Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Hugo Brainin

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hugo Brainin (geboren 19. Oktober 1924 in Wien[1]) ist ein österreichischer Schlosser, Überlebender und Zeitzeuge des Holocaust.

Leben

Hugo Brainin verlor seinen Vater im Alter von sechs Jahren und seine Mutter im Jänner 1938. Er hatte einen älteren Bruder, Norbert, geboren 1923. Seine Familie war im Rohfellhandel engagiert und während der Annexion Österreichs befanden sich zwei Onkel in Großbritannien. Die Brüder hörten die Rede Schuschniggs im Radio und es war danach allen Familienmitgliedern klar, dass sie emigrieren mussten. Als die Brüder rudern gehen wollten, wurde ihnen das verwehrt, weil sie Juden waren. In der sogenannten Reichskristallnacht befanden sich die Brüder im Pazmanitentempel im zweiten Bezirk, denn es war bei den Juden üblich, dass die männlichen Nachkommen ein Jahr lang täglich in der Synagoge das Totengebet sprechen. Dies taten die Brüder für ihre verstorbene Mutter.[2]

„Am 9. November 1938 sind vorne etliche Radaubrüder und Horden hereingekommen und haben das Haus angezündet. Mein Bruder und ich sind hinten raus und nach Hause gelaufen, unbehelligt. Das ist ein Schlüsselerlebnis gewesen für uns.“

Hugo Brainin: 1938/2018 - Zeitzeuge: "Wo man hingeschaut hat, waren bei uns Nazis"

Es gelang den Onkeln, die zwei Tanten und insgesamt sieben Kinder der Familie nach England zu holen, wo sie nach einer Schiffsreise am 24. Dezember 1938 einlangten. Darunter waren auch die beiden Brüder. In Großbritannien wurde Hugo Brainin als Flüchtling anerkannt und arbeitete als Schlosser und technischer Zeichner. „Wenn damals solche Einwanderungsgesetze geherrscht hätten wie jetzt bei uns, würden wir hier nicht sitzen. Dann wäre ich höchstwahrscheinlich wie die meisten anderen in einem Ofen gelandet, in Auschwitz oder sonstwo.“[2]

1946 kam er nach Wien zurück, um „den Sozialismus aufzubauen“. Sein Bruder Norbert blieb in London und gründete das Amadeus-Quartett.[1] Er lernte seine spätere Frau kennen, Lotte Sontag, geboren 1920 in Wien als Tochter zweier ukrainischer Flüchtlinge, Jetty und Maurici Sontag. Lotte Sontag hatte Widerstand gegen die Nazis geleistet, war 1943 in Belgien verraten und verhaftet worden und wurde von der Gestapo massiv gefoltert. Sie war nach Auschwitz und später ins KZ Ravensbrück verschleppt worden und überlebte nur knapp.[3]

Hugo und Lotte gründeten eine Familie. Sie hatten zwei Töchter, Elisabeth und Marianne. Beide arbeiten heute mit psychisch kranken und traumatisierten Menschen. Hugo Brainin arbeitete für österreichische Ingenieursfirmen und reiste berufsbedingt regelmäßig nach Teheran und Bagdad. In seiner Freizeit war er gemeinsam mit seiner Frau als Zeitzeuge in Schulen unterwegs. Am 11. März 2018 trat er im Rahmen einer Ö1-Matinee im Burgtheater auf und erzählte von den Tagen im März 1938.[3]

Brainin sieht sich selbst als „orthodoxen Atheisten mit jüdischen Wurzeln“.[2]

Zitat

„Wissen Sie, wenn ich nicht lachen würd', müsst' ich verzweifeln!“

Hugo Brainin: Im Gespräch mit Renata Schmidtkunz

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hugo Brainin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.