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Livische Sprache

Aus Jewiki
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Livisch (līvõ kēļ)

Gesprochen in

Lettland
Sprecher ca. 15
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von -
Sprachcodes
ISO 639-1:

-

ISO 639-2:

fiu (andere finnisch-ugr. Sprachen)

ISO 639-3:

liv

Livisch (līvõ kēļ, auch rāndakēļ) wird vom Volk der Liven in der lettischen Provinz Kurland (lett. Kurzeme) gesprochen, also auf der Halbinsel, die die Rigaer Bucht von der Ostsee abtrennt. Früher wurde es, wie der Name vermuten lässt, auch in Livland gesprochen; dort ist es aber schon seit Längerem ausgestorben.

Allgemeine Beschreibung

Livisch gehört zu den finno-ugrischen Sprachen und hat die typischen Eigenschaften dieser Sprachfamilie, so z. B. ein ausgeprägtes Kasussystem. Am ehesten ist es mit dem Estnischen verwandt, von dem es etwa 800 Lehnwörter übernommen hat.[1] Es hat allerdings während der langen Isolation unter einer lettischsprachigen Bevölkerung auch etwa 2000 Lehnwörter und weitere Elemente des Lettischen übernommen. Etwa 200 Lehnwörter stammen auch aus dem Deutschen, so zum Beispiel Berufsbezeichnungen wie Dišler (dt. Tischler), Slakter (dt. Schlachter) und Aptēkõr (dt. Apotheker) sowie Begriffe aus Handel und Handwerk wie z.B. tsukkõr (dt. Zucker) und dreibenk (dt. Drehbank).[2]

Alphabet

Die livische Sprache zählt 45 Grapheme[3]:

a A, ā Ā, ä Ä, ǟ Ǟ, b B, d D, ḑ Ḑ, e E, ē Ē, f F, g G, h H, i I, ī Ī, j J, k K, l L, ļ Ļ, m M, n N, ņ Ņ, o O, ō Ō, ȯ Ȯ, ȱ Ȱ, (ö Ö), (ȫ Ȫ), õ Õ, ȭ Ȭ, p P, r R, ŗ Ŗ, s S, š Š, t T, ț Ț, u U, ū Ū, v V, (y Y), (ȳ Ȳ), z Z, ž Ž

Die in Klammern aufgeführten Grapheme werden dabei nur für eine korrekte Darstellung von Eigennamen verwendet. Aufgrund der technischen Anforderungen gestaltet sich die Darstellung der aufgeführten Grapheme auf Schreibmaschinen und Computern schwierig. Es ist daher auch auf Online-Publikationen zu treffen, bei denen etwa <ķ> als <k'> dargestellt wird. Während das Cedille jedoch über die lettische Tastatur abgerufen werden kann, treten Schwierigkeiten vor allem bei den Graphemen mit zwei diakritischen Zeichen (Trema und Makron) auf. So wird das Makron des langen Vokals <ǟ> hierbei auch durch einen Unterstrich ersetzt und als <ä> dargestellt.

Laut Michael Everson[4] sind die Buchstaben »ḑ Ḑ ļ Ļ ņ Ņ ŗ Ŗ ț Ț« mit Komma unterhalb (nicht mit Cedille oder gar Ogonek) zu schreiben. Die Unicode-Namen der Buchstaben »ḑ Ḑ ļ Ļ ņ Ņ ŗ Ŗ« enthalten den Zusatz WITH CEDILLA, obwohl sie in den Code-Tabellen mit Komma unterhalb abgebildet sind. Lediglich beim T unterscheidet Unicode explizit die beiden Diakritika Cedille und Komma unterhalb.

Phonetik

Phonetische Besonderheiten

Wie die anderen finno-ugrischen Sprachen weist auch das Livische eine nahezu durchgehende Betonung auf der ersten Silbe des Wortes auf. Charakteristisch sind auch die Quantitätsdistinktionen, welche sowohl bei Vokalen als auch bei Konsonanten auftreten. Die Dauer ist hierbei sowohl morphologisch als auch semantisch distinktiv.

Die Darstellung der phonetischen Besonderheiten der heutigen livischen Sprache wird dadurch erschwert, dass die ausführlichsten Untersuchungen auf diesem Gebiet bereits vor dem Zweiten Weltkrieg durchgeführt wurden. Seit dieser Zeit hat sich die livische Sprache aufgrund von Ereignissen wie dem Zweiten Weltkrieg, der Sowjetokkupation Lettlands und der damit verbundenen Flucht und Rückkehr von Liven stark verändert.

