben Aussprache in Gebrauch.[5]

In Gebieten mit ursprünglich friesischer Bevölkerung ist Plattdütsk üblich.[6] Da im Mittelniederdeutschen, wo noch c für den k-Laut stand, sc das Graphem des deutschen sch-Lautes [ʃ] war[7], wird bis heute in einigen Gebieten sk für sch geschrieben. Daher kann die Aussprache von Plattdütsk variieren von Plattdütsch ['plʌt dy:tʃ] über Plattdütschk ['plʌt dy:tʃk] bis zur getrennten Aussprache von s und k als ['plʌt dy:tsk].

Die dem Niederpreußischen entsprungenen mennonitischen bzw. osteuropäischen und panamerikanischen Dialekte bezeichnen sich als Plautdietsch.[8] Dieser Name geht auf ein System von Vokalbrechungen zurück (z. B.: kurzes A wird Au), das sich ähnlich auch im Westfälischen finden lässt.

Daneben wird auch Nedderdütsch, -düütsch, -dütsk, -düütsk verwendet, sowie in den Niederlanden Nedersaksisch. Anders als die im englischen Sprachraum als Synonym für Low German anzutreffende Bezeichnung Low Saxon bezieht sich der deutsche Ausdruck Niedersächsisch nur auf die westlichen niederdeutschen Mundarten, die direkt auf das Altsächsische zurückgeführt werden und dem Ostniederdeutschen gegenübergestellt werden, das auch durch das Niederfränkische in der Zeit der Deutschen Ostsiedlung beeinflusst wurde.

Geschichte der Bezeichnung

Aus der altniederdeutschen Zeit ist kein einheimischer Name für die altniederdeutsche Sprache belegt. In lateinischen Texten findet man den Ausdruck lingua Saxonica („sächsische Sprache“).[9]

In der mittelniederdeutschen Zeit wurde das Niederdeutsche von seinen Sprechern oft düdesch oder to düde genannt, besonders als Abgrenzung gegenüber fremden Sprachen und gegenüber dem Lateinischen. So gab es in manchen norddeutschen Städten im 15. Jahrhundert die düdeschen schrifscholen im Gegensatz zu den gelehrten Lateinschulen.[9]

Wenn man die eigene Sprache gegenüber dem Hochdeutschen oder dem Niederländischen abgrenzen wollte, konnte man Ausdrücke wie unse düdesch, sassesch düdesch oder moderlike sprake verwenden. Im 15. und 16. Jahrhundert waren Ausdrücke mit sassesch am gebräuchlichsten: sassesch oder sassesche sprake, später auch mit Vorsilbe: nedder-sassesch. Seit dem 16. Jahrhundert findet man auch die Bezeichnungen nedderdüdesch und nedderlendesch.[9]

Im 17. Jahrhundert kommt die Bezeichnung Plattdeutsch auf, der sassesch usw. verdrängt und zum allgemeinen Namen für das Niederdeutsche wird. Dieser neue Name für das Niederdeutsche kommt aus dem Niederländischen. Der früheste Beleg befindet sich in einem Neuen Testament, das 1524 in Delft gedruckt wurde. In Titel und Vorwort heißt es, das Buch sei in goede platten duytsche verfasst, also in guter klarer Volkssprache (im Gegensatz zur weniger gut verständlichen Gelehrtensprache). Das niederländische Adjektiv plat „flach, eben“ bedeutet dabei nicht „unberührt von der hochdeutschen Lautverschiebung“ oder „vom flachen Lande“, sondern „klar, deutlich, jedermann verständlich“[9] im Sinn von „unverstellt, unbehindert“.[10][11]

Die Bezeichnung der eigenen örtlichen Varietät als Platt ist nicht nur im Niederdeutschen verbreitet, sondern auch im Westmitteldeutschen.[12]

Das Niederländische wurde teils noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts als „Niederdeutsche Sprache“ (Nederduitsche Taal) bezeichnet, die niederländische reformierte Kirche hieß bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch offiziell „Niederdeutsche reformierte Kirche“ (Nederduitsch Hervormde/Gereformeerde Kerk). Eine bedeutende Strömung der protestantischen Kirche in Südafrika heißt bis auf den heutigen Tag offiziell Nederduitsch Hervormde Kerk (siehe auch Niederländisch (Name)).

Ein deutsches Synonym ist das Wort Plattdeutsch. Der Unterschied zwischen den beiden Bezeichnungen besteht darin, dass Niederdeutsch eher der Fachausdruck ist, während Plattdeutsch der volkstümlichere Ausdruck ist.[13]

Stellung des Niederdeutschen

Der Status des Niederdeutschen gilt in der Sprachwissenschaft als umstritten; für eine Kategorisierung als bloße „Dialekte“ spricht die funktionale Beschränktheit, die Goossens, Sanders und Stellmacher anführen,[14] während das formale Inventar wie auch die Selbsteinschätzung der Mehrheit der Sprecher als Argumente für eine Kategorisierung als eigenständige Sprache dienen.[15] Zudem ist das Niederdeutsche selbst heterogen und teilt sich in viele Dialekte auf. Nicht zuletzt deshalb wurde das Idiom nie kodifiziert, obwohl darin Literatur entstanden ist und weiterhin entsteht (z. B. Fritz Reuter, Klaus Groth und andere). Selbst Thomas Mann verwendet in den Buddenbrooks an charakteristischen Stellen das Niederdeutsch seiner Heimatstadt Lübeck, und zwar nicht nur für die sogenannten kleinen Leute. (In diesem Zusammenhang ist interessant, dass das lübische Niederdeutsch im Mittelalter die lingua franca der Hanse war, siehe unten). An diesem Werk (und ebenfalls an Uwe Johnsons Romantetralogie Jahrestage) kann man die historische Abgrenzung dieser Sprachen bis in die unmittelbare Gegenwart besonders gut veranschaulichen.

Nach Heinz Kloss handelt es sich beim Niederdeutschen um eine scheindialektisierte Abstandsprache, also im Grunde zwar um eine eigene Sprache – wegen genügend großer Unähnlichkeit zum Deutschen und historischer Autonomie –, die aber trotzdem heute als deutscher Dialekt angesehen wird, weil die standardsprachlichen Funktionen nun von der Dachsprache Hochdeutsch übernommen werden (Scheindialekt).[16] Die Auffassung, dass die Unähnlichkeit zwischen Niederdeutsch und Deutsch genügend groß sei, um das Niederdeutsche als eigene (Abstand-)Sprache zu betrachten, ist jedoch in der Sprachwissenschaft nicht unbestritten. So hält Ulrich Ammon das Niederdeutsche für einen »Grenzfall der Ähnlichkeit, bei dem sich aufgrund der bisherigen, lediglich intuitiven Handhabung des Ähnlichkeitskriteriums nicht jeder Kenner der Sachlage gleich entscheidet«, erachtet jedoch wegen der Überdachung durch das Deutsche und wegen der Selbsteinschätzung der Sprechenden eine Zuordnung des Niederdeutschen als Dialekt der deutschen Sprache für gerechtfertigt.[17]

Das Niederdeutsche ist im Rahmen der Sprachencharta des Europarats in den Niederlanden (Nedersaksisch) und in Deutschland offiziell anerkannt und geschützt. In Deutschland sind die diesbezüglichen Regelungen 1999 in Kraft getreten. In einigen bundesdeutschen Ländern gibt es gesetzliche Regelungen gegen die Diskriminierung des Niederdeutschen. So sind in Schleswig-Holstein die Behörden verpflichtet, Anfragen und Anträge auf Plattdeutsch zu bearbeiten, und berechtigt, auch auf Plattdeutsch zu beantworten. Der Bundesgerichtshof hat festgestellt, dass auch Patent- und Gebrauchsmusteranmeldungen beim Deutschen Patent- und Markenamt in München auf Plattdeutsch eingereicht werden können, diese werden allerdings als „nicht in deutscher Sprache abgefasst“ angesehen, bedürfen also einer Übersetzung.[18] Im Gegensatz zu der – wesentlich auf die Spezialnorm des § 4a GebrMG (parallel dazu § 35 PatG) gestützten – Rechtsauffassung des BGH in dieser Entscheidung gehen andere Juristen und Gerichte aber davon aus, dass der Begriff Deutsche Sprache sowohl die hochdeutsche als auch die niederdeutsche Sprache einschließt; nach dieser Rechtsauffassung ist neben Hochdeutsch auch Niederdeutsch als Teil des Deutschen eine Amtssprache Deutschlands. In Schleswig-Holstein wird diese Rechtsauffassung vertreten.[19]

In der Wissenschaft hat sich eine niederdeutsche Philologie bereits in den Anfängen von der übrigen deutschen Philologie verselbständigt. Die Mehrzahl der Sprecher des Niederdeutschen war immer von der Eigensprachlichkeit des Niederdeutschen überzeugt. Das Niederdeutsche hat einen eigenständigen Wortschatz und eine Grammatik, die von der hochdeutschen erheblich abweicht. Teile des Wortschatzes stimmen nicht mit dem Hochdeutschen, dafür aber mit dem Niederländischen überein.

Anzahl der Sprecher

Die Anzahl der aktiven Sprecher des Niederdeutschen wird für Deutschland oft mit rund sechs Millionen beziffert,[20] davon etwa vier Millionen, die die Sprache gut bis sehr gut beherrschen.[21] Nach vorgenannter Quelle erhöht sich jedoch die Gesamtanzahl der aktiven Sprecher um diejenigen Personen, die die Sprache mäßig gut sprechen, auf knapp elf Millionen (zusätzliche 23 Prozent in den Erhebungsgebieten). Hinzu kommen die rund 200.000 Sprecher des Plautdietschen, die überwiegend außerhalb der Erhebungsgebiete wohnen und somit von den Erhebungen nicht erfasst wurden, sowie mehrere zehntausend Pommerschsprechende (Pomeranos) in Brasilien, insbesondere in Santa Maria de Jetibá (Staat Espírito Santo)[22]. Die Anzahl der passiven Sprecher, also derjenigen Menschen, die Niederdeutsch verstehen, wird vielfach mit zehn Millionen und mehr für Deutschland angegeben, könnte allerdings wesentlich höher liegen (s. o.). In den Niederlanden sprechen nach einer Erhebung aus dem Jahre 2003 rund 1,5 Millionen Menschen die dortigen Dialekte der Sprache (Sassisch).[23] In Dänemark spricht nur noch ein Bruchteil der deutschen Minderheit (ca. 20.000) das Nordschleswigsch (auch: Nordschleswiger Platt) – einen Dialekt des Schleswigschen. Insgesamt dürfte die Anzahl in Niederdeutsch-Sprecher in Europa, die die Sprache relativ gut beherrschen, höchstens acht Millionen betragen; aus den Staaten außerhalb Europas, in denen Niederdeutsch (oft in der Varietät Plautdietsch) gesprochen wird, liegen zumeist keine genauen Zahlenangaben vor. Die Anzahl der niederdeutschen Muttersprachler wird auf etwa eine Million bis vier Millionen geschätzt.

