Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Erich Müller (Formgestalter)

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Erich Müller (* 7. Mai 1907 in Havelberg; † 20. Januar 1992 in Neuzelle) war ein deutscher Formgestalter. Zu seinen bekanntesten Produkten zählt die in der DDR weit verbreitete Geschirrserie Rationell, die Müller zusammen mit Margarete Jahny gestaltete.

Leben

Müller wuchs in seiner Geburtsstadt Havelberg auf, bis seine Familie 1921 nach Fürstenberg umzog. Hier war Müller Mitglied der Wandervogel-Bewegung sowie der Jugendorganisation der SPD. Von 1921 bis 1924 absolvierte er eine Ausbildung zum Glasmaler in einer Fürstenberger Glashütte und lernte in diesen Jahren seine spätere Frau Marie kennen. In den 1930er Jahren lebte die Familie in Neuzelle. Nach einem Umzug nach Penzig arbeitete Müller als Flachglasmaler für den Glaskünstler Richard Süßmuth.[1][2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Müller nach Fürstenberg zurück. Er nahm eine Anstellung in einer Glashütte an, wo er das sogenannte Siedlergeschirr entwarf, das zu seinem ersten bekannten Produkt avancierte. 1957 wechselte Müller an das Deutsche Amt für Material- und Warenprüfung (ab 1972 Amt für industrielle Formgestaltung) nach Berlin. Hier arbeitete er mit der Keramikerin Margarete Jahny zusammen. 1964 entwarfen Jahny und Müller die Pressglasserie „Europa“, eine stapelbare Geschirrserie, die im VEB Glaswerk Schwepnitz hergestellt wurde. Im Jahr 1969 erschien die Geschirrserie „Rationell“, die unter der Bezeichnung Mitropa-Geschirr in der gesamten DDR verbreitet wurde. Anfang der 1970er Jahre entwickelte Müller die Wirte-Gläser, die sich in der Gastronomie des Landes durchsetzen konnten.[1][3]

Bis 1975 hatte Müller zudem einen Lehrauftrag an der Kunsthochschule Halle im Bereich Glasgestaltung inne. Nach seiner Pensionierung zog er mit seiner Frau, mit der er vier gemeinsame Kinder hatte, zurück nach Neuzelle.[2]

Bekannte Produkte

Siedlergeschirr

Für das Fürstenberger Glaswerk entwarf Müller nach dem Zweiten Weltkrieg das sogenannte Siedlergeschirr. Es bestand hauptsächlich aus schlicht gestalteten Tellern und Schüsseln. Zielgruppe des Pressglasgeschirrs waren hauptsächlich Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches, für die Alltagsgegenstände wie Geschirr hauptsächlich funktionell sein musste. Durch die Nachkriegsumstände in Produktion und Rohstoffversorgung auftretende Glasmängel, etwa Luftblasen oder Unreinheiten, arbeitete Müller in das Design des Geschirrs mit ein. Die Bezeichnung „Siedler“geschirr rührt daher, dass der Ausdruck „Vertriebene“ in der Sowjetischen Besatzungszone nicht verwendet wurde.[1][4]

Geschirrserie Rationell

Rationell-Kännchen

Im Jahr 1969 entwarf Müller mit Margarete Jahny das Hotelgeschirr Rationell im Auftrag der Hotelkette Interhotel. Hauptaugenmerk bei der Entwicklung lag auf Funktionalität und Robustheit. Die Geschirrserie, die zunächst im VEB Colditzer Porzellanwerk gefertigt wurde, verbreitete sich in der gesamten Gastronomie der DDR. Durch die Verwendung in der MITROPA bekam die Serie im Volksmund die Bezeichnung Mitropa-Geschirr. Eine Besonderheit war der von Müller entworfene Deckel des Kaffeekännchens, der auch bei starkem Ankippen des Kännchens nicht von ihm abfiel.[5]

Wirtegläser

0,25 l Wirteglas

Als letzte gemeinsame Entwicklung präsentierten Müller und Jahny zu Beginn der 1970er Jahre die als Wirtegläser bekannt gewordene Gläserserie. Die hauptsächlich für die Gastronomie entwickelten Gläser waren schlicht gestaltet und stapelbar. Die Produktion übernahm der VEB Lausitzer Glas in Weißwasser, die Gläser fanden vor allem in Gaststätten, Kulturhäusern und Clubs in der DDR Verwendung. Das Design der Wirtegläser wurde in den 1980er Jahren für die Gläserserie Superfest verwendet und erfuhr dadurch erneut eine landesweite Verbreitung.[1][6]

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Thomas Klatt: Prediger der Nützlichkeit – der Glasdesigner Erich Müller. Märkische Oderzeitung, 25. Mai 2020, abgerufen am 26. Januar 2022.
  2. 2,0 2,1 Katharina Häckl: Wie ein Havelberger das bekannte Mitropa-Geschirr entwarf. MDR Kultur, 19. Januar 2022, abgerufen am 26. Januar 2022.
  3. Thomas Klatt: Sachlich und schön. Märkische Oderzeitung, 19. April 2019, abgerufen am 26. Januar 2022.
  4. Grüne Pressglasschale. Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR, abgerufen am 26. Januar 2022.
  5. Kaffeekanne RATIONELL ohne Dekor. Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR, abgerufen am 26. Januar 2022.
  6. Superfest Wirtegläser. Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR, abgerufen am 26. Januar 2022.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Erich Müller (Formgestalter) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.