Suprasegmentales

Intonation

Der Hauptakzent livischer Wörter liegt nahezu ausschließlich auf der ersten Silbe eines Wortes. Es kann beim Auftreten halblanger Vokale dazu kommen, dass ein Nebenakzent auftritt. Dabei kann dieser jedoch nur auf die zweite oder vierte Silbe fallen.

Der Satzakzent wird durch die Redeabsicht bestimmt und kann zur Hervorhebung der Intention variiert werden.

Melodisierung

Das Livische kennt drei grundlegende Intonationsmuster (innerhalb einer Silbe):

  • gedehnte Intonation
  • fallende Intonation
  • gestoßene Intonation

Die gedehnte Intonation zeichnet sich dadurch aus, dass der Ton zum Silbenende hin ansteigt und dann wiederum leicht sinkt. Kettunen charakterisiert diese Intonation auch als leicht interrogativ oder progredient, wobei letztere Realisierung vorwiegend im Wortinnern auftritt. Ähnlich wie in Phonetiken zur lettischen Sprache wird die Dehnung auch im Livischen durch eine Tilde dargestellt. Beispiel:

uõla (dt. „Ei“)[Anm. 1]
sīlma (dt. „Auge“); hier jedoch als überlanger Vokal ohne Tilde dargestellt

Die fallende Intonation setzt mit einem stärkeren Ton ein, wobei dieser dann abschwächt. Charakteristisch ist hier ein gleichmäßiges Steigen mit anschließend gleichmäßigem Fallen, wobei beide Phasen als gleich lang beschrieben sind. Phonetisch wird diese Intonation durch einen Gravis dargestellt. Beispiel:

strèbt (dt. „schlürfen“)

Vermutlich durch lettische Einflüsse ist die Stoßintonation entstanden. Hierbei steigt ein Ton stark an, es kommt zum Stoß mit einem abrupten Fall des Tons. Die Länge zerfällt dabei in zwei Teile. Die Stoßintonation wird phonetisch durch ein Zirkumflex dargestellt. Beispiel:

rîts (dt. „Morgen“)

In Bezug auf die Satzintonation kennt das Livische:

  • interrogativ
  • progredient
  • terminal

Diese Muster entsprechen weitgehend der deutschen Intonation. Bisher wenig thematisierte Unterschiede bestehen jedoch im Melodieverlauf einer sprachlichen Handlung.

Koartikulation

Die livische Sprache ist geprägt durch eine regressive Assimilation, weist jedoch auch Fälle von progressiver und doppelseitiger Assimilation auf. Es ist dabei jedoch anzumerken, dass die Assimilationsvorgänge zumeist auch im Schriftbild Beachtung finden. Die livische Schriftsprache, vor allem deren Orthographie, war zu keiner Zeit wirklich fest und ist somit durch eine phonetische Schreibung geprägt. Die Assimilationsvorgänge lassen sich vor allem auf eine diachrone Betrachtung zurückführen, in der eine potentielle Ursprache aus Grundlage dient.

Die regressive Assimilation lässt sich vor allem in Bezug auf die Stimmhaftigkeit beobachten: Aus ursprünglichen Lenis-Lauten wurden Fortis-Laute. Diese Assimilation tritt auf, wenn auf einen stimmhaften Konsonanten ein stimmloser Konsonant folgt:

juoptõ (dt. „betränken“): aus dem Graphem <b> wurde <p>

Die progressive Assimilation tritt unter anderem in Fällen auf, bei denen auf einen Fortis-Laut ein Lenis-Laut folgt und letzterer folglich zu einem Fortis-Laut wird:

sōpkõd (dt. „Stiefel“): <k> war hier ursprünglich <g>

Ferner trat diese Form der Assimilierung auch bei Konsonantenverbindungen wie <lv> und <lj> auf, wobei erstere zu einem langen L-Laut [lː] wurde und letztere zu einem langen, palatalisierten L-Laut [lʼ].

Bei der doppelseitigen Assimilation beeinflusste die stimmhafte Konsonantenumgebung die Stimmhaftigkeit des eingeschlossenen Fortis-Lautes. <k, p, t> wurden in entsprechenden Fällen zu <g, b, d>.

Ferner zeichnet sich das Livische durch das Auftreten der Auslautentstimmlichung auf. In Betrachtungen zur Phonetik wird dieses Phänomen in Bezug auf das Livische mit einem kleingedruckten Großbuchstaben (z. B. sōpkõd (Stiefel): sōpkõD) dargestellt.

