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Modalität (Sprachwissenschaft)

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zur Bedeutung des Begriffs Modalität in anderen Wissensgebieten siehe Modalität (Begriffsklärung)

Modalität bezeichnet in der Sprachwissenschaft in einem engeren Sinn den sprachlichen Ausdruck einer Bedeutungskategorie, die auch in der Philosophie und der Logik unter dem Stichwort Modalität behandelt wird. Modale Aussagen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich nicht (allein) auf einzelne Fakten der wirklichen Welt beziehen, sondern in ihrer Aussage alternative Möglichkeiten („mögliche Welten“) einbeziehen. Sie bezeichnen dann eine Quantifikation über solche Alternativen: Eine Aussage über eine Möglichkeit (wenn beispielsweise der Kriminalkommissar sagt: „Der Gärtner könnte der Mörder sein“) entspricht einer Existenzaussage (= „Es gibt ein mögliches Szenario, in dem der Gärtner der Mörder ist“); eine Aussage über eine Notwendigkeit („Der Gärtner muss der Mörder sein“) entspricht einer All-Aussage (= „Nach dem gegenwärtigen Stand der Erkenntnis, ist es in allen denkbaren Szenarien so, dass der Gärtner der Mörder ist“ — eine sogenannte epistemische Notwendigkeit).

Wichtige (aber nicht die einzigen) sprachlichen Träger solcher Aussagen sind demnach Modalverben. Eine einflussreiche Theorie zur Darstellung von Modalität (also z. B. der Bedeutung von Modalverben) ist die Mögliche Welten-Semantik.

Neben diesem engeren Bereich der Modalität wird der Begriff von Sprachwissenschaftlern oft auch auf weitere Bedeutungskategorien ausgedehnt, die beschreiben, wie ein Sprecher sich zur Gültigkeit seiner Aussage positioniert, und berührt somit dann auch Gebiete wie die Pragmatik sowie die grammatische Kategorie des Modus.

Der Begriff Modalität

Die Eigenschaften der Modalität werden in der linguistischen Forschung bzw. Literatur nicht einheitlich betrachtet.[1] In der wissenschaftlichen linguistischen Diskussion wird die „Modalität“ entweder als eine rein semantische Kategorie aufgefasst, so etwa Hennig Brinkmann (1971)[2], Paul Gévaudan (2010)[3] als eine funktional-semantische Kategorie erfasst, so Rüdiger Deth (1986)[4] oder aber als eine semantisch-pragmatische Kategorie angesehen, wie dies beispielsweise Norbert Fries (2006)[5] definiert.

Es ist hervorzuheben, dass der Begriff der „Modalität“ nicht mit dem Modus oder dem Modalsystem gleichzusetzen ist. Während Modi, wie die irrealen Modi Konjunktiv, Optativ, Nezessitativ usw. oder reale Modi wie der Indikativ, Energikus usw., jeweils Inhaltskategorien sind, die an bestimmte Flexionsformen gebunden werden, steht die Modalität für eine rein semantische Kategorie, die weder an bestimmte Formen gebunden noch auf bestimmte Einzelsprachen beschränkt ist.

Drei Definitionen zum Begriff der „Modalität“:

„Modalität ist die semantisch-pragmatische Kategorie, welche es auf systematische Weise erlaubt, die Standardeigenschaft von Propositionen, sich auf Sachverhalte in der aktuellen und wirklichen Welt zu beziehen, auf Sachverhalte in anderen Welten zu erweitern, die mit „unserer“ nicht identisch sind.“

Volkmar Engerer: Wahrheit und Modalität. Tidsskrift for Sprogforskning, Årgang 3, Nr. 2 (2005), S. 51

„Modalität ist eine den Modus einschließende übergreifende monosyntaktische[6] und semantisch-pragmatische (kommunikative) Kategorie, die das Verhältnis des Sprechers zur Aussage und das der Aussage zur Realität bzw. zur Realisierung eines Gegebenen zum Ausdruck bringt und grammatisch und / oder lexikalisch, intonational, rhetorisch usw. realisiert werden kann.“

Theodor Lewandowski: Linguistisches Wörterbuch. Auflage 6, Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim 1994, ISBN 3-8252-1518-0, S. 714

„Modalität ist eine funktional-semantische Kategorie, die ein System darstellt, in welchem Mittel verschiedener Ebenen der Sprache – morphologische, syntaktisch-konstruktive, intonatorische und Wortbildungsmittel – zusammenwirken und zum Ausdruck bringen, ob der in der Äußerung sprachlich ausgedrückte Bewußtseinsinhalt des Sprechenden als mit der Wirklichkeit übereinstimmend bezeichnet wird oder nicht.“

GRAŽINA DROESSINGER: Zum Begriff und zu den Arten der Modalität in der Linguistik., S. 88–89, aus Rüdiger Deth: Die Teilmodalität Possibilität im Russischen und Deutschen. Dissertation, Humboldt Universität Berlin (1986), S. 29

Der Begriff beschreibt mehrere Ebenen aus der Sicht des Sprechers, die Perspektive zum gesprochenen und die Ebene zur Wirklichkeit, die ihren Ausdruck in der geschaffenen sprachlichen Realität findet.

