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Wirklichkeit

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Dieser Artikel behandelt den philosophischen Fachbegriff „Wirklichkeit“. Zur allgemeinsprachlichen Bedeutung siehe Realität.

Mit dem Begriff Wirklichkeit wird alles das beschrieben, was der Fall ist.[1] Gegenbegriffe zur Wirklichkeit sind Schein, Traum oder Phantasie. In der Philosophie unterscheidet man nach der Modalität des Seins zwischen Wirklichkeit, der „bloßen“ Möglichkeit, die nicht verwirklicht ist, und der Notwendigkeit. Eine Wirklichkeit, die nicht notwendig ist, ist kontingent, d.h. es wäre auch möglich gewesen, dass diese bestimmte Wirklichkeit so nicht eingetreten wäre. Wirklichkeit umfasst also Kontingentes und Notwendiges. Unmögliches kann niemals wirklich werden.

Begriffsinhalt

Das deutsche Wort Wirklichkeit wurde von Meister Eckhart als Übersetzung von lateinisch actualitas eingeführt. Hierin ist neben der Handlung (actus) auch ein Bezug zur zeitlichen Nähe der Gegenwart enthalten. Der sprachliche Bezug zu Wirken und Werk rückt den Begriff der Wirklichkeit aber eher in die Nähe des aristotelischen Begriffs der energeia, welcher auf ergon für „Werk“ zurückgeht und der in der Scholastik durch actualitas übersetzt wurde.

Von Vielen wird zwischen Wirklichkeit und Realität nicht unterschieden. Es gibt aber auch Begriffsverwendungen, in denen mit dem Begriff „Wirklichkeit“ eine Realität gemeint ist, die auf Dinge eingeschränkt ist, die eine Wirkung haben oder ausüben können, also physikalische Gegenstände (siehe Wechselwirkung). In dieser Unterscheidung sind gedankliche Gegenstände wie Zahlen oder Theorien zwar Bestandteil der Realität, aber nicht der Wirklichkeit. Diese Gegenstände haben dann eine eigene, denkunabhängige Existenz. (siehe Universalienproblem und Platonismus).

Es gibt in der Philosophie aber auch die These, dass alle Gegenstände des Denkens nur gedankliche Konstruktionen sind, weil der Mensch nicht erkennen kann, ob es die Gegenstände überhaupt gibt oder wie diese Gegenstände beschaffen sind. Hierfür kann man die Erkenntnisse der Teilchenphysik anführen mit subatomaren Teilchen als Grundbausteinen der Wirklichkeit, die selbst nicht erkennbar sind, sondern deren Wirkung man nur feststellen kann. Diese Debatte wurde und wird zwischen den philosophischen Strömungen des Realismus und des Idealismus in vielfältigen Varianten über den ganzen Verlauf der Ideengeschichte geführt. Der exakte Gehalt, die Intersubjektivität, die epistemische Zugänglichkeit, Verlässlichkeit und Relativität sowie der metaphysische Wert der Wirklichkeit sind dabei umstritten.

Eine wichtige Rolle in der Diskussion um den Status der Wirklichkeit spielt die Frage, ob und inwieweit die Wirklichkeit vom Stand des menschlichen Wissens abhängt. Dies führte im frühen 20. Jahrhundert zu der wissenschaftstheoretischen Diskussion, ob Aussagen über die Wirklichkeit verifizierbar oder nur falsifizierbar sind und inwieweit wissenschaftliche Aussagen immer theorieabhängig sind. Wenn man dieses unterstellt, sind wahre Aussagen über die Wirklichkeit nicht möglich bzw. hängen immer von den bewussten und unbewussten Prämissen einer Theorie ab.


Für verschiedene Standpunkte jüngeren Datums siehe Wissenschaftlicher Realismus, Physikalismus, Konstruktivismus, Externalismus und Internalismus, Außenwelt oder Sozialer Tatbestand.

Literatur

  • Thorsten Benkel: Signaturen des Realen. Bausteine einer soziologischen Topographie der Wirklichkeit. UVK, Konstanz 2007, ISBN 978-3-86764-021-3
  • Christoph Halbig, Christian Suhm (Hrsg.): Was ist wirklich. Neuere Beiträge zu Realismusdebatten in der Philosophie. Ontos, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-937202-28-5
  • Merkur: Wirklichkeit? Wege in die Realität. Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-608-97073-9
  • Gerhard Roth: Das Gehirn und seine Wirklichkeit. Kognitive Neurobiologie und ihre philosophischen Konsequenzen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997
  • Francisco Varela, Evan Thompson, Eleanor Rosch: Der mittlere Weg der Erkenntnis. Die Beziehung von Ich und Welt in der Kognitionswissenschaft − der Brückenschlag zwischen wissenschaftlicher Theorie und menschlicher Erfahrung. Goldmann, München 1995, ISBN 3-442-12514-6
  • Paul Watzlawick: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wahn, Täuschung, Verstehen. Piper, München/Zürich 1976/ 2005 (4. Auflage)
  • Paul Watzlawick (Hrsg.): Die erfundene Wirklichkeit. Wie wissen wir, was wir zu wissen glauben? Piper, München/Zürich: 1985
  • Marcus Willaschek (Hrsg.): Realismus. Schöningh/UTB, Paderborn 2000, ISBN 3-8252-2143-1

Weblinks

Wiktionary: Wirklichkeit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Quellen

  1. Die Welt ist alles, was der Fall ist. Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus. Reclam, Leipzig 1990, Ziffer 1, S. 9.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Wirklichkeit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.