Segmentales

Vokale

Monophthonge

Das Livische zählt acht Monophthonge, welche in jeweils vier Quantitätsstufen, von denen jedoch nur drei einen distinktiven Charakter haben, auftreten können:

  • überkurz (durch einen hochgestellten Vokal dargestellt)
  • kurz (durch einen einfachen Vokal dargestellt): mägud (Berge)
  • halblang (durch ein Gravis dargestellt): mìez (Mann)
  • überlang (durch das auch graphematischen abgebildete Makron dargestellt): jālga (Bein)

Im Gegensatz zum Finnischen weist das Livische keine Vokalharmonie auf und gleicht in diesem Punkt der estnischen Sprache. Eine Besonderheit stellt der graphematisch <õ> dargestellte Laut [ɤ] dar, welche zwar im Estnischen vertreten ist, in den anderen finno-ugrischen Sprachen jedoch nicht auftaucht.

vorne zentral hinten
geschlossen i ɤ u
halboffen e ɵ o
offen æ a

Diphthonge

Verglichen mit dem Deutschen ist das Livische reich an Diphthongen. Im Vergleich mit anderen finno-ugrischen Sprachen ist Livisch mit zwölf Diphthongen jedoch relativ arm belegt. Die livischen Diphthonge entsprechen lautlich ihrer schriftlichen Umsetzung, weisen also keine Unterschiede wie im Deutschen auf (vgl. dt.: <eu> = [ɔ̯ɪ] wie in Europa).

Konsonanten

Die livische Sprache zählt 23 Konsonanten, welche folgenden distinktiven Merkmalen unterliegen:

Konsonanten des Livischen ohne Quantitätstufen (in IPA-Lautschrift)
  bilabial labio-
dental
alveolar alveolar
palatalisiert
post-
alveolar
palatal velar glottal
Plosive p b   t d     k g  
Nasale m   n   (ŋ)    
Vibranten     r        
Frikative   f v s z   ʃ ʒ     h
Approximanten           j    
Laterale     l        

Im Gegensatz zu den deutschen Äquivalenten werden die livischen Fortis-Plosive nicht aspiriert. Das Graphem <s> wird grundsätzlich stimmlos artikuliert. Eine weitere grundlegende Unterscheidung zum deutschen Konsonantismus liegt in der Palatalisierung. In dieser Form können jedoch nur /d, l, n, r, t/ auftreten. Die Palatalität wird graphematisch durch Cédille und phonetisch durch ein Apostroph dargestellt:

ud'a (Stange zum Abstoßen der Boote auf Seen)
suol' (Darm)

Es gilt auch zu beachten, dass es im Livischen kein uvulares [h] gibt. Auch der stattdessen auftretende Zwischenlaut, welcher im Bereich zwischen den deutschen Lauten [x] (Ach-Laut) und [ç] (Ich-Laut) anzusiedeln ist, tritt praktisch nicht auf. Er ist im Entwicklungsprozess der Sprache verschwunden oder sowohl graphematisch als auch phonetisch durch <j> und <v> ersetzt worden. Beispiel:

reja (Rechen) (vgl. estn.: reha)

Während die Quantität der Vokale im Schriftbild beispielsweise durch a und ā dargestellt wird und die Länge hierbei durch ein diakritisches Zeichen markiert wird, stehen bei auf konsonantischer Seite Doppelkonsonanten für eine höhere Quantität. Dieses Merkmal trifft jedoch nicht auf Konsonanten am Wortauslaut zu.

Status

Je nach Erhebungsmethode sprechen heute noch etwa fünf bis zwanzig Liven ihre Sprache als Muttersprache. Livisch ist also aktuell hochgradig vom Aussterben bedroht. Die Verbreitung der Sprache beschränkt sich auf zwölf Dörfer an der lettischen Nordküste der Landkreise Ventspils und Talsi. Die westlich von Mazirbe (livisch: Īra) gelegenen Dörfer weisen hierbei einen Dialekt auf, welcher dem Altlivischen am nächsten steht, die Dörfer östlich von Īra einen von der Ausgangssprache stärker abweichenden Dialekt. Īra selbst zeichnet sich durch eine Mischform beider Dialekte aus. Durch die Entwicklungen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ist jedoch ein Verschmelzen der Dialekte zu beobachten. Bereits seit dem 19. Jahrhundert ist der Dialekt des Salis-Livischen (auch Livland-Livisch) ausgestorben.