Sprachgeschichte

Deutsch-niederdeutsches Ortsschild in Emlichheim (niederdeutsch Emmelkamp)
Ein niederdeutscher Text (Tafel an der Teufelsplastik in Gettorf (Schleswig-Holstein) – mit der Legende zum Teufelsstein in Königsförde)

Durch die Völkerwanderung breiteten sich die Sachsen – und damit auch ihre Sprache – nach Süden, Südwesten und nach England aus. Die auf dem Kontinent verbliebenen Sachsen wurden von Beda Venerabilis als „Altsachsen“ bezeichnet – daher der Name „Altsächsisch“ für die älteste Stufe der niederdeutschen Sprache. Die altsächsische Sprache breitete sich über ein Gebiet aus, das die heutigen Regionen Holstein (ohne Ostholstein), Stormarn, Niedersachsen, Börde, Harz, Westfalen und die östlichen Niederlande umfasste. Im Wendland (Wenden wurden die Slawen von den Sachsen genannt) gab es noch jahrhundertelang ein slawisch-sächsisches Mischgebiet.

Die angelsächsischen Dialekte und das Altenglische weisen starke Übereinstimmungen mit dem Niederdeutschen (Altsächsischen) auf, da die germanische Bevölkerung Großbritanniens ursprünglich im heutigen Norddeutschland beheimatet war. Aufgrund des starken Einflusses der von den dänischen und norwegischen Wikingern eingebrachten altnordischen Sprachelemente sowie der späteren französischen (normannischen) Sprachüberlagerung und der Erosion der englischen Grammatik während des Mittelalters haben sich diese Gemeinsamkeiten stark verringert, auch wenn die Verwandtschaft noch deutlich sichtbar ist. So hat das Englische seinen westgermanischen Grundcharakter nie verloren.

Mit Beginn der Ostsiedlung (Ostkolonisation) breitete sich die altniederdeutsche, seit etwa 1225 mittelniederdeutsche Sprache, weiter nach Osten aus. Neue große Sprachlandschaften entstanden: Mecklenburgisch, Pommersch, Südmärkisch (Brandenburgisch), Niederpreußisch (nicht zu verwechseln mit der baltischen altpreußischen Sprache) und das Niederdeutsche in den Städten und auf den Gutshöfen im Baltikum und in Skandinavien. Außerdem verzeichnete das Mittelniederdeutsche Gebietsgewinne in Schleswig, wo es das Dänische und Nordfriesische nach Norden drängte, und in Ostfriesland, wo es das Ostfriesische verdrängte. All diese neuen Sprachgebiete des Niederdeutschen sind sogenannte Kolonisationsschreibsprachen oder Kolonisationsmundarten, die einige Besonderheiten in der Grammatik und im Wortschatz aufweisen. So lautet der Einheitsplural der Verben noch heute in den Dialekten des Altlandes (bereits in altsächsischer Zeit niederdeutschen Sprachgebiets) lautgesetzmäßig -(e)t, also anstelle des hochdeutschen wir mach-en, ihr mach-t, sie mach-en im Westniederdeutschen: wi maak-t, ji maak-t, se maak-t. Im Ostniederdeutschen, im Schleswiger Platt und im Ostfriesischen Platt lautet er hingegen -en, also wi mak-en, ji mak-en, se mak-en.

Titelblatt von Der Keyserliken Stadt Lübeck Christlike Ordeninge – die Kirchenordnung von Lübeck 1531

Das Niederdeutsche war einst eine bedeutende Schriftsprache. So wurde sie neben Latein auch in Urkunden und Gesetzestexten verwendet. Eine große Bedeutung nehmen auch theologische Schriften ein, so gab es Ende des 15. Jahrhunderts bereits mehrere Bibelübersetzungen (Kölner Bibel, Lübecker Bibel). Die Bedeutung des Niederdeutschen als Schriftsprache nahm jedoch im 16. Jahrhundert ab. In der Reformationszeit stieg die Zahl der niederdeutschen Drucke anfangs an: So ist etwa die von Johannes Bugenhagen verfasste Lübecker Kirchenordnung auf Niederdeutsch geschrieben. Von Bugenhagen stammt auch eine niederdeutsche Fassung der Luther-Bibel.[24] Daran wird zweierlei sichtbar: einerseits die große Bedeutung des Niederdeutschen als Verkehrssprache für den gesamten norddeutschen Raum, so dass eine eigene Bibelübersetzung dafür notwendig erachtet wurde, andererseits zugleich die im Wesentlichen bereits erfolgte Unterordnung des Niederdeutschen unter das Hochdeutsche. Denn das große Vorbild, die luthersche Bibelübersetzung, setzte sich selbst in Norddeutschland gegen die „bugenhagensche Konkurrenz“ durch.

Die von Lübeck dominierte Hanse hatte damals ihre Blütezeit schon überschritten. Das Lübecker Niederdeutsch war ihre Verkehrssprache (siehe Hansesprache) und lange Zeit die lingua franca des Nord- und Ostseeraumes. Unter Sprachforschern bezeichnet man diese sprachgeschichtliche Entwicklungsperiode als Mittelniederdeutsch (ungefähr 1200–1600). Unter „Mittelniederdeutsch“ versteht man also nicht nur die Schriftsprache, sondern auch die vielfältigen Dialekte der damaligen Zeit (die sich heute jedoch nur schwer rekonstruieren lassen). In der mittelniederdeutschen Schriftsprache hingegen liegen zahllose, bis in die Neuzeit hinein verfasste schriftliche Dokumente, Bücher und Urkunden vor. Sprachzentrum der damaligen Zeit war die Hansemetropole Lübeck; nach dem Zusammenbruch des Städtebundes wurde das Niederdeutsche auf regionaler Ebene lange weiterverwendet, vorwiegend mündlich.

Als Schriftsprache wurde es aber in ganz Norddeutschland immer mehr vom Hochdeutschen verdrängt und sank auf Dialektniveau. Der fortschreitende Niedergang des Niederdeutschen vollzog sich in zwei Phasen. Um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert musste das Niederdeutsche zunächst den Schriftsprachenstatus an das Hochdeutsche abtreten. Nach den Kanzleien der Fürsten und Städte ging auch das gebildete Bürgertum im schriftlichen Sprachgebrauch zum Hochdeutschen über. Zwar bediente sich der größte Teil der norddeutschen Bevölkerung im mündlichen Umgang weiterhin des Niederdeutschen, doch sein Funktions- und Prestigeverlust wirkte sich so nachhaltig aus, dass im Laufe der Zeit eine gesellschaftliche Schicht nach der anderen das Hochdeutsche annahm. Schließlich war die alte Sprache der Region fast nur noch in der Form der Alltagsmundart „kleiner Leute“, und hier insbesondere der Landbevölkerung, lebendig.

Im Zuge der Entwicklung zur modernen Gesellschaft wurden dann die Entfaltungs- und Überlebenschancen des Niederdeutschen immer stärker beschnitten. Die sozialen Prozesse des 19. und 20. Jahrhunderts bedrohten seine Existenz selbst als randständige Volkssprache. Industrialisierung und Urbanisierung schränkten die Möglichkeit zum Gebrauch des nunmehr mundartlichen Niederdeutschen nicht nur immer weiter ein, sondern führten letzten Endes häufig auch zur Auszehrung und Auflösung der örtlichen Sprachgemeinschaft, in der die regionale Volkssprache ihren eigentlichen Lebensraum besaß. Die Bürokratisierung des gesellschaftlichen Lebens, die allgemeine Pflicht zum Besuch der in der Fremdsprache Hochdeutsch gehaltenen Schulen und nicht zuletzt seit Mitte des 20. Jahrhunderts der Einfluss der ausschließlich hochdeutschen Massenmedien förderten und festigten endgültig den Übergang der Bevölkerungsmehrheit zum Hochdeutschen als Gemeinschaftssprache.

In einem langen Prozess wurde das Niederdeutsche aus Kirche, Schule, Politik, Literatur und Wissenschaft verdrängt, ab dem 20. Jahrhundert auch aus den meisten Familien. Aber auch massive Zuwanderungen von Menschen aus anderen Dialekträumen nach dem Zweiten Weltkrieg haben zur Erosion der Sprache in den vergangenen 50 Jahren beigetragen. Regionale Wiederbelebungsversuche können diesen von den Massenmedien zusätzlich beschleunigten Vorgang nicht aufhalten.

Grenzen des Niederdeutschen

Historisches Sprachgebiet

Die nieder- und hochdeutschen Dialekte in ihrer historischen Verbreitung und die verschiedenen Einteilungsmöglichkeiten in die drei Hauptgruppen (Animation; für Einzelausschnitte einfach anklicken und „Esc“ drücken)

Das historische Sprachgebiet des Niederdeutschen erstreckte sich von der Nordseeküste bis nach Estland und umfasste nach der inzwischen überholten „Stammbaum-Theorie“ auch das Niederländische.

Wegen der Vertreibung der deutschen Bevölkerung im und nach dem Zweiten Weltkrieg ist die niederdeutsche Sprache in den heute zu Polen und Russland gehörigen Gebieten nun weitgehend ausgestorben. Das Niederländische und die niederfränkischen Dialekte, einschließlich des mit ihm eng verwandten Niederrheinischen, werden heute auf eine andere Sprachebene kategorisiert.

Das auf friesisch-niederdeutsche Varietäten zurückgehende Plautdietsch der Russlandmennoniten hat sich hingegen von der Ukraine her in verschiedene Gegenden der Welt verbreitet und wird heute beispielsweise in den USA, in Mexiko, in Brasilien oder in Kasachstan gesprochen.

