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Joachim Fuchsberger

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Joachim Fuchsberger (Romy 2008 in Wien)

Joachim „Blacky“ Fuchsberger (* 11. März 1927 in Zuffenhausen (heute zu Stuttgart); † 11. September 2014 in Grünwald bei München) war ein deutscher Schauspieler und Entertainer.

In einem Zeitraum von rund 60 Jahren trat der Schauspieler in über 80 Filmen und Fernsehserien auf. Berühmt wurde er unter anderem durch seine Auftritte in der Edgar-Wallace-Filmreihe aus den 1960er Jahren, in der er häufig einen Inspektor von Scotland Yard verkörperte. Zudem war er mit Sendungen wie Auf Los geht’s los und Heut’ abend als Showmaster erfolgreich. Für sein Lebenswerk wurde er mit der Goldenen Kamera, dem Deutschen Fernsehpreis und einem Bambi ausgezeichnet.

Leben

Jugend

Joachim Fuchsbergers Vater Wilhelm war gelernter Schriftsetzer und als Linotype-Vertreter der Mergenthaler Setzmaschinenfabrik in Berlin tätig. Er wuchs in Heidelberg und Düsseldorf mit zwei jüngeren Brüdern auf und besuchte nach verschiedenen Volksschulen auch Realschule und Gymnasium. Als Kind war Fuchsberger Mitglied der Hitlerjugend.[1] Bei Kriegsbeginn war er zwölf Jahre alt; noch als Schüler wurde er zum Reichsarbeitsdienst verpflichtet, er machte nie einen Schulabschluss.[1]

Gegen Kriegsende wurde Fuchsberger an der Springerschule in Wittstock zum Fallschirmjäger ausgebildet. Wegen seiner Kenntnisse in Judo (Fuchsberger war Träger des 1. Dan) wurde der damals 16-Jährige bereits nach einem halben Jahr zum Nahkampfausbilder ernannt. Er wurde an der Ostfront eingesetzt, kam in Stralsund ins Lazarett und geriet zunächst in sowjetische, anschließend in US-amerikanische und zuletzt in britische Kriegsgefangenschaft. Er wurde mit dem Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet.

Der Spitzname „Blacky“ stammt aus dieser Zeit. Sein Einsatzname war damals „Jackie“, was eine französisch sprechende Freundin versehentlich Blacky ausgesprochen hatte. Fuchsberger sagte 2007 in einem Interview, dass er unabhängig von der ersten Version denselben Namen während seiner Zeit beim Bayerischen Rundfunk erhielt, als er als Ersatzsprecher eine Sendung in angetrunkenem Zustand moderiert und der Programmdirektor ihn danach ermahnt habe, vor den Sendungen keine Blackies (Black & White-Whisky) zu trinken.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg arbeitete Fuchsberger 1946 zunächst etwa vier Monate lang unter Tage auf der Zeche König Ludwig in Recklinghausen. Auf diese Weise konnte er aus der britischen Gefangenschaft in Schleswig-Holstein heraus- und seiner Familie in Düsseldorf näherkommen. Danach arbeitete er als Monteur von Satz- und Druckmaschinen im väterlichen Betrieb und schließlich als Mitarbeiter in der chemigrafischen Abteilung eines Verlags in Düsseldorf. 1949 wurde er Werbeleiter der Deutschen Bauausstellung in Nürnberg. Von 1950 bis 1952 war er Hörfunksprecher beim Sender München und Wochenschau-Sprecher. Er betätigte sich auch als Textdichter.

1951 heiratete er die Schlagersängerin Gitta Lind. Nach zweieinhalb Jahren ließ er sich von ihr scheiden und heiratete 1954 die Schauspielerin Gundula Korte, Tochter von Robert Kothe. Die beiden sollen sich in den Räumlichkeiten des Bayerischen Rundfunks kennengelernt haben, bei dem Korte als Funktechnikerin arbeitete.

Schauspielerische Karriere

Nach unbedeutenden Nebenrollen begann 1954 Fuchsbergers Filmkarriere als Hauptdarsteller in dem Dreiteiler 08/15. Seine Darstellung des schlauen Gefreiten Asch, der es schließlich bis zum Leutnant der Wehrmacht bringt, machte ihn über Nacht populär.

Danach sah man ihn noch mehrfach als Uniformträger in Kriegsfilmen wie Die grünen Teufel von Monte Cassino oder als Liebhaber in zeittypischen Heimatfilmen. In den 1960er Jahren wurde er als Inspektor in mehreren Edgar-Wallace-Filmen und anderen Krimis zu einem allbekannten Kinostar. Er erwies sich in dieser Zeit als Idealbesetzung für unerschrockene Verbrecherjäger und vertrauenswürdige Beschützer verfolgter Frauen. In den Edgar-Wallace-Filmen spielte er in Der Frosch mit der Maske (1959) den jungen Hobbydetektiv Richard Gordon, in Die Bande des Schreckens (1960) Chefinspektor Long, in Die toten Augen von London (1961) Inspektor Larry Holt, in Das Geheimnis der gelben Narzissen (1961) Versicherungsagent Jack Tarling, in Die seltsame Gräfin (1961) Inspektor Mike Dorn, in Das Gasthaus an der Themse (1962) Inspektor Wade von der Flusspolizei, in Der Fluch der gelben Schlange (1962/1963) den reichen Clifford Lynne, in Der schwarze Abt (1963) den Gutsverwalter Dick Alford, in Zimmer 13 (1963/1964) Ermittler Johnny Gray, in Der Hexer (1964), Der Mönch mit der Peitsche (1967) und Im Banne des Unheimlichen (1968) jeweils Inspektor Higgins sowie in Das Geheimnis der grünen Stecknadel (1971) Inspektor Barth.