Die Liven sind inzwischen alle lettischsprachig. Dennoch sind sie in Lettland offiziell als nationale Minderheit anerkannt (Eintragung im Pass, die auf die livische Nationalität des Bürgers hinweist).

An der Universität Riga wird seit 2005 von Valts Ernštreits Livisch gelehrt. Er gab auch eine Sammlung mit Gedichten in livischer Sprache heraus sowie ein Lettisch-Livisch-Englisches Wörterbuch. Bereits seit 1939 gibt es ein Livisch-Deutsches Wörterbuch.

Geschichte der livischen Sprache

Eine Übersetzung des Matthäusevangeliums in die livische Sprache aus dem Jahr 1865.

Dass es im Livischen - wie auch im Wepsischen - keinen Stufenwechsel und keine Vokalharmonie gibt, könnte möglicherweise ein Hinweis darauf sein, dass die Liven am Rand des ostseefinnischen Sprachraumes lebten und sich relativ früh als eigenständiger Stamm von den sprachverwandten Stämmen trennten.[5]

Noch im 19. Jahrhundert sprachen schätzungsweise 2.000 Menschen Livisch. Verschiedene geschichtliche Ereignisse haben fast zum völligen Aussterben der am nächsten mit dem Estnischen verwandten Sprache geführt:

  • Die Liven siedelten ursprünglich fast im gesamten heutigen Lettland westlich und nördlich der Düna und im südlichen Estland bis hin zum Peipussee und der Mündung der Pärnau.[6] Daher sind die lettischen Namen vieler Orte - z.B. Jelgava und Talsi, vieler Flüsse (z.B. Gauja) und Seen (z.B. Usma-See und Valguma-See), die außerhalb des heutigen livischen Sprachgebietes liegen, livischen Ursprungs. Die Liven waren im 10. - 11. Jahrhundert dem russischen Fürsten von Polozk tributpflichtig, zu dieser Zeit wurden sie erstmals urkundlich erwähnt. Die Sprache unterschied sich damals kaum vom Südestnischen.
  • Widerstand gegen die Einfälle der Deutschen, die die Liven etwa ab 1180 christianisierten: Um das Jahr 1200 erobern der Deutsche Orden und der ihm unterstellte Livonische Orden (Schwertbrüderorden) Livland. Deutsche Ritter erhielten Grundbesitz in Livland und wurden dort sesshaft. Seit dieser Zeit wurden immer mehr deutsche Lehnwörter in die Livische Sprache aufgenommen. Es folgten Auseinandersetzungen zwischen dem Bischof von Riga und den Orden. Die ältesten schriftlichen Zeugnisse der Livischen Sprache - größtenteils Eigennamen - findet man in lateinischen Urkunden aus dem 13. und 14. Jahrhundert.[7]
  • Livland zählte im 13. Jahrhundert um die 30.000 Livischsprecher (Schätzung Vääri, 1966).
  • 1522: Einführung der Reformation. Das erste Buch auf Livisch, eine lutherische Messe, wurde 1525 in Deutschland gedruckt und später konfisziert, so dass es nicht erhalten ist. Die lutherische Kirche bediente sich von Anfang an jedoch der lettischen Sprache, nicht der livischen. Zahlreiche lettische Begriffe aus dem Bereich Religion, Kirche usw. wurden in der Folgezeit ins Livische übernommen. Um diese Zeit könnten auch der für eine ostseefinnische Sprache sehr untypische Dativ auf -n und die heute noch gebräuchlichen lettischen Vorsilben aiz- und iz- sowie die Nachsilben -ig, -om und ib- aus dem Lettischen ins Livische übernommen worden sein.
  • 1557: Russische Invasion; Auflösung des verbliebenen Deutschordensstaates
  • 1558 – 1583: Livländischer Krieg des Russischen Zarenreiches gegen Schweden, Dänemark und Polen-Litauen
  • 1721: Frieden von Nystad. Livland wird eine der drei Ostseeprovinzen (Estland, Livland, Kurland) des zaristischen Russlands. Ab dieser Zeit wurden auch verschiedene russische Ausdrücke als Lehnwörter ins Livische übernommen, z.B. wurde aus dem russischen Wort ulica (Straße) das livische uliki.
  • 1795: Dritte Teilung Polens. Kurland wird Provinz des zaristischen Russlands.
  • 1846 fand der Sprachwissenschaftler Andreas Johan Sjögren in der Provinz Livland nur noch 22 livischsprachige Menschen. Sie lebten an der Mündung des Flusses Salaca unweit der heutigen estnisch-lettischen Grenze.[8] Er schrieb eine "Livische Grammatik nebst Sprachform" und ein "Livisch-deutsches und deutsch-livisches Wörterbuch" - beides erschien 1861 - und entwickelte als erster eine Orthographie der Livischen Sprache. Da die Liven an der Küste Kurlands relativ isoliert von den Letten lebten und ausgeprägte Kontakte zur estnischen Bevölkerung der Insel Saaremaa unterhielten, konnte sich die livische Sprache dort länger halten. Das älteste erhaltene livische Buch wurde 1863 gedruckt, wobei man sich der von Sjögren entwickelten Orthographie bediente. 1888 zählte man 2 929 Liven.
  • 1918: Gründung Lettlands. 1925 gab eine Statistik der lettischen Regierung die Zahl der Liven mit 1 238 an. Neuere Blütezeit des Livischen. Etwa 50 verschiedene Bücher - kirchliche Gesangbücher, Kalender u.a. - wurden auf Livisch herausgegeben. Die hektographierte Zeitschrift Līvli, deren Orthographie sich am ostlivischen Dialekt orientierte, erschien von 1931 bis 1939, und die Zahl der Liven in Kurland wurde 1938 auf 800 - 1 000 geschätzt.[9]
  • Zweiter Weltkrieg und Sowjetunion: Marginalisierung des Livischen.

