Lothar Blumhagen

Lothar Blumhagen (* 16. Juli 1927 in Leipzig; † 10. Januar 2023 in Berlin) war ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher.

Leben

Lothar Blumhagen absolvierte seine Schauspielausbildung an der Schule Smolny-Heerdt in Leipzig und besuchte zudem die dortige Hochschule für Musik. Sein Bühnendebüt gab er 1947 ebenfalls in Leipzig – im Literarischen Kabarett Die Rampe. Es folgten Bühnenengagements in Leipzig, Halle und Berlin.

Von 1954 bis 1956 gehörte Blumhagen dem Ensemble des Deutschen Theaters im Ostteil der Stadt an. Während dieser Zeit hatte er auch sein Filmdebüt (Hexen, 1954) und erhielt weitere Filmrollen in Produktionen der DEFA (u. a. Sommerliebe, 1955). 1956 siedelte er in den Westteil der Stadt über, wo er langjährige Engagements am Schlosspark- und Schillertheater fand und auch in der Uraufführung von Peter Weiss’ Verfolgung und Ermordung Jean-Paul Marats mitwirkte. Für seine Verdienste um die Bühne wurde er zudem zum Berliner Staatsschauspieler ernannt.

Neben seiner Bühnentätigkeit war Blumhagen nach seinen DEFA-Engagements nur noch selten in Film- und Fernsehproduktionen zu sehen, u. a. in den semi-dokumentarischen Filmen Zeugin der Zeit – Käthe Kollwitz (1985) und der BRD-DDR-Koproduktion Caspar David Friedrich – Grenzen der Zeit (1986) sowie in Seriengastrollen wie 1990 in einer Episode von Hotel Paradies.

Besondere Bekanntheit hat Lothar Blumhagen durch seine Stimme erlangt. Bereits 1950 begann er als Hörfunksprecher beim Sender Leipzig. Darauf folgten erste Synchronrollen bei der DEFA. Für seine vielgeachtete Synchronisation von Gérard Philipe in Rot und Schwarz erhielt er 1956 zudem den Heinrich-Greif-Preis zweiter Klasse der DDR. In West-Berlin setzte er diese Tätigkeit fort und entwickelte sich zu einem der gefragtesten Synchronsprecher der Bundesrepublik mit Rollen in über 600 Filmen. Seine markante Stimme und seine distinguierte Sprechweise prädestinierten ihn dabei oft für Parts mit selbstironischem britischen Understatement wie für Roger Moore in der Rolle des Lord Brett Sinclair in der deutschen Fassung der Krimiserie Die 2 oder als Higgins (John Hillerman) in der zweiten Synchronfassung der Krimiserie Magnum. In Die Unbestechlichen (1976) synchronisierte er mit Deep Throat eine Hauptfigur, die fast ausschließlich durch ihre Stimme charakterisiert wird.

Zu den prominenten Schauspielkollegen, denen Blumhagen im Laufe der Jahre seine Stimme lieh, zählen u. a. Michael Caine (Das vergessene Tal), John Cleese (Silverado), Gary Cooper (Wirbelwind der Liebe), Tony Curtis (u. a. Hercule Poirot – Tödliche Parties), Kirk Douglas (Kennwort „Schweres Wasser“), Henry Fonda (Zu spät für Helden – Antreten zum Verrecken), Christopher Lee (Der Schädel des Marquis de Sade u. v. a.), Peter O’Toole (Die Bibel), Dennis Price (Adel verpflichtet), Alan Rickman (Galaxy Quest – Planlos durchs Weltall), Andreas Katsulas (Babylon 5), Edward G. Robinson (Ein Mann mit Phantasie) und Kenneth Williams (Die total verrückte Oberschwester und Das total verrückte Irrenhaus). Ab Anfang der 2000er-Jahren war er der Standardsprecher von Christopher Plummer (u.a. in A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn, Knives Out – Mord ist Familiensache und in Plummers oscarprämierten Rolle in Beginners). Noch mit über 90 Jahren war Blumhagen als Synchronsprecher aktiv.