Heutiges Sprachgebiet und dessen allgemeine Abgrenzung

Niederdeutsch im heutigen Sinne umfasst die norddeutschen Dialekte Niedersächsisch (Westniederdeutsch) und Ostniederdeutsch. Als Südgrenze zählt entweder die Benrather Linie (maken/machen-Isoglosse) oder die ein wenig nördlicher gelegene Uerdinger Linie (ik/ich-Isoglosse). Die letzte umfassende Erhebung von 1984 zum Sprachstand des Niederdeutschen wies für die damalige Bundesrepublik Deutschland rund acht Millionen Sprecher der Regionalsprache aus. Für das Jahr 2006 ist von maximal fünf bis acht Millionen Sprechern auszugehen. Allerdings ist spätestens seit den 1960er Jahren ein massiver Rückgang der aktiven Sprecher zu konstatieren. Untersuchungen im Emsland und in der Grafschaft Bentheim haben ergeben, dass in den letzten beiden Jahrzehnten die Zahl der aktiven Sprecher unter den Kindern massiv gesunken ist und die aktive Beherrschung in den vergangenen Jahren bis auf verschwindend kleine Reste quasi erloschen ist.[25]

Die Varietäten im Nordosten der Niederlande gehören historisch gesehen zum Niederdeutschen. Linguisten kategorisieren sie als niedersächsische Varietäten in den Niederlanden, insofern als niederländische Dialekte. Das Niederländische als Dachsprache hat inzwischen einen erheblichen Einfluss auf die Aussprache der Varietäten, genauso wie umgekehrt die hochdeutsche Dachsprache auf die niederdeutschen Varietäten in Norddeutschland.[26]

Zuordnung des Niederländischen

Bitte Belege für diesen Artikel bzw. den nachfolgenden Abschnitt nachreichen!

Die niederländische Sprache und die niederfränkischen Dialekte leiten sich vornehmlich vom Altfränkischen ab. Die niedersächsischen Dialekte, die heute zusammen mit den ostndd. Dialekten als Niederdeutsch bezeichnet werden, leiten sich vornehmlich vom Altsächsischen ab. Diese westgermanische Sprachen haben die zweite Lautverschiebung nicht mitgemacht und werden daher auf der übergeordneten Sprachebene unterhalb der nordseegermanischen Sprachen dem niederdeutschen Sprachzweig zugeordnet, der allein der hochdeutschen Sprachebene gegenübersteht. Auf die unterschiedliche Herkunft gehen eine Reihe phonetischer, lexikalischer und grammatischer Unterschiede zurück, darunter etwa im Niederländischen die Bildung des Partizips Perfekt mit ge- oder die Konjugationsendungen.

Im Mittelalter nannten sich alle festlandgermanischen Sprachen ohne jegliche politische Bedeutung einfach nur „deutsch“. Dieses Wort „deutsch“ stand schlicht für „allgemeinverständlich“, „volkssprachlich“ und im weitesten Sinne auch für „germanisch“. Im kontinentalgermanischen Sprachraum waren seine Sprachen und Dialekte in einem engen Dialektkontinuum miteinander verbunden und man nannte sie „deutsch“. Dazu gehörte einst sogar das Altenglische, das mit dem Altniederdeutschen in enger sprachlicher Verbindung stand.

Im Hochmittelalter und der Frühen Neuzeit bildeten sich im Raum der als „niederen Lande“ bezeichneten Gebiete des heutigen Belgiens, der Niederlande und Norddeutschlands zwei bedeutende Schrift- und Urkundensprachen heraus. Im Gebiet Belgiens, der Niederlande und des Niederrheins waren dies das Mittelniederländische, welches durch die auf der Dordrechter Synode 1618 beschlossene und 1637 erstmals veröffentlichte niederländische Bibelübersetzung Verbreitung fand. Gebräuchliche Bezeichnungen für das Niederländische waren Diets, Duuts oder Nederduits(ch). Erst im 19. Jahrhundert wurde der Begriff Nederduits(ch) in den Niederlanden ersetzt durch Nederlands; als definierendes Ereignis für diesen Bedeutungswechsel kann die im Januar 1816 beschlossene Umbenennung der Niederländisch-reformierten Kirche von Nederduits Gereformeerde Kerk in Nederlands Hervormde Kerk betrachtet werden. Die andere Sprache war das Mittelniederdeutsche, das seinerseits weit nach Skandinavien ausstrahlte und auch in den östlichen Niederlanden, in den Provinzen Groningen, Drenthe, Overijssel und Gelderland (dem Achterhoek und der Veluwe) verwendet wurde. Bedingt wurde dieser Sprachgebrauch dadurch, dass der größte Teil dieses Gebietes zum Stammesgebiet der Sachsen, genauer gesagt Westfalen, gehörte. Aber dieses Mittelniederdeutsch war bereits stark vom Mittelniederländischen beeinflusst, das seinerseits in das gesamte Niederstift Münster und den angrenzenden Gebieten ausstrahlte. Der Einfluss des Mittelniederländischen im westfälischen Raum endete erst an den westlichen Grenzen des Bistums Paderborn.

In den Gebieten Kleve, Jülich (Niederrhein) und des Bergischen Landes fand das Mittelniederdeutsche als Schriftsprache keinen Eingang. Dort wurde ein von diesem beeinflußtes Mittelniederländisch verwendet. Ebenfalls unter starkem Einfluss des Mittelniederländischen stand zu jener Zeit das Altfriesische im heutigen Westfriesland, das nun völlig von diesem überlagert wurde. Nach dem letzten Hansetag im Jahr 1664 verfiel diese Sprache in den Dialektstand und wurde langsam schriftlos, da immer mehr norddeutsche Territorien das durch Martin Luthers Bibelübersetzung verbreitete Hochdeutsche als Kanzleisprache übernahmen. Doch erst im 19. Jahrhundert wurde das Niederländische auf dem Gebiet der Batavischen Republik und das Hochdeutsche auf dem gesamten Gebiet der heutigen Staaten Deutschland und Österreich über die Allgemeine Schulpflicht zur Standardsprache.

Im Bereich des heutigen Belgien sank das Niederländische jedoch auf die Stufe einer nur noch mündlich gebrauchten Sprache herab und war schriftlos. In diesem Gebiet herrschte, als sogenanntes „Burgundisches Erbe“, die französische Sprache als Literatur-, Kultur- und Schriftsprache vor. Im 18. Jahrhundert schien es, als wolle das Niederländische nunmehr in zwei oder drei separate Sprachen zerfallen. Während in den Niederlanden das Neuniederländische, das nun sehr vom Sprachgebrauch der holländischen Provinzen geprägt war, gesprochen wurde, entstand in den Spanischen Niederlanden nun der Versuch, aus den dort vorherrschenden Dialekten ein standardisiertes „Südniederländisch“ zu entwickeln. Man begann auf der Basis des Westflämischen und des Brabantischen verschiedene Schriftsysteme zu entwickeln. Einer der bekannteren Vertreter dieser Standardisierungsversuche war Jan Des Roches, der 1761 aus verschiedenen westflämischen Dialekten eine Schriftsprache entwickelt hatte. Diese konnte sich aber nicht allgemein durchsetzen. So blieb diese Schriftsprache nur bei den Flamen im Gebrauch und wurde in den sogenannten „Drei Flandern“ (West-, Ost- und Französisch-Flandern) verwendet. Da in Französisch-Flandern im Gegensatz zu West- und Ostflandern die moderne niederländische Schriftsprache nie Eingang gefunden hat, schreiben die Westhoek-Flamen als einzige des niederländischen Sprachgebietes in einem Stil, der sich aus dem von de Roches entwickelten „Südniederländischen“ ableiten lässt.

Ab 1803 begann man schließlich mit dem Versuch, die moderne niederländische Schriftsprache für die niederländischsprachige Bevölkerung Belgiens zu übernehmen und durch regionale „südniederländische“ Wörter und Redewendungen anzureichern. So wurde durch den Arzt van Daele begonnen, für dieses Vorhaben ein „Großes Wörterbuch des Südniederländischen“ aufzustellen. Dieses Wörterbuch folgte der damals amtlichen Grammatik und Rechtschreibung der Niederlande. In der Zeit zwischen 1815 und 1830 war Belgien im kurzlebigen Vereinigten Königreich der Niederlande mit dem nördlichen Sprachgebiet vereinigt. Doch bereits 1830 erklärte Belgien seine Unabhängigkeit, und diese wurde 1839 von den Niederlanden anerkannt. Infolge des belgischen Sprachenstreits wurde 1878 die moderne niederländische Schriftsprache in Belgien als nationale Schriftsprache der Flamen anerkannt.

Das Niederländische begann nun, alle Dialekte in seinem Geltungsbereich zu beeinflussen und zu überlagern. Diese Überlagerung erfolgte jedoch nur in unterschiedlichen Graden. Aber heute gelten die niederländischen Dialekte in West- und Ostflandern noch am reinsten und diese weichen stärker von der Hochsprache ab als beispielsweise die niedersächsischen Dialekte der Ostniederlande.

Zuordnung des Niederrheinischen

Die traditionelle Zuordnung des Niederrheinischen zum Niederdeutschen wird in der heutigen Germanistik als sehr problematisch angesehen. Denn das Niederrheinische entstammt nicht wie niederdeutschen Dialekte dem Altsächsischen, sondern es gehört zum Niederfränkischen. Demnach sind die am Niederrhein vorherrschenden Dialekte sprachtypologisch auch enger mit den angrenzenden niederländischen als mit den benachbarten deutschen verwandt. Diese traditionelle Zuordnung des Niederfränkischen bzw. des Niederrheinischen zum Niederdeutschen wurde durch die Tatsache erklärt, dass auch diese Sprachvariante die zweite Lautverschiebung (größtenteils) nicht vollzogen hatte.

