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Boris Pahor

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Boris Pahor (2015)

Boris Pahor (* 26. August 1913 in Triest, Österreich-Ungarn; † 30. Mai 2022 in Triest, Italienische Republik) war ein italienischer Schriftsteller slowenischer Sprache sowie KZ-Überlebender. Er galt als einer der wichtigsten slowenischsprachigen Schriftsteller seiner Generation.

Leben

Nach dem Anschluss Triests an Italien 1918 musste der zur slowenischen Minderheit gehörende Pahor 1920 mit ansehen, wie die Faschisten das slowenische Kulturhaus (Narodni Dom) anzündeten. Nach dem Besuch der slowenischen Grundschule war ihm der Gebrauch der Muttersprache unter Mussolini verboten. Er besuchte das Gymnasium in Koper und das Priesterseminar in Görz, wo er zwei Jahre Theologie studierte. 1940 wurde er eingezogen und in der italienischen Kolonie Libyen eingesetzt. In Italien arbeitete er daraufhin als Dolmetscher für gefangene jugoslawische Offiziere in Bogliaco am Gardasee. Nach dem Putsch gegen Mussolini kehrte er 1943 nach Triest zurück, um sich der Befreiungsbewegung anzuschließen; am 21. Januar 1944 wurde er aber von der Domobrancen-Miliz verhaftet und kurz darauf in das KZ Dachau gebracht. Bis Kriegsende durchlebte er noch das KZ Natzweiler-Struthof, das KZ Mittelbau-Dora und das KZ Bergen-Belsen. Er verarbeitete in Novellen die KZ-Traumata, aus denen 1967 sein preisgekrönter Roman „Nekropolis“ entstand (Übersetzungen ins Deutsche, Italienische, Französische, Englische, Katalanische und Esperanto).[1]

Nach seiner Freilassung studierte er in Padua, wo er mit einer Arbeit über den slowenischen Dichter Edvard Kocbek promoviert wurde. Von 1953 bis 1975 unterrichtete er an einem Gymnasium in Triest. 1955 veröffentlichte er den Roman „Villa am See“ und „Die Stadt in der Bucht“ („Mesto v zalivu“), 1956 „Nomaden ohne Oase“ („Nomadi brez oaze“). 1975 publizierte er den Roman „In der Dunkelheit“ („Zatemnitev“), 1978 den autobiographischen Roman „Kampf mit dem Frühling“ („Spopad s pomladjo“); zuerst 1958 unter dem Titel „Jenseits der Hölle sind Menschen“ („Onkraj pekla so ljudje“, deutsch 1997), der sich mit den KZ-Erlebnissen auseinandersetzte, und 1984 „V labirintu“ („Im Labyrinth“) sowie die literaturhistorischen Studien „Srečko Kosovel“ (Pordenone 1993) und „Letteratura slovena del Litorale. Vademecum. Kosovel a Trieste e altri scritti“, Triest 2004. Über viele Jahre war er Herausgeber der Zeitschrift „Zaliv“ („Die Bucht“). 2004 begann der Kitab-Verlag in Klagenfurt mit der systematischen Herausgabe seines Werks in deutscher Übersetzung.

Novellen wurden auch ins Ungarische und Serbokroatische übersetzt. 1984 erschienen seine Briefe von 1940 bis 1980 an Edvard Kocbek. 2001 erhielt er den Preis der SWR-Bestenliste. Seine reflektierende Erzählweise wird in einem Atem mit Primo Levi, Jorge Semprún und Imre Kertész genannt. Pahor gilt als einer der international bekanntesten Vertreter der kritischen slowenischen Gegenwartsliteratur.[2]

Boris Pahor (2010)

Seit 2009 war Pahor ordentliches Mitglied der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Er lebte in dem Triester Vorort Prosecco.[3]

Im August 2021 feierte er seinen 108. Geburtstag.[4] Am 30. Mai 2022 starb er in Triest.

Werke

In deutscher Übersetzung erschienen:

Literatur

  • Wilhelm Baum: Triestiner Wirklichkeiten. Über den Triestiner Schriftsteller Boris Pahor. In: Bücherschau 183, 2009, S. 12–16.[2]
  • Wilhelm Baum: Boris Pahor. Ein slowenischer Schriftsteller in Triest. In: Podium, Heft 155/156, 2010, S. 170–183.

Weblinks

 Wikisource: Boris Pahor – Quellen und Volltexte (Slowenisch)
 Commons: Boris Pahor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Stadt der Winde und die Helden des Widerstands. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Dezember 2010, Seite 24.
  2. 2,0 2,1 Boris Pahor. In: kitab-Verlag.com. 20. Oktober 2008, archiviert vom Original am 15. Oktober 2014; abgerufen am 30. Mai 2022.
  3. Boris Pahor: Schreiben in Triest, also an der Bruchlinie: Ein Anwalt slowenischer Kultur und ein Aufklärer in politischen Dingen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. August 2013, Seite 32.
  4. Entertainment: Boris Pahor, Geburtstag am 26. August (10 Bilder). In: Imago-images.de. Abgerufen am 30. Mai 2022.
    Foto. (jpg; 35 kB) In: rtvcdn.si. 26. August 2021, abgerufen am 30. Mai 2022.
    Vse najboljše za 108. rojstni dan, Boris Pahor. In: rtvslo.si. 30. August 2021, abgerufen am 30. Mai 2022 (slovenščina).
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Boris Pahor aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.