Blumhagen, der Vater und Großvater war, starb im Januar 2023 im Alter von 95 Jahren in einem Berliner Krankenhaus.

Filmografie (Auswahl)

• 1954: Hexen
• 1955: Sommerliebe
• 1956: Friedrich Schiller
• 1964: Das Vergnügen, anständig zu sein
• 1967: Nathan der Weise
• 1968: Unwiederbringlich (Fernsehfilm)
• 1981: Die Erbin
• 1984: Die Schwärmer
• 1984: Vor dem Sturm
• 1985: Zeugin der Zeit – Käthe Kollwitz
• 1986: Caspar David Friedrich – Grenzen der Zeit
• 1990: Hotel Paradies: Wer war der Täter?

Hörspiele

• 1955: Molière: Tartuffe – Regie: Werner Wieland (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
• 1956: William Shakespeare: Hamlet, Prinz von Dänemark (Horatio) – Regie: Martin Flörchinger (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
• 1956: Herbert Burgmüller/Manfred Schäffer: Sein Lied war deutsch (der jüngere Lortzing) – Regie: Hans Busse (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
• 1973: Rodney David Wingfield: Aasgeier – Regie: Otto Düben (Kriminalhörspiel – SDR)
• 1992: Friedrich Gorenstein: Streit um Dostojewski – Regie: Walter Niklaus (Hörspiel – SFB/DS Kultur)
• 2000: Damon Runyon: Butch passt aufs Baby auf (Harry) – Regie: Regine Ahrem (Hörspielreihe: Schwere Jungs und leichte Mädchen, Nr.: 1 – SFB/ORB)

Synchronrollen (Auswahl)

Christopher Lee

• 1965: Der Schädel des Marquis de Sade als Sir Matthew Phillips
• 1969: Im Todesgriff der roten Maske als Dr. J. Neuhart
• 1978: Der Herr der Karawane als Sardar Khan
• 1989: Die Französische Revolution als Henker von Paris
• 1990: Gremlins 2 – Die Rückkehr der kleinen Monster als Dr. Catheter

Christopher Plummer

• 1987: Schlappe Bullen beißen nicht als Reverend Jonathan Whirley
• 1996: Verschwörung der Angst als Joseph Wakeman
• 2001: A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn als Dr. Rosen
• 2004: Alexander als Aristoteles
• 2005: Frau mit Hund sucht … Mann mit Herz als Bill
• 2006: Inside Man als Arthur Case
• 2006: Das Haus am See als Simon Wyler
• 2007: Alexander (Final Cut) als Aristoteles
• 2007: Rache – Vergeltung hat ihren Preis als Dr. Heller
• 2008: The Summit – Todesvirus beim Gipfeltreffen als Präsident P.J. Aimes
• 2009: Das Kabinett des Dr. Parnassus als Dr. Parnassus
• 2009: Ein russischer Sommer als Leo Tolstoi
• 2009: Der Schatz der Dinosaurier als Hump Hinton
• 2010: Beginners als Hal
• 2011: Verblendung als Henrik Vanger
• 2013: Muhammad Alis größter Kampf als John Harlan
• 2014: Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück als Professor Coreman
• 2015: Der Auftrag – Für einen letzten Coup ist es nie zu spät! als Joseph Cutter
• 2015: Remember – Vergiss nicht, dich zu erinnern als Zev Gutman
• 2015: Mr. Collins’ zweiter Frühling als Frank Grubman
• 2018: Alles Geld der Welt als J. Paul Getty
• 2020: Knives Out – Mord ist Familiensache als Harlan Thrombrey

David Warner

• 1995: Die Mächte des Wahnsinns als Dr. Wrenn
• 1997: Titanic als Spicer Loveoy
• 1999: Wing Commander als Adm. Geoffrey Tolwyn
• 2000: Am Anfang als Eliezer

Erland Josephson

• 1973: Szenen einer Ehe als Johan
• 1975: Monismanien als Lehrer
• 1975: Von Angesicht zu Angesicht als Dr. Tomas Jacobi
• 1978: Eins und Eins als Onkel Dan
• 1991: Prosperos Bücher als Gonzalo
• 2003: Sarabande als Johan