Nur in den südöstlichen Dialekten des Niederfränkischen, diese werden heute in der Germanistik als Südniederfränkisch bezeichnet, wurde diese Lautverschiebung teilweise durchgeführt und rückt diesen Dialektbereich in die Nähe des Ripuarischen und damit zum Mitteldeutschen. Dieses lässt sich mit der sogenannten Kölner Expansion des 15. Jahrhunderts erklären und diese strahlte weit bis in den niederländischen Sprachraum aus. So entstand als Folge dieser Expansion zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert die ik/ich-Linie als neue Ausgleichsgrenze zwischen dem Mitteldeutschen (Ripuarischen) und dem eigentlichen Niederdeutschen. Dadurch ist es erklärlich, dass vom Dialektstand her einige der in Nordwestdeutschland gesprochenen niederfränkischen Varietäten auch den benachbarten mittelfränkischen Mundarten ähneln. Daher wäre eine Zuordnung des Niederfränkischen zum Niederdeutschen aufgrund dieser Sprachmerkmale nicht gerechtfertigt. Historisch gesehen gilt auch die Ansicht als überholt, es habe ein (Ur-)Deutsch gegeben, das sich in Niederdeutsch und Hochdeutsch aufgespalten habe (Siehe hierzu auch westgermanische Sprachen). Erst nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich die Dialekte auf beiden Seiten der Grenze den jeweiligen Standardsprachen Niederländisch und Deutsch angenähert, so dass man heute von deutschen Mundarten am Niederrhein sprechen kann. Zuvor wurden diese Varietäten auch als „niederländisches Sprachgebiet am Niederrhein“ bezeichnet. Dem kam entgegen, dass die niederländische Sprache bis ins 19. Jahrhundert in der Region verwendet wurde.

Eine Möglichkeit besteht für den Sprachforscher darin, das Niederrheinische in der Literatur über niederdeutsche Mundarten nicht zu beschreiben. Alternativ kann das Niederrheinische als eigenständige Einheit, d. h. als Teil des Rheinmaasländischen, irgendwie mit dem Niederdeutschen verknüpft werden. Ein direktes Einordnen ins Westniederdeutsche verbietet sich demnach aus sprachhistorischen und sprachtypologischen Gründen[27], und die traditionelle Zuordnung des Niederrheinischen in das Niederdeutsche findet sich heute nur noch in der sekundär-wissenschaftlichen Literatur wieder.

Die niederfränkischen Dialekte sind in allen Sprachgebieten auf dem Rückzug, da sie durch die beiden Hochsprachen Niederländisch und Deutsch überlagert werden. In den Städten sind die Dialekte fast verschwunden. Allein in ländlichen Gegenden werden sie tagtäglich noch von der Bevölkerung gesprochen.

Gliederung des Niederdeutschen

Dialekte in Deutschland

Die niederdeutschen Dialekte werden in der Regel wie folgt gegliedert:[28]

Die dialektale Einteilung der niederdeutschen Mundarten[29]

Diese Einteilung basiert allerdings in erster Linie auf geographischen (westliche und östliche Hälfte) und historischen (primäres und sekundäres Siedlungsgebiet) Kriterien, aber fast gar nicht auf sprachlichen (Ausnahme: Pluralendung des Verbs im Präsens). In linguistischer, also in lautlicher und grammatischer Hinsicht, gehören das westniederdeutsche Nordniedersächsische und das ostniederdeutsche Mecklenburgisch-Vorpommersche enger zusammen. Neben der Ost-West-Gliederung gibt es deshalb auch eine Nord-Süd-Gliederung, die Nordniedersächsisch und Mecklenburgisch-Vorpommersch zu Nordniederdeutsch, Westfälisch, Ostfälisch und Märkisch zu Südniederdeutsch zusammenfasst, da z. B. das westniederdeutsche Westfälische und das ebenfalls westniederdeutsche Nordniederdeutsche wenig gemeinsam haben.[30]

In den größeren Städten in Norddeutschland gibt es neben den älteren niederdeutschen Stadtdialekten auch hochdeutsche Stadtdialekte, wie das hamburgische Hochdeutsch oder das Ruhrdeutsch, die sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert in der städtischen Oberschicht entwickelt und durchgesetzt haben und nicht zum Niederdeutschen zählen. Sie haben allenfalls ein niederdeutsches Substrat aufzuweisen, in der Form einiger Merkmale in Sprachlehre, Wortschatz, Satzbau oder Lautung.

Dialekte in den Niederlanden

Die Dialekte in den Niederlanden sind der niederfränkische, niedersächsische und westfriesische Sprachzweig. Über diesen Sprachzweigen hinweg steht die niederländische Dachsprache mit seiner eigenständigen Sprachtradition. Alle drei Sprachzweige auf niederländischem Territorium werden daher auch als niederländische Dialekte bezeichnet. Die niedersächsischen Dialekte in den Niederlanden gliedern sich folgendermaßen:

Weitere Länder

Im Ausland gibt es folgende niederdeutsche Dialekte:

Mischsprachen aus Hochdeutsch und Plattdeutsch

Teilweise auch mit Sprachelementen weiterer Sprachen:

  • das Kollumerpompsters mit starkem Einfluss durch die westfriesische Sprache wird allgemein als niedersächsischer Dialekt eingestuft

Aus dem Plattdeutschen hervorgegangen sind u. a.

Historische Phonologie

Die Zweite Lautverschiebung

Das Hochdeutsche entstand noch vor dem Mittelalter auf komplizierten Wegen durch die zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung. Da diese in allen anderen germanischen Sprachen nicht stattfand, ähneln viele Wörter der niederdeutschen Sprache den entsprechenden englischen, dänischen, schwedischen, norwegischen, isländischen und niederländischen Wörtern, z. B.:

Niederdeutsch Niederländisch Englisch Saterfriesisch Nordfriesisch Schwedisch Deutsch
Water water water woater weeder vatten Wasser
Vad(d)er vader father foar faader far Vater
Pann(e) pan pan ponne poon panna Pfanne
Solt zout salt soalt saalt salt Salz
Melk melk milk molk moolk mjölk Milch
Kopp kop cup kop kop kopp Kopf

In einigen westniederdeutschen Dialekten wird das g gleich wie im Niederländischen (nicht Flämischen) als stimmloses ch [x] gesprochen (für das stimmhafte ch [ɣ] wird ǧ geschrieben), im Westfälischen als stimmhaftes ch.

Niederdeutsche Konsonanten ↔ hochdeutsche Konsonanten

k → ch:

  • nd. nl. ik ↔ hdt. ich
  • nd. kaken, koken, nl. koken ↔ hdt. kochen
  • nd. nl. maken, engl. make ↔ hdt. machen

d → t:

  • nd. nl. dag, engl. day ↔ hdt. Tag

jedoch d → d: (wenn im Engl. th)

  • nd. dat, Doorn, nl. dat, doorn (engl. that, thorn) ↔ hdt. das, Dorn

t → s:

  • nd. nl. dat, wat, eten, engl. that, what, eat ↔ hdt. das, was, essen

t → z:

  • nd. Tied, Timmer, nl. tijd, mdartl. timmer, engl. tide, timber ↔ hdt. Zeit, Zimmer

t → tz:

  • nd. sitten, nl. zitten, engl. sit ↔ hdt. sitzen

p → f:

  • nd. slapen, slopen, nl. slapen, engl. sleep ↔ hdt. schlafen
  • nd. Schipp, nl. schip, engl. ship ↔ hdt. Schiff

p → pf:

  • nd. Peper, nl. peper, engl. pepper ↔ hdt. Pfeffer

v, w, f → b:

  • nd. Wief, Wiewer, nl. wijf, wijven, engl. wife, wives ↔ hdt. Weib, Weiber
  • nd. leev, leewer, nl. frühengl. lief ↔ hdt. lieb, lieber

Weitere Unterschiede zum Hochdeutschen

Es gibt weitere Unterschiede zwischen dem Hoch- und dem Niederdeutschen, die nicht aus der Zweiten Lautverschiebung resultieren. Diese treten nicht in allen plattdeutschen Dialekten auf. Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass im Westniederdeutschen die Aussprache mit s [s], im Osten (Gemeint ist eher der Osten des heutigen Polens und Litauens als das Mecklenburgisch-Vorpommersche) aber die Aussprache mit sch [ʃ] vorherrscht. Die Schreibweise ist im Niederdeutschen allerdings beiderseits der Elbe, anders als im Hochdeutschen bei jedem Wort, vornehmlich die mit bloßem s.

s → sch:

sl → schl:

  • westnd. slapen → hdt. schlafen

sm → schm:

  • westnd. smeren, Smeer → hdt. schmieren, Schmiere

sp → schp:

  • westnd. spitz, spiss → ostnd. hdt. spitz („schpitz“ ausgesprochen)

st → scht:

  • westnd. Steen → hdt. Stein („Schtein“ ausgesprochen)

sw → schw:

  • westnd. Swien → hdt. Schwein

Rechtschreibung

Das Niederdeutsche hat keine einheitliche oder verbindliche Rechtschreibung. Sprachwissenschaftler benutzen in der Regel eine phonetische Transkription, also eine Schreibung, die die Laute so genau wie möglich wiedergibt. Allerdings sind solche Texte für ein breites Publikum schwer zu lesen.

Die am häufigsten gebrauchte Rechtschreibung für niederdeutsche Texte ist die Rechtschreibregelung von Johannes Saß („Kleines plattdeutsches Wörterbuch. Nebst Regeln für die plattdeutsche Rechtschreibung“, Hamburg 1972). Sie lehnt sich an die hochdeutsche Rechtschreibung an und macht die Abweichungen besonders kenntlich. Allerdings ist diese Rechtschreibung weder verbindlich noch geographisch umfassend, und sie lässt auch eine gewisse Variabilität zu. Sie gilt primär für die nordniedersächsischen Dialekte, deren größerer Sprecherzahl im Vergleich zu anderen Dialekten auch das Vorherrschen „des Saß“ zu verdanken ist. Für das Westfälische mit seinen vielen Diphthongen ist sie weniger gut geeignet.[31]

Für die ostniederdeutschen Dialekte gibt es kein schriftliches Regelwerk, welches übliche Standards zusammenfasst. Jedoch gibt es eine erkennbare Konvention, welche im 19. Jahrhundert aufkam und die auch von der modernen mecklenburgisch-vorpommerschen Lexikographie verwendet wird. Sie unterscheidet sich von den Regeln Saß’ vor allem durch fehlende Vokalverdopplung, fehlenden Digraph ‹ie› für langes /i:/ sowie einige Sonderzeichen, welche für Laute stehen, die im niedersächsischen Raum teilweise nicht mehr auftreten.