1961 spielte er neben Heinz Klevenow den Archie Goodwin in dem fünfteiligen Fernsehfilm Zu viele Köche. 2007 wirkte er in der Edgar-Wallace-Parodie Neues vom Wixxer mit.[2]

Bei Filmen, die im englischsprachigen Ausland vertrieben wurden, wurde er im Abspann häufig „Joachim Berger“ genannt.

Bis zu seinem Tod spielte Fuchsberger regelmäßig Theater, unter anderem mit seinem Kollegen Ralf Bauer.

Vom Schauspieler zum Moderator

Bei den Olympischen Spielen 1972 in München war Fuchsberger während der Eröffnungs- und Abschlusszeremonie im Olympiastadion Stadionsprecher. Bei der Schlussfeier am 11. September 1972, einige Tage nach dem Olympia-Attentat auf die israelische Mannschaft, meldete man ihm, dass möglicherweise ein Terroranschlag mit einem auf das Olympiastadion zufliegenden Passagierflugzeug bevorstehe. Die Organisatoren überließen ihm die Entscheidung über die Evakuierung des Olympiastadions. Fuchsberger entschied sich, die Zuschauer über den Vorfall, der sich später als unzutreffend herausstellte, nicht zu informieren, da er eine Massenpanik befürchtete.

Im Jahr 1978 wurde Fuchsberger bei einer Fernsehshow im Rahmen einer Zirkusnummer von einem Schimpansen gebissen. Er erkrankte daraufhin an Hepatitis B und verbrachte vier Monate auf der Isolierstation eines Krankenhauses, worauf er, wie er später berichtete, „durch ein tiefes Tal der Depressionen“ ging. Er überstand die Krankheit ohne bleibende Gesundheitsschäden.

Fuchsberger moderierte mehrere Fernsehshows (u. a. Auf Los geht’s los) und die ARD-Talkshow Heut’ abend (1980 bis 1991), in der er 300-mal jeweils einen prominenten Zeitgenossen zu seinem Leben befragte. Er konnte sich mit der Zeit leisten, Angebote für Schauspielrollen und Sendungen abzulehnen, und er kritisierte die wachsende Oberflächlichkeit und den Qualitätsverfall im Fernsehen. Ab den 1970er Jahren spielte er bis 2007 in keinem Film mehr mit. Er äußerte diesbezüglich: „Je älter ich werde, desto intoleranter werde ich.“

Fuchsberger verkraftete allerdings auch nicht die zunehmende Kritik an seiner Sendung Auf Los geht’s los. Er verteidigte unter anderem Erich von Däniken und die damals 15-jährige Désirée Nosbusch, die beide in seiner Show zu Gast waren, gegen Kritik der Zuschauer („Ich lasse keinen meiner Gäste beleidigen!“). Nach teilweise heftiger Kritik an seiner Moderation zog er sich Ende der 1980er Jahre vorübergehend ins australische Hobart zurück, wo er seit 1983 einen weiteren Wohnsitz hatte.

1990 übernahm er eine weitere Fernsehshow. Nach dem Tod von Robert Lembke im Jahr 1989 wurde der Sendeplatz von Was bin ich? frei. Diese Lücke füllte Fuchsberger mit seinem Quiz Ja oder Nein, in dem vier Prominente die Geheimnisse der Gäste erraten mussten. Von 1988 bis 2003 drehte Fuchsberger für den Bayerischen Rundfunk 20 Filme im Rahmen der auf ihn zugeschnittenen Reportagereihe Terra Australis, in denen er Menschen und Landschaften seiner Wahlheimat porträtierte.

Weitere Tätigkeiten

Fuchsberger hatte auch als Schlagertexter große Erfolge: Blumen für die Dame, das er für seine erste Frau Gitta Lind schrieb; Was ich dir sagen will, Der große Abschied, Schau es schneit sowie Dann kann es sein, dass ein Mann auch einmal weint von Udo Jürgens gesungen. Außerdem schrieb er den Text für das Vereinslied der Stuttgarter Kickers und für Lieder von Howard Carpendale und Jürgen Marcus.