Franco Ressel

• 1963: Blutige Seide als Marquis Richard Morell
• 1967: Mit Django kam der Tod als Kommandant
• 1972: Die Schatzinsel als Sgt. Dance

James Cromwell

• 1999: The Green Mile als Gefängnisdirektor Hal Moores
• 2012: Cowgirls and Angels: Ein himmlisches Pferdeabenteuer als Terence Parker

James Rebhorn

• 1997: The Game als Jim Feingold/ Lionel Fisher
• 2002: Pluto Nash – Im Kampf gegen die Mondmafia als Belcher
• 2003: A Bright Shining Lie – Die Hölle Vietnams als Botschafter
• 2004: The Last Shot – Die letzte Klappe als Abe White
• 2011: Real Steel als Marvin
• 2012: Das wundersame Leben von Timothy Green als Joseph Crudstaff

Jean-Claude Brialy

• 1964: Ich war eine männliche Sexbombe als Der Prinz
• 1968: Caroline Chérie (Schön wie die Sünde) als Boimussy
• 1974: Das Gespenst der Freiheit als Monsieur Foucauld
• 1983: Das Auge als Voragine
• 1987: Maschenka als Kolin

Jean-Pierre Cassel

• 1990: Vincent & Theo als Dr. Paul Gachet
• 2003: Sense für den Boss als Faucheur

John Wood

• 1971: Schlachthof 5 als Englischer Offizier
• 1985: Der Tag des Falken als Bischof von Aquila
• 1993: Shadowlands – Ein Geschenk des Augenblicks als Christopher Riley
• 1999: Ein perfekter Ehemann als Lord Caversham

Robert Vaughn

• 2001: Pootie Tang als Dick Lecter
• 2002: Silent Justice – Selbstjustiz als Richter Mancini

Roger Moore

• 1971: Die Zwei
• 1980: Vier Asse hauen auf die Pauke als Harry Lindon
• 1981: Auf dem Highway ist die Hölle los als Seymour Goldfarb, Jr.
• 1989: Ein Mann jagt sich selbst als Harold Pelham
• 1990: Bullseye – Volltreffer! als Garald Bradley-Smith/ Sir John Bevistock
• 1994: Der Mann, der niemals starb als Thomas Grace/ Inspector Fulbright
• 2011: Eine Prinzessin zu Weihnachten als Edward Duke of Castlebury

Tony Curtis

• 1981: Gefangene Liebe als Flanagan
• 1983: Die Himmelsmaschine als Parsifal Katzenellenbogen
• 1986: Tödliche Parties als Charles Cartwright
• 1993: Mumie – Tal des Todes als Aziru/ Dr. Mohassid
• 1993: Nackt in New York als Carl Fisher
• 1994: Perry Mason – McKenzie und die toten Gouverneure als Johnny Steele