Grammatik

Niederdeutsch ist keine standardisierte Sprache, sondern eine Regionalsprache mit zum Teil sehr unterschiedlichen Dialekten. Eine umfassende grammatische Beschreibung des Niederdeutschen ist daher schwierig. Die folgende Darstellung basiert teilweise auf einer Kurzgrammatik von Wolfgang Lindow und orientiert sich vermutlich weitgehend an den Verhältnissen im Nordniedersächsischen.[32] Zu beachten ist, dass, wie man auch heute noch bei norddeutschen Sprechern des Hochdeutschen hört, das G im Auslaut, also am Ende des Wortes und am Silbenende vor Konsonanten, als CH gesprochen wird. Dies ist immer mehr als Relikt aufzufassen, war jedoch ursprünglich lediglich Ergebnis der Auslautverhärtung. (ɣx)

Genera

Substantive haben (wie im Hochdeutschen) drei Geschlechter: maskulin (m.), feminin (f.) und neutrum (n.):

  • de Mann („der Mann“), Akkusativ: den Mann
  • de Fru („die Frau“), Akkusativ: de Fru
  • dat Kind („das Kind“), Akkusativ: dat Kind

Das Geschlecht der Substantive ist bei manchen Wörtern nicht eindeutig festgelegt, und es stimmt auch nicht unbedingt mit dem Geschlecht des entsprechenden hochdeutschen Wortes überein:

  • de/dat Band (Bindfaden): m. oder n.
  • de Disstel (Distel): m. oder f.
  • de/dat Schiet (Dreck, Schmutz): m., f. oder n.
  • dat Liw (Körper (Leib)): n.
  • dat Bein (das (Ge-)Bein; eng. bone): n.
  • de Bein (das Bein; eng. leg): m.

In der Flexion ist im Vergleich zum Hochdeutschen häufig eine Vereinfachung des Formeninventars festzustellen. Jedoch finden sich vom Mittelalter bis zur Moderne Beispiele für das Vorhandensein aller Fälle mit ähnlicher Verwendung von Präpositionen und Artikeln wie in der deutschen Grammatik.[33][34]

Dativ, Akkusativ bzw. Objektiv

Man spricht beim Niederdeutschen oft von einem Subjektfall (dem Nominativ) und einem Objektfall (dem Akkusativ). Der Dativ scheint mit dem Akkusativ zusammenzufallen und der Genitiv wird durch eine präpositionale Verbindung umschrieben (Beispiel: min Vadder sin Hus – „meines Vaters Haus“). Ein tatsächliches Fehlen des Dativs in der plattdeutschen Sprache kann aber bis heute nicht behauptet werden, da der Dativ Artikel ’n in Kontraktionen in fast allen Dialekten vorherrscht (s. u.).

Dabei tritt heute als ausgeschriebener Artikel für Dativ und Akkusativ nur den für männliche (und sächliche, s.u.) Substantive auf, der weibliche und sächliche bleiben unverändert. Im Gegensatz zum Deutschen wird der ursprüngliche mittelniederdeutsche Dativartikel den in vielen Dialekten kurz gesprochen und findet sich daher auch als dän oder denn geschrieben.[35] Deutliche Kennzeichnung erfährt der Dativ aber in Kontraktionen mit Präpositionen, wo noch das Dativ-M des ehemaligen Artikels deme auftritt, bzw. bei sächlichen Substantiven der alte Dativ-Artikel den. Tatsächlich entstand der Dativartikel „den“ über ein Lautgesetz des Mittelniederdeutschen. Dort trat mit der Zeit die Akopierung ein und die Es am Ende von Wörtern wurden nicht mehr mitgesprochen. Wörter, welche ein -me am Ende geführt hatten, wurden ohne E dann häufig mit -n statt mit -m gesprochen.[36]

Eine Trennung von Dativ und Akkusativ kann, über die Artikel hinaus, dann auch in der Aussprache festgestellt werden. Wie im Deutschen und Niederländischen werden D, B und W am Wortende als T, P und F gesprochen. Als Überbleibsel eines ursprünglichen Dativ-E zeigt sich dann eine fehlende Auslautverhärtung, welche durch einen Apostroph deutlich gemacht wird.[37]

Plattdeutsch Deutsch Anmerkung
dat Liw der Körper sprich Lief
in’n Liw' im Körper sprich Liew
Ik ga tau’n/taum Pird'. Ich gehe zum Pferde. siehe unten
Ik ga tau dat Pird. Ich gehe zu dem Pferd. Hier geschieht eine Auslautverhärtung, da es sich tatsächlich um den Akkusativ handelt, der steht, wo ein vergessener Dativ stehen sollte.
Ik ga tau einen Pird'. Ich gehe zu einem Pferde.
Ik köp ein Pird. Ich kaufe ein Pferd.
Ik ga tau(r) Fru. Ich gehe zur Frau. siehe unten
Ik ga tau de Fru. Ich gehe zu der Frau.
de Wulf – de Wülw' der Wolf – die Wölfe Singular, Plural
de Wülwen/Wülben – de Wülw' den Wölfen – die Wölfe Dativ, Akkusativ

Dabei ist unklar, ob Kontraktionen mit -r und -m dem Altsächsischen und Mittelniederdeutschen entspringen oder hochdeutschen Einflusses sind. Bereits das Altsächsische zeigte eine Vermischung von Akkusativ- und Dativformen, ohne dabei aber einen Einheitsfall aufzubauen. Im Mittelniederdeutschen setzte sich dieser Trend fort. Zudem ist eine Mischung und Verwechslung von N und M zu beobachten, wobei das Schrifttum mit fortschreitender Standardisierung auch vom regional Gesprochenen abwich und schriftlich grammatische Unterscheidungen gemacht wurden, die beim Sprechen nicht hörbar, aber bewusst waren. Weiterhin spricht für einen hochdeutschen Ursprung das Fehlen eines weiblichen Artikels „der“, wobei Ritter in seiner 1832 niedergeschriebenen Grammatik noch als weibliches Akkusativpronomen „de(re)“ verzeichnet. Ungeachtet dessen, welchen Ursprungs diese Formen sind, treten sie allerdings seit mindestens dem 14. Jahrhundert durchgehend in niederdeutschen Texten auf. Wenn diese Kontraktionen als fremd empfunden werden, werden sie durch die Verkürzung des Artikels (Ik ga tau’n Mann/tau Fru.), bzw. durch die Langform ersetzt.
Das in neuerer Zeit stumme Dativ-E jedoch ist zweifelsfrei niederdeutschen Ursprungs.[36] Ebenso, dass in Kontraktionen ein ’n als Dativindikator für de und dat steht.

Außerdem wird der Akkusativ bei der Verkürzung des Objektpronomens em, ursprünglich Dativpronomen, zu ’n, ursprünglich von en, deutlich.

  • Slaten hew ik em nich. – Geschlossen habe ich ihn nicht.
  • Ik will’n sluten. – Ich will ihn schließen

Genitiv

Der Genitiv wird wie in allen germanischen Sprachen mit angehängtem -(e)s und dem Artikel „des“ gebildet. Mit dem Rückgang des Niederdeutschen nach der Renaissance ist er nahezu ausgestorben. Nur in bestimmten Konstruktionen, vor allem in Tageszeitangaben, findet er sich noch.

  • Tügs maken – des Zeuges machen, als Beschreibung für Dummheiten; von Tüg, Zeug
  • eines Dages – eines Tages
  • ’s Morr'ns – des Morgens
  • ’s Nachts – des Nachts

Das Verkürzen des des ist dabei absolut üblich.

Heute wird der Genitiv zumeist durch eine Dativkonstruktion und das Possessivpronomen bzw. durch „von“ wie im Englischen und Französischen ersetzt.

  • Den Fischer sine Fru.
  • De Fru vun den Fischer.

In älterer Zeit fanden sich noch Doppelformen aus Konstruktion und Genitiv à la Des Fischer sin Fru.[38]

Ungenaue Mengenangaben

Eine dem Niederdeutschen eigene Bildung ist die ungenaue Mengenangabe, die mit dem unbestimmten Artikel Singular und einer Form der Nachsilbe -ere/-erne gebildet wird, wobei das darauffolgende Zahlwort durch den Artikel zum Substantiv wird.

  • ein Jårer’ Söss – an die sechs Jahre (dat Jår, das Jahr)
  • ’n Mannere Fif – um die fünf Männer (de Mann)
  • ’n Litere Tein – ca. zehn Liter
  • ein Dalerne Acht – etwa acht Taler (de Daler)

Plural

Den Plural bilden die Substantive auf unterschiedliche Weise:

Muster Singular Plural Deutsch
Umlautung des Stammvokals dat Hus de Hüs das Haus, die Häuser
Verlängerung des Stammvokals* de Dagg de Dag(/e/n) der Tag, die Tage
Endung -(e)n de Disch de Dischen der Tisch, die Tische
Endung -er dat Kleed de Kleeder das Kleid, die Kleider
Endung -er mit Umlaut dat Book de Bööker das Buch, die Bücher
Endung -s de Arm de Arms der Arm, die Arme
Endung -e dat Sark de Sarke der Sarg, die Särge
unregelmäßig de Mann de Mannslüd (traditionell auch de Manns) die Männer

(*) Überrest früherer Mehrsilbigkeit

Viele der Beispiele entstanden erst in späterer Zeit und entsprechen nicht dem Stand des Mittelniederdeutschen. So führt hüs eigentlich ein stummes E. (mnd. hüse), ebenso die Pluralendung -er(e). Ebenfalls fanden Wechsel der Klassen statt. „Kleid“ etwa existierte lange Zeit parallel in den Formen klede und kledere, wobei letzteres zuerst seltener war und später ob der Ähnlichkeit zum Hochdeutschen siegte. Auch die Pluralendung -s gewann erst in späterer Zeit an Boden, als Singular- und Pluralformen durch die Apokope des pluralen -e ununterscheidbar wurden (ebenso in -er(e)/-er(e)s).

Pronomen

Auch bei den Pronomen gibt es in der Regel nur einen Subjektfall (den Nominativ) und einen Objektfall (den Akkusativ).