Diese Definition wird durch andere Erklärungen von Modalität relativiert. So kann Modalität auch verstanden werden als, das:

  • Verhältnis der Aussage des Sprechers (Realität) zur Wirklichkeit;[7]
  • Verhältnis des Sprechers zum Satzinhalt;[8]
  • Verhältnis des versprachlichten Sachverhaltes, der Aussage zur Wirklichkeit und das Verhältnis des Sprechers zum Satzinhalt (siehe auch oben).[9]

Grammatisch wird Modalität durch spezielle Ausdrücke markiert (z. B. Modalverben, Satzadverbien, Konjunktivformen etc.), jedoch können auch einfache Sätze im Indikativ unter Umständen eine modale Interpretation erhalten.

Einteilung

Frank Robert Palmer betrachtet die Modalität[10] als eine grammatikalische Kategorie. Eine Kategorie die mit dem Tempus und Aspekt verwandt sei. Während der Tempus und Aspekt auf die zeitliche Einordnung oder den internen zeitlichen Verlauf des Geschehens Bezug nähmen, führte die Modalität den Status der Proposition eines Ereignisses auf.

Er teilt die verschiedenen Arten von Modalität wie folgt ein:[11]

Die beiden Hauptgruppen sind nach F. R. Palmer die Propositional- und Ereignismodalität.

Bei anderen Autoren wird dynamische Modalität z. B. auch als ontische Modalität bezeichnet. Der Terminus deontisch entstammt aus der Logik (vergleiche auch die Terminologie aus der Aussagenlogik und der Modallogik) und wird in der Linguistik für eine Verpflichtung und Erlaubnis verwendet. Deontische Modalität betrifft die Notwendigkeit oder Möglichkeit von Handlungen und Ereignissen, die von moralisch verantwortlichen Handelnden ausgeführt werden.

Es werden je nach wissenschaftliche Arbeit und Autor eine große Anzahl an modalen Kategorien und Subkategorien in der theoretischen Reflexion über die Modalität zu finden sein, z. B. die alethische Modalität, die epistemische Modalität.[13]

Häufige Arten der Modalität

Zwei Strömungen als grundlegende Auffassung über das Wesen der Modalität sind in der Linguistik verzeichenbar[14] die eine Auffassung beschreibt, dass die Aussage eines Sprechers als eine Konstatation seines Befehls, Wunsches (Petitivsatz) oder einer Frage (Interrogativsatz) zu verstehen sei und die andere Auffassung sieht als entscheidend an, ob der Sprecher seine Äußerung im Bezug auf die Wirklichkeit als real (Indikativ) oder als nicht real, hypothetisch (Irrealis oder Konjunktiv) kundtut.[15]

Wörter, die die Modalität kenntlich machen, sind kursiv

Glaube, Vermutung

Ich glaube, dass sie schon da ist. Sie ist wohl schon da. Sie muss einfach schon da sein. Sie wird wohl schon da sein . (konstruiert wie Futur I, mit den Adverbien "wohl" oder "vermutlich", um Glaube oder Vermutung (auch gegenwärtig) auszudrücken.)

Befehl, Bitte

Komm jetzt endlich! Könntest Du vielleicht bitte kommen? Du musst kommen.

Hypothese

Ich hätte mir schon längst ein Auto gekauft, wenn der Ölpreis gefallen wäre.

Fähigkeit

Ich kann heute nicht kommen.

Zitat

Er hat gesagt, er habe die Arbeit schon erledigt.