Filme

• 1944: Haben und Nichthaben – Aldo Nadi als Renards Leibwächter
• 1946: Ein eleganter Gauner – George Sanders als Eugéne François Vidocq
• 1948: Die Frau im Hermelin – Reginald Gardiner als Alberto
• 1950: Robin Hoods Vergeltung – Lowell Gilmore als Graf von Flandern
• 1954: Der wahnsinnige Zauberkünstler – John Emery als Der Große Rinaldi
• 1957: Heiße Erde – Stephen Boyd als Euan Templeton
• 1958: Die nackte Maja – Enzo Fiermonte als Navarra
• 1959: Munter und lebendig – Stanley Holloway als Mr. MacDonagh
• 1959: Ben–Hur – Terence Longdon als Drusus
• 1960: Ist ja irre – unser Torpedo kommt zurück – Eric Barker als Captain David Foster
• 1960: Tarzan, der Gewaltige – Charles Tingwell als Conway
• 1961: China–Story – Weaver Levy als Ho San
• 1962: Botschafter der Angst – Henry Silva als Chunjin
• 1963: Der Wachsblumenstrauß – Kevin Stoney als Dr. Maxwell
• 1964: Die Wendeltreppe – Kent Smith als Dr. Parry
• 1964: Mörder ahoi! – Francis Matthews als Leutnant Compton
• 1966: Ein Mann wird gejagt – Robert Duvall als Edwin Stewart
• 1969: Engel – Herbert Marshall als Frederick Barker
• 1973: Die merkwürdige Zähmung der Gangsterbraut Sugarpuss (auch Wirbelwind der Liebe) – Gary Cooper als Prof. Bertram Potts
• 1976: Salon Kitty – John Steiner als Biondo
• 1976: Die Unbestechlichen – Hal Holbrook als Deep Throat
• 1977: Das Urteil des Richters – Robert Culp als Mann
• 1979: Saint Jack – James Villiers als Frogget
• 1980: Leben und Sterben des Colonel Blimp – Robert Harris als Botschafts–Sekretär
• 1980: Der kleine Lord – Eric Porter als Mr. Havisham
• 1982: Talon im Kampf gegen das Imperium – Richard Lynch als Titus Cromwell
• 1984: Immer Ärger mit Harry – Dwight Marfield als Dr. Greenbow
• 1984: Unter dem Vulkan – James Villiers als Brit
• 1987: Ein unzertrennliches Gespann als Nachtportier
• 1988: Vision der Dunkelheit – Richard Lynch als Harris
• 1991: Dinner um acht – Edmund Lowe als Dr. Talbot
• 1991: Der Mordprozess O’Hara – Eduardo Ciannelli als Sol „Knuckles“ Lanzetta
• 1992: Herz am Scheideweg – Adolphe Menjou als Willard Brockton
• 1992: Liebling, du hast dich verändert – Edmund Lowe als Duke Sheldon
• 1992: Die Stunde der Patrioten – James Fox als Lord William Holmes
• 1992: Das Lied vom dünnen Mann – Warner Anderson als Dr. Monolaw
• 1993: Mrs. Doubtfire – Das stachelige Kindermädchen – James Cranna als Ron
• 1993: Jurassic Park – Richard Kiley als Jurassic Park Tour Stimme
• 1996: Schule des Verbrechens – Charles Trowbridge als Richter Clinton
• 1996: Die Teufelsinsel – Pedro de Cordoba als Advokat Marcal
• 1997: Three Sailors and a Girl – Alex Gerry als Ira Gershwin
• 1998: Der Geheime Garten – Herbert Marshall als Archibald Craven
• 2000: Erin Brockovich – LeRoy A. Simmons als Richter LeRoy A. Simmons
• 2004: In 80 Tagen um die Welt – Jim Broadbent als Lord Kelvin
• 2006: Der rosarote Panther – Henri Garcin als Präsident
• 2017: Planet der Affen: Survival – Steve Zahn als Bad Ape
• 2018: Die dunkelste Stunde – Nicholas Jones als Sir John Simon

Serien

• 1972: Dan Oakland – Richard Anderson als Chief George Untermeyer
• 1972: Die 2 – Roger Moore als Lord Brett Sinclair
• 1985–1988: Hotel – Robert Culp als Paul Fitzgerald
• 1995–1998: Babylon 5 – Andreas Katsulas als G’Kar
• 1997: Inspector Barnaby, Episode „Requiem für einen Mörder“: Bernard Hepton als Harold Winstanley
• 2007: Desperate Housewives – Paxton Whitehead als Graham Hainsworth
• 2009: Carnivàle – Patrick Bauchau als Professor Lodz
• 2009: Prison Break – David Clennon als Senator Conrad Dallow
• 2016: Victoria – Peter Bowles als Herzog von Wellington

Literatur

• Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 82.

Weblinks

• Lothar Blumhagen in der Internet Movie Database (englisch)Vorlage:IMDb/Wartung/Verschiedene Kenner in Wikipedia und WikidataVorlage:IMDb/Wartung/Wikidata-Bezeichnung vom Seitennamen verschiedenVorlage:IMDb/Wartung/Beschreibung ist zu lang
• Lothar Blumhagen bei filmportal.de
• Lothar Blumhagen in der Deutschen Synchronkartei (mit Hörprobe)