  • Die Personalpronomen („ich, du, er, sie, es“ etc.) ähneln zum Teil dem Hochdeutschen, allerdings hat die dritte Person Singular maskulin eine andere Wurzel (he statt er). Die in Teilen Südwestfalens gebräuchlichen Pronomen (j)it bzw. ink (2. Pers. Pl. Nom. bzw. Akk.)[39] leiten sich aus den altsächsischen Dualformen „git“ (ihr beide) und „ink“ (euch beiden) ab.[40]
Numerus Person Genus Nominativ Akkusativ Akkusativ (Ostfriesland) Akkusativ (Ostfalen)
Singular 1.   ik mi mi mik
2.   du di di dik
3. Maskulinum he(i) em/sik hum ö(h)ne
Femininum se(i) ehr/sik höhr/höör se(i)
Neutrum dat/et dat/sik et
Plural 1.   wi u(n)s uns üsch
2.   ji, (j)it (südwestf.)[41] ju, juch,[42][43] (verschriftlicht auch als jug),[44][45] ji, ink (südwestf.)[46] jo jehre
3.   se jem/jüm/ehr/se(i) höhr sik
  • Die Possessivpronomen („mein, dein, sein, ihr“ etc.) unterscheiden Singular und Plural, abhängig davon, ob das Besessene in der Einzahl oder Mehrzahl vorhanden ist. Dies ist auch im Hochdeutschen so („mein, meine“). Bei den Akkusativformen mit einfachem Besitz stehen die Formen mit der Endung -en für das männliche Geschlecht, die Formen ohne -en für das weibliche bzw. das sächliche Geschlecht.
Numerus Person Genus Nominativ (Besitz einfach) Akkusativ (Besitz einfach) Nominativ (Besitz mehrfach) Akkusativ (Besitz mehrfach)
Singular 1.   mien mien(en) mien mien
2.   dien dien(en) dien dien
3. Maskulinum sien sien(en) sien sien
Femininum ehr ehr(en) ehr ehr
Plural 1.   u(n)s u(n)s(en) u(n)s u(n)s
2.   ju(un), jug(e/n)[44] ju(un), jug(e/n) juun juun
3.   (jem-)ehr (jem-)ehr(en) (jem-)ehr (jem-)ehr
  • Bei den Demonstrativpronomen („dieser, diese, dieses“ etc.) unterscheiden sich maskuline und feminine Formen im Nominativ Singular kaum. Der Plural ist für alle Geschlechter gleich.
Numerus Genus Nominativ Akkusativ
Singular Maskulinum de/disse den/dissen
Femininum de/(düsse) de/(düssen)
Neutrum dat/dit dat/dit
Plural   de/disse (düsse) de/disse (düsse)

Adjektiv

Adjektive, Artikel und Pronomina die sich auf ein Substantiv beziehen, richten sich in ihrer Form nach dem Geschlecht des Substantivs. Dies bezeichnet man auch als Kongruenz.
Die Flexion der Adjektive ist im niederdeutschen Sprachgebiet nicht einheitlich. Es treten unterschiedliche Formen auf, die auch nicht eindeutig regional gegliedert werden können. Bei allen drei Geschlechtern kann das Adjektiv ohne Endung gebraucht werden (de lütt Mann, de lütt Fru, dat lütt Kind). Den Gebrauch mit Endungen kann man den folgenden Beispielen entnehmen:

Genus Nominativ Objektiv
Männlich bestimmt de starke Mann den starken Mann
unbestimmt en starken Mann enen starken Mann
Weiblich bestimmt de smucke Deern de smucke Deern
unbestimmt en(e) smucke Deern en(e) smucke Deern
Sächlich bestimmt dat wide Land dat wide Land
unbestimmt en wid(es)/wid(et) Land en wid(es)/wid(et) Land

Die Steigerung der Adjektive erfolgt durch die Endungen -er und -st(e). Der Superlativ mit „am“ („am besten“) wurde früher ausgedrückt mit up’t („up’t best“), heute vielfach auch mit an’n.

Zahlwort

  • 1: een/ein
  • 2: twee/twei
  • 3: dree/drei
  • 4: veer
  • 5: fief
  • 6: söss/sess/soss
  • 7: söben/söven
  • 8: acht
  • 9: negen
  • 10: teihn
  • 11: ölben/ölven/olben
  • 12: twölf/twolf/twalm
  • 13: dörteihn/darteihn
  • 14: veerteihn
  • 15: föffteihn/foffteihn
  • 16: sössteihn/sossteihn/sessteihn
  • 17: söbenteihn
  • 18: achteihn
  • 19: negenteihn/nee'ntein
  • 20: twintig/twinnich
  • 30: dörtig/dartig
  • 40: veertig
  • 50: föfftig/fieftig
  • 60: sösstig/sosstig/sesstig
  • 70: söbentig/söventig
  • 80: achtig/tachentig
  • 90: negentig
  • 100: hunnert/hünnert
  • 1000: dusend
  • 1.: de eerst(e)
  • 2.: de tweet(e)
  • 3.: de drütt(e), de darde
  • 4.: de veert(e)
  • 5.: de föfft(e), de fiefte
Klock op Platt
Uhrschlag auf Plattdeutsch in Ostenfeld bei Husum

Verb

Konjugation
Das plattdeutsche Verb kennt die zwei Tempora des Präsens und des Präteritums sowie die Modi des Indikativs und des Imperativs.

Alle plattdeutschen Dialekte haben eine Einheitsendung für die Plural-Personen. Diese lautet westlich der Elbe -t und östlich der Elbe -(e)n.

Es existiert nur ein Partizip, das Partizip Perfekt (auch als „Partizip II“ bezeichnet).

Für das Partizip Präsens (oder „Partizip I“) verwendet man eine Verlaufsform, wie sie auch im Niederländischen und umgangssprachlich im Deutschen vorkommt (Rheinische Verlaufsform).

Plattdeutsch: Ik bün an’t maken.
Niederländisch: Ik ben aan het maken.
Umgangssprachliches Deutsch: Ich bin am machen.
Standardhochdeutsch: Ich mache.
Deutsch mit Partizip I: Ich bin machend.
Englisch: I’m making.

Vergangenheit
Das Perfekt und Plusquamperfekt wird – ähnlich wie im Deutschen – mit dem Hilfsverb hebben gebildet.

Futur
Das Futur wird zum Teil – anders als im Deutschen und ähnlich wie im Schwedischen und Englischen – mit dem Hilfsverb sölen/schölen/zullen/sallen/schælen …(verwandt, aber nicht bedeutungsidentisch mit dem Deutschen „sollen“) gebildet.

Ik schall na School gahn kann sowohl „Ich werde zur Schule gehen“ als auch „Ich soll zur Schule gehen“ bedeuten. Tatsächlich bevorzugt das Niederdeutsche aber – wie auch das gesprochene Hochdeutsche, reines Präsens zur Bezeichnung des Futurs („Ik gah mörgen na School to.“)

Zum Teil wird das Futur wie im Hochdeutschen mit dem Verb waarn (= „werden“) gebildet: Ik waar morgen to School gahn („Ich werde morgen zur Schule gehen“). Beide Möglichkeiten sind gleichwertig verwendbar.
In historischen Texten, wie etwa der niederdeutschen Übersetzung des Narrenschiffs, findet sich auch, wie im Englischen und Norwegischen, das Futur mit vil.

Vorsilbe ge-

Das Präfix ge- für die Charakterisierung des Partizips Perfekt und davon abgeleiteter Substantive ist – ähnlich wie in der hochdeutschen Sprachentwicklung – zunächst in die Schriftsprache (mittelniederdeutsch) integriert worden, im nordniedersächsischen und ostniederdeutschen Raum (Nordniedersächsisch und Mecklenburgisch-Vorpommersch) jedoch nicht vollständig. Dort ist dieses Sprachmerkmal in der gesprochenen und später auch der geschriebenen Sprache nicht mehr aufzufinden. Dementsprechend findet man dieses Präfix im Niederländischen und Preußischen sowie (reduziert auf e-) im Ostfälischen, aber nicht im Ostfriesischen, Nordniedersächsischen und Mecklenburgischen.

  • nnds. kööpt, ostf. ekofft (vgl. dän. købt, ndl. gekocht, dt. gekauft)
  • nnds. slapen, ostf. eslapen (vgl. engl. slept, ndl. geslapen, dt. geschlafen)

Die Ursache dieses Unterschiedes ist nicht eindeutig geklärt. Es ist unsicher, wie das Partizip in der altsächsischen Sprache gebildet wurde. So weist der Heliand im Vaterunser die Zeile auf: geuuîhid sî thîn namo uuordo gehuuilico, auf Niederdeutsch heißt es: hilligt warrn schall dien Naam. Vergleiche mit der nahe verwandten angelsächsischen Sprache legen ebenfalls nahe, dass das Partizip möglicherweise mit Präfix gebildet wurde. Alte schriftliche Quellen aus der karolingischen Zeit zeigen beide Formen, da sie jedoch von fränkischen Mönchen geschrieben wurden, sind sie diesbezüglich nicht besonders zuverlässig. Mittelniederdeutsche Quellen aus dem 14. und 15. Jahrhundert zeigen beide Formen.

Die regionale Verbreitung liefert eher Hinweise zur Genese dieses Phänomens: Die grammatische Form des Partizips ohne Präfix ist typisch für das gesamte Nordniederdeusche, also die Dialekte von Emsland und Ostfriesland über Oldenburg, Raum Bremen/Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg bis Vorpommern. Dagegen wird im ostfälischen Raum sowie in den im Hoch- und Spätmittelalter kolonisierten Gebieten im östlichen Westpreußen wie in Ostpreußen das Partizip mit dem Präfix e- bzw. ge- gebildet. Dieser Umstand lässt einen Einfluss über die Seefahrt und die intensiven Beziehungen zu England und Skandinavien zur Hansezeit und später vermuten.

Generell ist zu beobachten, dass es im nördlichen Sprachraum eine über das Partizip hinausgehende Abneigung gegen das Präfix ge- gibt. So wird bereits in älteren Quellen ein Geschlechterbuch Slechtbook genannt. Mit dem hochdeutschen Verb „gehören“ korrespondiert das niederdeutsche hören/heurn und – präziser – tohören/toheurn. He heurt de vun de Geest to = „Er gehört zu denen von der Geest“.

Syntax

Der Satzbau des Niederdeutschen ist großteils gleich dem des Bundesdeutschen, auch, weil dieser die ursprüngliche Syntax mehr und mehr verdrängt(e). Doch kann man auch heute nicht von einer Identität sprechen.

