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Hyman Minsky

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Hyman Minsky

Hyman Minsky (Hyman Philip Minsky; geb. 23. September 1919 in Chicago; gest. 24. Oktober 1996 in Rhinebeck, N.Y.) war ein US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler. Er gilt als Postkeynesianer.[1]

Leben und Werk

Minskys Eltern waren aus Weißrussland in die USA eingewanderte aktive Gewerkschafter. Minsky, der als Kind die Weltwirtschaftskrise miterlebte, studierte an der Harvard University bei Joseph Schumpeter [2] und war später Professor für Ökonomik an der Washington University in St. Louis. Wesentlich geprägt wurde er durch die Theorien von John Maynard Keynes, über den er ein Buch verfasste.

Seine Thesen von der plötzlichen Krise trotz boomender Wirtschaft blieben lange Zeit unbeachtet, erlebten aber bei der Bankenkrise 2007 eine überraschende Bestätigung. Die Begriffe „Minsky-Paradoxon“[3], „Minsky-Moment“, „Minsky-Kollaps“ oder „Minsky-Meltdown“ wurden geboren.[4][5][6] Darüber hinaus war Minsky an der Entwicklung der postkeynesianischen Theorie der Inflation beteiligt[7].

In Minskys Krisentheorie, die auch Charles P. Kindleberger beeinflusste, betreiben die Investoren zu Beginn eines Zyklus zunächst eine abgesicherte Finanzierung; die Einnahmen, die den Investitionen folgen, reichen aus, um die Kredite zurückzuzahlen. Erweist sich das Wirtschaftswachstum als stabil, erscheint eine spekulative Finanzierung rentabel. Die Einnahmen reichen jetzt nur noch aus, um die Zinsen der aufgenommenen Kredite zu bedienen; die Kredite selbst dagegen werden durch neu aufgenommene Kredite ersetzt. Schließlich gehen die Investoren zu einem Schneeballsystem über, einem „Ponzi scheme“ (benannt nach Charles Ponzi). Nun werden sogar zur Finanzierung der Zinslast Kredite aufgenommen, da die Investoren immer noch darauf vertrauen, dass ganz zum Schluss die Einnahmen aus der Investition ausreichen, um allen aufgelaufenen Verpflichtungen genügen zu können. Insgesamt wird die Wirtschaft immer labiler, bis es zu einem Platzen der Spekulationsblase und dem Ausbruch einer Finanzkrise kommt.[8]

Minsky vertrat die Auffassung, dass die Finanzierungsprozesse einer kapitalistischen Ökonomie endogene destabilisierende Kräfte entwickeln. Er hielt die Finanzinstitutionen des Kapitalismus für „von sich aus ruinös“. Deshalb riet er dazu, zu akzeptieren, dass das Gebiet effizienter und wünschenswerter freier Märkte begrenzt ist.[9]

Minskys Thesen stehen im Widerspruch zur klassischen bzw. neoklassischen Lehre, nach der die Märkte von selbst zu einem Gleichgewicht tendieren.[10]

Veröffentlichungen

  • John Maynard Keynes. 1975
  • Can „It“ Happen Again? Essays on instability and finance. 1982
  • Stabilizing an Unstable Economy. 1986
  • The Financial Instability Hypothesis. In: Philip Arestis & Malcolm Sawyer (Hrsg.): Handbook of Radical Political Economy. 1993 (PDF)
  • Business Cycles in Capitalist Economies. In: MIJCF, Jobs & Capital. Vol. 3, Sommer 1994 (Internet Archive)
  • Die Hypothese der finanziellen Instabilität: Kapitalistische Prozesse und das Verhalten der Wirtschaft. In: Joseph Vogl (Hrsg.): Hyman P. Minsky: Instabilität und Kapitalismus. Aus dem Englischen von Michaela Grabinger, diaphanes, Zürich/Berlin 2011, ISBN 978-3-03734-144-5
  • Finanzielle Instabilität: Die Ökonomie der Katastrophe. In: Joseph Vogl (Hrsg.): Hyman P. Minsky: Instabilität und Kapitalismus. Aus dem Englischen von Florian Oppermann, diaphanes, Zürich/Berlin 2011, ISBN 978-3-03734-144-5

Literatur

Aktuelle Krisenanalysen auf der Grundlage von Minskys Theorien
  • Bernhard Emunds: Die Krise der globalen Finanzwirtschaft – eine Analyse und sozialethische Einschätzung. In: Ethik und Gesellschaft. 2/2009 (PDF; 185 KB)
  • Günther Grunert: Droht eine Horror-Inflation? In: Politik unterrichten. 2/2009, S. 32–42 (PDF; 412 KB)

Weblinks

Fußnoten

  1. Schnyder, a.a.O. S. 5
  2. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Finanzkrise: Das magische Minsky-Moment. 18. September 2007
  3. Schnyder, a.a.O. Abschn. 2.6
  4. Nouriel Roubini: Are We at The Peak of a Minsky Credit Cycle? 30. Juli 2007
  5. Die Presse: Wirtschaftswissenschaft: Warum die Kreditblase platzen musste. 20. August 2007
  6. 3sat: Der Minsky-Moment. 20. März 2009
  7. Wray, a.a.O.
  8. Gerald Braunberger: Keynes für jedermann. Die Renaissance des Krisenökonomen. FAZ-Verlag, 2009, S. 222-230.
  9. Joseph Vogl: Das Gespenst des Kapitals. Diaphanes, Zürich 2010, S. 162.
  10. Willi Semmler: Finanzkrise: Warum Amerikas Grippe so ansteckend ist. In: Spiegel Online. 24. September 2007
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hyman Minsky aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.