Ende der 1960er Jahre gründete Fuchsberger mit einem Partner zusammen ein Immobilienunternehmen, das jedoch binnen kurzer Zeit pleite ging. Mit 42 Jahren hatte er sein gesamtes Vermögen verloren, musste seine Villa verkaufen und saß auf einem Berg Schulden, die unter anderem aus den Regressforderungen geschädigter Kunden erwuchsen. Mit Hilfe seiner Frau Gundula, die damals die Prozesse für ihn führte, dem Beistand von Freunden und unermüdlicher Arbeit beglich er seine Schulden und gründete eine neue Existenz.

Er wurde 1984 erster deutscher Botschafter für die UNICEF. Am 13. November 2006 erhielt er für diese Tätigkeit in München die Bayerische Staatsmedaille für Soziale Dienste.[2] 2011 wurde er zum Ehrenbotschafter des Kinderhilfswerks ernannt.[3]

Fuchsberger war seit 2009 Mitglied des Kuratoriums der FIFA Frauen-WM 2011 und neben OK-Präsidentin Steffi Jones Schirmherr des Volunteer-Programmes zur FIFA Frauen-WM 2011.[4]

Privates

Fuchsberger wurde bis zu seinem Tod von seiner Frau Gundula, die für ihn als Managerin und Produzentin tätig war, unterstützt. Auch sein Sohn Thomas (1957–2010), Komponist und Musikproduzent, unterstützte ihn bei der Produktion zahlreicher Fernsehreportagen. Am 14. Oktober 2010 ertrank Thomas Fuchsberger nach einem Zuckerschock im Mühlbach von Kulmbach.[5]

Schon während seiner Zeit als Soldat war Fuchsberger aus der Kirche ausgetreten und seitdem Agnostiker.[6][7]

Im Jahr 2003 erlitt Fuchsberger auf der Bühne einen leichten Schlaganfall. Damals hatte er bereits drei Herzoperationen hinter sich. Am 4. Juni 2013 erlitt er seinen zweiten Schlaganfall. Er starb am 11. September 2014 im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Grünwald bei München.[8]

Trivia

Eine große Leidenschaft entwickelte Fuchsberger für die Insel Tasmanien, auf der er viel Zeit verbrachte. 1999 wurde er vom tasmanischen Premierminister für seine Verdienste zum „Ehrenbotschafter für Tourismus“ ernannt.[9]

In der juristischen Lehre ist ein Fall nach Fuchsberger benannt, der sogenannte „Fuchsberger-Fall“. Dieser behandelte eine Klage Fuchsbergers gegen einen Optiker, der ein Bild von ihm ohne seine Einwilligung zu Werbezwecken verwendet hatte (BGH, Urteil vom 14. April 1992 – VI ZR 285/91).[10]

Auszeichnungen

Filmografie

Fernsehshows

Theaterstücke

  • 2002: Der Priestermacher (Mass Appeal) von Bill C. Davis – mit Ralf Bauer, Regie: Helmuth Fuschl

Werke

Bücher
Hörbücher
  • Altwerden ist nichts für Feiglinge. Hörbuch. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2011, ISBN 978-3-579-07634-8.

Literatur

  • Klaus Ernst (KKM): Die Auferstehung des Joachim Fuchsberger und ein Streifzug durch das kaiserliche Österreich. In: Menschen und Medien. Zeitschrift für Kultur- und Kommunikationspsychologie. Berlin 2002, menschenundmedien.net.

Weblinks

 Commons: Joachim Fuchsberger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Vgl. Setzen, Sechs! – Schulgeschichten aus Deutschland (1/3). Verlorene Kindheit. Dokumentarfilm von Dora Heinze im Auftrag des SWR. Deutsche Erstausstrahlung am 8. Dezember 2005
  2. 2,0 2,1 Joachim Fuchsberger Biografie bei Who’s who
  3. “Blacky” Fuchsberger zum Unicef-Ehrenbotschafter ernannt, Hamburger Abendblatt vom 4. Februar 2011
  4. Anstoß für “Volunteers 2011”, dfb.de vom 23. Oktober 2009
  5. “Blacky” Fuchsberger trauert um Sohn, sueddeutsche.de vom 15. Oktober 2010
  6. Von Till Hofmann am 19. Februar 2011: Joachim Fuchsberger: Auf der Zielgeraden Der Schauspieler Joachim Fuchsberger über den Tod seines Sohnes und das Leben als Hindernisrennen in der Augsbuger Allgemeine
  7. Joachim Fuchsberger: „Ich glaube an sehr vieles: Ich bin ein Agnostiker.“ in der ARD-Sendung Maischberger vom 18. Januar 2011: Altwerden macht Spaß? Alles Lüge! 49. Minute, auf mediathek.daserste.de
  8. TV-Legende: Joachim Fuchsberger ist tot. Spiegel Online, abgerufen am 11. September 2014.
  9. Fuchsberger Biografie bei Steffi-line.de
  10. „Fuchsberger-Fall“
  11. Joachim “Blacky” Fuchsberger – Jahrgang 1927 (Memento vom 22. März 2009 im Internet Archive) in der Reihe Kriegskinder
  12. Geh mach dein Fensterl auf (1953) bei imdb.com
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