Zum Beispiel sind Sätze wie: Ik mag dat nich, gan rut bi Ręgen (hochdt. wörtlich: „Ich mag es nicht, gehen hinaus bei Regen“) normal, da die Wörter z. T. andere Fälle und Formen regieren als die deutschen. In diesem Fall gilt das etwa für das Wort mægen, welches einen Infinitiv ohne to (zu) erfordert.[47]

Semantik: Einfluss auf das Hochdeutsche

Das Niederdeutsche nimmt gegenüber dem Hochdeutschen die Stellung einer Substratsprache ein. In Norddeutschland sind unzählige niederdeutsche Begriffe im allgemeinen Sprachgebrauch zu finden, manche werden sogar in der hochdeutschen Standardsprache verwendet.

  • aus der Fachsprache der Seefahrt stammen unter anderem:
    • Achterdeck (von achter, niederdeutsch für „hinter“)
    • Bug
    • Heck
    • Kiel
    • Lotse
    • Planke
    • Rah(e)
    • Reling
    • Steven
    • ein-, ausscheren (ursprünglich von Schiffen) bzw. einscheren (von einem Tau)
    • schlingern
    • wriggen (mittels eines Ruders kreisende Bewegungen zum Vorwärtsbewegen des Bootes vollführen)
  • in die deutsche Standardsprache eingegangen sind unter anderem:
    • Bernstein
    • Fliese (Kachel)
    • Laken (Leintuch)
    • Lappen (Lumpen)
    • Mettwurst (niederdeutsch Mett = Fleisch, speziell gehacktes Schweinefleisch)
    • Möwe
    • Spuk (Geistererscheinung)
    • Ufer (anstelle von hochdeutsch Gestade)
    • Hafen (anstelle von hochdeutsch Lände)
    • Ware (anstelle von hochdeutsch Kaufmannsgut)
    • knabbern
    • kneifen (jüngere verhochdeutschte Form des niederdeutschen kniepen)
    • schmuggeln
    • verrotten (verfaulen)
    • wringen (ringen)
    • binnen (innerhalb; vgl. binnen … Minuten; Binnenschifffahrt)
    • echt (ursprünglich niederdeutsch für „gesetzmäßig“)
    • sacht (sanft)
  • beschränkt auf die norddeutsche Umgangssprache sind unter anderem:
    • Dustern (Dunkelheit)
    • Puschen (Hausschuhe)
    • Schmacht (Entzugserscheinungen bei Rauchern, von smacht, niederdeutsch für „Hunger“)
    • schnacken (reden, bereden)
    • dröge (trocken)
    • Trecker (Traktor)
    • luschern (schauen, gucken)
    • sutsche (sachte, locker, entspannt)
    • Feudel (Wischlappen für den Boden, hiervon abgeleitet: feudeln)
    • duun (betrunken, berauscht)
  • in die allgemeine Umgangssprache eingegangen sind unter anderem:
    • hapern (fehlen, nicht vorangehen)
    • schlabbern (geräuschvoll auflecken; [sich] schlenkernd bewegen)
    • pinkeln, pissen (urinieren)
    • schrubben (fegen, kräftig reibend reinigen)
    • klamm (klamme Finger, nasskalt)

Pragmatik: Aspekte der Verwendung

Einstellungen zum Niederdeutschen

Das Niederdeutsche hat den Ruf, eine gemütlich-heimelige Sprache zu sein. Dieter Stellmacher verweist auf das Beispiel eines Bremer Bundestagsabgeordneten, der zwar nicht fließend Niederdeutsch spricht, aber in Reden und Gesprächen gern niederdeutsche Sätze und Redewendungen einfließen lässt. Damit wolle der Abgeordnete (nach eigener Aussage) eine bessere Stimmung und eine nähere Verbindung zu seinen Zuhörern und Gesprächspartnern herstellen.

Vereinzelt ist auch in den Landtagen der norddeutschen Bundesländer niederdeutsch gesprochen worden, besonders bei Themen, die die niederdeutsche Sprache betreffen. Dies führte dann zu einer heiteren und versöhnlichen Stimmung unter den Parlamentariern. Allerdings zeigt dies auch, dass das Niederdeutsche gerne für weniger wichtige Themen verwendet wird.

Auch in der niederdeutschen Literatur und Theaterkunst[48] erwartet das Publikum eher heitere und leichte Themen, obwohl es auch „ernste“ Literatur und Problemstücke auf Niederdeutsch gibt. Wo die niederdeutsche Literatur und Dramatik nicht nur oberflächlich unterhaltend ist, sondern „seriöser“ sein möchte, wird sie eher unwillig zur Kenntnis genommen. Dies kann damit begründet werden, dass das Niederdeutsche in seiner Anwendung lange Zeit auf private Themen, auf nicht-öffentliche Bereiche und auf die Lebenswelt der „kleinen Leute“ beschränkt war.[49]

Verwendung in der EDV

Einige Software wurde nach der Jahrtausendwende ins Plattdeutsche übersetzt. Jedoch beschränken sich die Übersetzungen dabei auf das Nordniedersächsische. Die Desktop-Oberfläche KDE für Unixsysteme, für das Betriebssystem Linux und Derivate gibt es seit einiger Zeit auch mit Sprachpaketen in niederdeutscher Sprache. Die Übersetzungen der Desktop-Oberfläche Gnome für Linux in die niederdeutsche Sprache haben im August 2009 begonnen. Damit einher gehen aktuelle Übersetzungen systemeigener Dialoge der Betriebssysteme Ubuntu und Fedora. Besonders Ubuntu Linux mit dem GNOME Desktop ist bereits gut in Plattdeutsch unterstützt.[50][51] Auch ein Brennprogramm, und zwar „Brann-Stuuv 7“, ist in niederdeutscher Sprache erhältlich.[52]

Bedeutende niederdeutsche Dichter, Schriftsteller und Liedtexter

Siehe auch

Literatur

  • Gerhard Cordes, Dieter Möhn (Hrsg.): Handbuch zur niederdeutschen Sprach- und Literaturwissenschaft. = NSL. Erich Schmidt Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-503-01645-7.
  • William Foerste: Geschichte der niederdeutschen Mundarten. In: Wolfgang Stammler (Hrsg.): Deutsche Philologie im Aufriss. 1. Band. 2. Auflage, Erich Schmidt Verlag, Berlin 1957, Sp. 1730–1898.
  • Hans Joachim Gernentz: Niederdeutsch – gestern und heute. Beiträge zur Sprachsituation in den Nordbezirken der Deutschen Demokratischen Republik in Geschichte und Gegenwart. 2. Auflage, Hinstorff, Rostock 1980 (Hinstorff-Bökerie. Niederdeutsche Literatur 11, ZDB-ID 1166820-9).
  • Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch. Band 1: Sprache. 2. Auflage, Wachholtz Verlag, Neumünster 1983, ISBN 3-529-04510-1.
  • Wolfgang Lindow u. a.: Niederdeutsche Grammatik. Verlag Schuster, Leer 1998, ISBN 3-7963-0332-3 (Schriften des Instituts für Niederdeutsche Sprache. Reihe Dokumentation 20).
  • Hubertus Menke: Een’ Spraak is man bloots een Dialekt, de sik to Wehr setten kann. Nachlese zur Diskussion um die Europäische Sprachenschutzcharta. In: Ursula Föllner (Hrsg.): Niederdeutsch. Sprache und Literatur der Region. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2001, ISBN 3-631-37194-2, S. 9–33 (Literatur – Sprache – Region 5).
  • Hubertus Menke: Niederdeutsch: Eigenständige Sprache oder Varietät einer Sprache? In: Nina Hartel, Barbara Meurer, Eva Schmitsdorf (Hrsg.): Lingua Germanica. Studien zur deutschen Philologie. Jochen Splett zum 60. Geburtstag. Waxmann, Münster u. a. 1998, ISBN 3-89325-632-6, S. 171–184.
  • Friedrich Ernst Peters: Formelhaftigkeit, ein Wesenszug des Plattdeutschen. Westphal, Wolfshagen-Scharbeutz 1939.[53]
  • Friedrich Ernst Peters: Anmerkungen zur Frage des Plattdeutschen. In: F. E. Peters: Heine Steenhagen wöll ju dat wiesen! Die Geschichte eines Ehrgeizigen. Husum-Verlag, Husum 2012; Online: Potsdam, Universitätsverlag Potsdam, 2012[54]
  • Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch. Sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6 (Sammlung Vandenhoeck).
  • Johannes Sass: Der neue Sass – Plattdeutsches Wörterbuch – Plattdeutsch – Hochdeutsch, Hochdeutsch – Plattdeutsch. 6. Auflage, Wachholtz Verlag, Neumünster 2011, ISBN 978-3-529-03000-0.
  • Claus Schuppenhauer: Plattdeutsche Klassiker 1850–1950. Wege zur niederdeutschen Literatur. Verlag Schuster, Leer 1982, ISBN 3-7963-0209-2 (Schriften des Instituts für Niederdeutsche Sprache. Reihe Dokumentation 7).
  • Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. 2. Auflage, Weidler, Berlin 2000, ISBN 3-89693-326-4 (Germanistische Lehrbuchsammlung 26).
  • Heinrich Thies: Plattdeutsche Grammatik. Formen und Funktionen. A–Z. 2. Auflage, Wachholtz Verlag, Neumünster 2011, ISBN 978-3-529-03200-4 (Kiek mal rin – zum Nachschlagen).