Modalität und Modus oder Modalität und Modusgebrauch

In der deutschen Sprache zeigt sich ein Verb in unterschiedlichen Aussageweisen, Modus bzw. Modi. Der Modus kennzeichnet die (subjektive) Sichtweise (Modalität) des Sprechers gegenüber seiner Aussage. Man kann im Deutschen zwischen drei Modi unterscheiden den Indikativ (Wirklichkeitsform), Konjunktiv (Möglichkeitsform) und den Imperativ (Befehlsform).[16] Zur Gestaltung der Modalität können zum einen ebendiese zuvor genannten Modi verwendet werden, zum anderen aber beispielsweise auch Modal- und Modalitätsverben,[17] Satzadverbien und Modalpartikeln.[18]

Modalität in europäischen Sprachen

In europäischen Sprachen wird Modalität auch durch spezielle Modalverben (können, müssen, dürfen, mögen, sollen, wollen) sowie den Modus des Verbes (Konjunktiv, Indikativ, Imperativ) ausgedrückt. Modalität ist jedoch semantisch gesehen eine Eigenschaft des ganzen Satzes. Von Adverbien und Modalpartikeln (ja, doch) über die Intonation bis hin zum Satzzeichen besteht eine Vielzahl sprachlicher Phänomene, die alle zur Modalitätsbildung herangezogen werden. Oft ist eine Kombination von über den Satz verteilten Elementen nötig, um eine bestimmte Modalität auszudrücken.

Modalität in der Spanischen Sprache

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Modalität – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Irene Doval Reixa: Die Ausdrucksmittel der Modalität im Deutschen und Spanischen aus kontrastiver Sicht. In: Moenia. (1999), 5, S. 397–412.
  2. Hennig Brinkmann: Die deutsche Sprache: Gestalt und Leistung. 2.Aufl., Schwann, Düsseldorf 1971, S. 371 f.
  3. Paul Gévaudan: Sprachliche Modalität zwischen Illokution und Polyphonie. In: Daniel Jacob, Andreas Kablitz, Bernhard König, Margot Kruse, Joachim Küpper, Christian Schmitt, Wolf-Dieter Stempel (Hrsg.): Romanistisches Jahrbuch. Sonderdruck, Bd. 61, De Gruyter, Berlin 2010, S. 31–66
  4. Rüdiger Deth: Die Teilmodalität Possibilität im Russischen und Deutsche. Dissertationssschrift, Humboldt-Universität, Berlin 1986
  5. Norbert Fries: Online Lexikon Linguistik. Berlin 2006
  6. Frank R. Palmer: Mood and Modality. Third printing. Cambridge University Press, Cambridge 2007, ISBN 978-0-521-80479-0, S. 185. Zitat: (...) „One possible difference that might be suggested is that mood in the European languages is a morphosyntactic category closely integrated with person, number, tense and voice.“ (...)
  7. Viktor V. Vinogradov: O kategorii modal’nosti i modal’nych slovach v russkom jazyke. (1950) In: Viktor V. Vinogradov: Issledovanija po russkoj grammatike. Nauka, Moskva 1975, S. 53–87.
  8. Charles Bally: Syntaxe de la modalité explicite. Cahier F. de Saussure, 2, Genève Cercle Ferdinand de Saussure, (1942), S. 3–13.
  9. Helmut Jachnow, Nina B Meckovskaja, Boris J. Norman, Adam E. Suprun (Hrsg.): Modalität und Modus (Modal’nost’ i naklonenie). Allgemeine Fragen und Realisierung im Slavischen. (= Slavistische Studienbücher. Neue Folge. Band 4). Harrassowitz, Wiesbaden 1994, ISBN 3-447-03532-3, S. 52–89.
  10. Mood and Modality. Cambridge University Press, Cambridge 1986, ISBN 0-521-31930-7.
  11. Frank R. Palmer: Mood and Modality. Cambridge University Press, Cambridge (UK) 2001.
  12. Evidentialität. Norbert Fries, Online Lexikon Linguistik. Berlin 2006 ff.
  13. William Frawley, Erin Eschenroeder, Sarah Mills, Thao Nguyen: The Expression of Modality. (= The expression of cognitive categories. Band 1). Walter de Gruyter, Berlin 2006, ISBN 3-11-018436-2, S. 1 f.
  14. Irene Doval Reixa: Die Ausdrucksmittel der Modalität im Deutschen und Spanischen aus kontrastiver Sicht. In: Moenia. (1999), 5, S. 397.
  15. Zdenek Masarik: Die Ausdrucksmittel der Modalität im Deutschen und Tschechischen aus konfrontativer Sicht. In: Dokumentation und Materialien (Germanistentreffen Bundesrepublik Deutschland — CSFR). Passau 1992, S. 205–217.
  16. Steinbach: Modus Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. S. 1–7.
  17. Mit den Modalitätsverben sein, haben und werden und der Verbindung mit zu plus Infinitiv kann eine Möglichkeit oder Notwendigkeit versprachlicht werden.
  18. Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. Alfred Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0, S. 438.
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