Siehe auch

Min izāmō – die Nationalhymne der Liven.

Literatur

  • Lauri Kettunen: Untersuchungen über die livische Sprache. Eesti Vabariigi Tartu Ülikooli Toimetused. Bd. 8,3. Tartu 1925.
  • Lauri Kettunen: Livisches Wörterbuch mit grammatischer Einleitung. Lexica Societatis Fenno-Ugricae. Bd. 5. Helsinki 1938.
  • Johanna Laakso: Rückläufiges Wörterbuch des Livischen, anhand des Livischen Wörterbuches von Lauri Kettunen. Lexica Societatis Fenno-Ugricae. Bd. 5,2. Suomalais-ugrilainen seura, Helsinki 1988. ISBN 951-9403-20-5
  • Oskar Loorits: Volkslieder der Liven. Gelehrte estnische Gesellschaft. Bd. 28. Mattiesen, Tartu 1936.
  • Lauri Posti: Grundzüge der livischen Lautgeschichte. Helsinki 1942.
  • Fanny de Sivers: Parlons live. Editions l’Harmattan, Paris 2001. ISBN 2-7475-1337-8
  • Anders Johan Sjögren: Livisches Wörterbuch. Livische Grammatik. Gesammelte Schriften Bd. 2. Hrsg.: F. J. Wiedemann. Imperatorskaja Akademija Nauk. Eggers, St. Petersburg 1861, 1868, Zentralantiquariat, Leipzig 1969 (Nachdr.).
  • Tor Tveite: The Case of the Object in Livonian. A Corpus Based Study. Castrenianumin toimitteita, Helsinki 2004. ISBN 952-5150-73-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gyula Décsy: Einführung in die finnisch-ugrische Sprachwissenschaft, S. 82. Wiesbaden 1965
  2. Fanny de Sivers: Parlons live, S. 106. Paris 2001
  3. http://www.eraksti.lv/R013.php?gid=86 Lettisch-Livisch-Englisch Sprachführer (PDF)
  4. http://www.evertype.com/alphabets/livonian.pdf The Alphabets of Europe, Version 3.0 (mit Verweis auf weitere Quellen)
  5. Arvo Laanest: Einführung in die ostseefinnischen Sprachen, S. 35. Hamburg 1982
  6. Gyula Décsy: Einführung in die finnisch-ugrische Sprachwissenschaft, S. 75. Wiesbaden 1965
  7. Gyula Décsy: Einführung in die finnisch-ugrische Sprachwissenschaft, S. 78. Wiesbaden 1965
  8. Gyula Décsy: Einführung in die finnisch-ugrische Sprachwissenschaft, S. 77. Wiesbaden 1965
  9. Gyula Décsy: Einführung in die finnisch-ugrische Sprachwissenschaft, S. 79. Wiesbaden 1965

Anmerkungen

  1. Diese Darstellung, in der die Tilde zur lautlichen Präzisierung dient, darf nicht mit der graphematischen Darstellung <õ> verwechselt werden. Bei der phonetischen Darstellung handelt es sich um den Laut [o], bei der graphematischen um den Laut [ɤ].
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