Weblinks

Wiktionary: Plattdeutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: niederdeutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikisource: Niederdeutsche Wörterbücher – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. In Nordschleswig das Nordschleswiger Platt
  2. Unterschiedliche Rechtsauffassungen, ob Niederdeutsch in Deutschland insgesamt Amtssprache ist – siehe dazu: Amtssprache (Deutschland); zumindest aber in Schleswig-Holstein
  3. Georg Cornelissen: Meine Oma spricht noch Platt. Verlag Greven, Köln 2008, ISBN 978-3-7743-0147-8, S. 25–27
  4. Kloock, Viechelmann: Uns plattdüütsch Spraakbook op hoochdüütsch un nedderdüütsch. Verlag Buske, Hamburg 1996
  5. Plattdütsch Leiderbauk för Schaul un Hus. Rutgeb’n von’n Plattdütschen Lands-Verband Meckelborg. H. Burmeister, Rostock
  6. Elke Brückmann: Ostfriesisches Wörterbuch Plattdeutsch/Hochdeutsch. Ostfreesk Woordenbook Plattdütsk/Hoogdütsk. Leer 1992
  7. Vgl. die Briefe von Hildebrand Veckinchusen
  8. Isaias McCaffery: Wi leahre Plautdietsch: A Beginner’s Guide to Mennonite Low German. Mennonite Heritage Museum, Goessel. 2008
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 24–27.
  10. „Zonder voorbehoud, beperking of uitzondering.“ In: Woordenboek der Nederlandsche Taal s. v. plat III B II 3
  11. Boris Paraschkewow: Wörter und Namen gleicher Herkunft und Struktur. Lexikon etymologischer Dubletten im Deutschen: Lexikon Etymologischer Dubletten Im Deutschen. S. 269
  12. Siehe Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA)
  13. Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. 2. Auflage. Weidler, Berlin 2000, ISBN 3-89693-326-4, S. 11.
  14. Jan Goossens: Niederdeutsche Sprache: Versuch einer Definition. In: Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch: Sprache und Literatur. Karl Wachholtz, 2. Auflage, Neumünster 1983, S. 27; Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 32 f.; Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. 2. Auflage, Weidler, Berlin 2000, ISBN 3-89693-326-4, S. 92.
  15. Hubertus Menke: Een’ Spraak is man bloots een Dialekt, de sik to Wehr setten kann. Nachlese zur Diskussion um die Europäische Sprachenschutzcharta. In: Ursula Föllner (Hrsg.): Niederdeutsch. Sprache und Literatur der Region. Frankfurt am Main u. a. 2001, S. 27 f.; Hubertus Menke: Niederdeutsch: Eigenständige Sprache oder Varietät einer Sprache? In: Nina Hartel, Barbara Meurer, Eva Schmitsdorf (Hrsg.): Lingua Germanica. Studien zur deutschen Philologie. Jochen Splett zum 60. Geburtstag. Berlin u. a. 1998, S. 183.
  16. Heinz Kloss: Abstandsprachen und Ausbausprachen. In: Joachim Göschel u. a. (Hrsg.): Zur Theorie des Dialekts. Wiesbaden 1976 (ZDL Beih. N. F. Nr. 16), S. 303, 305 sowie Heinz Kloss: Die Entwicklung neuer germanischer Kultursprachen seit 1800. 2. Auflage, Düsseldorf 1978 (Sprache der Gegenwart 37), S. 67–70, 181–198.
  17. Ulrich Ammon: Was ist ein deutscher Dialekt? In: Klaus Mattheier, Peter Wiesinger (Hrsg.): Dialektologie des Deutschen. Forschungsstand und Entwicklungstendenzen. (Germanistische Linguistik 147). Niemeyer, Tübingen 1994, S. 369–384, S. 376 f.
  18. BGHZ 153, 1 – Läägeünnerloage. Abgerufen am 17. Februar 2012.
  19. Umsetzung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen in Schleswig-Holstein – Sprachenchartabericht 2007. (PDF; 693 kB) Drucksache 16/1400. Schleswig-Holsteinischer Landtag – 16. Wahlperiode, März 2007, abgerufen am 17. Februar 2012. S. 62, Fussnote 16.
  20. Z. B. 5,5 Millionen nach staff.uni-oldenburg.de
  21. 27 % der Bevölkerung Schleswig-Holsteins, 23 % der Mecklenburg-Vorpommerns, 14 % der Niedersachsens, zehn Prozent der Nordrhein-Westfalens und je fünf Prozent der Brandenburgs und Sachsen-Anhalts, zusammen etwa vier Millionen – noch nicht inbegriffen sind Hamburg und Bremen sowie die rund 200.000 Sprecher des Plautdietschen, die überwiegend außerhalb der Erhebungsgebiete wohnen; Zahlen gemäß Vorlesung „Niederdeutsch in Geschichte und Gegenwart“ – Niederdeutsch heute: Eine Bestandsaufnahme (PDF; 1,9 MB) unter Berufung auf Frerk Möller: Plattdeutsch im 21. Jahrhundert. Bestandsaufnahme und Perspektiven. Leer 2008, S. 22 f.
  22. Jens Glüsing: Pommern im Urwald. Global Village: Wie ein deutscher Dialekt in Brasilien überlebte. In: Der Spiegel vom 25. September 2013, S. 92.
  23. Henk Bloemhoff: Taaltelling Nedersaksisch. Een enquête naar het gebruik en de beheersing van het Nedersaksisch in Nederland. Nedersaksisch Instituut van de Rijksuniversiteit te Groningen. Groningen 2005
  24. Johannes Bugenhagen: Biblia: dat ys de gantze Hillige Schrifft, Düdesch: Vpt nye thogerichtet, vnde mit vlite corrigert. Hans Lufft, Wittenberg 1541.
  25. Bernd Robben: Der Schwund der plattdeutschen Sprache in der Region Emsland/Grafschaft Bentheim – Zwei Untersuchungen von 1990 und 2011. In: Emsländische Geschichte. 19. Hrsg. von der Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte, Haselünne 2011. ISBN 978-3-9814041-3-5, S. 101–138.
  26. Jan Goossens: Niederdeutsche Sprache: Versuch einer Definition. In: Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch: Sprache und Literatur. Karl Wachholtz, Neumünster 1973, S. 9–27, 20 f.
  27. Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 74–75.
  28. Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. 2. Auflage. Weidler, Berlin 2000, ISBN 3-89693-326-4, S. 108.
  29. Das Schleswigsch wird allerdings entgegen der Zeichnung auch im Sprachgebiet der Nordfriesischen Sprache und mit dem Nordschleswiger Platt in Nordschleswig (Dänemark) gesprochen und reicht zudem bis nach Kiel
  30. Vgl. etwa grundsätzlich Ingrid Schröder: Niederdeutsch in der Gegenwart. Sprachgebiet – Grammatisches – Binnendifferenzierung. In: Dieter Stellmacher (Hrsg.): Niederdeutsche Sprache und Literatur der Gegenwart. Hildesheim/Zürich/New York 2004 (Germanistische Linguistik 175–176), S. 35–97 sowie Peter Wiesinger: Die Einteilung der deutschen Dialekte. In: Werner Besch, Ulrich Knoop, Wolfgang Putschke, Herbert Ernst Wiegand (Hrsg.): Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung. 2. Hbd., Berlin/New York 1983, S. 807–900 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 1.2), bes. S. 828 f.; ferner ganz allgemein Wolfgang Lindow u. a.: Niederdeutsche Grammatik. Leer 1998 (Schriften des Instituts für Niederdeutsche Sprache. Reihe Dokumentation Nr. 20), S. 18. Konkrete Darstellungen des Lautsystems, die auf eine Nord-Süd-Gliederung hinauslaufen, etwa Baldur Panzer, Wolf Thümmel: Die Einteilung der niederdeutschen Mundarten auf Grund der strukturellen Entwicklung des Vokalismus. München 1971 (Linguistische Reihe 7), zusammenfassend S. 165 ff. sowie Peter Wiesinger: Phonologische Vokalsysteme deutscher Dialekte. Ein synchronischer und diachronischer Überblick. In: Dialektologie (wie oben), S. 1042–1076, bes. S. 1062 ff. Für das Mittelniederdeutsche vgl. sodann Agathe Lasch: Mittelniederdeutsche Grammatik. Halle a. S. 1914 (Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte IX), 2. Auflage, Tübingen 1974, S. 12 ff., wo ebenfalls die Nord-Süd-Gliederung in den Vordergrund tritt.
  31. Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 185–187.
  32. Wolfgang Lindow: Plattdeutsches Wörterbuch. Schuster, Leer 1984, ISBN 3-7963-0215-7, S. 253–257. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „lindow_253_257“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  33. Demeudige Bidde Des Garlefeschen Beers An den Försten van Brönsewiek un Lüneborg – Uth dem Latienschen Taur Lust in de platdüsche sprake versettet. Gardelegen 1651
  34. Ernst Moritz Arndt: Dom büst du då. In: Mährchen und Jugenderinnerungen. Zweiter Theil. Verlag G. Reimer, Berlin 1843
  35. Manfred Brümmer: De Mallbüdel. Tennemann, 2009
  36. 36,0 36,1 Agathe Lasch: Mittelniederdeutsche Grammatik. Verlag Max Niemeyer, Halle an der Saale 1914.
  37. J. Ritter: Grammatik der mecklenburgisch-plattdeutschen Mundart. Stillersche Hofbuchhandlung, 1832.
  38. Agathe Lasch: Mittelniederdeutsche Grammatik. Verlag Max Niemeyer, Halle an der Saale 1914, § 401
  39. Vgl. Kartenmaterial auf regionalsprache.de
  40. Friedrich Holthausen: Altsächsisches Wörterbuch. In: Niederdeutsche Studien, Band 1. 1967, koeblergerhard.de
  41. Vgl. Kartenmaterial auf regionalsprache.de
  42. Bei Ulrich Jahn: Dei Fischer un syne Fruu. In: Volksmärchen aus Pommern und Rügen l, Norden/Leipzig 1891, auf Wikisource
  43. Bei Wolfgang Rieck: Stephan Jantzen, 17. Dezember 1873, „Jungs hollt juch fast“
  44. 44,0 44,1 Mecklenburgisches Wörterbuch, Bd. 3, Neumünster 1961, Sp. 1106, so bei Fritz Reuter, Beispiele auf Wikisource: Ut de Franzosentid, Eine alte Kinderfrau, Ik weit einen Eikbom
  45. Vergleiche auch Google-Suche ju, Google-Suche juch, Google-Suche jug
  46. Vgl. Kartenmaterial auf regionalsprache.de
  47. Wiggers: Grammatik der plattdeutschen Sprache. § 52,2
  48. Siehe etwa Ohnsorg-Theater, Hamburg, Niederdeutsches Theater Braunschweig
  49. Dieter Stellmacher: Niederdeutsch: Formen und Forschungen. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1981, ISBN 3-484-10415-5, S. 22–25, 132 f.
  50. https://fedoraproject.org/wiki/L10N/Teams/LowGerman
  51. pro-linux.de
  52. computerbild.de
  53. Volltext
  54. Volltext
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