Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Bernard Cornfeld

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Bernie Cornfeld

Bernard („Bernie“) Cornfeld (geb. 17. August 1927 in Istanbul, Türkei; gest. 27. Februar 1995 in London, Vereinigtes Königreich) war ein rumänisch-US-amerikanischer Unternehmer, der beschuldigt wurde, betrügerische Investments in US-Anlagefonds verkauft zu haben.

Herkunft und Jugend

Cornfelds Vater war Rumäne, seine Mutter Russin. Die jüdische Familie lebte in Istanbul, wo der Vater als Schauspieler arbeitete. 1931 emigrierten sie in die Vereinigten Staaten und ließen sich in Brooklyn nieder. Zwei Jahre später starb der Vater. Cornfeld versuchte früh, in verschiedenen Berufen ein Zubrot zu verdienen und arbeitete nach der Schule als Obstverkäufer oder lieferte Waren aus. Als der Vater eines Schulfreundes starb, gründeten die beiden von 3.000 US-Dollar Versicherungssumme aus der Sterbekasse einen Stand als „Alters- und Gewichtsschätzer“ in einem Vergnügungspark auf Coney Island. Dort zeigte sich Cornfelds Verkaufsbegabung früh, der diese Geschäftsidee zum Erfolg machte, obwohl er stotterte.

Während des Zweiten Weltkriegs diente er in der US-amerikanischen Marine. Nach Kriegsende besuchte er das Brooklyn College, das er mit einem Diplom in Psychologie beendete, um anschließend an der New York School of Social Work an der Columbia University zu studieren, wo er mit einem MA abschloss.

Karriere und Skandal

Cornfeld arbeitete zunächst als Sozialarbeiter, wechselte aber bald zu der Investmentgesellschaft IPC-Fonds von Walter Benedick, um sein Verkaufstalent einzusetzen. 1955 verließ er New York und gründete in Paris mit einigen wenigen hundert Dollar Ersparnissen eine eigene Gesellschaft für offene Wertpapier-Investmentfonds. Indem er zunächst überwiegend Geschäfte mit Amerikanern machte, die in Europa stationiert waren, konnte Cornfeld geschickt amerikanische und europäische Steuerbestimmungen umgehen. Cornfeld bemerkte schnell, dass er erheblich mehr Geld verdienen könne, wenn er nicht nur Fondsanteile verkaufte, sondern selbst eine eigene Fondsverwaltungsgesellschaft betrieb.

So schuf er im folgenden Jahrzehnt eine eigene Fondsgesellschaft, die Investors Overseas Services (IOS), die ab 1960 als Aktiengesellschaft, IOS Ltd., mit Sitz in Panama agierte. Er stellte 25.000 Vertreter ein, die seine 18 Anlagefonds im Telefonverkauf und Haustürgeschäft in Europa, besonders in Deutschland, an Kleinanleger verkauften. Eine bevorzugte Zielgruppe waren US-Auswanderer und -Soldaten, die amerikanische Einkommensteuern umgehen wollten. Cornfeld nannte das „Peoples Capitalism“ (Volkskapitalismus).

In den nächsten zehn Jahren wuchs IOS und kontrollierte etwa 2,5 Mrd. Dollar. Durch ein undurchsichtiges Geflecht von weiteren Fonds, in die insbesondere der „Fund of Funds“ investierte, verschwand ein erheblicher Teil des Anlagevermögens. Es gelang Cornfeld auch, Prominente für die Unterstützung seiner „Geschäftsidee“ zu gewinnen. In Deutschland spielte dabei der Politiker Erich Mende eine unrühmliche Rolle. Als eine Periode der Börsenschwäche eintrat und Kunden ihre Anteile verkauften, brach das System zusammen.

Eine Gruppe von 300 IOS-Angestellten erstattete 1969 in der Schweiz Strafanzeige, da die IOS-Führung sie dazu ermuntert hatte, IOS-Aktien zu erwerben, was viele Mitarbeiter aus den unteren und mittleren Unternehmensebenen, oftmals mit geliehenem Geld, taten. Als Cornfeld kurz danach Genf besuchte, wurde er verhaftet und musste elf Monate Untersuchungshaft ableisten, bevor er gegen eine Kaution von 600.000 Dollar auf freien Fuß gesetzt wurde. Cornfeld beteuerte immer seine Unschuld und beschuldigte sein Management. Der Prozess gegen ihn fand 1979 statt, dauerte drei Wochen und endete mit einem Freispruch.

Privatleben

Cornfeld, der für seine aufwändige Lebensführung mit verschwenderischen Partys bekannt war und den Ruf eines Playboys genoss, besaß eine Villa in Genf, ein Schloss aus dem 12. Jahrhundert im französischen Burgund, ein Haus in Belgravia, London und ein Herrenhaus in Hollywood und eine eigene Flotte von Privatflugzeugen. Es werden ihm Affären mit Victoria Principal, Prinzessin Ira von Fürstenberg, Alana Hamilton (die zunächst mit George Hamilton und später mit Rod Stewart verheiratet war) oder Heidi Fleiss nachgesagt.

In Beverly Hills erwarb Cornfeld das 1909 erbaute und einstmals von Douglas Fairbanks bewohnte „Grayhall Mansion“. Dort empfing er gute Bekannte wie Victor Lownes, Tony Curtis und Hugh Hefner, bei dem er sich wiederum auf den Playboy-Partys sehen ließ.

1976 heiratete er das Fotomodell Loraine, die ihm eine Tochter – Jessica Cornfeld – gebar, doch die Ehe zerbrach bald.

In seinen letzten Jahren war er Vorsitzender einer Landentwicklungsgesellschaft in Arizona und betrieb eine Immobilienfirma in Los Angeles, was ihm ein bescheidenes Einkommen erbrachte. Nach den Aussagen seiner Tochter, die am 29. Juni 2003 in der britischen Sonntagszeitung The Mail on Sunday einen Artikel unter dem Titel My father, the playboy who could never get enough lovers („Mein Vater, der Playboy, der nie genug Geliebte haben konnte“) veröffentlichte, unterhielt er bis zu seinem Tod mit Heidi Fleiss eine enge Beziehung.

Bernie Cornfeld starb an den Folgen einer Gehirnblutung.

Literatur

  • Bert Cantor: The Bernie Cornfield Story. Lyle Stuart, 1970
  • Giorgio Pellizzi mit Mali & Werner: Bernie, der Milliardenflipper. Ein tragischer Comic aus der Hochfinanz. Rotbuch-Verlag, Berlin 1974, ISBN 3-88022-128-6
  • Charles Raw, Bruce Page & Godfrey Hodgson: Do You Sincerely Want to Be Rich? The Full Story of Bernard Cornfeld and IOS. Viking Press, 1971; Broadway Books, 2005, ISBN 0-7679-2006-6

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Bernard Cornfeld aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.